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FRAUENHILFSVEREINIGUNG

Die Frauenhilfsvereinigung besteht aus Frauen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und stellt einen wesentlichen Teil der Organisation auf Welt-, Pfahl- und Gemeindeebene dar. Diese Organisation bietet Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und zum hingebungsvollem Dienst am Nächsten, sowie zu Führungspositionen und Ausbildungsmöglichkeiten. Aufgrund der Frauenhilfsvereinigung „wird den Frauen der Kirche ein Maßstab an göttlicher Vollmacht besonders in Bezug auf die Führung und Unterweisung zugunsten aller erwachsenen weiblichen Mitglieder der Kirche gegeben“ (J. F. Smith, S. 5).

Das Motto der Frauenhilfsvereinigung lautet „Nächstenliebe niemals höret auf“ und drückt das Verlangen der Mitglieder aus, sich einander zu lieben und zu umsorgen, sowie für andere Menschen außerhalb der Kirche Jesu Christi da zu sein und sich auch liebenswürdig um sie zu kümmern. Das große Zusammengehörigkeitsgefühl liegt im gemeinsamen Glauben begründet. Außerdem finden regelmäßig Religionsunterricht und Freizeitaktivitäten statt, die dazu führen, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen der Schwestern weiter gestärkt werden und  damit auch zur Stärkung der Gruppe führen. Es gibt des weiteren noch Unterrichtspläne für den wöchentlichen Unterricht am Sonntag. Diese beinhalten zweimal im Monat geistige Themen, und die anderen zwei Wochen beschäftigen sich die Schwestern mit Plänen zum Dienst am Nächsten, sowie Erziehungs- oder Haushaltsfragen. In der Woche gibt es zusätzliche Treffen für alle, die an kulturellen oder anderen gemeinsamen Aktivitäten interessiert sind. Einmal im Monat findet ein kurzes Treffen statt, bei dem z.B. die Besuchslehrerinnen weitergebildet werden, Anleitungen zur effektiven Haushaltsführung gegeben werden und Wohlfahrtsprojekte stattfinden. Die Besuchslehrerinnen sind Frauen, die andere Schwestern der Gemeinde mindestens einmal im Monat besuchen und ihnen persönlich zur Seite stehen.

Als der Prophet Joseph Smith die Frauenhilfsvereinigung im Jahre 1842 in Nauvoo in Illinois gründete, meinte er, dass die Wiederherstellung der Kirche Jesu Christi ohne sie nicht vollständig gewesen wäre. Der Älteste Joseph Fielding Smith hat später bestätigt, dass „die Frauenhilfsvereinigung als grundlegender Teil des Evangeliums offenbart wurde“ (J. F. Smith). Sie arbeitet eng mit der Priesterschaft der Kirche zusammen und wichtige Entscheidungen treffen die Führer beider Organisationen zusammen. Es besteht sozusagen eine gleichseitige Beziehung, in der es keine über- oder untergeordneten Verhältnisse gibt. Entscheidungen werden Seite an Seite gemeinsam mit Priestertumsträgern getroffen. (vgl. B. B. Smith, S. 11)

ANFÄNGE (1842-1844)

Im Jahre 1842 traf sich eine kleine Gruppe im Zuhause von Sarah M. Kimball in Nauvoo, um eine Nähgemeinschaft zu gründen, die die Tempelbauer mit Kleidung unterstützen sollte. Als sie die Bestätigung des Propheten suchten, lobte er sie für ihren Einsatz, bot ihnen aber eine Alternative: er wolle „die Schwestern durch das Priestertum nach Muster des Priestertums organisieren“ (Story of the Organization of the Relief Society of Nauvoo). Er traf sich daraufhin mit zwanzig Frauen am 17. März 1842 und gründete die Frauenhilfsvereinigung von Nauvoo. Die Frauen erwählten Emma Smith als ihre Präsidentin, welche dann nach Vorbild des Ältestenkollegiums ebenfalls zwei Ratgeberinnen auswählte. Anschließend wurden die drei neuen Führerinnen von Priestertumsträgern durch das Händeauflegen in ihrem Amt eingesetzt. Joseph Smith hat erklärt, dass die Entscheidungen dieser neuen Präsidentschaft als Konstitution dienen sollen. Dann wurden eine Sekretärin und eine Kassenführerin zugeteilt und alle Schwestern wurden in ihren neuen Positionen von den anderen Mitgliedern bestätigt. Im Jahre 1844 hatte die Organisation insgesamt 1341 Mitglieder.

Durch die Frauenhilfsvereinigung von Nauvoo wurden anschließend Frauen in Führungspositionen der Kirche aufgenommen und erhielten somit wichtige Rollen und Verantwortlichkeiten. Sie wirkten am Tempelbau in Nauvoo mit, unterstützten moralische Reformen und legten eine Bittschrift zu gunsten von Joseph Smith beim Gouverneur ein. Viele Leute spendeten Geld, Gebrauchsgegenstände, Wohnungen und ihre Arbeitskraft. Im Juli des Jahres 1843 wurde für jede Gemeinde ein vierköpfiges Komitee gebildet, das den Hilfsbedarf einschätzte, um Spenden von Mitgliedern warb und die Güter des täglichen Bedarfs schließlich zustellte. Zusätzlich kann festgestelt werden, dass das Besuchslehrprogramm noch heute in der Frauenhilfsvereinigung existiert (siehe Besuchslehren).

Außerdem beauftragte Joseph Smith die Mitglieder mit der Verantwortlichkeit „Seelen zu retten“. Er hat diesen weiblichen Mitglieder die gleichen Grundsätze des Evangeliums gelehrt wie den Männern, allerdings mit einem Schwerpunkt auf Demut, Nächstenliebe und Einigkeit. Er hat sie auch in die heiligen Lehren eingeführt, die mit der Tempelarbeit verbunden sind. Diese Anleitungen gingen Versammlungen voraus, in denen Frauen religiöse Themen diskutierten und von ihrem Glauben an die Wiederherstellung des Evangeliums Zeugnis gaben. Dieser Brauch wurde in der Frauenhilfsvereinigung weitergeführt.

1844-1866

Die letzte aufgezeichnete Versammlung der Frauenhilfsvereinigung fand am 16. März 1844 statt. Nach der Ermordung des Propheten Joseph Smith im Juni 1844 kam es zur vorläufigen Auflösung der Vereinigung. Der neue Prophet, Brigham Young, legte nicht so viel Wert darauf wie Joseph Smith, dass Frauen sich separat versammelten und die Möglichkeiten dazu wurden ohnehin erschwert, als die Heiligen der Letzten Tage in den Westen zogen. Zwar führten die Frauen ihre guten Werke weiter, besonders in der frühen Ansiedlungszeit in Utah, jedoch funktionierte die Frauenhilfsvereinigung noch nicht wieder so gut wie in Nauvoo. Die Bemühungen waren allerdings vorhanden, man fand Frauen im gemeinsamen Gebet und in Zeugnisversammlungen versammelt, sie halfen einander so oft wie möglich und wurden dabei durch die Gabe des Heiligen Geistes geleitet. Im Jahre 1851 wurde daraufhin der Frauengesundheitsrat gegründet, der aus Frauen bestand, die an Heilung durch Glauben und Kräuter glaubten. Dieser Rat bestand weiter von 1854 bis 1875.

Im frühen Februar des Jahres 1854 folgten siebzehn Frauen in Salt Lake City dem Aufruf von Präsident Young die Indianer zu unterstützen. Sie sollten die Frauen und Kinder mit Kleidung versorgen. Daraufhin trafen sich die Frauen einmal wöchentlich bis zum Juni im Jahre 1854 als Präsident Young sie aufforderte, sich in eine eigene Organisation mit eigenen Gemeinden zu organisieren, um die Kleidung für die Lamaniten (Indianer) herzustellen. Einige Frauen hörten seitdem auf, ihre entsprechenden Gemeindeversammlungen zu besuchen. Im Jahre 1854 gründete die Kirche 22 Frauenhilfsvereinigungsgruppen in Salt Lake City und umliegenden HLT Siedlungen.  Die Mitglieder spendeten Betten und Kleidung und hatten das Ziel den Benachteiligten in den Gemeinden zu helfen. Außerdem produzierten sie Teppiche für Gemeindehäuser und stellten Kleidung und Schlafsäcke für die Pioniere in den Handkartabteilungen her.

Der Krieg in Utah im Jahre 1857 führte zur Auflösung von Gemeinden und somit zur Unterbrechung des Wirkens der Frauenhilfsvereinigung in den kommenden Jahren. Es gab starke örtliche Führerinnen aber auf höheren Ebenen fehlte eine organisierte Struktur.

1866-1887

Im Jahre 1866 stellte  Präsident Young die Frauenhilfsvereinigung weltweit wiederher. Eliza R. Snow unterstützte die Bischöfe dabei, die FHV in ihren Gemeinden aufzubauen. Sie nahm eine Ansprache in Nauvoo auf, in der sie die Konstitution der FHV für alle lokalen Ebenen verkündete. Dadurch entstand der gemeinsame Name, Zweck und die Struktur der FHV. Obwohl sie noch nicht offiziell berufen und eingesetzt war, führte Eliza R. Snow die FHV von 1867 bis zu ihrem Tod im Jahre 1887. Ihre Ratgeberinnen Zina D. H. Young und Elizabeth Ann Whitney boten ihr dabei ihre Unterstützung an. Außerdem arbeiteten sie mit der damaligen Organisation der Jungen Damen zusammen.

Im Jahre 1880 hatte die FHV ungefähr 300 lokale Einheiten und jede kümmerte sich um die Notleidenden in ihren Gemeinden, indem sie Spenden sammelten und zustellten. Die FHV verwaltete ihre Finanzen selbst und oft bauten sie ihre eigenen Versammlungshäuser.

Die FHV engagierte sich unter anderem auch in zahlreichen kühnen und innovativen Wirtschaftsprojekten. Die Kirche sprach sich dafür aus, dass die Mitglieder wirtschaftlich relativ unabhängig sein sollten. Daraufhin stellten Mitglieder zu Hause hausgemachte Produkte her und verkauften sie, wie z.B. Seide und Getreide. Auch die medizinische Ausbildung der Schwestern wurde verbessert. Mit Unterstützung von Gemeinden der Umgebung und Führern der Kirche wurde schließlich zwischen 1882 und 1895 das Deseret Hospital gegründet. Die FHV hielt einige Indignationstreffen ab und sprach sich gegen die Anti-Polygamie Legislatur aus. Nachdem die Frauen in Utah im Jahre 1870 das Wahlrecht erhalten hatten, wurden die Frauen in der FHV dazu aufgefordert es auch zu nutzen. Danach wurden sogar einige Kampagnen zum Frauenwahlrecht gegründet, weil sie ihr Wahlrecht im Jahre 1887 auf Geheiß der Regierung wieder verloren hatten.

Die FHV half dabei die spätere Junge Damen Organisation und die Primarvereinigung zu organisieren. Obwohl jede der drei Gruppen (FHV, JD, PV) ihre eigene Präsidentschaft hatten, diente Eliza R. Snow als ihr Oberhaupt. Sie und ihr Gremium besuchten Versammlungen in Utah und Idaho, um alle drei Gruppen zu unterweisen. Das Gemeinschaftsgefühl der Schwestern wurde durch gegenseitige Besuche und Konferenzen gestärkt. Außerdem wurden seit 1877 auch Pfahl FHV-Leiterinnen mit Ratgeberinnen berufen und halbmonatlich erschien die Zeitschrift „Woman’s Exponent“ (1872-1914). Im Zusammenhang mit diesen Veränderungen traten immer mehr Frauen der FHV an die Öffentlichkeit, stärkten die örtliche Gemeinschaft in ihrer Umgebung und entwickelten ihre persönlichen Talente zum Allgemeinwohl.

1888-1921

Die wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten wurden während der Amtszeit von Zina D. H. Young (1888-1901) weitergeführt. Im Jahre 1895 fand eine Debatte zur Organisation des neugegründeten Staates Utah statt, bei der sich die Mitglieder der Frauenhilfsvereinigung sehr dafür einsetzten, dass Frauen das Wahlrecht erhielten und öffentliche Ämter annehmen konnten. Außerdem arbeitete die Frauenhilfsvereinigung mit nicht mormonischen Gruppen, wie z. B. mit der National Woman Suffrage Association und dem Internationalen Frauenrat zusammen, um sich für den Fortschritt von Frauen und internationalen Frieden einzusetzen. 1892 wurde die FHV als Nationale Frauenhilfsvereinigung anerkannt und gründete einen Rat aus dreiundzwanzig Mitgliedern, der die Vereinigung auf Welt-, Pfahl- und Gemeindeebene leitete.

Die politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten der FHV im Westen der USA hielt sie jedoch nicht von ihrer Hauptaufgabe ab, sowohl der geistigen und religiösen Stärkung der Mitglieder, als auch der Unterstützung der Armen. Diese gemeinsamen Ziele vereinigten die Mitglieder weltweit. Egal, welcher Kultur sie angehörten, bei der Jubiläumsfeier im Jahre 1892 feierten sie alle das gleiche. „Ob die Sprache, die gesprochen wurde Englisch, Französisch, Deutsch, Hawaisch oder welche Sprache auch immer war, sie alle verspürten den gleichen Geist.“ („The Jubilee Celebration,“ S. 133)

Der Anstieg der Mitgliederzahlen und der weltweiten Ausbreitung, ausgelöst durch das Wachstum der Kirche, verlangte eine größere Zentralisierung, um Kontinuität und Einigkeit zu erhalten. Jährliche Abgaben der Mitglieder, die 1898 eingeführt wurden, halfen dabei, die Reise- und Amtskosten der Präsidentschaft zu decken. Unter der Leitung von Präsident Bathsheba W. Smith (1901-1910), wurde das erste Handbuch von der Präsidentschaft und den Ratgebern im Jahre 1902 veröffentlicht. Außerdem wurde 1909 der erste offizielle Hauptsitz im neuerbauten Bischofsgebäude in Salt Lake City errichtet.

Die Bemühungen, die Frauenhilfsvereinigung und die Bischofschaft unter dem selben Dach zu leiten, kamen daher, dass man versuchte, die Kirche von nun an gemeinsam mit allen Organisationen zu leiten. Zur gleichen Zeit wurde es unbeliebter, getrennte Versammlungshäuser für die FHV zu bauen, obwohl viele örtliche Versammlungen bis in die 1940er Jahre noch immer getrennt abgehalten wurden. Die bessere Zusammenarbeit erforderte vor allem eine bessere Kommunikation zwischen den Priestertumsführern und der Präsidentschaft der Frauenhilfsvereinigung. Sie begannen deshalb sich öfters zusammenzusetzen und ihre gemeinsamen Ziele wie Nächstenliebe und Gemeinwohl zu besprechen.

Das Abhalten der Treffen der FHV verlief im 19. Jahrhundert folgendermaßen: Es wurden Projekte der Nächstenliebe durchgeführt, Zeugnisse gegeben, genäht, in den Heiligen Schriften gelesen, usw. Alle diese Projekte öffneten den Weg für ein ausführliches Bildungsprogramm. Als das Durchschnittsalter der Vereinigung anstieg, versuchten die Leiterinnen sowohl die jungen, als auch die älteren Mitglieder anzusprechen. Deshalb wurden nun auch getrennte Klassen, je nach Altersstufe und Bedürfnissen, gegründet. Zum Beispiel fanden regelmäßig ab 1902 Klassen für Mütter auf Pfahlebene statt. Während der Amtszeit von Präsidentin Emmeline B. Wells (1910-1921), wurden neue standardisierte Unterrichtspläne in den Leitfaden der Frauenhilfsvereinigung eingeführt, und 1915 wurden neue monatliche Unterrichtspläne in der Zeitschrift der FHV veröffentlicht. Diese enthielten theologische, kulturelle und hauswirtschaftliche Themen, die einmal im Monat während der Versammlungen besprochen wurden. Es wurde allerdings darauf geachtet, dass immer noch genug Zeit für Hilfsprojekte und das Geben von Zeugnissen übrig blieb. Diese monatliche Routine hat man  bis heute beibehalten, wobei sich die Themen jedoch zeitgemäß verändert haben.

Die wohl am längsten beibehaltene Tradition der Frauenhilfsvereinigung ist das Anlegen von einem Weizenvorrat, das Schwester Wells im Jahre 1876 einführte und bis Ende des Ersten Weltkrieges (1918) beibehalten wurde. Die Frauenhilfsvereinigung verkaufte sogar 205 518 Scheffel ihres Weizenvorrats auf Anfrage an die US Regierung. Dieser Verkauf übertraf die vorherigen Bemühungen der Frauenhilfsvereinigung sich für den Krieg nützlich zu machen. Daraufhin wurde der sogenannte „Wheat Trust Fund“ gegründet, der es ermöglichte ab 1941 mehr Getreide zu kaufen und aufzubewahren. Dieser Vorrat wurde im Jahre 1978 nützlich gemacht, als die Frauenhilfsvereinigung 266.291 Scheffel Weizen und fast 2 Millionen US-Dollar auf Anfrage der ersten Präsidentschaft an das Wohlfahrtsprogramm der Kirche übertrug. Im Jahre 1920 wurde die Krankenpflegerschule geschlossen, weil andere professionelle Schulen an deren Stelle traten.

1921-1945

Während dieser Jahre erreichten die Bemühungen innerhalb der FHV und ihr öffentliches Wirken ihren Höhepunkt. Unter der innovativen und businessähnlichen Leitung von Präsidentin Clarissa S. Williams von 1921-1928 vergrößerte die FHV ihre professionellen Komponenten an Nächstenliebe und erhöhte ihre Zusammenarbeit mit öffentlichen und privaten Wohlfahrtsorganisationen. Das Social Services Department der Frauenhilfsvereinigung, das die Generalsekretärin Amy Brown Lyman gründete, diente als Verbindungspunkt der Kirche mit anderen Wohlfahrtsvereinigungen und bildete die Arbeiter der Frauenhilfsvereinigung in modernen Methoden der Familienfallbearbeitung aus. Zwischen 1920 und 1942 nahmen mehr als 4.000 Frauen an den zwei- und sechswöchigen „Instituten“ teil. Sie kehrten mit dem Ziel zurück, ihren Gemeinden und Pfählen in der Wohlfahrtsarbeit zu helfen. Das Department diente auch als Arbeitsagentur für Frauen und Mädchen und als Kindervermittlungsstelle bis 1963.

Beginnend im Jahre 1921 zu einer Zeit mit hoher Mutter- und Kindsterblichkeit, benutzten  Pfähle und Gemeinde das Geld von Getreidefonds für die Errichtung von hunderten Kliniken für schwangere Frauen, ihren Babys und Kinder im Vorschulalter. Zwei Frauenhilfsvereinigungen auf Pfahlebene gründeten und leiteten Frauenkliniken, eine in Cottonwood Utah (1924-1951) und die andere in Snowflake, Arizona (1939-1960). Ähnliches passierte auch in Europa, wo man bedürftigen Müttern half.

Die weltweite Wirtschaftskrise in den Dreißigern führte zunächst dazu, dass die direkten Hilfsprogramme der Frauenhilfsvereinigung besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika verbessert wurden. Sie arbeiteten mit Behörden auf Kreis und später auf Landesebene zusammen, um zeitweise Unterstützung für Arbeitslose und Hilfsbedürftige anzubieten. Als man ein neues System an staatlicher Hilfe entwickelte, entwarfen die Kirchenführer ihren eigenen übergreifenden Kirchenwohlfahrtsplan im Jahre 1936, in dem die Frauenhilfsvereinigung ihre eigene unterstützende Rolle spielte. Priestertumsführer leiteten das neue Programm, aber es wurde von den jeweiligen Komitees repräsentiert und die Hauptaufgabe bestand darin, Nahrungsmittel zu konservieren, Kleidung und Decken zu Verfügung zu stellen und die Schwestern in Wohlfahrtsprinzipien zu unterrichten. Diese Aufgaben übernahm die Frauenhilfsvereinigung.

Die eigenen Programme der FHV machten in dieser Zeit vorübergehend eine Pause. Die Besuchslehrerinnen sammelten keine Spenden mehr für Hilfsbedürftige, da diese Aufgabe seit 1921 auf Gemeindebene und Weisung des Bischofs durchgeführt wurde. Die Zusammenarbeit der Leitung der Frauenhilfsvereinigung mit der Bischofschaft ist dabei jedoch nicht zu unterschätzen. Elder Harold B. Lee hat 1939 einmal folgendes gesagt: „Der Bischof ist der Vater der Gemeinde; die FHV-Leiterin die Mutter“ (S. 526). Die Gemeinde FHV-Leitung überwacht auch andere Dienste am Nächsten, wie z.B. das Umsorgen von Kranken, das deutlich vom Wohlfahrtsprogramm der Kirche zu unterscheiden ist.

Präsidentin Louise Y. Robison (1928-1939), die die FHV durch diese institutionellen Veränderungen führte, unternahm auch noch andere Veränderungen. Sie gründete das kirchliche Handwerk im Jahre 1938 in Salt Lake City, um Frauen, die zu Hause bei ihren Kindern blieben, zu helfen, indem sie ihre Handarbeiten verkaufen konnten. Des weitern setzte sie sich für die Gründung von Gemeindechören ein, die unter dem Titel „Singende Mütter“ bekannt wurden.

Während des Zweiten Weltkriegs veranlasste Präsidentin Amy Brown Lyman (1940-1945) die Mitglieder der FHV dazu, kürzere Treffen und Aktivitäten durchzuführen und sie gab Anweisungen wie man das Zuhause im Kriegszustand stärkte, während die Männer oft an der Front dienten. In den Vereinigten Staaten, Kanada, Hawaii, Neuseeland und Australien nähten die Mitglieder werktags für das Rote Kreuz und andere Wohlfahrtsorganisationen. Außerdem spendeten sie Blut, konservierten Tierfette, schneiderten Kleidung zu, verfassten Listen mit ausgebildeten Krankenschwestern und veranstalteten Erste Hilfe Kurse und die Grundausbildung von Krankenschwestern. Wie bereits im Ersten Weltkrieg wurden sogar einige Frauenhilfsvereinigungen auf Gemeindeebene zu Einheiten des Roten Kreuzes. In den vom Krieg zerstörten Teilen Europas, teilten Mitglieder ihre wichtigsten Güter, gaben ihr Bestes beim Besuchslehren und spendeten einander Trost. Nachdem die Frauenhilfsvereinigung feststellte, dass das Unterrichtsmaterial nicht in allen Ländern angemessen war, veränderten sie die Themen den Bedürfnissen der Mitglieder in ihren Ländern entsprechend.

Die FHV spielte auch eine bedeutende Rolle in dem Notfallversorgungsplan der Mitglieder in Europa nach dem Krieg. Sie sendete durch das Wohlfahrtsprogramm Kleidung, Nahrungsmittel und tausende Decken, die Schwestern in den USA und Kanada handgenäht hatten. Die Schwestern in Hawaii taten das gleiche für Schwestern in Japan.

1945-1974

Ende des Jahres 1945 betrug die Mitgliedschaft der FHV 102.000. In den folgenden Jahren stieg sie ebenfalls weiterhin an, wie auch die Mitgliederzahlen der Kirche, insgesamt weltweit. In Japan wurden die ersten Frauenhilfsvereinigungen nach dem Krieg im Jahre 1949 gegründet. Die Mitgliederzahlen stiegen auch im Nahen Osten von 439 im Jahre 1950 auf 7.400 im Jahre 1969 deutlich an. Der starke Anstieg in Mexiko und in Südamerika veranlasste die Kirche, die Zeitschrift der FHV auch auf Spanisch zu veröffentlichen. In den Siebzigern benutzen die Mitglieder standardisierte Unterrichtspläne und lernten die unterschiedlichen Kulturen, in denen sie aufwuchsen, monatlich in besonderen kulturellen Aktivitäten kennen und schätzen.

Präsidentin Belle S. Spafford reiste ausgiebig, sowohl als Präsidentin der FHV (1945-1974), als auch während ihrer zweijährigen Präsidentschaft über den U.S. Council of Women (1968-1970). Des weiteren professionalisierte sie das Relief Society Services Department (Frauenhilfsvereinigungsdienstprojektbüro) und weitete den Dienstbereich auf Programme aus, die indianischen Schülern halfen eine gute Schulausbildung zu erhalten und half ebenfalls bei der Gründung von Jugendhilfsorganisationen. Das Büro befand sich in Salt Lake City im Frauenhilfsvereinigungsgebäude, das 1956 mit Hilfe von Spenden von Frauen weltweit und entsprechenden Kirchenfonds finanziert worden war.

Während der langen Amtszeit von Präsidentin Spafford verbesserte die FHV ihre Zusammenarbeit mit der Kirche deutlich. Die Kirche entwickelte ein besseres System, bei dem alle Organisationen vermehrt zusammen arbeiteten, sowohl finanziell, als auch im Angebot von Zeitschriften und Unterrichtsmaterial. Den Entwurf dieser Materialien haben seitdem professionelle Abteilungen übernommen, wie z.B. die neuen LDS Social Services und Priestertumsträger. Nach September 1971 waren automatisch alle erwachsenen weiblichen Mitglieder der Kirche auch zugleich Mitglieder der FHV. Bald darauf betrug die Mitgliedschaft über 1 Millionen.

1974-1900

Während der Frauenbewegung, die dazu führte, dass die traditionelle Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter in Frage gestellt wurde, versuchte die FHV weiterhin diese traditionelle Rolle der Frau zu stärken und sie darin zu unterstützen, weiterhin aktiv zu Hause und in der Kirche zu sein. Auch Pfahl- und Gemeinderäte nutzten nun den Hauptsitz der FHV in Salt Lake City.. Viele Unterrichtsmaterialien wurden dort für die FHV aufbewahrt. Präsidentin Barbara B. Smith (1974-1984) unterstützte die Beamten der Kirche darin, dass sie gegen die Equal Rights Amendment  der US amerikanischen Verfassung eintraten, von der sie überzeugt war, dass sie Frauen nicht half. Die FHV setzte sich unter anderem dafür ein, im Jahre 1978 einen eigenen Frauenforschungsstudiengang an der Brigham Young Univerity einzuführen. Sie forderte außerdem Frauen weltweit dazu auf, für das Frauendenkmal in Nauvoo zu spenden. Das Denkmal besteht aus dreizehn Bronzestatuen, die wichtige Frauen der Kirche darstellen.

Das schnelle weltweite Wachstum der Mitglieder der Frauenhilfsvereinigung bietet eine neue Nutzung der Vielfalt. Pfahlpräsidentschaften entschieden sich dafür, dass es eine Auswahl an angepassten Aktivitäten für jüngere, alleinstehende oder arbeitende Frauen geben solle. Daher wurde die Lambda Delta Sigma  in die FHV aufgenommen. Im Jahre 1978 hielt Präsident Spencer W. Kimball die erste Fireside nur für Frauen ab. Dieses Ereignis hat sich seitdem jährlich wiederholt, wird immer noch weltweit als Frauenversammlung übertragen und dient zugleich als Vorbild für Pfahlfrauenversammlungen.

Aktuelle Verwaltung

Präsidentin Barbara W. Winder (1984-1990) führte eine Vereinfachung der Verwaltung ein, indem sie die Zusammenarbeit mit Priestertumsführern stärkte. Der erste Rat, den sie aufstellte, bestand aus siebzehn Mitgliedern. Außerdem wurden die Räte auf Pfahlebene entlassen. Die Gemeinde FHV-Leitungen trafen sich nur noch einmal im Quartal im Pfahl, statt einmal im Monat und trugen das Gelernte dann in ihre Gemeinden. Während der Hauptausschuss im Kontakt mit Pfahlbeamten blieb, kamen Generalautoritäten in die Pfähle zu Besuch, um Ansprachen zu geben. Nichts desto trotz blieb der Schwerpunkt der FHV auf Gemeindeebene. In Gemeinden und Zweigen fanden die Schwestern immer noch die meisten Aufgaben und Dienstprojekte, religiöse Ausbildung, verspürten den Zusammenhalt der Schwesternschaft und erfuhren geistiges Wachstum.

Mit Präsidentin Elaine L. Jack feierte die  FHV ihre 150jähriges Jubiläum  und die Organisation erreichte mit 2.784.000 Mitgliedern ihren Höhepunkt. Obwohl sich die Aktivitäten der FHV in ihrer 150-jährigen Lebenszeit deutlich verändert haben, blieben ihre Ziele und ihr Aufbau dennoch ihrem Ursprung ähnlich. Der Schwerpunkt der Veränderungen in den Siebzigern und Achtzigern lag auf der Vereinfachung der Struktur und der Vielfältigkeit einer weltweiten Schwesternschaft. Aufgrund dieser Veränderungen und dem starken Wachstum der Mitgliederzahlen hat sich das Motto der FHV ebenfalls erfüllt. „Nächstenliebe höret nimmer auf, denn sie ist die reine Christusliebe.“ (Sister Jack, S. 74; Moro. 7:47)

BIBLIOGRAPHIE

Cannon, Janath R.; Jill Mulvay-Derr; and Maureen Ursenbach Beecher. Women of Covenant: A History of Relief Society. Salt Lake City, 1991.

General Board of the Relief Society. History of Relief Society, 1842-1966. Salt Lake City, 1966.

Jack, Elaine L. “The Mission of Relief Society.” Ensign 21 (Jan. 1991):74.

“The Jubilee Celebration.” Woman’s Exponent 20 (March 15, 1892):132-33.

Lee, Harold B. “The Relief Society in the Welfare Plan.” Relief Society Magazine 26 (Aug. 1939):526-27.

Smith, Barbara B. “A Conversation with Sister Barbara B. Smith, Relief Society General President.” Ensign 6 (Mar. 1976):7-12.

Smith, Joseph Fielding. “The Relief Society Organized by Revelation.” Relief Society Magazine 52 (Jan. 1965):4-6.

“Story of the Organization of the Relief Society.” Relief Society Magazine 6 (Mar. 1919):127-42.

JANATH R. CANNON

JILL MULVAY-DERR