Der Ausdruck “Fülle des Evangeliums” bezieht sich auf die gesamte Lehre der Erlösung wie sie Jesus Christus gelehrt und in seinem Leben gezeigt hat. Sie „besteht aus jenen Gesetzen, Lehren, Verordnungen, Kräften und Vollmächten, die nötig sind, um es dem Menschen zu ermöglichen, die Fülle der Erlösung zu erlangen” (MD, S. 333).
Fülle ist ein Ausdruck, der manchmal in den Schriften gebraucht wird, um Christus selbst zu beschreiben, sowohl in Bezug auf seinen Stand als Sohn Gottes als auch darauf, was er der Menschheit geboten hat. Johannes sagte, als er Zeugnis vom Heiland ablegte: „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade“ (Joh 1:16). Die vom Heiland angebotene Fülle zu empfangen, bedeutet, ihn als denjenigen zu akzeptieren, der die Erlösung für alle durch das Sühnopfer möglich gemacht hat, und seine Lehren zu befolgen. Um eine Fülle der Freude zu erleben, muss man also Gottes Gebote halten (LuB 93:27).
Christus selber verkündete die Fülle seines Evangeliums: „Denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Es ist aber der Wille ... meines Vaters, dass alle, die den Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben und dass ich sie auferwecke am Letzten Tag“ (Joh 6:38-40).
Heilige der Letzten Tage glauben, dass jeder Prophet, aus welcher Dispensation auch immer, von Christus prophezeit hat. Aber der Ausdruck Fülle des Evangeliums deutet an, dass es Zeiten gegeben hat, als das Evangelium nicht auf der Erde war, entweder als Lehre oder als Verordnungen. Ein himmlischer Bote beschrieb das Buch Mormon für Joseph Smith im Jahre 1820 als einen „Bericht über die früheren Bewohner dieses Erdteils“ und dass „in dem Buch die Fülle des immerwährenden Evangeliums enthalten sei, wie es der Erretter...einst gebracht habe“ (JSLg 1:34).
Präsident Ezra Taft Benson erklärte: “Das Buch Mormon enthält die Fülle des Evangeliums Jesu Christi (LuB 20:9). Das bedeutet nicht, dass es jede Lehre, die jemals offenbart wurde, enthält. Eher bedeutet es, dass wir im Buch Mormon die Fülle jener Lehren finden werden, die zur Erlösung notwendig sind. Und sie werden klar und einfach gelehrt, so dass selbst Kinder die Erlösung und Erhöhung erlernen und begreifen können.” (Benson, S. 18-19).
Der erste Nephi, ein Prophet im Buch Mormon, lebte Jahrhunderte vor Christus. Er sagte, dass die Fülle des Evangeliums nicht immer auf der Erde sein würde. In einer Vision vom zukünftigen irdischen Wirken des Herrn sah er, dass Teile des Evangeliums verändert und verfälscht werden würden. Nephi schrieb über die Bibel: „Als [sie] aus dem Mund des Juden kam, enthielt [sie] die Fülle des Evangeliums des Herrn, wovon die zwölf Apostel Zeugnis geben.“ Aber die Menschen haben aus der Bibel „viele Teile herausgenommen, die klar und höchst kostbar sind; und auch viele Bündnisse des Herrn haben sie herausgenommen“, was im Verlust des Evangeliums resultierte (siehe auch 1 Ne. 13:24-29).
Heilige der Letzten Tage glauben, dass dieser Abfall und die Verderbtheit der Schriften eine spätere Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums durch von Gott berufenene Propheten notwendig machte. Diese Wiederherstellung begann mit der ersten Vision, die der Prophet Joseph Smith 1820 bekam, und fährt fort mit weiteren Offenbarungen, einschließlich moderner Schriften und Priestertumsvollmacht, die heute noch in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu finden sind.
[Siehe auch Wiederherstellung aller Dinge; Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi.]
BIBLIOGRAPHIE
Benson, Ezra Taft. A Witness and a Warning. Salt Lake City, 1988.
DEAN B. FARNSWORTH