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Geschichte der Kirche

COMPREHENSIVE HISTORY OF THE CHURCH (UMFASSENDE KIRCHENGESCHICHTE)

Die sechsbändige Comprensive History of the Church, die von B.H. Roberts als hundertjährige Geschichte der Kirche (1830–1930) gedacht war, stellt den damaligen Höhepunkt aller Werke über die Geschichte der Kirche dar. Die meisten Werke der Kirchengeschichte davor waren entweder ein Angriff auf oder eine Verteidigung der Kirche gewesen. Obgleich man auch Roberts Geschichtswerk als Verteidigung der Kirche ansehen kann, ist es doch gemäßigter im Ton und für die damalige Zeit bemerkenswert sachlich geschrieben. Wie einige Historiker vor ihm (Bancroft, Whitney, Tullidge), plante auch Roberts ein mehrbändiges Werk. Zunächst erschienen seine Artikel in 42-seitigen Lieferungen vom Juli 1909 bis zum Juli 1919 in der Zeitschrift Americana Magazine (CHC 1, S. v–vi). Als sich das Jahr 1930 - das Jahr des hundertjährigen Jubiläums der Kirche - näherte, schlug ihm Elder George Albert Smith <Smith, George Albert> vor, die Arbeit zu beenden, so daß die Kirche sie zur Hundertjahrfeier veröffentlichen konnte.

Das Werk, schön gebunden und mit vielen Abbildungen versehen, war beeindruckend. Für den modernen Leser jedoch liegt die Bedeutung nicht so sehr in der äußeren Aufmachung, sondern mehr in Roberts neuer Einstellung zur Geschichtsschreibung, die für ihn keine Rechtfertigung oder unkritische Verteidigung des Glaubens war.Damit wies er neue Wege. So betrachtete er z.B. legendäre Überlieferungen nicht als Geschichte: “Mein Herz wird durch Wahrheit gestärkt, und ich lehne Unwahrheiten sowie das Spektakuläre und Phantastische ab, sobald ich erfahre, daß es auf wertlosem, unbegründetem Zeugnis fußt.” (Madsen, S. 363.) Er berichtete die Schwierigkeiten der Heiligen der Letzten Tage im Bundesstaat Missouri sachlich, indem er beiden Seiten einen Teil der Verantwortung zuschrieb.

Roberts scheute sich nicht, heikle Themen anzuschneiden. Seine Analyse des MOUNTAIN-MEADOW-MASSAKERS war ziemlich wahrheitsgetreu. Er schreckte auch nicht davor zurück, auf die Verleger Druck auszuüben, um objektiv schreiben zu dürfen. Er bestand darauf, Joseph Smiths KING-FOLLETT-VORTRAG zu veröffentlichen, obgleich einige Mitglieder ihm davon abrieten. Es erforderte Mut, die Comprehensive History zu veröffentlichen, und es ist zweifellos sein Meisterwerk.

Roberts war nicht als Historiker ausgebildet, war jedoch ein renomierter Redner und Theologe. Er war belesen, ein leidenschaftlicher Politiker, ein bekannter Missionar und beliebter Kirchenführer. Seine theologischen Schriften erfreuen sich bis heute großer Beachtung. Seine Energie und seine Ausstrahlung ergoß sich in seine Schriften, die in einem überschwenglichen Prosastil geschrieben sind, der manchmal etwas übertrieben wirkt. Er schrieb im romantischen Stil. Prescott und Packman dienten ihm als Vorbild.

Die Comprehensive History ist ein Höhepunkt in der Geschichtsschreibung vor 1950. Danach begannen Akademiker Kirchengeschichte zu schreiben. Roberts hält sich eng an die geschichtlichen Quellen und an die Regeln für Beweisführung. Das sechsbändige Werk ist ein würdiges Denkmal der Kirchengeschichte im ersten Jahrhundert des Bestehens der Kirche und findet bis heute begründete Beachtung.

BIBLIOGRAPHIE

Bitton, Davis. “B.H. Roberts as Historian.” Dialogue 4, Winter 1968, S. 25–44.

Bitton, Davis und Leonard Arrington. Mormons and Their Historians, S. 69–86. Salt Lake City, 1988.

Madsen, Truman G. Defender of the Faith: The B.H. Roberts Story, S. 357–366. Salt Lake City, 1980.

DOUGLAS D. ALDER