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HÖLLE

Der Begriff „Hölle“, der in der Bibel verwendet wird, ist eine deutsche Übersetzung von vier Wörtern, die in den ursprünglischen vier biblischen Sprachen vorkommen: hebräisch sheol und grieschich hades, geenna (heb. gehenna ) und ein Substantiv, das aus dem Verb tartar hervorgeht. Diese Begriffe umschreiben im Allgemeinen den Wohnort aller Toten, sowohl der rechtschaffenen als auch der ungehorsamen, wobei geenna und tartaróo als Orte der Bestrafung empfunden werden. Die Herkunft und wörtliche Bedeutung von sheol ist nicht bekannt, jedoch implizieren Wörter, die im Hebräischen davon abgeleitet werden, die Vorstellung von „Leere“.

In den Schriften der Kirche werden dem Wort „Hölle“ mindestens drei Bedeutungen zugewiesen: (1) ein Zustand des Elends, in dem sich ein Mensch während seines Lebens befinden kann, weil er dem Gesetz Gottes zuwider gehandelt hat; (2) der elende, jedoch zeitlich begrenzte Zustand ungehorsamer Geister in der Geisterwelt, die auf ihre Auferstehung warten; (3) der dauerhafte Wohnort der Söhne des Verderbens, die den zweiten geistigen Tod erleiden und selbst nach der Auferstehung in der Hölle bleiben.

Alle Menschen, die die erste Art von Hölle empfinden, können durch das Sühnopfer Jesu Christi von ihrem Leiden erlöst werden, indem sie umkehren und die Gebote Gottes und die Verordnungen des Evangeliums Jesu Christi befolgen. Der Heiland litt, um alle Menschen von der Hölle zu erlösen (Al 7:11-13;33:23). Alle diejenigen, die nicht umkehren, können die Qualen der Hölle sowohl in diesem als auch im nächsten Leben erleiden (LuB 76:1041 Ne 16:2Al 40:14). Der Prophet Joseph Smith beschrieb die wahre Hölle so: „Der Mensch quält und verurteilt sich selbst. Daher sagt man auch: Sie werden in einen See von Feuer und Schwefel fallen. Die Qual der Enttäuschung im Bewusstsein des Menschen ist so intensiv wie ein See aus Feuer und Schwefel“ (TPJS, S. 357). Somit ist die Hölle sowohl ein Ort des Leidens und des Schmerzes, der einen Teil der Geisterwelt darstellt, als auch ein Geisteszustand, der dadurch herbeigeführt wird, dass einem die eigenen Sünden voll Reue bewusst werden (Mos 2:38Al 36:12-16).

Die zweite und vorübergehende Art der Hölle, die nach dem Tod in der Geisterwelt existiert, wird auch als Gefängnis bezeichnet. Dort werden Geister, die nicht von ihren Sünden umgekehrt sind, vor ihrer Auferstehung durch Leiden gereinigt, was dank dem  Sühnopfer Christi hätte vermieden werden können, wenn sie während ihres Erdenlebens umgekehrt wären (LuB 19:15-20Al 40:13-14). Bei der letzten Auferstehung wird die Hölle ihre Gefangenen frei lassen. Viele dieser Geister werden als auferstandene Wesen in das telestiale Reich eingehen (2 Ne 9:10-12LuB 76:84-89, 106Offb 20:13). Wenn von einer endlosen Hölle für diese Geister gesprochen wird, muss dies im Sinne des Buchs Lehre und Bündnisse verstanden werden, in dem die Begriffe Endlos und Ewig nicht die Dauer der Strafe bezeichnen, sondern Gottes Strafe charakterisieren, weil er „endlos“ und „ewig“ ist (LuB 19:4-13). Jeder einzelne Geist wird gereinigt und von den brennenden Qualen der Seele befreit werden und dann mit seinem Körper auferstehen.

Der Verweis des Heilands auf die „Pforten der Hölle“ (Hades, oder die Geisterwelt; Mt 16:18) impliziert u.a., dass die Macht des Priestertums Gottes die Hölle durchdringen und die reuevollen Geister erlösen wird. Viele sind bereits von der Hölle erlöst worden, und noch viel mehr Menschen werden erlöst werden, indem sie das Evangelium Jesu Christi nach dem Tod ihres Körpers in der Geisterwelt hören, es annehmen und von ihren Sünden umkehren. In den Lehren der Kirche wird betont, dass Jesus Christus nach seinem Tod in die Geisterwelt ging und die Verbreitung seines Evangeliums dort organisierte (LuB 138; vgl. Lk 23:431 Petr 3:18-20). Im Athanasischen Glaubensbekenntnis und in manchen Varianten des „Apostolischen“ Glaubensbekenntnisses heißt es, dass Christus „in die Hölle hinabstieg“. In der Kirche Jesu Christi wird gelehrt, dass Jesus in der Geisterwelt verweilte, damit sein Werk der Erlösung auch den Geistern in der Hölle zugute kommen kann, sofern sie von ihren Sünden umkehren (Siehe Erlösung der Toten).

Die dritte Bedeutung von „Hölle“ (der zweite geistige Tod) bezieht sich auf das Reich des Teufels und seiner Engel, unter denen sich auch die sogenannten Söhne des Verderbens befinden (2 Petr 2:4LuB 29:38;88:113Offb 20:14). An diesem Ort befinden sich diejenigen, die nicht durch das Sühnopfer gereinigt werden können, weil sie die unverzeihliche Sünde begangen haben (1 Ne 15:35LuB 76:30-49). Allein diese Hölle wird auch nach der Auferstehung und dem jüngsten Gericht fortbestehen.

BIBLIOGRAPHIE

"Descent of Christ into Hell." In Oxford Dictionary of the Christian Church, p. 395. New York, 1983.

Nibley, Hugh W. "Christ Among the Ruins." Ensign 13 (July 1983):14-19.

M. CATHERINE THOMAS