Flüche sind das Gegenteil von Segnungen und können zum Ausdruck kommen (1) als vulgäre oder profane Sprache von Menschen; (2) als Worte oder Taten von Gott oder seinen Stellvertretern, die götlliches Missfallen oder Warnung vor Schlechtigkeit äußern; oder (3) als Gottes Züchtigung der Menschheit.
Das Fluchen in Form von profaner Sprache, das den Namen der Gottheit buchstäblich „missbraucht“, kommt in den meisten Gesellschaften vor. Da Gedanken in Form von Sprache ausgedrückt werden, korrumpiert vulgäre und gotteslästerliche Sprache den Sprechenden, da so vulgäre und profane Denkmuster entstehen. Die Aussage, „unter den Schlechten werden Menschen ihre Stimme erheben und Gott fluchen und sterben“ (LuB 45:32) stellt sowohl eine Ursache als auch eine Konsequenz profaner Sprache mit ihrer Auswirkung auf und eine Beziehung zu geistigem Leben dar. Fluchen, das den Namen der Gottheit zitiert ist eine Form von Gotteslästerung und konnte zu biblischen Zeiten durch Steinigung bestraft werden (Levitikus 24:16). Im alten Israel war auch das Verfluchen von Eltern Grund genug, um den Missetäter hinzurichten (Exodus 21:17; Matthäus 15:4).
Fluchen kann die Äußerung göttlichen Missfallens, eine Warnung, oder ein Ausschluss von den Segnungen Gottes sein. Ebenso wie man Segnungen durch Rechtschaffenheit erhält, so resultieren Flüche von dem Verstoß gegen das Gesetz Gottes und der Verfehlung seine Gebote zu halten (Deuteronomium 11:26-28; LuB 104:1-8; 124:48). Intelligente Menschen sind hauptsächlich für ihre eigenen Umstände verantwortlich. Präsident Brigham Young sagte, dass die schwerwiegensten Flüche auf diejenigen herabkamen, „die den Willen ihres Meisters kennen und nicht dementsprechend handeln“ (JD 1:248). Gegen Licht und Erkenntnis zu sündigen hat ernsthaftere Konsequenzen als unwissentlich zu sündigen (Siehe Mosia 2:36-37; vgl. Alma 32:19-20; 39:6). Alma 2 gibt ein Beispiel, worin dasselbe Land gleichzeitig für die Rechtschaffenen gesegnet und für die Unrechtschaffenen verflucht wurde (Alma 45:16).
Gott kann Flüche aussprechen, oder seine bevollmächtigten Diener wie es bei Mose (Deuteronium 27-30), Elijah (1 Könige 17:1; 21:20-24), Petrus (Apostelgeschichte 5:1-10), Paulus (Apostelgeschichte 13:9-12) und Joseph Smith (LuB 103:25; vgl. 124:93) der Fall war. Allerdings sendet der Herr seine irdischen Beauftragten in erster Linie hinaus, um zu segnen und nicht zu verfluchen (Matthäus 5:44; Römer 12:14).
Nicht alle Flüche haben gänzlich negative Konsequenzen. Da Gott nur Gutes tut, dienen seine Flüche der Besserung der verfluchten Person (Genesis 3:17; Deuteronomium 23:5), sogar wenn die unmittelbare Konsequenz extrem unangenehm ist. Wenn Berichtigung notwendig ist, unterwies der Herr seine Diener „mit aller Deutlichkeit“ zu tadeln, aber danach „vermehrte Liebe“ zu zeigen (LuB 121:43).
Einige Flüche werden erst als Warungen gegeben, anstatt einer heftigeren, unmittelbaren Züchtigung (2 Nephi 1:21,22). Wie Segnungen erfordern auch Flüche manchmal eine lange Zeit, damit all ihre Konsequenzen eintreffen. Nachdem ein Fluch ausgesprochen worden ist, kann er oft allein durch die darauf folgende Rechtschaffenheit gemildert oder ganz aufgehoben werden. Der Prophet Mormon beschreibt eine Erfahrung der Lamaniten: „Und sie fingen an, ein sehr fleißiges Volk zu sein; ja, und sie waren freundlich zu den Nephiten; darum nahmen sie mit ihnen Verbindung auf, und der Fluch Gottes folgte ihnen nicht mehr nach“ (Alma 23:18).
Flüche können alle zeitlichen und geislichen Aspekte unseres Lebens beeinflussen, weil alles vom Gesetz beherrscht wird. Ländereien, Ernten, Handarbeit, Arbeitsplatz, Kinder, Missionsbemühungen, zwischenmenschliche Beziehungen und Beziehungen mit Gott unterliegen alle sowohl Flüchen als auch Segnungen. Das hängt ab von individueller und kollektiver Rechtschaffenheit oder davon, ob es derer ermangelt.
SHERWIN W. HOWARD