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JAKOBUSBRIEF

Der Jakobusbrief hat eine große Bedeutung für Heilige der Letzten Tage. Sie glauben, dass er von Jakobus, dem Bruder des Herrn, geschrieben wurde (Gal. 1:19), dass er an das ganze Haus Israel gerichtet war, aber besonders an jene in dieser [modernen] Dispensation oder Ära, und dass er Joseph Smith direkt inspirierte, für seine Gebete nach Antworten von Gott zu suchen. Mehrere Lehrgrundsätze des Jakobus, einschließlich jener in Bezug auf „reine und unverdorbene Religion“, die Zunge im Zaum halten und die Wut zügeln, die Wechselbeziehung zwischen Glauben und Werken und Krankensegnungen, werden häufig in Generalkonferenzen und in anderen Kirchenansprachen zitiert.

Dass Jakobus die verlorenen Stämme Israel anspricht (Jakobus 1:1), ist von Wichtigkeit, da Heilige der Letzten Tage glauben, dass die zehn Stämme in den letzten Tagen buchstäblich gesammelt werden (GA 10) und dass der Stamm Ephraim, der in der Kirche stark vertreten ist, die Verantwortung trägt, den zehn Stämmen die Priestertumssegnungen Abrahams, Isaaks, Jakobs und Josephs zu bringen (LuB 133:20-35). Der Präsident der Kirche hält die Schlüssel der Sammlung Israels (LuB 110:11). Da die Wiederherstellung des Evangeliums durch Joseph Smith die Sammlung beeinflussen wird, ist es bemerkenswert, dass Joseph Smith, während er Jakobus 1:5 las, tief gerührt war und dass diese Schriftstelle ihn zum Beten veranlasste. Dies führte zu seiner ersten Vision im Jahre 1820, einem Ereignis, das den Weg für die Sammlung Israels in den Letzten Tagen bereitete (Siehe Israel: Sammlung Israels). Jakobus' Aussage über das Nicht-Zweifeln zeichnet auch Joseph Smith aus. Präsident David O. McKay zitierte Jakobus 1:5-6 und Hebräer 11:6 und sagte: „In dieser Schriftstelle liegt das Geheimnis von Joseph Smiths Hervorkommen aus der Unbekanntheit zu weltweitem Ruhm. Sein Glaube an Gott war absolut, sein Glaube an göttliche Führung unerschütterlich“ (IE 65 [März 1962]:149). Viele Konferenzansprachen und Darbietungen wenden Jakobus 1:5 und Joseph Smiths Erste Vision auf die Macht des Gebets beim Lösen von Problemen an.

Eine andere oft zitierte Schriftstelle ist Jakobus 1:22-24, zusammen mit 2:14-18 und 24-26, über die Beziehung zwischen Glauben und Werken. Heilige der Letzten Tage glauben an die „unbegrenzte und ewige“ Kraft des Sühnopfers, dass es den grundlegenden Auswirkungen des Falls Adams für die gesamte Menschheit ein Ende bereiten wird: Es vergibt automatisch die Sünden derer, die ohne Gesetz sind (z.B. Kinder, die jünger als acht oder geistig behindert sind, und jene, denen das Evangelium nicht bekannt war), bietet eine allgemeingültige Auferstehung (Siehe weiter Mosia 15) und bringt die Menschheit zurück in Gottes Gegenwart, um gerichtet zu werden. Wenn allerdings jemand bewusst gegen das Gesetz rebelliert, das er kennt, muss er umkehren, gehorsam sein und durch gute Werke beweisen, dass er die Gnade des Sühnopfers für seine persönlichen Sünden akzeptiert. Für solche Personen hängt die Vergebung persönlicher Sünden durch das Sühnopfer von ihren „Werken“ ab – wie Heilige der Letzten Tage das Wort verstehen--Glauben, Umkehr, Gehorsam und Dienst am Nächsten auf vielerlei Weise, einschließlich stellvertretender Tempelverordnungen (Siehe Gnade).

Um die Notwendigkeit anderen zu dienen zu unterstreichen, zitieren Kirchenführer oft Jakobus 1:27 in Bezug auf „reine und unverdorbene Religion“ und beziehen es auf Mosia 2 im Buch Mormon, wo König Benjamin sein Volk ermahnt selbstlos und ohne Ansehen des gesellschaftlichen oder finanziellen Status des Empfängers zu dienen. Wenn Menschen so leben, zeigen sie die reine Religion oder Nächstenliebe, die zutage tritt, wenn man anderen hilft, ohne nach persönlicher Anerkennung zu trachten. Ein Großteil dieses Dienens ist auf die Jugend und die Älteren ausgerichtet, besonders wenn die traditionelle Unterstützung der unmittelbaren Familie nicht zur Verfügung steht. Somit wird Dienst am Nächsten ein Hauptbestandteil der „reinen und unverdorbenen Religion“.

Ein vierter Grundsatz aus dem Jakobusbrief, den Heilige der Letzten Tage schätzen, ist die Ermahnung, dass man seinen Zorn und seine Zunge im Zaum halten (Jakobus 1:26, 3:3-10) und in Schwierigkeiten geduldig ausharren sollte (Jakobus 5). Diese Ergänzungen der Bergpredigt sind Grundsätze, die Kirchenführer häufig ansprechen.

Von besonderer Bedeutung in Kirchenpredigten ist Jakobus 4:17, über die  Unterlassungssünde. Heilige der Letzten Tage werden ermutigt zu dienen und Gutes zu tun. Auch werden sie daran erinnert, dass Gott, während er die Absichten beurteilt, auch erfordert, dass die Menschen das Gute tun, „denn wem viel gegeben ist, von dem wird viel gefordert“ (LuB 82:3). Ferner steht diese Schriftstelle mit LuB 58:26-29 in Verbindung, wo Mitglieder ermutigt werden, „sich voller Eifer einer guten Sache zu widmen und vieles aus freien Stücken zu tun“.

Heilige der Letzten Tage haben einen tiefen und festen Glauben an die heilende Wirkung des Glaubens und durch Segen von Priestertumsträgern. In Bezug auf diese Verordnung entspricht LuB 42:43-44 Jakobus 5:14-16 (Siehe Kranke, Segen für). Olivenöl wird für die Salbung von Kranken geweiht. Dann salbt ein Melchisedekischer Priestertumsträger in der Heilungsverordnung, und ein anderer „siegelt“ die Salbung durch ein Gebet und segnet den Kranken gemäß Inspiration. Viele können Wunder der Heilung durch Glauben und durch die Kraft des Priestertums bezeugen. Sie betrachten diese als privat und heilig. Der Jakobusbrief ist bestimmt kein „Strohbrief“, wie Luther ihn nannte, sondern tiefsinnig und sehr relevant für die HLT-Theologie.

THOMAS W. MACKAY

(c) 2008 South German Mission Foundation