Die Lehren, Praktiken und Erfahrungen der HLT hatten über die Jahre in einigen Kreisen bereits ein Maß an Spötterei und Gelächter hervorgerufen. Jedoch erschien erst seit den 1970ern eine Menge von veröffentlichtem Humor über die Erfahrung als Mormone. Humor über die Institution der HLT teilt sich in etwa zwei Zeitperioden. In der früheren Zeitperiode war die Kirche Außenseiterwitzen ausgesetzt und in der modernen Zeitperiode waren Mitglieder fähig geworden über sich selbst zu lachen.
Wie auch viele andere Minderheitsgruppen entstand der erste Humor in Bezug auf die Kirche durch Gegner der Kirche, die dadurch versuchten Menschen von der Kirche abzubringen. Zum großen Teil kam dieser Humor in der Form von Karikaturen in der Boulevardpresse und in Versen und Parodien bekannter Lieder und Volkslieder zum Ausdruck (Bunker und Bitton, 1983). Diese Anfeindungen erschienen vorwiegend in Zeitschriften aus dem 19. Jahrhundert. Beispielsweise hatten bekannte Autoren wie Mark Twain und Artemus Ward es auf Brigham Young und die Polygamie abgesehen.
Fast kein Humor zugunsten der Mormonen oder bezüglich der Kirche, welcher von den Mitgliedern selbst herrührte, überdauerte diese frühe Zeitperiode. Gewiss genießen Mitglieder Humor wie zahlreiche Tagebücher und Briefe belegen. Dennoch richtete sich scheinbar wenig davon auf ihre eigenen Erfahrungen und kulturellen Erfahrungen. Dies traf vor allem auf veröffentliches Material zu. Heilige der Letzten Tage waren zu beschäftigt mit dem Aufbau einer neuen Lebensweise, um in Leichtfertigkeit zu schwelgen oder irgendetwas, das ihre Leistungsbereitschaft in Frage stellen könnte. Daher war Humor nebensächlich.
Um 1900 begann diese Einstellung sich zu wandeln, besonders ausdrücklich in den Ansprachen von Elder J. Golden Kimball von den Siebzigern. Im Laufe seiner langen Amtszeit als Generalautorität brachte nicht nur seine ikonoklastische Scharfsinnigkeit und sein satirischer Sinn für Humor die Heiligen dazu ihn zu lieben und zu zitieren. Sie betrachteten dadurch auch ihr oft schwieriges Leben aus einer heitereren Perspektive.
Vor 1948 erschien allerdings nur wenig von diesem Humor in gedruckter Form. Zu dieser Zeit veröffentlichte Samuel W. Taylor seinen Roman Heaven Knows Why! (Weiss der Himmel Warum!). Das Buch spielte auf das kulturelle Verhaltensmuster der typischen westlichen Kleinstadtmormonen an. Als eine alternative Auswahl der Schreibezunft erreichte es begrenzten Erfolg und Anerkennung. Es verursachte jedoch einen Aufruhr an Unzufriedenheit in der Gemeinschaft der HLT, da der Humor zu nahegehend war und sich nicht nur über den Lebensstil, sondern auch über heilige Lehren lustig zu machen schien. Aufgrund der begrenzten Akzeptanz des Buches, war es schnell vergriffen.
Der Zweite Weltkrieg scheint einen Wendepunkt ausgelöst zu haben, welcher Außenseiter in die Rocky Mountain Gemeinschaften von fast ausschliesslich Heiligen der Letzten Tage brachte und Mitglieder der Kirche in der ganzen Welt verstreute. Dieser Austausch zeigte beiden Gruppen, dass sie in vielerlei Hinsicht gar nicht so verschieden waren wie sie bisher angenommen hatten. Es ermöglichte ihnen über ihre üblichen Marotten und Annahmen zu lachen.
Als die Kirche als ein amerikanischer Lebensstil bekannter wurde, fühlten sich ihre Mitglieder freier und in der Lage, Humor in ihren eigenen kulturellen Lebensmustern und Praktiken zu entdecken. Gleichzeitig führte das rapide Wachstum der Kirche zu einer größeren Leserschaft speziell für Material der HLT. Diese Leserschaft war gebildet, kultiviert und wohlhabend genug, um dieses Material zu verstehen, zu genießen und zu kaufen.
Taylors Buch, welches 1979 erneut veröffentlicht wurde, hat nun eine ebenso begeisterte Leserschaft wie die Werke von Karikaturenzeichner Calvin Grondahl und Pat Bagley. Jack Weylands A New Dawn und Alma Yates The Miracle of Miss Willie gehören zu den jüngsten Romanen, welche die Eigenarten der Kultur der HLT darstellen. Parodien und Veräppelungen für die aus HLT bestehende Leserschaft schließen Orson Scott Cards Saintspeak, Carol Lynn Pearsons „Notizbücher“ und zahlreiche Artikel von Chris Crowe mit ein.
Diese zunehmende Akzeptanz von kulturell gebundenem Humor hat jedoch Grenzen. Lehren, Verordnungen und Tempelzeremonien der HLT sind gewöhnlich nicht das Ziel von Humor. Allerdings könnten unerwartete und unorthodoxe Reaktionen auf spezifische Lehren, besonders von Nichtmitgliedern oder von kleinen Kindern, es darauf abgesehen haben. Skandale oder ein schlechter Ruf, die sich auf alle Mitglieder auswirken können, gelten nicht als lustig. Die alltäglichen Probleme des Familienlebens, des Kirchen- und Missionsdienstes als auch die Notwendigkeit, Prinzipien und Praktiken in Einklang zu bringen, eignen sich für Humor. Heilige der Letzten Tage scheinen allgemein willens zu sein, über sich selbst und ihren Lebensstil zu lachen, jedoch nicht über heilige Angelegenheiten (Siehe Leichtfertigkeit).
BAKER, MARGARET P.