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GABE DES HEILIGEN GEISTES

Die Gabe des Heiligen Geistes ist das Recht oder Privileg, göttliche Offenbarungen, geistige Gaben und Führung durch den Heiligen Geist zu erhalten. Die Mitglieder der Kirche empfangen diese Gabe durch Händeauflegen nach ihrer Taufe. Die Gabe des Heiligen Geistes wird als eine der grundlegenden Verordnungen des Evangliums Jesu Christi und als unabdingbare Voraussetzung für die Errettung angesehen.

Der Heilige Geist ist das dritte Mitglied der Gottheit, und die Gabe des Heiligen Geistes stellt das Recht dar, Inspirationen, Offenbarungen und andere geistige Gaben und Segnungen durch dieses Mitglied der Gottheit zu empfangen (TPJS, S. 199). Eine der wichtigsten geistigen Segnungen, die mit der Gabe des Heiligen Geistes einhergehen, ist die heiligende oder reinigende Macht des Heiligen Geistes, durch die Männer und Frauen aus Gott geboren werden. Durch diese Taufe mit Feuer und dem Heiligen Geist können das Herz, die Wünsche und der Geist des Menschen als Höhepunkt des Prozesses der Umkehr und Taufe gereinigt und geläutert werden (2 Ne. 31:13, 17; 3 Ne. 27:20). Der Heilige Geist offenbart sich auch dadurch, dass er Zeugnis von Jesus Christus und von göttlichen Grundsätzen ablegt, geistige Führung oder Warnungen gibt und Gut von Böse zu unterscheiden hilft.

Die Gabe des Heiligen Geistes gilt als Schlüssel für alle „Gaben des Geistes“, die in der Kirche vorkommen, darunter auch die Gaben der Prophezeihung und der Offenbarung, der Heilung, der Zungenrede und der Auslegung und Übersetzung der Zungenrede. Diese besonderen Gaben des Geistes werden normalerweise nur denen gegeben, die die Gabe des Heiligen Geistes empfangen haben und die solche göttliche Hilfe benötigen und ihrer würdig sind, so wie die ursprünglichen Apostel Christi diese Gaben nur erhielten, nachdem sie zu Pfingsten vom Heiligen Geist erfüllt worden waren (Apg. 2:1-17).

In der Kirche der Heiligen der Letzten Tage wird die Gabe des Heiligen Geistes durch das Händeauflegen übertragen, wie es im Neuen Testament vorgegeben wird (Siehe Apg. 8:17-18; 19:2-6; 2 Tim. 1:6; Heb. 6:2). Dies geschieht normalerweise direkt nach der  Taufe mit Wasser oder nur wenige Tage danach. Ein Träger des Melchisedekischen Priestertums (dem sich gewöhnlicherweise ein paar weitere Träger desselben Priestertums anschließen) legt seine Hände auf das Haupt des neugetauften Mitglieds, nennt die Person bei ihrem Namen, bestätigt sie als Mitglied der Kirche und sagt: „Empfange den Heiligen Geist.“ Der genaue Wortlaut dieser Verordnung ist nicht vorgeschrieben, es wird jedoch immer die Mitgliedschaft bestätigt, die Gabe des Heiligen Geistes gespendet und auf die Vollmacht des Priestertums, mit dem diese Verordnung vollzogen wird, hingewiesen. Diesen grundsätzlichen Bestandteilen der Verordnung folgt meist ein gesprochener Segen, indem das neue Mitglied Rat und Leitung erhält. Bei den stellvertretenden Verordnungen für Verstorbene, die im Tempel durchgeführt werden, findet die gleiche einfache Konfirmierung nach der Verordnung der Taufe für die Verstorbenen statt.

An dem Bericht über die Spendung der Gabe des Heiligen Geistes an die Heiligen in Samarien, der im Neuen Testament zu finden ist, wird deutlich, dass die Verleihung dieser Gabe nur durch eine höhere Autorität als die, die für das Taufen notwendig ist, geschehen kann (see Apg. 8:14-17).

Als Jesus Christus den Nephiten erschien, verlieh er zuerst die Macht zu taufen (3 Ne. 11:22), und in einem darauf folgenden Besuch verlieh er die Macht, den Heiligen Geist zu spenden, als er jeden einzelnen der Zwölf Apostel berührte und mit ihnen redete (3 Ne. 18:36-37). Während die Taufe von Priestern im Aaronischen Priestertum vollzogen werden kann, kann der Heilige Geist nur von denen, die das höhere oder Melchisedekische Priestertum tragen, gespendet werden (Moro. 2:2; JSLg 1:70). Johannes der Täufer spielte auf diese wesentliche Unterscheidung zwischen den beiden Priestertümern an: „Ich taufe euch nur mit Wasser (zum Zeichen) der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich…. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Matt. 3:11).

Die Gabe des Heiligen Geistes wird jedem einzelnen nur einmal formell verliehen, doch von dem geistigen Nutzen, der mit dieser Gabe einher geht, kann und sollte man sein Leben lang Gebrauch machen. Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi werden gelehrt, sich um einen Lebenswandel zu bemühen, der es ihnen gestattet, den Heiligen Geist als „ständigen Begleiter“ bei sich zu haben, der sie stärkt und ihnen hilft, das Rechte zu wählen (LuB 121:46). Die Verleihung der Gabe allein ist jedoch keine Gewährleistung für diese Inspirationen. Der tatsächliche Empfang des Heiligen Geistes hängt von der Demut, dem Glauben und Würdigkeit der Person, der die Gabe verliehen wird, ab. Präsident Joseph F. Smith lehrte, dass würdige und danach suchende Mitglieder mit der Gabe des Heiligen Geistes „das Recht“ erhalten, „die Macht und das Licht der Wahrheit des Heiligen Geistes ... zu empfangen, obwohl es [ihnen] oft überlassen bleiben kann, nach [ihrem] eigenen Einschätzungs- und Urteilsvermögen zu handeln ” (GD, S. 60-61).

Die Gabe des Heiligen Geistes wird von dem Propheten Joseph Smith zu den grundlegenden Grundsätzen und Verordnungen des Evangeliums gezählt, da sie ganzheitlich mit dem Glauben an Jesus Christus, der Umkehr und der Taufe durch Untertauchen zur Sündenvergebung verknüpft ist (Siehe Ersten Grundsätze des Evangeliums, Die). Zusammen stellen diese vier Grundsätze die „ersten Grundsätze“ des Evangeliums Jesu Christi dar (Siehe Evangelium Jesu  Christi; 3 Ne. 27:19-21) und den einzigen Weg, auf dem der Mensch von aller Sünde gereinigt werden kann, um rein und würdig in die Gegenwart Gottes eintreten zu können.

Der Heilige Geist hilft des Weiteren bei dem Vorgang der geistigen Reinigung durch die „Taufe mit Feuer“,  die mit den folgenden Worten beschrieben wurde: „Durch die Macht des Heiligen Geistes, der eine heiligende Wirkung hat (3 Ne. 27:19-21), werden Schlacke, Schlechtigkeit, die Lust des Fleisches, Sinnlichkeit und alles Böse aus der Seele, die umkehrt, wie mit Feuer ausgebrannt; die gereinigte Person wird buchstäblich ein neuer Mensch aus dem Heiligen Geist …. Sie wird neu geboren“ (MD, S. 73). Der Erlöser wies auf diese geistige Wiedergeburt hin, als er zu Nikodemus sagte: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ (Joh. 3:5).

Ein einzelnes Erlebnis der „Wiedergeburt“ reicht allein nicht aus, um die Erlösung zu gewährleisten. Der Mensch muss außerdem „bis zum Ende ausharren“, was einen wesentlichen Bestandteil des Evangeliums Christi darstellt (2 Ne. 31:20; 3 Ne. 27:16-17). Der Prophet Nephi der Erste lehrte, dass man nur bis zum Ende ausharren kann, wenn man sich “an den Worten von Christus [weidet]“ und der Führung des Heiligen Geistes folgt in allem, was man tun soll (2 Ne. 32:3-5). Auf diese Weise sorgt die Gabe des Heiligen Geistes dafür, dass man in seinem Leben göttliche Führung und ständige geistige Neuerung haben kann, falls die dazu notwendige Umkehrbereitschaft und Demut vorhanden sind.

BIBLIOGRAPHIE

Lampe, G. W. H. “Holy Spirit.” In The Interpreter’s Dictionary of the Bible, Vol. 2, pp. 626-39. Nashville, Tenn., 1962.
Shepherd, M. H., Jr. “Hands, Laying on of.” In The Interpreter’s Dictionary of the Bible, Vol. 2, pp. 521-22. Nashville, Tenn., 1962.
Talmage, James E. AF, pp. 157-170.

BRUCE D. PORTER