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MILLENARISMUS

Während das Wort “Millenium”einfach eintausend Jahre bedeutet, wird das Millenium normalerweise als eine tausendjährige Zeitspanne verstanden, in der Christus auf der Erde herrschen wird. Von Anfang an erwarteten Heilige der Letzten Tage die Rückkehr Christi und bemühten sich, die Welt für sein Kommen vorzubereiten. Die Bibel erwähnt die tausendjährige Zeitspanne nur in Offenbarung 20:2-7. Viele Interpreten glauben jedoch, dass mehrere alttestamentarische Prophezeiungen diese Zeit beschreiben, darunter auch Jesajas Vision über das Lamm und den Löwen, die zusammen liegen (Jes 11). „Millenarismus“ beschreibt den Glauben an und die Studien über das Millenium – wie nahe es ist und wie das Leben dann sein wird.

Es ist keine Überraschung, dass Christen immer wieder unterschiedliche Meinungen über dieses Thema hatten. Wer eine buchstäbliche Annäherung an die Prophezeiungen unternimmt, erwartet eine tausendjährige Welt, die sich grundlegend von dem gegenwärtigen Zeitalter unterscheidet, eine tatsächliche Rückkehr zu den paradiesischen Verhältnissen, die im Garten Eden herrschten. Für andere sind die Prophezeiungen über das Millenium bloße Metaphern für bessere Zeiten, wenn die Welt nach und nach christianisiert wird. Im Amerika des 19. Jh war letztere Interpretation vorherrschend. Die meisten Menschen glaubten, religiöse Wiederbelebungen und fremde Missionen, nicht die persönliche Wiedekehr Jesu Christi, seien die Möglichkeiten, das Millenium einzuführen. Sie definierten das Millenium mehr als eine rein geistige als eine geistige und körperliche Umwandlung der Erde. 

Die Heiligen der Letzten Tage verwarfen diese symbolische Vision der Zukunft. Sie glaubten, nur das wundersame, göttliche Einschreiten Christi könne die Schlechtigkeit ganz vernichten und das Neue Eden wiederherstellen. Mormonen früher und heute erwarten, dass die Erde buchstäblich „erneuert werden und ihre paradiesische Herrlichkeit empfangen wird“ (10. GA). Die außergewöhnlichen biologischen, geologischen und sozialen Veränderungen, die die Erde zu einem Paradies machen werden, beinhalten die Beseitigung von Kindersterblichkeit, die Umwandlung von Fleisch- in Pflanzenfresser, die Zusammenführung der Kontinente und die Beendigung aller Feindlichkeit, allen Unfriedens und aller Kriegsführung.

Als sich in den frühen Jahren der Kirche Offenbarungen entfalteten, wurde bekannt, dass Christus und die in der ersten Auferstehung Hervorgekommenen am Anfang des Milleniums „wahrscheinlich nicht auf der Erde weilen werden, sondern sie besuchen werden, wie es ihnen gefällt oder wenn es nötig ist, sie zu regieren“ (TPJS, S. 268). Die Heiligen realisierten außerdem, dass die Vernichtung aller Schlechten, die das zweite Kommen Christi begleiten wird, nicht alle Ungläubigen von der Erde nehmen wird. Dementsprechend wird Missionsarbeit einen großen Teil der Arbeit im Millenium ausmachen. Nachdem die Bedeutung von Tempeln für die Erlösung der Lebenden und Toten klar geworden war, wurde Tempelarbeit der Liste der erwarteten Beschäftigungen im Millenium beigefügt. 

Seit dem ersten Jahrhundert hatten Christen das Gefühl, das Zweite Kommen Christi sei nahe. Aufgrund der zahlreichen Offenbarungen an Joseph Smith und anderer dramatischer Entwicklungen in der frühen Geschichte der Kiche erwarteten auch viele der frühen Heiligen der Letzten Tage den verheißenen Tag zu ihren Lebzeiten zu erleben. Dieses Gefühl war auch in anderen Abschnitten nachfolgender Kirchengeschichte präsent, jedoch nie so ausdauernd und beherrschend wie in den frühesten Jahren. Während heutige Kirchenführer die Wichtigkeit des Milleniums bestätigen, machen sie dennoch regelmäßig beruhigende und qualifizierte Aussagen, um Ängsten über dessen Nähe entgegenzuwirken.

BIBLIOGRAPHIE

Clouse, Robert G., ed. The Meaning of the Millennium. New York, 1974.

Gaustad, Edwin S., ed. The Rise of Adventism. New York, 1974.

Underwood, Grant. "The Millenarian World of Early Mormonism." Ph.D. diss., University of California at Los Angeles, 1988.

GRANT UNDERWOOD