In dem Gesetz der Keuschheit befiehlt der Herr Zurückhaltung in der Ausübung sexueller und zeugungsfähiger Kräfte des Körpers. Den offenbarten Schriften gemäß verbietet dies Gesetz alle sexuellen Beziehungen außerhalb der Ehe. Autoritäten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verurteilen auch alle perversen oder zwanghaften sexuellen Handlungen innerhalb der Ehe.
„Du sollst nicht die Ehe brechen“, erklärt der Herr in dem Dekalog (Ex 20:14). In anderen Schriften verbietet er Unzucht, Homosexualität, Blutschande und Bestialität. (Ex 22:16; Lev 18:6-23) In den östlichen und westlichen Hemisphären brandmarkte Jesus Unreinheit in Gedanken und in Taten. (Mt 5:27-28; 3 Nephi 12:27-28) Der Apostel Paulus warnte, dass Heilige, die der sexuellen Sünde erliegen „von Gott einem verworfenen Denken ausgeliefert werden.“ (Röm 1:26-29) Der Herr bestätigte im Buch Mormon, dass er sich „der Keuschheit der Frauen freue, und er verdammt die Treulosigkeit der Männer als ein Vergehen gegen Frauen und Kinder“. (Jak 2:28;31-35) Der Prophet Abinadi klagte die Priester des Königs Noah wegen Hurerei und der Unterlassung, das Mosaische Gesetz zu leben und zu predigen, das Ehebruch verbietet, an. (Mosiah 12:29; 13;22) Corianton wurde von seinem Vater, Alma2, belehrt, dass sexuelle Sünde „schrecklicher als alle anderen Sünden ist, es sei denn das Vergießen unschuldigen Blutes oder das Verleugnen des Heiligen Geistes.“ (Alma 39:5) Mormon beklagte den äußersten Verfall der Soldaten, die weibliche Gefangene vergewaltigten, „nachdem man sie dessen beraubt hatte, was ihnen vor allen Dingen am kostbarsten ist, nämlich ihre Keuschheit und Tugend.“ (Moroni 9:9)
In den Offenbarungen der Heiligen der Letzten Tage werden die Vorgesetzten angewiesen, Ehebrecher auszuschließen, die nicht willig sind, Buße zu tun. Die Lehre und Bündnisse brandmarkt ehebrecherische Begierden als einen Glaubensbruch und disqualifizieren Missetäter, den Heiligen Geist als Begleiter zu haben. (LB 42:23-26; 63:16) Der Prophet Joseph Smith erblickte in einer Vision, dass Ehebrecher und Hurer, die nicht bußfertig sind, mit Lügnern und Zauberern in dem Telestialen Königreich sind. (LB 76:103)
Kirchenautoritäten haben immer wieder den Gehorsam gegen das Gebot der Keuschheit betont. In einer öffentlichen Kundgebung im Jahre 1942, versprach die Erste Präsidentschaft „Eine ewige Erhöhung“ für diejenigen, die keusch bleiben und die sexuelle Immoralität als einen Zerstörer der Individuen und der Nationen verachten. „Die Lehre dieser Kirche, erklärten sie, „ist, dass sexuelle Sünden – die verbotenen sexuellen Beziehungen von Männern und Frauen – in ihrer Ungeheuerlichkeit neben dem Mord stehen. Der Herr hat keinen besonderen Unterschied zwischen Unzucht, Ehebruch, Hurerei und furchtbare Verdammung gezogen.“ (CR 112 [oct. 1942] :10-12) Sexuelle Übertretungen entweihen all das, was heilig ist, einschließlich der von Gott gegebenen Kräfte, die Heiligkeit des Lebens, der Ehe und der Familie. Präsident David O McKay bezeichnete die Keuschheit als „den lebenswichtigsten Teil der Grundlage für eine glückliche Ehe und ... als die Quelle der Kraft und der steten Fortdauer der Rasse.“ (CR 137 [Apr. 1967] :8) Kirchenautoritäten anerkennen nur ein Richtmaß der Keuschheit für Männer sowohl als auch für Frauen. Im Jahre 1980 bekräftigte Präsident Spencer W. Kimball: „Volle Reinheit vor der Ehe und volle Treue danach sind immer noch das Richtmaß. Jede Abweichung davon hat als Folge Sünde, Elend und Unglückseligkeit.“ (CR 150[Oct. 1980]:4)
Das Gesetz der Keuschheit bezieht sich nicht nur auf das Benehmen sondern auch auf Kleider und die Gedanken. Die Heiligen der Letzten Tage werden beraten, sich sittsam zu kleiden und im Gespräch über körperliche Funktionen eine würdevolle Sprache zu gebrauchen. Obgleich viele Menschen außerhalb der Kirche Selbstbefriedigung als normal betrachten, lehren die Autoritäten der Heiligen der Letzten Tage, dass eine solche Praxis falsch ist, weil sie unedle Begierden hervorrufen und vielleicht zu anderem sündhaften Benehmen verleitet. In ähnlicher Weise brechen unverheiratete Paare, die intime Berührungen und intimes Streicheln ausführen, das Gesetz der Keuschheit und stimulieren Impulse, die zu anderen Sünden führen können.
Keuschheit nährt persönlichen Frieden und Selbstsicherheit (siehe LB 121:45) Alma schrieb: „Sünde war niemals Glückseligkeit“ (Alma 41:10). Er bezieht sich hier spezifisch auf Unkeuschheit. Die Kirche lehrt, dass die Treulosen den Geist des Herrn verlieren und innerhalb der Familie Eifersucht, Kummer, Ärger und Misstrauen verursachen.
Personen, die das Gebot der Reinheit verletzt haben, können durch volle Buße Vergebung finden. Weil Unreinheit Tauf- und besonders Tempel Gelübde verletzt, müssen bußfertige Übertreter des Gesetzes vor dem Bischof, dem Gemeindepräsidenten oder anderen zuständigen Kirchenautoritäten ihre Sünden bekennen. Nach einer gebetsvollen Betrachtung der Übertretung kann die befugte Autorität besonders im Falle von Ehebruch, Unzucht oder Homosexualität ein Disziplinargericht einberufen, um den Übertreter im Bußprozess beizustehen und die Integrität der Kirche zu bewahren. Die Entscheidung des disziplinären Rates hängt von der Schwere des Vergehens und der geistigen Reife des Übertreters ab, ob der Entschluss Exkommunikation, Abendmahlsentzug, Bewährung oder Freispruch bedeutet.
Ein disziplinarischer Rat verlangt gewöhnlich, dass Übertreter die Personen um Vergebung bitten, die sie in eine sexuelle Sünde hineingezogen haben oder die Ehepartner, die durch Treulosigkeit betrogen wurden. Übertreter sollen auch Gott durch eine gebetsvolle Umformung ihres Lebens um Vergebung bitten, indem sie unreine Tätigkeiten und Gedanken aufgeben. Gott verspricht, dass er sich ihrer nicht mehr erinnert. (Jes 1:18; LB 58:42-43) Allerdings kann durch eine Wiederholung der Übertretung das volle Gewicht früherer Sünden zurückkehren (LB 82:7), und noch mehrere schwere Konsequenzen können folgen. (LB 42:26)
Das Befolgen des Gesetzes der Keuschheit bedeutet nicht, dass es sich um eine Askese handelt. Es bedeutet vielmehr, „dass du alle deine Leidenschaften zähmst, auf dass du mit Liebe erfüllt wirst.“ (Alma 38:12) Innerhalb einer Ehe stärkt körperliche Intimität den göttlich ordinierten Bund zwischen Mann und Frau. Je mehr wir die Seele vor Fleischeslust beschützen, je stärker beschützt Reinheit die Freuden einer Ehe in diesem und dem kommenden Leben. Nur die moralisch Reinen dürfen den Tempel betreten, in dem die Heiligen der Letzten Tage weihevoll bezeugen, sich rein zu halten, so dass sie die größte aller Gaben Gottes, das ewige Leben, haben. (LB 14:7) Wenn ein Mann und seine Frau die Verordnungen des Tempels erhalten und würdig bleiben, können sie einen vollkommenen Bund erreichen, gesiegelt durch den Heiligen Geist der Verheißung, und somit eine Ehe eingehen, die über das Grab hinausreicht, und sie sind mit ewiger Vermehrung gesegnet. (LB 132;19;cf 131:1-4)
BIBLIOGRAPHIE
Benson, Ezra Taft. The Teachings of Ezra Taft Benson, pp.277-86. Salt Lake City, 1988.
Kimball, Spencer W. The Miracle of Forgiveness, pp. 61-89, Salt Lake City, 1969.
McKay David O. Gospel Ideals, pp. 458-76. Salt Lake City, 1953.
BRYCE J. CHRISTENSEN