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MANUSKRIPT, DIE 116 VERLORENEN SEITEN

Die ersten 116 Seiten des Originalmanuskripts von Joseph Smiths Übersetzung des Buches Mormon von den Tafeln Mormons sind im Allgemeinen als „die 116 Seiten“ oder das „verlorene Manuskript“ bekannt. Diese Seiten waren etwa 330 mal 200 mm groß und in Harmony, Pennsylvanien zwischen April und dem 14. Juni 1828 von Hand geschrieben worden. Obwohl Martin Harris die Seiten hauptsächlich nach dem Diktat von Joseph Smith niedergeschrieben hat, hatten möglicherweise Josephs Frau Emma Smith oder ihr Bruder Reuben Hale auch einige Seiten geschrieben.

Die Seiten enthielten Material „vom Buch Lehi, das ein abgekürzter Bericht von den Tafeln Lehis von der Hand Mormons war“, wie Joseph im Vorwort der ersten Ausgabe des Buches Mormon erklärte (Siehe auch HC 1:56). Lehis Bericht wird in 1 Nephi 1:17 erwähnt und ist heute teilweise durch Nephis Abkürzung davon, hauptsächlich in 1 Nephi 1-10, erhalten geblieben.

Im Juni 1828 bat Martin Harris Joseph Smith wiederholt, ihm zu erlauben, die 116 Seiten Familienangehörigen zu zeigen, um ihre Skepsis und Kritik an der Übersetzung beizulegen. Nach gebetserfüllter Anfrage beim Herrn lehnte Joseph Smith diese Bitten zweimal entschieden ab. Wie Josephs geschichtliche Aufzeichnungen von 1832 und 1839 zeigen, gewährte Gott eine dritte Bitte von Harris, die 116 Manuskriptseiten nach Palmyra, New York zu nehmen. Der Prophet ließ Harris feierlich schwören, dass er sie nur seinem Bruder, seinen Eltern, seiner Frau und seiner Schwester zeigen würde.

Das Ausbleiben von Harris' versprochener Rückkehr nach Harmony verursachte Joseph große Seelenpein und machte eine anstrengende Reise nach Manchester nötig. Dort berichtete Harris unwillig, dass jemand das Manuskript aus seinem Haus gestohlen hatte, nachdem er seinen Bund gebrochen und das Manuskript wahllos Personen außerhalb seiner Familie gezeigt hatte. Untröstlich übernahm Joseph Smith bereitwillig Teil der Verantwortung für den Verlust. Das am weitesten verbreitete Gerücht war, dass Harris' Frau, irritiert darüber, früher nicht die Erlaubnis bekommen zu haben, die altertümlichen Tafeln zu sehen, die Manuskriptübersetzung aus Martins verschlossenem Sekretär entfernt und verbrannt hatte. Bald darauf trennten sie und Martin sich voneinander.

Infolge dieses Verlustes und nachdem er den Herrn mit den Bitten, Harris die Seiten nehmen zu lassen, ermüdet hatte, musste Joseph zeitweilig die Tafeln und den Urim und Thummim an den Engel Moroni zurückgeben (LuB 3). Lucy Mack Smith bemerkt auch, dass zwei Drittel von Harris's Ernte auf merkwürdige Weise durch einen dichten Nebel zerstört wurden, was sie als Zeichen für Gottes Missfallen interpretierte (Smith, S. 132). Nach vielen demütigen und schmerzhaften Seelennöten erhielt Joseph Smith die Tafeln wieder, und auch den Urim und Thummim und seine Übersetzergabe.

Der Herr verbot Joseph Smith den Teil des Berichts erneut zu übersetzen, den er schon vorher übersetzt hatte, weil diejenigen, die das Manuskript gestohlen hatten, planen könnten, es in veränderter Form zu veröffentlichen, um seine Übersetzerfähigkeit in Misskredit zu bringen (LuB 10:9-13). Stattdessen sollte er die Kleinen Tafeln Nephis übersetzen (1 Nephi-Omni), bis zu dem Teil, den er bereits übersetzt hatte (LuB 10:41). Diese Tafeln deckten etwa dieselbe Zeitspanne wie das verlorene Manuskript, oder vier Jahrhunderte von Lehi bis Benjamin. Mormon war von den feinen Prophezeiungen und Aussprüchen auf den kleinen Tafeln so beeindruckt, dass er sie seiner eigenen Abkürzung der nephitischen Schriften beigefügt hatte, als der Geist es ihm zu „einem weisen Zweck“, der nur dem Herrn bekannt war, auftrug (WMorm 1:7).

Der Verlust der 116 Seiten lehrte Joseph Smith und seine Mitarbeiter mehrere Lektionen: Man sollte mit den ersten Antworten des Herrn zufrieden sein, das Halten der Bündnisse ist eine ernsthafte Angelegenheit, Gott vergibt dem Reuigen trotz menschlicher Schwächen, und durch seine fürsorgliche Vorausschau und Weisheit erfüllt der Herr dennoch seine Zwecke.

BIBLIOGRAPHIE

Bushman, Richard L. Joseph Smith and the Beginnings of Mormonism, S. 89-94. Urbana, Ill., 1984.

Jessee, Dean C., Hg. The Papers of Joseph Smith, Band 1, S. 9-10, 286-88. Salt Lake City, 1989.

Smith, Lucy Mack. History of Joseph Smith, S. 124-32. Salt Lake City, 1958.

WILLIAM J. CRITCHLOW III

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