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GEIST

Die Existenz von sowohl guten als auch schlechten Geistwesen ist eine wichtige Lehre in der HLT-Theologie. Geister sind intelligente, organisierte Materie, existieren aus sich selbst und werden von ewigen Gesetzen regiert. Darüber hinaus hatten alle Lebewesen eine vorirdische Geistexistenz. Das HLT-Verständnis in Bezug auf dieses Thema wird durch biblische und moderne Schriften und die Lehren moderner Propheten formuliert.

Moderne Offenbarungen erklären: „Aller Geist ist Materie, aber er ist feiner und reiner“ als die physischen Materialien des irdischen Lebens (LuB 131:7-8). Der Prophet Joseph Smith erklärte: Ein wesentlicher materieller Unterschied existiert zwischen dem Körper und dem Geist: vom Körper wird angenommen, er sei gestaltete Materie, während vom Geist viele glauben, er sei unstofflich, habe keine Substanz. Von dieser letzteren Ansicht erlauben wir uns abzuweichen und stellen fest, dass auch der Geist Substanz ist; er ist stofflich, aber reiner, geschmeidiger und feiner als der Körper; er hat vor dem Körper existiert und kann im Körper existieren; er wird auch ohne den Körper existieren, wenn dieser dereinst im Grab verwest, wird aber nach der Auferstehung wieder mit ihm vereinigt sein [LPJS, S. 212].

Obwohl der Herr in den altertümlichen und modernen Schriften viel über Geistmaterie and Geistwesen offenbart hat, bleibt vieles verborgen, besonders die volle Bedeutung von Ausdrücken wie „Intelligenz“, „Licht“ und „Wahrheit“, die in den Offenbarungen in Verbindung mit dem Wort „Geist“ benutzt werden. Geistmaterie wird mit Intelligenz oder dem Licht der Wahrheit identifiziert (LuB 93:29). Joseph Smith erklärte, dass der Urstoff nicht erschaffen oder gemacht wurde, aber in ein Geistwesen organisiert werden kann. Dieser Geist, diese Intelligenz oder dieses Licht hat immer existiert und existiert in gleicher Weise wie Gott. Der Geist kann handeln und behandelt werden. Er kann organisiert, aber nicht zerstört werden. Der Geist existiert aus einem selbst-existierenden Prinzip, und „jeder Geist, den Gott je auf die Welt gesandt hat, hat es in sich, größer werden zu können“ (LPJS, S. 357-361). Das bedeutet, dass der Geist zu intellektuellem Wachstum und Reifen fähig ist und dass „zu keiner Zeit der Geist zu alt ist, als dass er sich Gott zuwenden könnte“ (LPJS, S. 195).

Laut der HLT-Lehre sind menschliche Geister die buchstäblichen Kinder vervollkommneter, erhöhter Eltern, eines Vaters und einer Mutter im Himmel (Siehe weiter Num. 16:22, Hebr. 12:9). Gott stellte einen Plan der Erlösung auf, wodurch seine Geistkinder Fortschritte machen und wie er werden konnten (Siehe Rat im Himmel). Paulus sagte, dass die menschliche Familie Gottes Nachkommenschaft ist (Apg. 17:29). Alle Männer und Frauen lebten als persönliche, individuelle Geistkinder mit Gott in einem vorirdischen Leben, bevor sie in physische Körper geboren wurden. In gleicher Weise erstreckt sich die persönliche, individuelle Geistexistenz über den Tod des sterblichen Körpers hinaus.

Jesus Christus war der Erstgeborene von allen Geistkindern Gottes und ist somit der ältere Bruder des Restes der Menschheit (Siehe Jesus Christus: Erstgeborener im Geist). Wegen des Glaubens von Jareds Bruder (ca. 2200 vor Chr.) erhielt er die Erlaubnis, den vorirdischen Geistkörper des Herrn zu sehen. Der Herr erklärte ihm: „Siehst du, dass du als mein Abbild erschaffen bist? Ja, alle Menschen sind am Anfang als mein Abbild erschaffen worden. Siehe, dieser Körper, den du jetzt siehst, ist der Körper meines Geistes; und so, wie ich dir erscheine, da ich im Geist bin, so werde ich meinem Volk im Fleische erscheinen“ (Ether 3:15-16). Da Geister die Nachkommen himmlischer Eltern sind, sind sie in deren Abbild erschaffen, sowohl männlich als auch weiblich (Gen. 1:26-27, Mose 3:4-7, Abr. 3:18-23).

Enoch sah in einer Vision die Geister aller Männer und Frauen, die gelebt hatten oder die noch auf der Erde leben würden und die zuerst als Geister im Himmel erschaffen worden waren (Mose 6:28;7:38-40, 57). Abraham sah auch die vorirdischen Geister der Menschheit und bemerkte, dass sie sich an Intelligenz und Gehorsam unterschieden (Abr. 3:18-19). Unter diesen befanden sich viele edle Seelen, von denen Gott sagte, dass sie Herrscher und Führer in seinem Reich sein würden. Abraham erfuhr, dass er einer davon war und erwählt wurde, bevor er geboren war (Abr. 3:22-23). Viele wurden vorherordiniert, um bestimmte Aufgaben auf der Erde zu erfüllen  (Siehe Vorherordinierung). Im vorirdischen Zustand empfingen Geister erste Lektionen im Evangelium und im Werk Gottes, das sie auf der Erde vollbringen würden (LuB 138:55-56, weiter Jer. 1:5, Eph. 1:3-4, Titus 1:2). Viele dieser Geistwesen wurden vor der Grundlegung der Welt aufgrund ihres Glaubens und ihrer guten Werke berufen und vorbereitet, das Priestertum zu tragen und das Evangelium und die Gebote Gottes in der Sterblichkeit zu verkünden (Alma 13:1-6).

Von Natur aus haben Geister als Intelligenzen die Freiheit Entscheidungen zu treffen. Die Schriften lehren, dass Geister alle Emotionen, Leidenschaften und intellektuellen Erfahrungen haben können, die Sterbliche aufweisen, einschließlich Liebe, Zorn, Hass, Neid, Erkenntnis, Gehorsam, Rebellion, Eifersucht, Umkehr, Treue, Aktivität, Gedanken und Verständnis. Einige von Gottes Kindern benutzten ihre Entscheidungsfreiheit, um im vorirdischen Leben zu rebellieren, und ein Krieg im Himmel folgte. Die rebellischen Geister folgten Luzifer und wurden mit ihm auf die Erde hinab geworfen und wurden zu Teufeln oder bösen Geistern,  die nie physische Körper auf der Erde erlangen (Mose 4:1-4, LuB 76:25-27, weiter Offb. 12:4, 7-9, LuB 29:36). Der Satan und seine Anhänger bleiben Geistwesen im Abbild Gottes, aber sie sind immer noch rebellisch und schlecht. Sie wünschen sich einen sterblichen Körper. Der Prophet Joseph Smith erklärte: „Der großartige Grundsatz der Glückseligkeit besteht darin, einen Körper zu haben. Der Teufel hat keinen Körper, und darin besteht seine Strafe. Er freut sich, wenn er einen Menschenkörper erlangen kann, und als er vom Heiland ausgetrieben wurde, bat er, in die Schweineherde zu gehen, was zeigt, dass er den Körper eines Schweins keinem Körper vorzieht“ (LPJS, S. 184, weiter S. 302 97-98).

Moderne Offenbarungen haben die Natur der Seraphim oder Cherubim, die in der Bibel erwähnt werden (Gen. 3:24, Jes. 6:2), und ob dies Geistwesen oder nur symbolische Repräsentationen sind, nicht identifiziert oder klargestellt. Einige Geister sind Boten des Herrn und dienen den Menschen (Hebr. 1:14, LuB 129), aber dienende Geister können nicht all die Funktionen ausführen, zu denen Engel fähig sind, die auferstandene Körper haben (LPJS, S. 194-5, 332-3).

Ein Geistwesen, das nie die Sterblichkeit erlebt hat, ist in einem „unverkörperten“ Zustand. Ein Geist mit einem sterblichen Körper ist in einem „verkörperten“ Zustand und der Körper und Geist zusammen machen die Seele aus (LuB 88:15). Der Tod ist die Trennung des sterblichen, physischen Körpers vom Geist (Jakobus 2:26), wonach der Geist in einem „entkörperten“ Zustand in der nachirdischen Geisterwelt lebt, während der sterbliche, physische Körper ohne Leben im Grab vermodert. In der nachirdischen Welt wartet der Geist darauf, in der Auferstehung wieder „verkörpert“ zu werden, das heißt den Geist wieder mit dem Körper zu vereinigen, so dass sie nie mehr getrennt werden (Alma 11:44-45). Jede Person in der sterblichen Welt ist aus der Geisterwelt gekommen, und alle werden eines Tages sterben und dann auferstehen.

Moderne Offenbarungen verkünden, dass Gott der Vater und Jesus Christus auferstandene, erhöhte Wesen sind, was bedeutet, dass sie verherrlichte Körper aus Fleisch und Bein haben (LuB 130:22). Der Mensch existiert, damit er „Freude haben“ kann (2 Ne. 2:25), und die Offenbarungen lehren, dass man eine Fülle der Freude nur im auferstandenen Zustand erleben kann, wo der Geist und Körper untrennbar vereint sind (LuB 93:33-34). Daher hat die Existenz als Geist allein in entweder der vorirdischen oder nachirdischen Geisterwelt ihre Grenzen. Verstorbene Geister, die den Plan Gottes und den Wert eines physischen Körpers kennen, warten voller Vorfreude auf die Auferstehung (LuB 45:17, 138:50). Da sie Gottes Plan der Erlösung ablehnten, ist Luzifer und seinen Anhängern auf ewig der Vorzug versagt, einen physischen Körper zu haben, und somit sind sie in ihrem Fortschritt begrenzt oder abgeschnitten. Der Herr erklärte: „Dorthin, wo ich bin, können sie nicht kommen, denn sie haben keine Macht“ (LuB 29:29).

Die geistige Schöpfung bezieht sich nicht nur auf die menschliche Familie allein, sondern auf alle Lebewesen. Aus modernen Schriften erfahren wir, dass der menschliche Geist im Abbild des physischen ist, wie im Fall des Geistes Jesu Christi, der dem Bruder Jareds erschien, wie oben beschrieben wurde. Somit „gleicht der Geist eines Menschen seiner körperlichen Gestalt, und ebenso ist es mit dem Geist der Tiere und eines jeden anderen Geschöpfs, das Gott geschaffen hat“ (LuB 77:2, Siehe auch Tiere). Mose schrieb, dass jede Feldpflanze, jedes Kraut, ja, alles „im Himmel“ erschaffen wurde, bevor es in der Natur auf der Erde zu finden war (Mose 3:5-7). [Siehe auch Erster Zustand, Hölle, Geistkörper, Gefängnis der Geister.]

BIBLIOGRAPHIE

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JAY E. JENSEN


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