Das Kreuz, ein traditionelles Symbol der Christenheit, ist im Katholizismus, im Protestantismus und im östlichen, orthodoxen Glauben weit verbreitet. In den verschiedenen Traditionen richtet das Kreuz die Aufmerksamkeit des Kirchgängers auf zentrale Elemente des christlichen Glaubens. Es betont jedoch unterschiedliche theologische Aspekte. Im Katholizismus symbolisiert das Kruzifix (ein Kreuz, an dem der tote Christus hängt) die Kreuzigung Christi, wodurch es das Nachsinnen über das Sühnopfer fördert. Im Gegensatz dazu symbolisiert das einfache, unbeladene Kreuz der Protestanten nicht nur die Kreuzigung, sondern auch die Auferstehung Christi. Das Kruzifix des orthodoxen Glaubens stellt eine symbolische Auffassung dar, die sich irgendwo zwischen dem Katholizismus und dem Protestantismus befindet. Christus hängt am Kreuz. Er symbolisiert jedoch dern lebenden Herrn, dessen Kopf nicht durch den Tod gebeugt, sondern im Triumph erhoben ist. Dadurch stellt das orthodoxe Kruzifix bildlich die Kreuzigung, das Sühnopfer, die Auferstehung und die Herrschaft Christi dar.
Die Heiligen der Letzten Tage verwenden das Symbol des Kreuzes nicht in ihrer Architektur oder in ihren Gemeindehäusern. Wie die anfänglichen Christen richten sie ihren Blick mehr auf die „gute Nachricht“ des Evangeliums, nämlich die Auferstehung Christi, als auf seine Kreuzigung. Deshalb sehen sie davon ab, das Kreuz als Symbol zu benutzen.
Die HLT Auffassung des Erlösungsplans ist umfangreich. Sie umfasst einen Rat im Himmel; Jehovas (Jesus) Anerkennung seiner Rolle als Erretter; seine jungfräuliche Geburt; sein Leben und seinen geistlichen Dienst; sein errettendes Leiden, das in Gethsemane begann und auf Golgatha mit seinem Tod endete; sein Begräbnis; sein Dienst in der Geisterwelt; seine physische Auferstehung und seine Erhöhung zur rechten Hand seines Vaters. Kein einziges Symbol reicht aus, um all dies auszudrücken. Außerdem symbolisiert das Kreuz, das sich auf den Tod Christi konzentriert, nicht die Botschaft eines lebenden, auferstandenen, erhöhten Christus, der das Leben seiner Nachfolger verändert. Präsident Gordon B. Hinckley, erklärte, dass das Leben der Menschen ein „bedeutungsvoller Ausdruck unseres Glaubens und dadurch das Symbol unserer Verehrung“ (S.92) werden muss.
Obwohl die Heiligen der Letzten Tage das Symbol des Kreuzes nicht sichtbar darstellen, ist das Sühnopfer in ihrer Ausführung der Taufe, des Abendmahls und der Tempelverordnungen, sowie in den Kirchenliedern und Zeugnissen, allgegenwärtig. Ohne das Sühnopfer Jesu Christi gibt es keine Hoffnung für die Menschheit. Die Schriften mahnen, dass die Jünger Christi „ihr Kreuz auf sich nehmen“ und sich in Demut dem himmlischen Vater fügen müssen (LuB 56:2, 14-16; 112:14-15). Außerdem müssen sie sich von den Banden der Weltlichkeit befreien (3.Ne. 12:20) und sich Verfolgung und sogar dem Märtyrertod für das Evangelium Jesu Christi unterwerfen (2. Ne. 9:18; Jak. 1:8).
BIBLIOGRAPHIE
Hinckley, Gordon B. "The Symbol of Christ." Ensign 5 (May 1975):92-94.
Pocknee, Cyril E. Cross and Crucifix. London, 1962.
ROGER R. KELLER