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JESUS CHRISTUS, QUELLEN FÜR WORTE VON

Nichts hat mehr Vollmacht und Bedeutung für Nachfolger Jesu Christi als seine Worte. Seine Worte, auch ipsissima verba oder logia genannt, sind nicht mit Umschreibungen oder Deutungen geschmückt, sondern geben seine genauen Anweisungen wieder. Jesus spricht selbst in der ersten Person oder durch jemand anderen, den er beauftragt hat, durch die Macht des Heiligen Geistes in der ersten Person zu sprechen, so als würde Gott selbst sprechen (2 Nephi 32:3; 33:10-11; LuB 1:38; vgl. Offenbarung 19:1-10).

Die Bedeutung, die den Worten Jesu zukommt, findet ihren Ursprung im frühen Christentum. Das gegenwärtige Interesse an den neutestamentlichen Apokryphen kommt hauptsächlich aus der Hoffnung, authentische Aussagen Jesu zu finden. Beispielsweise sagte ein moderner Redakteur: „Das Evangelium von Thomas ist genau genommen kein „Evangelium“... es ist nicht mehr oder weniger als eine Sammlung von 114 Logia. Hierbei handelt es sich um die ausführlichste Sammlung der Worte Jesu, oder der ihm beigemessenen Aussagen, die uns jemals unabhängig vom Neuen Testament gegeben wurden“ (Puech, S. 184-85).

Einige alte und aktuelle Quellen, die einzig in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu finden sind, erweitern den bekannten Inhalt der Worte Jesu. Die Kirche lehrt, dass Jesus Christus sowohl der Gott des Alten Testaments als auch der Gott des Neuen Testaments ist. Daher betrachtet die Kirche Zitate, welche im Alten Testament Gott beigemessen werden, als ipsissima verba Jesu. Beispielsweise waren es die Worte Jesu Christi als Gott dem Mose gebot: „Streck deine Hand über das Meer und spalte es“ (Exodus 14:16; vgl. 1 Cor. 10:1-4). Auch wenn alte Propheten Gott in der ersten Person zitieren, wie beipielsweise: „Denn ich, der Herr, liebe das Recht, ich hasse Verbrechen und Raub“ (Jesaja 61:8), gelten diese Worte als ipissima verba Jesu (siehe Jesus Christus: Erstgeborener im Geiste und Jesus Christus, Namen und Titel von).

Als der Prophet Joseph Smith durch Inspiration die Joseph Smith Übersetzung der Bibel (JSÜ) zusammenstellte, wurden viele logia festgehalten. Zum Beipiel gebot der Herr dem Mose, nachdem dieser die ersten Steintafeln mit den Zehn Geboten zerbrochen hatte, Neue anzufertigen. In umlaufenden hebräischen Manuskripten sagt Gott, dass er nochmals schreiben wird, was auf den ersten Steintafeln geschrieben war. In der JSÜ fügt der Herr hingegen hinzu: „Aber es wird nicht gemäß den ersten [Tafeln] sein, denn ich werde das Priestertum aus ihrer Mitte wegnehmen; darum werden meine heilige Ordnung und deren Verordnungen nicht vor ihnen hergehen“ (JSÜ Ex. 34: 11-12 stimmt nicht...in der deutschen JSÜ ist es Vers 1; Deuteronomium 10:1-2; vgl. LuB 84:18-27).

Ebenso fügt die JSÜ dem Neuen Testament logia hinzu. Als Hintergund für die Erklärung Jesu, dass man keinen neuen Wein in alte Flaschen füllt, ergänzt die JSÜ: „Dann sagten die Pharisäer zu ihm: „Warum willst du uns mit unserer Taufe nicht annehmen, wenn du siehst, dass wir das gesamte Gesetz befolgen? Aber Jesus sprach zu ihnen: Ihr haltet das Gesetz nicht. Hättet ihr das Gesetz befolgt, dann hättet ihr mich angenommen, denn ich bin der, der das Gesetz gegeben hat. Ich empfange euch mit eurer Taufe nicht, weil es euch keinen Nutzen bringt. Denn wenn das, was neu ist, gekommen ist, dann ist es soweit, das Alte wegzutun“ (JSÜ Matthäus 9:18-21). Obgleich sie in keinem erhaltenen griechischen Text enthalten sind, nehmen Heilige der Letzten Tage solche Passagen als wahre Worte Jesu an.

Zusätzlich zur Annahme biblischer Schrift hat die Kirche andere Schriften, welche ipissima verba Jesu Christi bewahren, im Kanon aufgenommen. Dazu zählen die Köstliche Perle, das Buch Mormon und Lehre und Bündnisse.

In der Köstlichen Perle, bewahrt das Buch Mose – ein Auszug aus der JSÜ – die unter Heiligen der Letzten Tage bekannte Proklamation: „Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit – die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39). Das Buch Abraham enthält ebenfalls Lehren Jehovas oder Christi. Im dritten Kapitel vergleicht Jehova die Beschaffenheit des Universums mit der Vielfalt der Geister oder Intelligenzen, welche im Universum leben. Das Buch Mormon erzählt von Gottes Angelegenheiten mit den Menschen, die den amerikanischen Kontinent bewohnen, und bewahrt die Worte, welche ihren Propheten gegeben wurden. Neben spezifischen Worten „des Sohnes“, welche von Nephi 1 (2 Nephi 31:12, 14) und anderen (z.B. Moroni 2 in Ether 12:26-28) aufgezeichnet wurden, kommen auch Worte vor, die Jesus kurz nach seiner Auferstehung zu den Menschen der Westlichen Hemisphäre sprach. Zusätzlich zu einem Diskurs, welcher der in Matthäus 5-7 (3 Nephi 12-14) aufgezeichneten Bergpredigt ähnelt, sprach der auferstandene Jesus über die Taufe (3 Nephi 11), das Abendmahl (Kapitel 18), die Sammlung Israels und die helfende Funktion der Anderen (Kapitel 16, 20-21).

Das Buch Lehre und Bündnisse verzeichnet Aussagen Christi, welche an die Menschen der gegenwärtigen Zeit gerichtet sind: „Horcht auf, o ihr Volk meiner Kirche....wahrlich, ich sage: Horcht auf, ihr Völker von fern her, und die ihr auf den Inseln des Meeres seid, hört mitsammen zu“ (LuB 1:1). Hier handelt es sich um Worte, die im Jahre 1831 gesprochen wurden. Dieser Buchband umfasst eine ausgiebige Sammlung der Worte Jesu Christi als Warnung und Anweisung gebende Stimme in Bezug darauf, wie man sowohl die Erde als auch das eigene Herz auf sein zweites Kommen vorbereitet.

Eine zusätzliche gegenwärtige Quelle für die Worte Christi findet sich in Aussagen der Präsidenten der Kirche. Der Herr hat verkündet: „sein Wort sollt ihr empfangen, als sei es aus meinem eigenen Mund“ (LuB 1:38; 21:5). Demnach empfinden Heilige der Letzten Tage, dass die Worte des Präsidenten der Kirche, wann auch immer er offiziell in seinem Amt und in seiner Berufung spricht, dieselbe Vollmacht haben wie die Worte des Herrn selbst.

[Siehe auch Jesus Christus in den Schriften.]

BIBLIOGRAPHIE

Millet, Robert L. “The Formation of the Canonical Gospels.” In Apocryphal Writings and the Latter-day Saints, ed. W. Griggs. Provo, Utah, 1986.
Puech, Henri-Charles. “Gnostic Gospels and Related Documents.” In New Testament Apocrypha, ed. Edgar Hennecke and Wilhelm Schneemelcher, Vol. 1, pp. 231-362. Philadelphia, 1963.J.

PHILIP SCHAELLING