Heilige der Letzten Tage haben im 20. Jahrhundert durch die ausdrucksstarke Zelebrierung jährlicher Gedenkfeiern wichtiger grundlegender Ereignisse ihrer Geschichte gedacht. Die Kirche veranstaltete die kunstvollen Jubiläumsfeiern (50. Jahr) der Gründung der Kirche im Jahre 1880 und der Anfänge der Kolonisierung der HLT im amerikanischen Westen. Im zwanzigsten Jahrhundert leitete die Kirche im Jahre 1905 mit der Hundertjahrfeier der Geburt des Propheten Joseph Smith eine neue Ära ein. Zu diesem Anlass leitete Präsident Joseph F. Smith eine Gruppe von Kirchenführern und Familienmitgliedern der Smith Familie nach Sharon, Vermont, dem Geburtsort von Joseph Smith. In Erinnerung an ihn weihten sie ein kleines Landhaus und einen großen Obelisk aus Granit. Viele Gemeinden der HLT hielten örtliche Kirchenfeiern ab.
Das Joseph Smith Denkmahl wurde eine der ersten historischen Stätten der Kirche. Nach ihrer Weihung besuchte die Smith Gruppe eine Anzahl von anderen historischen Stätten der HLT. Diese Tour bestätigte ein zunehmendes Interesse von Heiligen der Letzten Tage daran, durch die Restaurierung solcher historischer Stätten und durch spätere Kirchenfeiern ihre Vergangenheit in Erinnerung zu bewahren.
Eine weitere große Hundertjahrfeier wurde am 22. September 1927 gefeiert, als Präsident Heber J. Grant eine Andacht auf dem Hügel Cumorah durchführte. Es war an der ungefähren Stelle, wo Joseph Smith hundert Jahre zuvor die goldenen Tafeln des Buches Mormon von dem Engel Moroni erhalten hatte (siehe Moroni, Besuche von). Am 25. September hielten Gemeinden in der gesamten Kirche Erinnerungsprogramme als Teil ihrer Gottesdienste am Sonntag ab.
Die Hundertjahrfeier von 1930 anläßlich der Gründung der Kirche war eine weitaus anspruchsvollere Kirchenfeier. Die hauptsächliche Feier fand in der Woche des 6. Aprils statt. Kirchenführer ermöglichten die Teilnahme an den Festlichkeiten für mehr als die 100 000, die sich in Salt Lake versammelten. Dazu installierten sie Radioempfänger in mehr als tausend Versammlungshäusern innerhalb der Reichweite der Rundfunkübertragung des Radiosenders KSL. Zur Eröffnungssitzung der Generalkonferenz versammelten sich Gemeinden in diesen und vielen anderen nicht entsprechend ausgestatteten Kirchenräumlichkeiten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt standen Heilige der Letzten Tage auf und riefen den heiligen Hosannaruf, der normalerweise der Weihung von Tempels vorbehalten ist. Als die Generalkonferenz am folgenden Montag und Dienstag fortgesetzt wurde, besprachen viele Sprecher das hundertjährige Vermächtnis der Kirche. Jeden Abend in der Woche vom 6. bis zum 12. April war der Tabernakel in Salt Lake City aufgrund des Schauspiels „Botschaft der Zeitalter“ völlig überfüllt. Dabei handelte es sich um eine aufwendige Bühnenproduktion von tausend Schaupielern, Sängern und Musikern, welche die heilige Geschichte des Evangeliums erzählten. Die sieben Tempel der Kirche wurden zur Hundertjahrfeier ebenfalls mit Lichtern geschmückt. Am Pioniertag in diesem Jahr (24. Juli) versammelten sich Heilige von den östlichen Vereinigten Staaten und Kanada sowie Missionare, die in diesem Gebiet dienten, am Hügel Cumorah. Dort erlebten sie „Fußabdrücke im Sand der Zeit“, das erste Schauspiel an dieser historischen Stätte.
Die Hundertjahrfeier von 1947 anläßlich der Ankunft der ersten Gruppe der Mormonenpioniere im Salzseetal war die bisher größte Zelebrierung der HLT. Im gesamten Jahr fanden Gedenkfeiern in der ganzen Kirche statt, doch alles drehte sich um den 24. Juli. Dieser Tag schloss alle traditionellen Tagesaktivitäten ein – Andachten, Konzerte, Festessen, Paraden, Rodeos, Sportwettkämpfe und Tänze – jedoch im größeren Umfang. Die Nachstellung des Auszugs der HLT aus Nauvoo (siehe westwärtige Migration) war besonders erinnerungswert. Dieser moderne „Pioniertreck“ schloss viele Kirchenführer und andere Würdenträger mit ein, welche in als abgedeckte Wagen geschmückten Autos auf dem Pfad der Mormonenpioniere fuhren. Unterwegs probierten sie Aktivitäten der Pioniere aus. An der Öffnung des Emigration Canyons, östlich von Salt Lake City, weihte Präsident George Albert Smith das „Dies ist der Ort“ Denkmahl. Es besteht aus einer Reihe von Skulpturen, die Mahonri M. Young, der Enkel von Brigham Young, gefertigt hatte.
Die Hundertjahrfeier von 1980 anläßlich der Gründung der Kirche brachte eine weitere ein Jahr lange Feier mit sich, wozu Heilige der Letzten Tage weltweit verschiedene Kirchenfeste feierten. Die Höhepunkte dieser Gedenkfeiern waren u.a. die Generalkonferenz am 6. April. Präsident Spencer W. Kimball weihte das rekonstruierte Holzhaus von Peter Whitmer Senior an der originalen Stätte in der Stadtgemeinde von Fayette, New York, ein. Dort war die Kirche im Jahre 1830 organisiert worden. Millionen von Menschen konnten das Geschehen über die erste Satellitenübertragung der Kirche miterleben (siehe Satellitenübertragungssystem).
Bei einer ausgedehnten Pioniertag Parade wurden hunderte von Fahnen, welche Junge Damen in der gesamten Kirche gemacht hatten, präsentiert. Somit brachten sie ihre grundlegenden Wertvorstellungen durch eine kunstvolle Tradition zum Ausdruck, welche bis zu Pioniertagen des 19. Jahrhunderts zurückgehen.
Eine Anzahl kleiner abgehaltener Hunderjahrfeiern haben bisher sowohl der geschichtlichen Wurzeln der Kirche gedacht als auch ihrer frühen geographischen Ausbreitung über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus. Die erinnerungswertesten dieser Wurzeln waren die hundertjährlichen Jubiläumsfeiern der ersten Mission der Heiligen der Letzten Tage nach Großbritannien (1987) – die erste außerhalb Nordamerikas (siehe Mission der Zwölf zu den Britischen Inseln) – und die Gründung Nauvoos in Illinois (1989).
BIBLIOGRAPHIE
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Belding, Patricia. "A Monumental Race with Winter: The Dedication of the Joseph Smith Birthplace." Vermont Life 38 (Fall 1983):45-48.
Bitton, Davis. "The Ritualization of Mormon History." Utah Historical Quarterly 43 (1975):67-85.
STEVEN L. OLSEN