[Unter diesem Eintrag erscheinen zwei Artikel, die sich mit der sich entwickelnden Rolle der Frau im Kontext der Kirchenlehre- und kultur befassen:
Historische und soziologische Entwicklung,
Evangeliumsgrundsätze und die Rolle der Frau
Der erste Artikel behandelt die Rolle der Frau und wie diese sich während bedeutenderPperioden der Kirchengeschichte entwickelte. Der zweite Artikel beschreibt den Einfluss der Evangeliumsgrundsätze auf die Rolle und letztendlich das Leben der Frauen in der Kirche.]
HISTORISCHE UND SOZIOLOGISCHE ENTWICKLUNG
Der Glaube der Heiligen der Letzten Tage schafft eine einzigartige weibliche Identität, die Frauen ermutigt ihre Fähigkeiten als potenziell gottähnliche Individuen zu entwickeln. Zugleich versichert dieser auch, dass sich die wichtigsten Aufgaben von Männern und Frauen auf die Gründung und Erhaltung von Familienbeziehungen konzentrieren.
Das ewige Potenzial der Frauen beruhte schon immer auf lehrmäßigen Grundsätzen, die im Wesentlichen seit der Gründung der Kirche unverändert geblieben sind. Dennoch haben die zeitlichen Rollen der Frau verschiedene Formen angenommen. Diese waren von den Situationen abhängig, mit denen die Kirche zu verschiedenen Zeiten ihrer Geschichte konfrontiert wurde. Während aller historischer Zeitabschnitte war die Anpassung der HLT theologischer Perspektive an pragmatische Angelegenheiten der Frau von Bedeutung und spielte für die weibliche Mitgliedschaft der Kirche eine zentrale Rolle, um den Erfolg des Mormonismuses als Religion und Gesellschaft sicherzustellen.
Die Rolle der Frau während der Entwicklungsphase der Kirche (1830-1847). Wie die meisten Anhänger neuer und mühsam wachsender Religionen, reagierten auch die frühen Heiligen der Letzten Tage auf Spannungen mit einer intensiven geistigen Ausrichtung ihres alltäglichen Lebens. Obwohl die Vollmacht Verordnungen zu vollziehen und über Versammlungen zu präsidieren fast ausschließlich auf ein männliches Priestertum beschränkt war, waren die Gaben des Heiligen Geistes auch den Frauen zugänglich. Frauen empfingen persönliche Offenbarungen, heilten Kranke, prophezeiten zukünftige Ereignisse und übten verschiedenste Tätigkeiten aus, die geistige Gaben erforderten. Der Glauben dieser Frauen und ihre Fähigkeit geistige Eigenschaften zu entwickeln, waren unentbehrlich, um die Kirche in ihren ersten schweren Jahren am Leben zu erhalten. Sie stimmten über Kirchenangelegenheiten ab, assistierten in Tempelzeremonien und trugen zu Wohlfahrtsaktivitäten bei. Durch die Gründung der Frauenhilfsvereinigung (FHV) erlangten die Frauen als Gruppe eine kirchliche Identität. Der Prophet Joseph Smith betrachtete die FHV als einen wesentlichen und unentbehrlichen Bestandteil der Kirche. Zusätzlich verrichteten die Frauen viel körperliche Arbeit, pflegten Kranke und Verletzte gesund, halfen bei der Gründung einer Reihe von neuen Gemeinden und sorgten für die Bedürfnisse von Mitgliedern, deren Familien Bedrängnisse erlitten hatten.
Die Rolle der Frau in der Festigungsphase der Kirche (1847-1920). Mit der ausgedehnten Migration der Heiligen der Letzten Tage vom mittleren Westen zum Großen Becken im Westen der Vereinigten Staaten nahm die Festigung der Religion ihren Anfang. Die Heiligen der Letzten Tage waren in der Lage ihre Gemeinschaft im Einklang mit den Richtlinien ihrer Religion aufzubauen, da sie vom größten Teil der protestantisch amerikanischen Bevölkerung durch hunderte Kilometer unbesiedelten Terrains getrennt waren. Die Vielehe und langzeitige Missionsberufungen der erwachsenen Männer gehörten zu den sozialen Praktiken, die nach der Migration in den Westen auftraten und das Leben der Frauen bedeutend beeinflussten. Eine Frau, deren Ehemann seine Zeit zwischen mehreren Ehefrauen und/oder Missionsdienst aufteilte, war oftmals gezwungen allein für den materiellen und emotionalen Unterhalt für sich selbst und ihre Kinder zu sorgen.
Das Wachstum der Einwohnerschaft und dessen Sozialisierung in der Kirche waren wichtige Faktoren in der Festigung und Stärkung der Kirchenorganisation; und ein großer Teil dieser Verantwortung fiel den Frauen zu. Wegen der Abwesenheit ihrer Ehemänner erweiterten die Frauen ihre Rolle als „Mütter in Zion“ durch Tätigkeiten, die im Allgemeinen nicht mit der weiblichen Häuslichkeit des 19. Jahrhunderts verbunden werden. Präsident Brigham Young unterstützte gleichermaßen die Ausbildung von Mädchen und Jungen in „den Sitten und Gebräuchen ferner Königreiche und Nationen, in deren Gesetzen, Religionen, geographischen Gebieten, ...deren Klima, natürliche Produktion, Handelsausmaß und politische Ordnung“ (JD 9:188-89; Widtsoe, S. 211). Er schlug außerdem vor, dass Frauen „Bücher aufbewahren und Waren verkaufen“ (JD 12:374-75; Widtsoe, S.218) sollten und mahnte sie zu „wählen ... da Frauen diejenigen sind, die Wahlurnen regieren“ (JD 1:218; Widtsoe, S. 367). Einige Frauen nahmen an politischen Aktionen teil, die ihr eigenes Geschlecht betrafen. So, z. B. nahmen die Frauen in Utah,nach Wyoming als zweite weibliche Gruppe an einet nationalen Wahl teil.
Präsident Youngs Ermahnungen spiegeln eine Vostellung weiblicher Verantwortung wider, die von dem Glauben herrührt, dass Frauen und Männer zum gleichen „ewigen Fortschritt“ berechtigt sind und von der Abhängigkeit der frühen Kirche in Utah eine fähige und kreative weibliche Mitgliederschaft zu erhalten. Die Frauen entwickelten umfassende praktische Fähigkeiten und eine intensive Zuwendung zur Familie. Dies formte ein Bild der HLT Frauen, das, während dieses Zeitabschnitts, sowohl durch praktische als auch religiöse Faktoren entstand.
Die Rolle der Frau während des Expansionszeitalters (1920 bis heute). Während des frühen 20. Jahrhunderts veränderte sich die Einstellung der bekehrten Heiligen der Letzten Tage Schritt für Schritt. Anstatt aus allen Winkeln der Erde nach Utah zu strömen, um ein isoliertes „Zion“ zu errichten, begründeten sie die Kirche in vielen veschiedenen Ländern und Kulturen. Diese Veränderung, zusammen mit dem Einzug andersgläubiger Siedler in das „Gebiet der Mormonen“, konfrontierte die Kirche mit dem sozialen Problem ihre Mitgliederschaft in andersgläubige Gesellschaften zu integrieren. Eines dieser Probleme war die Abgrenzung und Artikulation der Stellung der HLT Frauen. Die Rolle der Frau war jedoch kein Thema, das viele Kontroversen hervorrief.
Die zentrale Rolle der Familie im HLT Glauben fügte sich spielend in das gängige, viktorianische Ideal des 19. Jahrhunderts, das die häusliche Rolle der Frau sehr stark, wenn nicht ausschließlich, förderte. Die Notwendigkeit die Kirche als Gemeinschaft und Organisation zusammenzulegen, wurde durch den Wunsch ersetzt eine dauerhafte Einwohnerschaft zu formen, die sich bequem in die umgebenden Kulturen, besonders die Kultur der Vereinigten Staaten, einfügen konnte.
Bis in die späte Hälfte des 20. Jahrhunderts bot die traditionelle Rolle der Frau nur wenige Hindernisse, um dieses Ziel zu erreichen. Als die Industrialisierung den Wirkungsbereich des amerikanischen Mannes schrittweise aus dem Heim drängte und den der Frau zunehmend ins Heim verlagerte, folgten die meisten Heiligen der Letzten Tage diesem Trend der weltlichen Gesellschaft. In Übereinstimmung mit ihren familienbezogenen Lehren befürwortete die Kirche bereitwillig das Ideal der Frau als Hausfrau, Ehefrau und Mutter. Die Popularisierung des Feminismuses in den 1970er Jahren konfrontierte die HLT Frauen mit einer Reihe von Erwartungen und konkurrierenden Prioritäten. Weltliche Darlegungen bestimmten, dass die persönlichen Ziele und die Weiterentwicklung einer Person im Gegensatz zur Widmung der Familie stünden. Der Glaube der Heiligen der Letzten Tage erklärt die beiden als untrennbar miteinander verbunden.
Der Glaube der Heiligen der Letzten Tage weicht von der theoretischen Grundlage der weltlichen Gesellschaft ab. Dadurch werden die heutigen HLT Frauen vor eine verwirrende Reihe von Rollendilemmas gestellt. Zum einen sind sie durch die HLT Lehre und das historische Beispiel anderer HLT Frauen mit dem Glauben indoktriniert, ihre persönlichen Fähigkeiten zu entwickeln und ihr Leben auf ihre Familie auszurichten. Zum anderen verkehren sie, wie alle Frauen, in größeren sozialen Kreisen rechtlicher, politischer und wirtschaftlicher Systeme, in denen diese zwei Ideale sich manchmal gegenseitig ausschließen.
BIBLIOGRAPHIE
Arrington, Leonard J., and Davis Bitton. “Marriage and Family Patterns.” In The Mormon Experience: A History of the Latter-day Saints, pp. 185-205. New York, 1979.
Beecher, Maureen, and Lavinia F. Anderson, eds. Sisters in Spirit: Mormon Women in Historical and Cultural Perspective. Chicago, 1987.
LeCheminant, Ileen Ann Waspe. “The Status of Women in the Philosophy of Mormonism, 1830-1845.” Master’s thesis, Brigham Young University, 1942.
Shipps, Jan. Mormonism: The Story of a New Religious Tradition. Chicago, 1985.
Young, Brigham. The Discourses of Brigham Young, ed. John A. Widtsoe, pp. 194-218. Salt Lake City, 1977.
MARTHA NIBLEY BECK
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EVANGELIUMSGRUNSÄTZE UND DIE ROLLE DER FRAU
Die derzeitige Rolle der Frau in der Kirche ist in dem Maße einzigartig, indem sie die Lehren der Kirche widerspiegelt. Zu den wesentlichsten dieser Lehren gehört die persönliche Entscheidungsfreiheit oder das Recht zu wählen. Im Einklang mit dieser Lehre verändert sich die Rolle einer Frau mit ihren Lebensverhältnissen und den Entscheidungen, die sie im Zusammenhang mit ihrem Glauben macht. Sie kann viele Rollen gleichzeitig erfüllen.
Eine Aufgabe der Frau besteht darin, den Bedürfnissen anderer beständig Aufmerksamkeit zu schenken; das bedeutet nicht nur ihrer eigenen Familie, sondern allen, die sich innerhalb ihres Einflussbereichs befinden. Die meisten Frauen leisten in Zeiten von Krankheit, Tod oder anderen Lebenskrisen persönlich Hilfe. Oftmals stimmen sie ihre Anstrengungen aber auch mit anderen Mitgliedern der Frauenhilfsvereinigung ab. „Einer des anderen Last zu tragen, damit sie leicht sei“ (Mosia 18:8) ist ein Grundsatz und eine Erwartung, die mit der Mitgliedschaft einer Frau in der Kirche verbunden ist (siehe Taufe; Schwesternschaft).
Oftmals führt die Sorge um Bedürftige dazu, dass sich Frauen besondere Fähigkeiten aneignen und bessere Wege finden mit Problemen umzugehen. In der frühen Kirchengeschichte wurden Frauen Krankenschwestern, Hebammen und Ärzte; einige gründeten Krankenhäuser und Kinderkliniken, während andere Schulen für Jugendliche eröffneten (siehe Deseret Krankenhaus, Mutter und Kind Gesundheitsfürsorge). Sie entwickelten auch heimische Wirschaftsbereiche, betrieben einen erfolgreichen Seidenanbau und errichteten ein umfangreiches Getreidevorratsprogramm (siehe Wohlfahrt).
Die Vielehe und die Missionen der Männer trugen wahrscheinlich in der Gemeinschaft der Heiligen der Letzten Tage dazu bei, dass Frauen eine ungewöhnliche Selbtständigkeit genossen. Dies führte aber auch zu einer gegenseitigen Abhängigkeit unter den polygamen Frauen. Diese Umstände veranlassten Frauen eine Ausbildung und Schulung zu erlangen, die für viele Frauen der damaligen Zeit selten waren. Es ist nicht weniger verwunderlich, dass die HLT Frauen in der heutigen Zeit damit fortfahren „die Sache Zions hervorzubringen und zu festigen“ (LuB 6:6). Sie sorgen für die Armen und Kranken, gehen auf Mission und dienen in humanitären und Wohlfahrtsberufungen. Sie belehren Kinder und Jugendliche und erkennen dadurch ihren Beitrag zum zeitlichen und geistigen Wohlergehen der Heiligen.
Die Frauen in der Kirche werden am meisten mit der Rolle als Partnerin identifiziert. Adam „fing an, die Erde zu bebauen“ und „auch Eva, seine Frau, arbeitete mit ihm“ (Mose 5:1). Präsident Spencer W. Kimball betonte, dass Frauen und Männer „gleichwertige Partner“ sind (Kimball, S.42). Diese Partnerschaft ist nicht nur auf die eheliche Partnerschaft beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf den gemeinsamen Kirchendienst (z.B., Priesterschaft und Frauenhilfsvereinigung). Seit den frühen Tagen der Kiche „stimmten die Frauen gemeinsam mit den Männern über Fragen ab, die der Mitgliedschaft zur Abstimmung vorgelegt wurden, ... ein fortgeschrittenes Konzept im Jahr 1830, da keine Frau und nur wenige Männer in anderen Kirchen abstimmten und nur wenige Frauen politisches Stimmrecht besaßen“ (Geschichte der Frauenhilfsvereinigung, S. 102).
Der Partnerschaftsrolle liegt die angeborene Gleichheit von Männern und Frauen zugrunde, wie die Erschaffungsgeschichte verdeutlicht: „Als Abbild seines eigenen Leibes, männlich und weiblich, erschuf er sie und segnete sie“ (Mose 6:9). Der Herr verleiht Gaben des Geistes, Verheißungen und Segnungen all denen, die würdig sind und achtet dabei nicht auf das Geschlecht. Der Empfang geistiger Gaben hängt von persönlichem Gehorsam ab und nicht vom Geschlecht (LuB 46:9-25).
Bruce R. McConkie, vom Kollegium der Zwölf Apostel, betonte die Gleichheit von Männern und Frauen in Angelegenheiten des Geistes:
In den Angelegenheiten des Geistes, die die Gaben des Geistes einschließen, stehen Männer und Frauen in Gleichheit vor dem Herrn. Der Empfang von Offenbarung, das Erlangen von Zeugnissen und das Sehen von Visionen, sowie alle anderen Dinge, die Göttlichkeit und Heiligkeit betreffen, erfolgen als Ergebnis persönlicher Rechtschaffenheit [Liahona 9 (Juni 1979):61].
Tempelverordnungen liefern einen weiteren Beweis dafür, dass „es im Herrn ... weder die Frau ohne den Mann noch den Mann ohne die Frau [gibt]“ (1.Kor. 11:11).
Beachtenswert ist, dass die höchsten Segnungen des Tempels nur an einen Mann und eine Frau gemeinsam verliehen werden. Keiner der beiden kann diese alleine empfangen. In der Kirche Christi ist die Frau keine Beigabe des Mannes, sondern eine gleichberechtigte Partnerin [Widtsoe, S. 373].
Obwohl Männer und Frauen gleichberechtigt sind, erfüllen sie getrennte und unterschiedliche Rollen im Werk der Kirche. Männern ist die Verantwortung des Priestertums gegeben, welches viele vorgeschriebene Pflichten enthält. Die Rolle der Frau ist weniger stark definiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass ihre Rolle von geringerem Wert ist. Neal A Maxwell, vom Kollegium der Zwölf, äußerte sich wie folgt:
Wir wissen so wenig über die Aufteilung der Pflichten von Frauen und Männern und Müttern und Vätern. Diese wurden in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort durch göttliche Vorsehung festgelegt. Wir sind daran gewöhnt uns auf die Männer Gottes zu konzentrieren, da diese das Prietertum und die Führungslinie inne haben. Doch ein Strom rechtschaffenen Einflusses besteht neben dieser Autoritätslinie, welcher die außergewöhnlichen Frauen Gottes widerspiegelt. Diese lebten in allen Zeitaltern und Evangeliumszeiten, welches unsere Zeit miteinschließt [Maxwell, S.94].
Einen Einfluss zum Guten ausübend, erfüllen Frauen unzählige Aufgaben in der Kirche: Sie präsidieren, leiten und besetzen die Organisationen für Frauen (Frauenhilfsvereinigung), junge Frauen (Junge Damen) und Kinder (Primarvereinigung) auf Gemeinde-, Pfahl-, und Kirchenebenen. Sie unterrichten Sonntagsschulklassen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Sie leiten Chöre und Theaterstücke. Sie amtieren in Tempelzeremonien. Sie dienen als Mitglieder von Wohlfahrtsprogrammen auf allen Kirchenebenen und organisieren kulturelle und zur Erholung dienende Veranstaltungen, an denen alle Mitglieder teilnehmen.
Die Frauen der Kirche erfüllen außerdem gesellschaftliche Rollen wie z.B. Arztin, Anwältin, Professorin, Hausfrau, Verwaltungsbeamtin, Lehrerin, Schriftstellerin, Sekretärin, Künstlerin und Geschäftsfrau. Zusätzlich fungieren viele Frauen in politischen, freiwilligen und Gemeindeeinrichtungen. Das Wichtigste, was Eltern im Werk des Herrn tun können, geschieht in ihrem eigenen Heim. Die Sorge um die Familie sollte den Vorrang vor allen anderen Dingen erhalten. In diesem Sinne werden die Mitglieder darin bestärkt, ausschlaggebende Entscheidungen mit Rücksicht auf die Folgen für ihre Familie zu treffen. Die Priorität der Familie beeinflusst unvermeidlich die Erwartungen, die der Rolle der Frau als Mutter, Ehefrau, Hausfrau und Lehrerin zugrunde liegen. Die Frauen der Kirche lernen von Jugend an sich sowohl auf die Ehe und die Haushaltsführung, als auch auf eine Berufung vorzubereiten. Camilla Kimball, Frau von Präsident Spencer W. Kimball, riet jedem Mädchen und jeder Frau „sich in zwei Berufungen auszubilden - der Haushaltsführung und dem Verdienst des Lebensunterhaltes, wenn es die Umstände erfordern. Eine verheiratete Frau kann ohne Warnung Witwe werden ... Dadurch kann es für eine Frau notwendig werden, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen und ihre Kinder zu vesorgen“ (Ensign 7 [März 1977]:59).
Die Führer der Kirche haben Frauen, individuell und als Gruppe, seit langem dazu angehalten, die bestmögliche, ihnen zur Verfügung stehende Ausbildung zu erlangen, „zu schreiben und viel zu lernen“ (LuB 25:8). Eine Ausbildung für Frauen wird nicht nur unterstützt, um das eigene Streben nach Erfolg zu befriedigen, sondern auch wegen ihres Nutzens das Heim zu einem Ort des Lernens und der Vervollkommnung für Kinder zu machen. Obwohl Schulung und Ausbildung viele Karrierechancen für Frauen eröffnen können, ist die Mutterrolle für diejenigen mit kleinen Kindern bestimmend. Sie werden dazu angehalten ihre Ausbildung zum Nutzen ihrer Kinder anzuwenden.
Die Kirche lehnt es an sich nicht ab, dass Frauen außerhalb des Heimes arbeiten und erkennt die Beiträge an, die sie in der Regierung, in akademischen Berufen, im Wirtschaftsleben und in kreativen Bereichen leisten. Marvin J. Ashton, vom Kollegium der Zwölf Apostel, erklärte, dass „sich eine Frau frei fühlen sollte in die Marktwirtschaft oder in den Gemeindedienst auf bezahlter oder freiwilliger Basis einzutreten, wenn sie es wünscht und ihre Heim-und Familienumstände nicht darunter zu leiden haben“ (Ashton, S.93). Die Kirche versteht, dass einige Mütter dazu gezwungen sind für den Unterhalt ihrer Kinder zu arbeiten. Sie hofft jedoch, dass Mütter mit Kindern ihr Heim, wenn möglich, zu ihrer vorrangigen Karriere machen.
Alle Frauen sind Töchter der „herrlichen Mutter Eva“ (LuB 138:39). Als „Mutter aller Lebenden“ (Mose 4:26) hat sie ein Vermächtnis hinterlassen, welches das Erbe jeder Frau ist. Diese Rolle beinhaltet mehr als die Fürsorge der unmittelbaren Familie. Sie beschreibt die grundlegende Natur und Einstellung aller Frauen. Präsident Harold B. Lee formulierte dieses Prinzip in einer Ansprache an die Frauen der Kirche im Tabernakel: „Ihr Mütter der Kirche ...“ (siehe Mütter in Isreal). Jede Frau, egal welchen Familienstand, welche Berufung oder welchen Beruf sie haben mag, ist daran beteiligt zu nähren, zu erheben, zu trösten, Liebe zu spenden und Familien zu beschützen und zu erhalten.
BIBLIOGRAPHIE
Ashton, Marvin J. “Woman’s Role in the Community.” In Woman. Salt Lake City, 1979.
History of the Relief Society, 1842-1966. Salt Lake City, 1966.
Kimball, Spencer W. “Privileges and Responsibilities of Sisters.” New Era 9 (Jan. 1979):42.
Maxwell, Neal A. “The Women of God.” In Woman. Salt Lake City, 1979.
Widtsoe, John A. “The “Mormon’ Women.” Relief Society Magazine 30 (June-July 1943):372-75.
BARBARA B. SMITH
SHIRLEY W. THOMAS