Die Gottesverehrung der Heiligen der Letzten Tage wird so definiert, dass man zum Vater im Namen Jesu Christi, im Geist und in Wahrheit kommt (LuB 93:19, weiter ÜJS Johannes 4:24). Alles Leben mag Gott verehren, was sich durch Gebet und Hingabe zeigt, in den Verordnungen des Evangeliums, einschließlich dem Abendmahl, in selbstlosem Dienst an der Menschheit und in der höchsten Form aller Gottesverehrung in den Tempeln Gottes.
Der Herr sprach zum Propheten Joseph Smith: „Ich gebe euch diese Worte, damit ihr versteht und wisst, wie ihr Gott anbeten sollt, und wisst, was ihr anbetet, damit ihr in meinem Namen zum Vater kommt und zur bestimmten Zeit von seiner Fülle empfangt“ (LuB 93:19). Gottesverehrung ist Götzenanbetung, sofern sie nicht ehrfürchtige Ehrerweisung und Hingabe an den lebendigen Gott ist.
Eine moderne Offenbarung warnt vor der Anbetung falscher Götter: „Sie suchen nicht den Herrn, um seine Rechtschaffenheit aufzurichten, sondern jedermann wandelt seine eigenen Wege und nach dem Abbild seines eigenen Gottes, und desses Abbild gleicht der Welt und sein Wesen ist das eines Götzen“ (LuB 1:16). Moderne Propheten haben Heilige der Letzten Tage vor der Götzenanbetung unter neuen Namen gewarnt: Erfolg, Geld, Prestige, verschwenderisches Vergnügen, Mode (Siehe Kimball, S. 4).
Viele traditionelle Religionen nehmen an, dass Gott nur angemessen verehrt werden kann, wenn Gott „vollkommen anders“ ist, das heißt, mysteriös und unerkenntlich. Für Heilige der Letzten Tage ist die Grundlage der Gottesverehrung nicht das totale Gegenteil, sondern die intime Verwandtschaft des Vaters mit seinen Kindern. Christus war Gott nahe, weil er „der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens“ war (Hebr. 1:3). Indem man die Gebote hält und auf den Wegen seiner Verordnungen wandelt, geht man auf dem Pfad des Meisters. Bei inspirierter Gottesverehrung „nimmt Wahrheit Wahrheit an; Tugend liebt Tugend; Licht hält fest an Licht, Barmherzigkeit hat Mitleid mit Barmherzigkeit“ (LuB 88:40). Das Ergebnis für Christus war, dass er beten konnte: „wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin“ (Joh. 17:21). Die Gottesverehrung kann das nicht übertreffen.
Die Wiederherstellung der Kirche Christi begann mit der Klage aus der Höhe: „Sie nahen sich mir mit den Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir“ (JSLg 1:19). Die Gottesverehrung umfasst das Herz und den ganzen Menschen. Vereinte Gottesverehrung, die erfolgt, wenn die Versammelten eines Herzens und eines Sinnes und „einig in allem, was auch immer ihr von mir erbittet“, sind (LuB 27:18), herrscht im Himmel vor. „Durch Einheit im Fühlen erlangen wir Kraft vor Gott“ (Frauenhilfsvereinigungs-Protokoll, 9. Juni 1842, Kirchenarchiv, weiter TPJS, S. 91).
Die Gottesverehrung gebraucht auch den Verstand. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben ... mit all deinen Gedanken“ (Mt. 22:37). Der lebendige Gott hat eine „Fülle der Wahrheit“, ist „verherrlicht in Wahrheit und weiß alles“ und ist „intelligenter als sie alle“ (LuB 93, Abr. 2, 3). Wie Elder B. H. Roberts schrieb, ist die Gottesverehrung die Preisgabe der Seele an Gott: Diese Unterwerfung des Geistes dem Intelligentesten, Weisesten, weiser als wir, gegenüber ist die Gottesverehrung (LPJS, S. 359, 360). Somit werden tägliches Gebet und Studium, tiefes, überlegtes Studium des Evangeliums und der Schriften allen Heiligen der Letzten Tage empfohlen. „Es wäre nicht weise“, sagte Joseph Smith, „wenn uns alle Erkenntnis auf einmal vorgelegt würde; vielmehr sollte dies nach und nach geschehen; denn dann können wir sie erfassen“ (LPJS, S. 301). Jacob Neusner hat diese Verbindung der Gottesverehrung und des Verstandes mit der jüdischen Studien-Verehrung der Tora verglichen (Neusner, S. 55). So eine Kommunion mit Gott führt einen Menschen durch und über das geschriebene und gesprochene Wort hinaus zur Quelle des Lichts.
GOTTESVEREHRUNG UND DIENEN. Für Heilige der Letzten Tage übertrifft das Leben voll geweihter Arbeit das Leben des Entzugs. Somit steht das religiöse Leben im Zusammenhang mit dem natürlichen und gesellschaftlichen Leben, obwohl die rechte Gottesverehrung Fasten, Selbstverleugnung, Diszipling und Opfer erfordern mag. Tägliche Arbeit ist der Angelpunkt der Religion und der Ort der Heiligkeit. Man kann den Geist der Gottesverehrung in jeden Aspekt des Lebens und des Gemeinschaftslebens einbringen, wovon die treue Familie der Gipfel und das Muster ist. Nichts ist so niedrig, so sklavisch, so banal, dass es unreligiös ist, solange es der pflichtmäßige Weg ist und „im Namen des Sohnes“ getan wird. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft; und im Namen Jesu Christi sollst du ihm dienen“ (LuB 59:5).
GOTTESVEREHRUNG UND DER TEMPEL. Das hebräische Verb la-avodh „verehren“ bedeutet auch „arbeiten“ und „dienen“ und steht in Verbindung mit dem Tempel. Früh in der Kirchengeschichte wurde „das Haus [Kirtland Tempel] gebaut, um zu den verschiedenen Ordnungen des Priestertums und der der Kirche eigenen Gottesverehrung zu passen“ (John Corrill, A Brief History of the Church of Christ of Latter Day Saints, 1839, S. 22, Hervorhebung hinzugefügt), und so ist es mit allen HLT-Tempeln seitdem gewesen. Der Geist des Herrn und die Herablassung seiner Herrlichkeit werden den Heiligen im Haus des Herrn verheißen, das als ein „Haus des Fastens und ein Haus des Betens“ und ein Haus der Gottesverehrung“ definiert wird (LuB 88:119, HC 4:205). Im Altertum war der Tempel der Schauplatz für Feste und bot die Freude eines heiligen Ortes (hebräisch simha makom). Eine aramäische Verbindung des hebräischen Wortes für Freude (hdw ) bedeutet sowohl innere als auch äußere Freude und bezieht sich auf den Dienst im Tempel. Heutzutage ist der Tempel im geistigen Leben der Heiligen der Letzten Tage ein Ort der „feierlichsten Versammlungen“ und des Vollzugs von Verordnungen im Namen der Lebenden und der Toten. Innerhalb des Tempelbereiches erlebt man diese geteilte Freude in ihrer vollendetsten Form. Im Judaismus wurde nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem im Jahre A.D. 70 das Zuhause zum Ersatztempel, der Tisch ein Altar und das Studium der Tora, besonders am Sabbat, der Fokus der Gottesverehrung und des Sichfreuens. Die Gottesverehrung hatte das Gebet und den Opferdienst als Zentrum. Im Christentum wurden die Sakramente und private Andacht zum Ersatz für den Tempel. In der HLT-Erfahrung werden all diese Formen der Gottesverehrung in den Tempeln wieder erlangt, erneuert und bestätigt (Siehe Tempel: Tempelbesuch und Aktivität der Heiligen der Letzten Tage).
In ihrer modernen Geschichte haben Heilige der Letzten Tage Gott sowohl in Nüchternheit und Feierlichkeit als auch mit Jauchzen und Frohlocken verehrt. Und sie haben Gott auch inmitten von Not verehrt. Moderne Offenbarungen empfehlen Gottesverehrung „mit frohem Herzen und fröhlicher Miene“, besonders inmitten von „Fasten und Beten“, was als „Sichfreuen und Beten“ definiert wird (LuB 59:14). Somit versammelten sich die Heiligen am Vorabend ihres Exils im Nauvoo Tempel und beteten, fasteten, sangen und tanzten vor Freude. Sie überquerten den Fluss mitten im Winter, aber wurden noch ermahnt: „Wenn du lustig bist, so preise den Herrn mit Gesang, mit Musik, mit Tanz und mit einem Gebet des Lobes und der Danksagung. Wenn du bekümmert bist, so rufe den Herrn, deinen Gott, in demütigem Gebet an, damit eure Seele sich freue“ (LuB 136:28-29). Sie waren nach der Tagesreise nicht zu erschöpft, um ein Feuer zu schüren und miteinander Lieder des Herzens, Zeugnisse und geistige Gaben zu teilen. In demselben Geist wurde den Heiligen der Letzten Tage anderthalb Jahrhunderte später inmitten des Teton Damm-Desasters (1975) von ihren Führern geraten, jeden Tag damit zu verbringen, die Geigen herauszunehmen, sich zu freuen und die Hand des Herrn in allem anzuerkennen (Ensign 6 [Okt. 1976]:95, Siehe weiter LuB 59:21).
„Das Lied der Rechtschaffenen ist ein Gebet zu mir, und es wird ihnen mit einer Segnung auf ihr Haupt beantwortet werden“ (LuB 25:12). In den Letzten Tagen ist prophezeit worden: „Alle, die verblieben sind, vom Geringsten bis zum Größten, ... werden von der Erkenntnis des Herrn erfüllt sein; da werden sie Aug in Auge sehen und die Stimme erheben und mit ihrer Stimme zusammen dieses neue Lied singen, nämlich: Der Herr hat Zion wiedergebracht; der Herr hat Israel, sein Volk, erlöst gemäß der Auswählung durch Gnade, zustande gebracht durch den Glauben und den Bund ihrer Väter. Der Herr hat sein Volk erlöst, der Satan ist gebunden, die Zeit ist nicht mehr. Der Herr hat alles in eins zusammengefasst. Der Herr hat Zion von oben herniedergebracht. Der Herr hat Zion von unten heraufgebracht. Die Erde hat gekreißt und ihre Kraft hervorgebracht; und Wahrheit ist in ihrem Inneren vorhanden; und die Himmel haben ihr gelächelt, und ihres Gottes Herrlichkeit ist ihr Gewand; denn er steht inmitten seines Volkes. Herrlichkeit und Ehre, Kraft und Macht seien unserem Gotte beigelegt; denn er ist voll Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Gnade und Wahrheit und Friede für immer und immer. Amen“ [LuB 84:98-102].
Wenn Zion schließlich in den Letzten Tagen errichtet sein wird, „sollen alle, die dort bauen, den wahren und lebendigen Gott verehren“ (LPJS, S. 82). Jedes Jahr kamen Menschen aus vielen Ländern, um beim Laubenfest in Jerusalem anwesend zu sein. „Alle Völker kommen [schließlich] und beten dich an, sie geben, Herr, deinem Namen die Ehre“ (Ps. 86:9).
BIBLIOGRAPHIE
Hatch, Verena U. Worship in the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints. Provo, Utah, 1968.
Heidenreich, John. „An Analysis of the Theory and Practice of Worship in The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints“. Master-These, Brigham Young Universität, 1963.
Kimball, Spencer W. „The False Gods We Worship“. Ensign 6 (Juni 1976):3-6.
Neusner, Jacob. The Glory of God Is Intelligence. Salt Lake City, 1978.
JOHANN WONDRA