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MENSCHHEIT, DIE

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage betrachtet alle Nachkommen Adams und Evas als Kinder Gottes, nicht im abstrakten oder bildlichen Sinne, sondern als tatsächliche Geistkinder Gottes des Vaters und einer Mutter im Himmel. Diese grundlegende Voraussetzung hat eine tiefe Bedeutung für das HLT-Verständnis davon, was Menschen sind, wieso sie auf der Erde sind und was sie werden können.

Als Kinder Gottes haben Männer und Frauen ein unbegrenztes Potential (Siehe 2 Ne. 2:20, Hebr. 12:9). Als Folge ihres göttlichen Erbes besitzen alle Menschen die Fähigkeit und die Neigung, so zu werden wie ihre himmlischen Eltern. Heilige der Letzten Tage streben danach, der Ermahnung Christi zu folgen: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt. 5:48). Ihre Sicht der persönlichen Beziehung des Einzelnen mit Gott betont, dass das Leben ein Reifungsprozess ist, ein Arbeiten, so wie Gott zu werden, würdig zu werden, mit Gott zu sein (Siehe Vergötterung- Frühe christliche, Erhöhung, Gottheit). Das sterbliche Leben ist vielleicht nur ein Anfang, aber das Potential besteht.

Diese Ansicht der Menschheit betont die Familie. Die Ehe steht im Mittelpunkt der geistigen Erfahrung für Heilige der Letzten Tage: „Denn im Herrn gibt es weder die Frau ohne den Mann noch den Mann ohne die Frau“ (1 Kor. 11:11). Die Ehe soll nicht nur dieses Leben dauern, sondern in Ewigkeit bestehen bleiben. Daher heiraten Heilige der Letzten Tage für Zeit und alle Ewigkeit im Tempel. Als Angehörige der Familie Gottes betrachten Heilige der Letzten Tage die Familie als den wichtigsten Schauplatz des Lebens. „Kein anderer Erfolg“, erklärte Präsident David O. McKay häufig, „kann ein Versagen daheim aufwiegen“ (Family Home Evening Manual, „Preface“, Salt Lake City, 1966).

Das HLT-Ideal wendet sich auch an die universale Familie der Menschheit. Menschen mit unbegrenztem Potential haben unbegrenzten Wert. Alle Menschen sind etwas wert, weil sie Brüder und Schwestern in der Familie Gottes sind. Die HLT-Perspektive bestätigt die unbegrenzte Liebe Gotte für die gesamte Menschheit und die wesentliche Güte der Menschen und ihre Kapazität, die Welt zu verbessern. Die Überzeugung, dass Menschen für ihr Moralverhalten verantwortlich sind und „selbstständig handeln“  sollen (LuB 58:28) veranlasst  Heilige der Letzten Tage gewöhnlich politische Systeme zu unterstützen, die die freie Wahl befürworten (Siehe Entscheidungsfreiheit, Politik). Die Intelligenz oder der innere Kern der Seele wird in der HLT-Theologie als aus sich selbst existierend betrachtet und nicht aus dem Nichts erschaffen, sondern die Intelligenz existierte schon immer und ist somit letztlich verantwortlich für ihre eigenen Entscheidungen und auch ihr eigenes Schicksal (Siehe Intelligenzen).

Das gewaltige Potential der Menschen als buchstäbliche Geistkinder Gottes fügt zur HLT-Sicht der Menschheit einen zielbewussten und wichtigen Verantwortungssinn hinzu. Söhne und Töchter Gottes haben die Pflicht ihre gottgegebenen Talente zu entfalten und das verantwortungsvoll weiter zu entwickeln, was Gott ihnen gegeben hat. Heilige der Letzten Tage arbeiten privat und durch die Kirche daran, Einzelne zu ihrem vollen Potential zu entwickeln. Sie glauben, dass die Menschen im Laufe der Zeit für ihre Antworten an Gott Rechenschaft ablegen müssen, die entscheiden, was sie jetzt sind und was sie sein werden, und dass es Gottes Werk und Herrlichkeit ist, die Erhöhung der Menschheit zustandezubringen.

Jede menschliche Intelligenz wird als Geistkind aus Gott geboren, und dieses Geistkind kommt später in einem physischen Körper auf die Welt. Der Geist ist für Heilige der Letzten Tage ungewöhnlich real. Für sie hat alles, was existiert, ein geistiges Wesen: „Alles ist geistig“ (LuB 29:34, Mose 3:5). Das sterbliche Leben wird somit für Heilige der Letzten Tage nicht nur eine schwierige und riskante Zeit, sondern auch ein Zeitraum unbegrenzter Gelegenheiten und Möglichkeiten, ein zentraler Schritt in dem ewigen Prozess, so weise und gut wie die himmlischen Eltern zu werden.

Dieses Gefühl der Möglichkeiten und dieser Verantwortungssinn lassen Heilige der Letzten Tage zu starken Verfechtern aller Arten erhebender Erziehung werden: „Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz“ (LuB 93:36). In einer Welt voller Risiken und Versuchungen auf der einen Seite und der Möglichkeit der Göttlichkeit auf der anderen Seite trachtet der weise Heilige der Letzten Tage „nach Wissen, ja, durch Lerneifer und auch durch Glauben“ (LuB 88:118).

Somit ist der Zweck des Erdenlebens, sich durch Lernen und Erfahrungen auf die Ewigkeit vorzubereiten. Im irdischen Leben erwarten Heilige der Letzten Tage Schwierigkeiten, Herausforderungen und Prüfungen. Aber die Erwartung von Schwierigkeiten im Leben beinhaltet die Verheißung echten Glücks, das Leben „in Fülle“ zu haben (Joh. 10:10). Im Buch Mormon fasst der Prophet Lehi das HLT-Gefühl der Herausforderung und der Belohnung dieser sterblichen Erfahrung zusammen, die durch den glücklichen Fall Adams möglich wurde: „Adam fiel, damit Menschen sein können, und Menschen sind, damit sie Freude haben können“ (2 Ne. 2:25).

BIBLIOGRAPHIE

Madsen, Truman G. Eternal Man. Salt Lake City, 1966.

Talmage, James E. The Vitality of Mormonism. Boston, 1919.

STEVEN C. WALKER

(c) 2008 South German Mission Foundation