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KINDER

[Dieser Eintrag setzt sich aus drei Artikeln zusammen: Kinder: Funktionen von Kindern; Kinder: Kindersegnung; Erlösung von Kindern.

Der erste Artikel untersucht die Stellung von Kindern von dem Zeitpunkt, da sie ihre himmlischen Eltern verlassen bis zu ihrer Stellung und ihren Aktivitäten innerhalb einer irdischen Familie. Der zweite Artikel bezieht sich auf eine Verordnung innerhalb der Kirche, welche gewöhnlich einige Wochen nach der Geburt von Kindern vollzogen wird. Dabei wird ihnen der Name gegeben, nach dem sie in den Aufzeichnungen der Kirche bekannt sein sollen. Normalerweise erhalten sie zur gleichen Zeit einen Segen. Der letzte Artikel diskutiert die Unschuld von Kindern bis sie das Alter der Verantwortlichkeit erreichen, so dass ihre Erlösung bis zu dieser Zeit sicher ist.]

Kinder: Funktionen von Kindern

Heilige der Letzten Tage glauben, dass Kinder Geistsöhne und –töchter Gottes sind, die mit ihrer eigenen göttlichen Vererbung und Identität zur Erde kommen. Mit der Unterstützung der Kirche sind Eltern dafür verantwortlich, die göttlichen und rechtschaffenen Eigenschaften ihrer Kinder zu hegen. Sie sollen ihnen auch helfen, Liebe gegenüber Gott und ihren Mitmenschen zu entwickeln. Durch Liebe und gebetserfüllte Führung können Eltern ihren Kindern helfen zu verstehen, dass sie ein Potential für Größe und Güte besitzen und dass das Leben auf Erden einen Zweck und ewige Folgen hat. Eltern und Kinder können Familienbande aufbauen, die für immer halten (siehe Ehe: Ewige Ehe).

Gott hat Eltern geboten, ihre Kinder zu belehren, so dass sie „die Lehre von der Umkehr, vom Glauben an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, und von der Taufe und der Gabe des Heiligen Geistes [...] verstehen“; sie „sollen ihre Kinder auch lehren, zu beten und untadelig vor dem Herrn zu wandeln“ (LuB 68:25, 28). Die Kindheit ist eine Zeit der Vorbereitung und der Übung, wobei Kinder lernen müssen, Gut von Böse zu unterscheiden. So werden sie bereit sein ihre Entscheidungsfreiheit weise auszuüben, wenn sie das Alter der Verantwortlichkeit erreichen und getauft werden (gewöhnlich im Alter von 8 Jahren). Sie werden die Verantwortlichkeiten der Mitgliedschaft in der Kirche übernehmen. Kinder sollten lernen, Gott und anderen Menschen zu dienen und sich auf Verantwortungen vorbereiten, die sie als Erwachsene haben werden.

Die Kirche lehrt, dass Kinder Werte und Lehren des Evangeliums und ein dementsprechendes Verhalten am effektivsten Zuhause lernen. Im sehr jungen Alter lernen sie für sich alleine und gemeinsam mit der Familie zu beten. In vielen Heimen knien sich Familien gemeinsam zu Familiengebeten hin, während ein Familienmitglied das Gebet spricht. Mit der Hilfe ihrer Eltern kommen kleine Kinder auch an die Reihe. Zusätzlich zu regelmäßigen individuellen Gebeten und Familiengebeten und dem Segnen des Essens bei jeder Mahlzeit lernen Kinder, dass sie immer beten können, wenn sie Dankbarkeit ausdrücken wollen oder göttliche Hilfe brauchen. Sie können von ihren Vätern oder Heimlehrern Priestertumssegnungen empfangen, wenn sie inspirierte Hilfe oder Führung benötigen.

Heilige der Letzten Tage werden dazu angeregt, ihren Kindern beim täglichen Lesen und Studieren der Schriften zu helfen. Sie können dies jeden Tag in Form einer Familienaktivität zu einer festgelegten Zeit tun. Familien bei den HLT erhalten ebenfalls den Rat, einmal pro Woche einen Familienheimabend abzuhalten. Alle Familienmitglieder, einschließlich junger Kinder, können die Gelegenheiten bekommen, diese Zusammenkünfte zu leiten, Klassen vorzubereiten und zu präsentieren, Musik zu leiten, Schriften zu lesen, Fragen zu beantworten, Gebete zu sprechen und für einen Imbiss zu sorgen. Im Rahmen von Unterstützung und Zusammenarbeit beteiligen sich Kinder daran, Entscheidungen zu treffen und Familienprobleme zu lösen. Außerdem lernen sie, Werte zu verinnerlichen, während sie Selbstständigkeit, Entschlusskraft und Kompetenz entwickeln. Kinder bei den HLT lernen das Evangelium auch in weniger formalen Situationen, wenn Familien zusammenarbeiten, spielen und essen. Diese Aktivitäten bieten Gelegenheiten, Evangeliumswerte zu lehren und bauen Vertrauensbande auf.

Durch ihre Programme unterstützt die Kirche Eltern und das Zuhause. Sie bietet Schulung, Material und andere erwachsene Vorbilder für Kinder. Dadurch bekräftigt sie Evangeliumsprinzipien, die von der Familie gelehrt werden. Kinder nehmen mit ihren Familien an wöchentlichen Gottesdiensten teil, die Abendmahlsversammlungen genannt werden. Sie beteiligen sich auch am gemeinschaftlichen Singen und geben evangeliumsbezogene Ansprachen und hören solchen zu. Während der monatlichen Fast- und Zeugnisversammlung können Mitglieder, einschließlich Kinder, in Gemeindeversammlungen ihr persönliches Zeugnis geben.

Die Primarvereinigung (PV) ist ein organisiertes Programm religiöser Unterweisung und Aktivität in der Kirche für Kinder im Alter von 18 Monaten bis 12 Jahren. Ihr Zweck besteht darin, Kindern das Evangelium Jesu Christi zu lehren und ihnen zu helfen, danach zu leben. Die Teilnahme an der PV hilft Kindern, sich auf die Taufe und andere Verordnungen vorzubereiten.

Die PV findet jeden Sonntag statt. Kinder entwickeln dort Fähigkeiten und erlangen durch viele Aktivitäten, die sich um das Evangelium drehen, Kompetenz in Kommunikation, Führerschaft, Gelehrsamkeit im Evangelium und sozialen Beziehungen. Sie sprechen Gebete, sagen Schriftstellen auf und geben evangeliums- bezogene Ansprachen. Sie singen Lieder, die speziell für Kinder geschrieben wurden, hören Geschichten und nehmen an Aktivitäten wie Inszenierungen, Rollenspielen und Spielen teil. In Gruppen jüngeren Alters erhalten sie Unterricht, der auf den Schriften basiert und für ihren Verständnisgrad erstellt wurde. PV Leiter und Lehrer ermuntern die Kinder, die Glaubensartikel zu studieren und auswendig zu lernen. Jedes Jahr bereiten die PV Kinder eine Abendmahlsversammlung vor, wobei sie der versammlen Gemeinde Prinzipien aus den Schriften präsentieren, die sie gelernt haben.

Regelmäßige Aktivitäten unter der Woche helfen Kindern, die Evangeliumsprinzipien anzuwenden, welche sie am Sonntag gelernt haben. Diese bestärken die Kinder darin, formlos mit ihren Klassenkameraden und Leitern zu interagieren. Die PV sponsert vierteljährliche Aktivitätstage für alle Kinder, die förderlichen Spaß bieten, indem sich die Kinder an körperlichen, kreativen und kulturellen Aktivitäten und Dienstprojekten beteiligen. 10 und 11-jährige Mädchen und Jungen nehmen zweimal im Monat an Erfolgstagen teil. Dabei setzten sie Ziele und bekommen Anerkennung für ihre gelernten Fähigkeiten in Bezug auf Gastfreundschaft, Kunst und Bastelarbeit, Sport und körperliche Fitness, Gesundheit und persönliche Körperpflege, Spaß Fähigkeiten im Freien, Dienen und Bürgerschaft, Familienkenntnisse sowie Sicherheit und Notfallvorbereitung. In einigen Gebieten nehmen Jungen an Pfadfinderprogrammen für ihre Aktivitäten an Erfolgstagen teil, die von der Kirche gesponsert werden.

Die Kirche bietet Ressourcen, die speziell für das Unterrichten von Kindern erstellt wurden. Altersgerechte Unterrichtsleitfäden, die auf den Schriften basieren, ein Liederbuch für Kinder, Unterrichtsanleitungen und Schulungsvideos sind für Leiter und Lehrer verfügbar. „The friend“, ein monatliches Magazin speziell für Kinder geschrieben, kann man in den meisten englischsprachigen Ländern abonnieren. Auszüge daraus werden übersetzt und in internationalen Magazinen für Kinder, die in anderen Teilen der Welt leben, zusammengestellt. [Siehe auch Familie; Vaterschaft; Mutterschaft; Primarvereinigung.]

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KINDERSEGNUNG

Das Segnen von Kleinkindern wird normalerweise während einer Fast- und Zeugnisversammlung durchgeführt. Der Vater, der das Melchisedekische Priestertum trägt, oder ein anderer Träger dieses Priestertums, der von der Familie ausgewählt wird, spricht innerhalb einiger Wochen nach der Geburt gewöhnlich einen Namen und Segen auf das Kind aus. Der jeweilige Priestertumsträger kann von anderen Melchisedekischen Priestertumsträgern unterstützt werden. Ältere Kinder können zum Zeitpunkt der Bekehrung ihrer Familie gesegnet werden. Unter besonderen Umständen können Kinder Zuhause oder im Krankenhaus gesegnet werden.

Der Kindersegnung beruht auf dem, was der Erlöser sowohl in Palestina als auch in der Neuen Welt begonnen hatte. Sowohl das Neue Testament (Markus 10:16) als auch das Buch Mormon (3 Nephi 17:21) beschreiben wie Jesus kleine Kinder segnete. In einer Offenbarung bezüglich der Leitung der Kirche empfing der Prophet Joseph Smith spezifische Anweisungen zu dieser Verordnung: „Jedes Mitglied der Kirche Christi, das Kinder hat, soll sie vor die Kirche zu den Ältesten bringen, und diese sollen ihnen im Namen Jesu Christi die Hände auflegen und sie in seinem Namen  segnen“ (LuB 20:70).

Die so beschriebene Verordnung der Kindersegnung ist weder die Taufe von Kleinkindern, wie sie in vielen anderen christlichen Kirchen durchgeführt wird, noch einfach eine Kindtaufe oder ein Gebet für das Kind. Stattdessen trachtet der Priestertumsträger danach, sein Recht auszuüben, Offenbarung von Gott für das Kind zu empfangen. Die festgelegten Teile der Verordnung beinhalten die Anrede des Himmlischen Vaters, die Berufung auf die Vollmacht des Melchisedekischen Priestertums, wodurch der Segen ausgesprochen wird, die Namensgebung des Kindes und das Schließen im Namen Jesu Christi. Die Namensgebung bestimmt offiziell den Namen des Kindes in den Aufzeichnungen der Kirche. Dabei handelt es sich um einen Teil dessen, was eine ewige Familieneinheit werden kann.

Der Segen selbst soll gemäß den Eingebungen des Geistes gegeben werden. Er kann Prophezeiung bezüglich der Zukunft des Kindes beinhalten, eine Aussage über Gaben oder Verheißungen und Anweisung oder Verheißungen für die Eltern oder Geschwister des Kindes.

BIBLIOGRAPHIE

Smith, Joseph F. "Blessing and Naming Infants." Gospel Doctrine, 12th ed. pp. 191-92. Salt Lake City, 1961.

LOWELL BANGERTER

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ERLÖSUNG VON KINDERN

Gemäß der Lehre der Heiligen der Letzten Tage sollen Kinder in den Prinzipien des Evangeliums unterwiesen und im Alter von acht Jahren getauft werden (LuB 68:25-27). Sie sind dann verantwortlich, an den Lehren der Kirche festzuhalten, um Erlösung zu empfangen. Vor dieser Zeit gelten sie als „Kleinkinder“ oder „kleine Kinder“ und müssen nicht getauft werden. Man betrachtet sie als „lebendig in Christus“ und „gesund“ (Moroni 8:8-12; JSÜ, Matthäus 18:10-11).

Obwohl Kinder, wie der gesamte Überrest der Menschheit, die sterblichen „Auswirkungen“ der Übertretung Adams empfinden, haben sie (und alle anderen) keine mystischen Makel ursprünglicher Sünde. Erwachsene müssen ihre eigenen, persönlichen Sünden durch Umkehr und Taufe vergeben bekommen (Johannes 3:5; Apostelgeschichte 2:38; Mose 6:57-62). „Der Sohn Gottes [hat jedoch] die ursprüngliche Schuld gesühnt, wodurch die Sünden der Eltern [sowohl die von Adam als auch die ihrer sterblichen Eltern] nicht auf dem Haupt der Kinder zu verantworten sind, denn diese sind von der Grundlegung der Welt an heil“ (Mose 6:54).

Der Prophet Mormon lehrte: „Höre auf die Worte Christi, ...in mir [ist] der Fluch auf Adam von ihnen genommen, so daß er keine Macht über sie hat.... Es [ist] ein ernstes Gespött vor Gott [...], wenn ihr kleine Kinder tauft“ (Moroni 8:8-9). Der Herr unterwies Joseph Smith, dass „kleine Kinder [...] von der Grundlegung der Welt an durch meinen Einziggezeugten erlöst [sind]; darum können sie nicht sündigen, denn dem Satan ist nicht die Macht gegeben, kleine Kinder zu versuchen, ehe sie anfangen vor mir verantwortlich zu werden“ (LuB 29:46-47).

Diese bedingungslose Begünstigung des Sühnopfers Christi rettet alle kleinen Kinder unabhängig von Menschenschlag, Hautfarbe, oder Nationalität, denn „für mich [sind] alle Kinder gleich“ (Moroni 8:17). Sie alle beginnen ihr sterbliches Leben in Reinheit und Unschuld (LuB 93:38) und „kleine Kinder haben auch ewiges Leben“ (Mosia 15:25).

Wenn sie sterben während sie sich in diesem Zustand der Unschuld und Reinheit befinden, sind sie errettet und kehren zu dem Gott zurück, der ihnen Leben gegeben hat und können in seiner Gegenwart leben. Sie sind in einem „gesegnet[en]“ Zustand, denn Gottes „Richterspruch ist gerecht; und das Kleinkind, das im Kindesalter stirbt, geht nicht zugrunde“ (Mosia 3:16, 18). Der Prophet Joseph Smith sah in einer Vision, „daß alle Kinder, die sterben, ehe sie die Jahre der Verantwortlichkeit erreicht haben, im celestialen Reich des Himmels errettet sind“ (LuB 137:10; LPJS, S. 200).

Alles, was über Kleinkinder und kleine Kinder gesagt wurde, bezieht sich auch auf diejenigen, die körperlich erwachsen zu sein scheinen, aber geistig nicht verantwortlich sind (LuB 29:49-50).

Die Prinzipien, die in der Schrift und von den Propheten erläutert werden, zeigen deutlich die erstaunliche Vereinigung der Gesetze der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Durch das Sühnopfer ist niemand ewiglich benachteiligt aufgrund der Nichteinhaltung der Evangeliumsgesetze oder –verordnungen, welche sie nicht kennen oder nicht fähig sind zu verstehen und somit nicht befolgen können.

CALVIN P. RUDD