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KIMBALL, SARAH GRANGER

Sarah Melissa Granger Kimball (1818–1898), die Gründerin der “Ladies’ Society of Nauvoo” (Frauenvereinigung von Nauvoo), war eine Verfechterin der Frauenrechte. Sie war mehr als vierzig Jahre lang Leiterin der Frauenhilfsvereinigung innerhalb einer Gemeinde, und hat auch der Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im neunzehnten Jahrhundert ihre Spuren hinterlassen. Eine ihrer Mitarbeiterinnen beschrieb sie als Frau, “die den Mut besaß, zu sagen, was sie dachte”. Sarah Kimball arbeitete für die Besserstellung der Frauen, wobei sie die Ansicht vertrat, daß “Bildung und Agitation unsere besten Kampfmittel” sind (Woman’s Exponent, Nr. 20 [1. Mai 1892], S. 159; Nr. 18 [15. Februar 1890], S. 139.) Ihre militante Einstellung wurde jedoch durch ihre starke Bindung sowie ihre Loyalität gegenüber den Kirchenführern etwas gemäßigt. Sie sah keinerlei Diskrepanz zwischen ihrer starken Bindung an die Kirche und ihrem Kampf für die Frauenrechte, da ihrer Ansicht nach die Tatsache, daß Joseph SMITH <Smith, Joseph> im Jahr 1842 den Frauen die “Schlüssel der Macht” in die Hände gegeben hatte, was zu den Anfängen der nationalen, amerikanischen Frauenrechtsbewegung geführt hatte.

Sarah Granger wurde am 29. Dezember 1818 als Tochter von Oliver und Lydia Dibble Granger <Granger, Oliver und Lydia Dibble, Eltern von Sarah Granger> in Phelps (US-Bundesstaat New York) geboren, wurde Mitglied der Kirche und zog im Jahr 1833 als Fünfzehnjährige nach KIRTLAND in Ohio um. Über ihre eigene Bekehrung ist nichts Genaues bekannt, hingegen weiß man, daß eine beeindruckende Vision des Propheten Moroni aus dem Buch Mormon, die ihrem Vater zuteil geworden war, einen dauerhaften Eindruck auf sie gemacht hatte. Sie gab sich aber nie damit zufrieden, von geborgtem Gut zu leben, weder auf intellektuellem noch auf religiösem Gebiet. Sie war eine der dreiundzwanzig Frauen, die in Kirtland Joseph Smiths SCHULE DER PROPHETEN besucht hatte und bestand später als FHV-Leiterin in ihrer eigenen Gemeinde auf intensiven Bildungsangeboten. Sie hielt beeindruckende Ansprachen, in denen sie die Lehre der Kirche auslegte, und sie besaß die Gabe der Zungenrede.

Das vermutlich wichtigste Ereignis in Sarah Granger Kimballs jungen Jahren war die Gründung der “Ladies’ Society of Nauvoo” (“Frauengesellschaft von Nauvoo”), der Vorläuferin der Frauenhilfsvereinigung. Im Alter von einundzwanzig heiratete Sarah Granger Hiram Kimball<Kimball, Hiram, Ehemann von Sarah Granger> einen wohlhabenden Kaufmann aus NAUVOO, der sich später der Kirche anschloß. Sie trachtete danach, das Reich Gottes auf Erden zu errichten, das die damaligen Heiligen der Letzten Tage in der Stadt Nauvoo verkörpert sahen, besonders jedoch im Nauvoo-Tempel. Sarah G. Kimball und ihre Schneiderin, eine gewisse Miss (Margaret?) Cook, beschlossen, Hemden für die Arbeiter am Tempelbau zu nähen und baten in der Folge auch andere Frauen, ihre Kräfte in einer Frauenvereinigung zu vereinigen. Als sie sich um Genehmigung einer solchen Vereinigung an Joseph Smith wandten und ihm die von Eliza R. SNOW <Snow, Eliza R.>verfaßten Statuten vorlegten, vertrat dieser die Meinung, daß diese Statuten zwar in Ordnung seien, daß Gott jedoch die Vereinigung der Frauen “unter der Führung des Priestertums und nach dem Vorbild des Priestertums” eingerichtet sehen möchte. Laut Sarah Grangers Aussage setzte Joseph Smith seine Aussage folgendermaßen fort: “Die Kirche ist erst seit Bestehen dieser Frauenorganisation vollkommen organisiert.” (Kimball, S. 51.)

In Anbetracht von Sarah Granger Kimballs schon frühem Engagement in der Frauenhilfsvereinigung ist es auch nicht weiter überraschend, daß sie den Großteil ihres Lebens in reger Tätigkeit für diese Organisation verbrachte. Nach ihrem im Jahr 1851 erfolgten Umzug nach Salt Lake City, wo sie an einer Schule unterrichtete, um ihre Familie zu erhalten, während ihr Mann sich von schweren finanziellen Rückschlägen erholte, wurde sie 1857 als FHV-Leiterin der Gemeinde Salt Lake City 15 berufen. Dieses Amt hielt sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1898 inne, wobei sie zwölf ihrer letzten Jahre unter Eliza R. Snow nach erfolgter amtlicher Eintragung der Frauenhilfsvereinigung als Verein im Jahr 1892 zuerst als Sekretärin und später als stellvertretende Präsidentin wirkte.

Sarah Kimballs Jahre als FHV-Leiterin waren von Neuerungen und der Ausrichtung aller Tätigkeit auf eine umfassende Entwicklung der Frau gekennzeichnet. Ihr Mitgefühl und ihre Nächstenliebe waren weithin bekannt. Sie brachte den Frauen ihrer Gemeinde bei, sich auf systematische Art und Weise um die Armen und Bedürftigen zu kümmern und ein FHV-Gebäude errichten zu lassen, das zugleich als Verkaufsstelle für die in Heimmanufaktur erzeugten Produkte als auch als Versammlungsgebäude für weltliche und religiöse Belehrung diente.

Während ihrer aktivsten Jahre in der Frauenhilfsvereinigung war Sarah Kimball auch eine der treibenden Kräfte im Kampf um das Frauenwahlrecht, und zwar war sie im Bundesstaat Utah Vorsitzende des Vereins zur Einführung des Frauenwahlrechts. Eine ihrer Zeitgenossinnen ging sogar so weit, sie mit Susan B. Anthony <Anthony, Susan B.> (eine der bekanntesten amerikanischen Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht auf nationaler Ebene) zu vergleichen, denn Sarah Kimball wies im Kampf für die Frauenrechte um nichts weniger Mut und unverblümte Zielstrebigkeit auf. Sie kämpfte nicht nur für das Frauenwahlrecht, sondern für die gleiche Achtung der Frauen. In ihren Ansprachen sprach sie auch wiederholt die göttliche Gleichstellung von “Gott Vater und Mutter” an (Woman’s Exponent 8 [1 July 1879]:22.)

Sarah Kimball starb am 1. Dezember 1898 in Salt Lake City. Ihr Mann war fünfunddreißig Jahre vorher unterwegs zu seinem Missionsgebiet auf Hawaii ums Leben gekommen, als das Dampfschiff, auf dem er fuhr, explodiert war. Sie hinterließ drei Söhne und eine Adoptivtochter.

BIBLIOGRAPHIE

Mulvay, Jill C.” The Liberal Shall Be Blessed: Sarah M. Kimball.” Utah Historical Quarterly 44, Sommer 1976, S. 205–221.

Kimball, Sarah M. “Auto-Biography”. Woman’s Exponent 12, 1.Sept. 1883, S. 51.

MARY STOVALL RICHARDS