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LICHT UND FINSTERNIS

Viele Gegenüberstellungen von Licht und Finsternis finden sich in den modernen Schriften. Die Finsternis war offensichtlich der ursprüngliche  Zustand [vor der Erschaffung der Erde] (Gen. 1:2, Mose 2:2, Abr. 4:2). Das Licht wurde durch das göttliche Wort eingeführt: „Es werde Licht. Und es wurde Licht“ (Gen. 1:3, Mose 2:3, Abr. 4:3). Es wurde als „gut“ bezeichnet und von der Finsternis getrennt. Das Licht ist bekannt als „Tag“ und die Finsternis als „Nacht“ (Gen. 1:4-5, Mose 2:4-5, Abr. 4:4-5). Der Bericht in Abraham fügt hinzu, dass „sie (die Götter) das Licht erfassten, denn es war hell“ (Abr. 4:4, Siehe auch Gottheit, Schöpfung, Schöpfungsberichte).

Dieser urzeitliche Kontrast tritt in der frühen Literatur Mesopotamiens hervor, wie in dem alten sumerischen Epos von König Gilgamesch, auch in verschiedenen prä-sokratischen Philosophien in Griechenland, besonders in der oppositionellen Philosophie des Heraklit. Diese Anwendungen, wie jene in den Schriften, beziehen sich auf Licht und Finsternis als physische Phänomene der Umwelt, die man mit den Sinnen aufnehmen muss. Andere buchstäbliche und bildliche Bedeutungen setzen Licht mit Leben, Liebe, Güte, Rechtschaffenheit, Göttlichkeit, Tugend, Gesegnetsein, Glückseligkeit, Freiheit, Sanftheit, Schuldlosigkeit, geistiger Einstellung, Intelligenz, Weisheit, vom Himmel gesandte Offenbarung und so weiter gleich. Die Finsternis wird mit Tödlichem, Teuflischem, Höllischem, Gefallenem, Fleischlichem, Bösem, Korruptem, Unmäßigem, Traurigem, Schrecklichem, Bitterem, Gefesseltem, Umnachtetem und letztlich Unseligem assoziiert.

Trotz ihres Gegensatzes können Licht und Finsternis verwechselt werden. Jesaja spricht von Personen, die „die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen“ (Jes. 5:20). Ferner ziehen vielleicht einzelne die Finsternis dem Licht vor. Johannes zitiert Christi Verdammung jener, die die Finsternis dem Licht vorziehen, weil ihre Taten schlecht sind, wozu zählen kann, dass sie das Licht hassen (Joh. 3:19-20).

Die Proportion von Licht und Finsternis im Körper des einzelnen sieht man als die Funktion des Auges und insbesondere die Orientierung des Auges an. Jesus sagte in der Bergpredigt: „Das Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist [hier fügt die JST „auf die Herrlichkeit Gottes gerichtet ist“ hinzu], dann wird dein ganzer Körper hell sein. Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!“ (Mt. 6:22-23, weiter JST-Mt. 6:22). Die Lehre und Bündnisse erklären: „Und wenn euer Auge nur auf meine Herrlichkeit gerichtet ist, so wird euer ganzer Körper mit Licht erfüllt werden, und es wird in euch keine Finsternis sein; und wer ganz mit Licht erfüllt ist, erfasst alles“ (LuB 88:67). Und „der Tag wird kommen, da ihr selbst Gott erfassen werdet, denn ihr werdet in ihm und durch ihn belebt sein“ (LuB 88:49).

Christus ist eine von Gott bestimmte Quelle und ein Spender des Lichts, ein Offenbarer von Gottes Herrlichkeit, ein Verbanner der Finsternis. Der Apostel Paulus schrieb: „Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi“ (2 Kor. 4:6). Petrus sprach von Christus, der „euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“ (1 Petr. 2:9). Das Buch Mormon beschreibt die erleuchtende Erfahrung des Lamanitenkönigs Lamoni: „Der finstere Schleier des Unglaubens wurde von seinem Geist weggezogen, und das Licht, das seinen Geist erleuchtete, nämlich das Licht der Herrlichkeit Gottes, welches ein wunderbares Licht seiner Güt ist – ja, dieses Licht hatte ihm solche Freude in die Seele gegossen, und die Wolke der Finsternis war zerteilt, und das Licht des immerwährenden Lebens war in seiner Seele angezündet“ (Alma 19:6, weiter Alma 32:35). In modernen Offenbarungen hat Christus seine göttliche Funktion als „das Licht, das in der Dunkelheit scheint“ bekräftigt, das die Finsternis nicht verstehen und auch nicht auslöschen kann (z.B. LuB 6:21;88:49).

Die Wechselwirkung dieser buchstäblichen und symbolischen Bedeutungen wird womöglich am graphischsten in der HLT-Christologie dargestellt. Als er in Bethlehem geboren wurde, gab es eine wundersame Unterbrechung des konventionellen 24-stündigen Zyklus des Lichts und der Dunkelheit in der westlichen Hemisphäre. Dies war im Grunde genommen eine Feier des Lichts. Das Buch Mormon berichtet: „Diese ganze Nacht lang gab es keine Finsternis, sondern es war so licht, als sei es Mittag…. Die Sonne ging am Morgen wieder auf, gemäß ihrer rechten Ordnung; und wegen des Zeichens, das gegeben worden war, wussten sie, dass es der Tag war, an dem der Herr geboren werden sollte“ (3 Ne. 1:15, 19). Im Gegensatz dazu „lag“ bei der Kreuzigung Christi und drei aufeinander folgenden Tagen „dichte Finsternis über dem ganzen Land, so sehr, dass die Bewohner, die nicht gefallen waren, die Schwaden der Finsternis fühlen konnten; und es konnte kein Licht geben“ (3 Ne. 8:20-23).

Dieselbe Lebendigkeit des Kontrasts zwischen Licht und Finsternis sieht man in Joseph Smiths Erfahrungen (Siehe Erste Vision).

BIBLIOGRAPHIE

Madsen, Truman G. „Man Illumined“. In To the Glory of God, S. 121-133, Hg. C. Tate. Salt Lake City, 1972.

HAROLD L. MILLER, JR.

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