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LYMAN, AMY BROWN

Amy Brown Lyman (1872–1959) war die achte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung der Kirche, Schriftstellerin, in Utah tätige Politikerin und Sozialarbeiterin. Sie war intelligent, herzlich, humorvoll, nie unterzukriegen und stets voller Dienstbereitschaft.

Amy Lyman wurde am 7. Februar 1872 in Pleasant Grove geboren. Ihre Eltern waren die Pioniere John und Margaret Zimmerman Brown <Brown, John und Margaret, Amy Browns Eltern>. Amy war ein hübsches, beliebtes und intelligentes Mädchen mit dunklem Haar, dunklen Augen und voll Lebensfreude. Sie besuchte die öffentlichen Schulen in Pleasant Grove und von 1888 bis 1890 die Brigham-Young-Akademie. Ihre Freude am Lernen wurde besonders von Dr. Karl Maeser <Maeser, Karl> gefördert, bei dessen Familie sie einige Jahre lang in Untermiete lebte. Amy Brown unterrichtete vier Jahre an der Akademie, danach zwei Jahre an mehreren Volksschulen in Salt Lake City.

Am 9. September 1896 heiratete sie Richard R. Lyman <Lyman, Richard R, Amy, Apostel und Amy Lymans Ehemann>, Professor für Hochbau an der University of Utah, der 25 Jahre lang Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel war. Der Ehe entsprangen zwei Kinder: Wendell Brown und Margaret. Nach dem Tod ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter zog das Ehepaar Lyman auch ihr Enkelkind Amy Kathryn Lyman groß.

Amy Brown Lyman entwickelte ständig ihre Talente weiter, auch in den Jahren, in denen sie ihre Kinder großzog. Sie begleitete ihren Mann auf seinen Reisen, während er an seiner Dissertation schrieb. Sie belegte Kurse an der University of Utah, der University of Chicago und der Cornell University. Während ihres Aufenthalts in Chicago begann sie sich für Sozialarbeit zu interessieren, wo sie die berühmte amerikanische Sozialarbeiterin Janet Addams <Adams, Janet, Sozialarbeiterin> kennenlernte - ein Erlebnis, das ihr Leben veränderte. In den Sommermonaten besuchte sie an der University of Colorado den Lehrgang für Familienfürsorge und wurde Diplom-Sozialarbeiterin. Ihre Praxis machte sie im Fürsorgedienst der Stadt und des Kreises Denver in Colorado.

Im Jahr 1909 begann ihr langer Dienst für die Frauenhilfsvereinigung, bei dem sie ihr organisatorisches Talent und ihre Führungsqualitäten unter Beweis stellen konnte. Amy Lyman war zwei Jahre lang Ausschußmitglied der FHV, dann Finanzzweitsekretärin und schließlich fünfzehn Jahre lang Finanzsekretärin. In dieser Eigenschaft leitete sie die Verwaltungsmodernisierung der FHV ein, indem sie Sekretärinnen anstellte, die Verwendung von Büromaschinen und Archivsystemen einführte, die ersten einheitlichen Berichtsbücher für Gemeinden entwarf und alle Mitschriften und historischen Dokumente der Frauenhilfsvereinigung seit ihrer Gründung in Nauvoo im Jahr 1842 sammelte. Elf Jahre lang war sie Erste Ratgeberin der FHV-Präsidentin. Während der Amtszeit ihres Mannes als Präsident der Europäischen Mission präsidierte sie auch über die Frauenorganisationen der Mission.

Präsident Joseph F. SMITH <Smith, Joseph F.> erteilte Amy Brown Lyman den Auftrag, die Wohlfahrtsarbeit innerhalb der Familie zu organisieren und weiterzuentwickeln. Daher gründete sie den FHV-Ausschuß für Sozialdienste, zu dem unter anderem eine Arbeitsvermittlungsstelle und eine Adoptionsagentur gehörten. Sie lehrte Tausende freiwillige FHV-Mitglieder die Grundsätze der Familienwohlfahrt, entwickelte umfassende Fortbildungslehrgänge für Gesundheit und Krankenpflege und arbeitete während beider Weltkriege sowie der Weltwirtschaftskrise für öffentliche und private Wohlfahrtsämter.

Sie hatte damals auch in verschiedenen Stadtorganisationen Ämter inne und war von 1923–1924 Mitglied der Bundesstaatsregierung von Utah, wo sie für das Gesetz zur Einführung der Schwangeren- und Kleinkindfürsorge verantwortlich zeichnete. Sie bekleidete mehrere Ämter im Amerikanischen Frauenrat und wirkte bei der Gründung der ersten Sonderschule für geistig Behinderte in Utah mit, dessen Kuratoriumsmitglied sie elf Jahr lang blieb.

Im Januar des Jahres 1940, dem Jahr des hundertjährigen Bestandsjubiläums der Frauenhilfsvereinigung, wurde Amy Brown Lyman deren Präsidentin. Während ihrer Amtszeit brachte sie immer wieder die Besonderheit der FHV unter den vielen Frauenorganisationen zum Ausdruck, weil sie den Frauen Gelegenheit zur Fortbildung und zum Dienen außerhalb der Familie gibt. Während Amy Brown Lymans Amtszeit hatte die FHV aktiven Anteil am neuen Wohlfahrtsprogramm der Kirche. Großangelegte Nähprojekte der FHV hatten zur Folge, daß die Lagerhäuser der Kirche stets gefüllt waren und das Rote Kreuz während des 2. Weltkrieges regelmäßig mit Nachschub versorgt wurde.

Amy Brown Lyman blieb in ihrem persönlichen Leben auch nicht von Leid verschont. Zusätzlich zum unerwarteten Tod ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter machte sie auch viel mit, als ihr Mann aus dem Kollegium der Zwölf Apostel entlassen und im November 1943 aus der Kirche ausgeschlossen wurde. Sie blieb zwar auch weiterhin Präsidentin der FHV, bat aber im September 1944 um ihre Entlassung, und im darauffolgenden Frühjahr wurde ihrem Wunsch entsprochen. Ihr Mann, dem sie treu zur Seite gestanden hatte, wurde im Jahr 1954 wieder getauft.

Ihr Zeugnis war ihr ein Leben lang Stütze und Hilfe. So schrieb sie: “Mein Zeugnis war mein Anker und meine Stütze, meine Genugtuung in Zeiten der Freude und der Zufriedenheit, mein Trost in Zeiten der Entmutigung.” (Lyman, S. 160,161.) Ihre Weitsicht, ihre Weisheit, ihre Geistigkeit und Fürsorglichkeit machten Amy Brown Lyman zur geeigneten Präsidentin an der Wende zum zweiten Jahrhundert der Frauenhilfsvereinigung.

BIBLIOGRAPHIE

History of Relief Society 1842–1966. Salt Lake City, 1966.

Lyman, Amy B. In Retrospect: Autobiography of Amy Brown Lyman. Salt Lake City, 1945.

Peterson, Janet und LaRene Gaunt. Elect Ladies, Presidents of the Relief Society. Salt Lake City, 1990.

ANN WILLARDSON ENGAR

AMY LYMAN ENGAR