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DIE FINANZEN DER KIRCHE

Die finanzielle Stärke der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage stammt hauptsächlich von der Verplichtung ihrer Mitglieder gegenüber dem in den Schriften enthaltenen Grundsatz des Zehnten, sowie anderen Formen von freiwilligen Abgaben und Dienst. Der Eingang sowie die Ausgabe aller finanziellen Mittel werden sorgsam und gemäß weltweiter Standardprozeduren, und unter direkter Aufsicht der Ersten Präsidentschaft verwaltet. Die Kirche unterhält zudem begrenzte Wirtschaftsinvestitionen und finanzielle Reserven, um, als Teil ihrer größeren Planung, wachsende kirchliche Programme zu unterstützen. Die Handhabung aller finanziellen Mittel wird regelmäßig und gemäß solider finanzieller Methoden überprüft. 

Die Heiligen der Letzten Tage nehmen das Gebot des Zehnten und die Versprechen des Herrn, wie sie im Alten Testament zu finden sind, sehr ernst: Darf der Mensch Gott betrügen? Denn ihr betrügt mich. Doch ihr sagt: Womit betrügen wir dich? Mit den Zehnten und Abgaben! Dem Fluch seid ihr verfallen, doch ihr betrügt mich weiter, ihr, das ganze Volk. Bringt den ganzen Zehnten ins Vorratshaus, damit in meinem Haus Nahrung vorhanden ist. Ja, stellt mich auf die Probe damit, spricht der Herr der Heere, und wartet, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte (Mal. 3:8-10).

Das Finanzgesetz der Kirche Gottes wurde in neuzeitlicher Schrift wiederholt. Im Jahre 1838 betonte der Herr die Wichtigkeit dieses Gesetzes in einer Vision an den Propheten Joseph Smith und definierte den Zehnten als „ein Zehntel all ihres jährlichen Ertrags“ (LuB 119:4).

Die Jahre, die der Jahrhundertwende vorangingen, waren für die junge, noch nicht fest etablierte Kirche finanziell schwierig. Der Grund dafür waren die Depression der 1890er Jahre und die Rückgabe finanzieller Mittel an den Staat während der langen antipolygamistischen Kampagnie der Bundesregierung. Im Mai des Jahres 1899 reiste der in die Jahre gekommene Präsident der Kirche, Lorenzo Snow, von Salt Lake City nach St. George in Utah, um Mitgliedern, deren Besitz von einer schweren Dürre geplagt wurde, Mut zuzusprechen. Wasserläufe und Brunnen waren ausgetrocknet und die Menschen sahen sich dem Verhungern gegenüberstehen. Während seines Aufenthalts empfing Präsident Snow die Inspiration, sich auf die Worte Maleachis zu berufen und den Heiligen in ihrem schlimmen und hilflosen Zustand zu versprechen, dass „sich die Schleusen (Fenster) des Himmels öffnen würden“, wenn sie einen ehrlichen Zehnten bezahlten. Die Heiligen reagierten dementsprechend, der Regen kam und die Menschen wurden gesegnet (Cowan, S. 15-18).

Durch diese Begebenheit erfuhr der Grundsatz des Zehnten in der gesamten Kirche erneuten Nachdruck. Die Mitglieder reagierten darauf mit verstärkter Hingabe und Glauben, und innerhalb weniger Jahre war die Kirche finanziell gut fundiert und ist in diesem Zustand verblieben. Durch den Glauben und die Opfer ihrer Mitglieder konnte die Kirche ihr beständiges, weltweites Wachstum aufrechterhalten. Die Heiligen der letzten Tage betrachten das Zahlen des Zehnten als ein Privileg und berichten oftmals von geistigen oder finanziellen Segnungen, die mit dem Gehorsam gegenüber diesem Gesetz einhergehen.

Zusätzlich zum Zehnten können die Mitglieder einen Beitrag zu mehreren speziell ausersehenen Fonds leisten (Siehe Finanzielle Beiträge). Am ersten Sonntag jedes Monats fasten die Mitglieder zwei Mahlzeiten lang und spenden mindestens den baren Gegenwert dieser Mahlzeiten. Sie spenden dieses Geld und deponieren es in einen Fastopferfonds, welcher ausschließlich dazu genutzt wird, den Armen und Bedürftigen zu helfen. Die Unterstützung eines Missionars liegt hauptsächlich in der Verantwortung der Familie. Seit dem 1. Januar 1991 sind die monatlichen Kosten für Missionare und ihre Familien an den monatlichen, finanziellen Durchschnittskostenaufwand der Missionare weltweit angepasst worden. Dennoch werden die Mitglieder dazu ermutigt, den Missionaren, die nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung haben, behilflich zu sein.

Die finanzielle Verwaltung.  Fehlerfrei fundiertes Verfahren beim Finanzmanagement wird beim Eingang und der Ausgabe finanzieller Mittel abgewendet. Der Zehnte wird in der örtlichen Gemeinde oder dem örtlichen Zweig gespendet und dann an bestimmte Kirchenhauptsitze weitergeleitet. Gebiets- oder Regionalbüros rund um die Welt sammeln und geben die finanziellen Mittel aus, wie sie von den präsidierenden Beauftragten der Kirchenhauptsitze angewiesen werden.

Die Fastopferspenden werden in den Gemeinden eingesammelt und dort zuerst für die Fürsorge der notleidenden Gemeindemitglieder genutzt. Überschüssige Fastopferspenden, die nicht mehr in den örtlichen Gebieten gebraucht werden, werden zu den Kirchenhauptsitzen oder Gebietsbeauftragten gesendet. Jegliche Defizite in der Armenfürsorge der örtlichen Einheiten werden durch generelle Fastopferüberschüsse ausgeglichen. Dadurch erhält ein Bischof die Mittel sich um die sozialen Bedürfnisse seiner Gemeinde zu kümmern.

Am 8. Juli 1838 empfing der Prophet Joseph Smith eine Vision, in der ihm die Art und Weise der Ausgabe, des von der Kirche empfangenen Zehnten, kundgetan wurde: „Wahrlich, so spricht der Herr: Die Zeit ist nun gekommen, daß darüber [der Zehnte] durch einen Rat verfügt werden soll, der sich aus der Ersten Präsidentschaft meiner Kirche und aus dem Bischof und seinem Rat und aus meinem Hohen Rat zusammensetzt“ (LuB 120:1).

Im Anschluss daran wurde der Rat verantwortlich für die Veräußerung des Zehnten, bestehend aus der Ersten Präsidentschaft der Kirche, dem Kollegium der Zwölf Apostel und der Präsidierenden Bischofschaft, gegründet. Dieser Rat trifft sich regelmäßig und überwacht die Ausgaben aller Kirchenfonds weltweit. Er bewilligt Budgets und die finanzielle Planung und legt die Finanzpolitik fest.

Zwei Unterausschüsse des Rates bezüglich der Veräußerung des Zehnten sind der Budgetausschuss und der Fördermittelausschuss. Beide Ausschüsse bestehen aus der Ersten Präsidentschaft, ausgewählten Mitgliedern des Kollegiums der Zwölf Apostel und Mitgliedern der Präsidierenden Bischofschaft.

Das Budgetbüro der Kirche stellt der Ersten Präsidentschaft unterstützendes Personal zur Verfügung und leistet verwaltungstechnische Anleitung in bezug auf die Vorbereitung des jährlichen Kirchenbudgets. Zu Beginn jedes jährlichen Budgetzyklusses werden Budgetvorgaben an die Verwaltungsabteilungsleiter der Kirche, internationale Büros, Missionen, Tempel und andere Einheiten gegeben. Im Rahmen dieser Vorgaben werden die Budgets auf der niedrigsten Stufe der Verantwortlichkeit erstellt und peinlich genau durch viele Verwaltungsstufen und Räte überprüft. Der Budgetausschuss trifft sich periodisch, um einen detaillierten Budgetüberblick zur Verfügung zu stellen und um an den Rat bezüglich der Veräußerung des Zehnten Budgetempfehlungen zu formulieren.

Der Fördermittelausschuss trifft sich jede Woche. Alle Ersuche hinsichtlich finanzieller Ausgaben weltweit, außer den wenigen, die vom Rat bezüglich der Veräußerung des Zehnten zu einer niedrigeren Stufe der Verwaltung delegiert wurden, werden geprüft und bewilligt. Außerdem wird sichergesteltt, dass der Ersuch innerhalb des Budgets liegt. Über die Ausgaben, die deligiert wurden, wird dem Ausschuss Bericht erstattet.

Finanzielle Kontrolle. Finanzielle Kontrollen werden durch Finanzpolitik, Finanzplanung, Aufbauorganisation und regelmäßige, umfangreiche Bilanzprüfungen gewährleistet. Die entscheidende Finanzpolitik geht vom Rat bezüglich der Veräußerung des Zehnten aus. Zusätzliche Finanzpolitik und Verfahrensrichtlinien werden von der Finanz- und Protokollabteilung erstellt. Diese ist, unter der Leitung der Ersten Präsidentschaft und der Präsidierenden Bischofschaft, für die Verwaltung der Kontenführungsaufsicht, Versteuerung und Schadensvorsorge verantwortlich.

Die Kirche besitzt einen Prüfungsausschuss bestehend aus erfahrenen Geschäftsmännern, die mit der Kirche nicht als Arbeitnehmer oder Generalautoritäten in Zusammnenhang stehen. Dieser Ausschuss steht in unmittelbarem Kontakt zur Ersten Präsidentschaft der Kirche und arbeitet eng mit der Finanz- und Protokollabteilung, sowie der Prüfungsabteilung zusammen, um eine genaue Einhaltung der moralischen Grundsätze und der unbiegsamen finanziellen Verfahrensweisen und Abläufe zu gewährleisten. Die Prüfungsabteilung steht ebenfalls in unmittelbarem Kontakt zur Ersten Präsidentschaft der Kirche und behält dadurch ihre Unabhängigkeit gegenüber allen anderen Abteilungen. Die Mitarbeiter, die sich aus Wirtschaftsprüfern zusammensetzen, führen permanente Bilanz-, Geschäfts-, und Computersystemkontrollen für Kirchenabteilungen und andere von der Kirche kontrollierte Organisationen durch. Gutachten aller Prüfungen sind erforderlich und werden überwacht.

Teilnahme und Investitionen in der Wirtschaft. Die Erste Präsidentschaft hat andere Behörden und Ausschüsse eingesetzt, um die Handhabung der Investitionen und Rücklagen der Kirche zu beaufsichtigen (Siehe: Kirchenteilnahme an). In jedem dieser Hauptausschüsse hat entweder ein Mitglied der Ersten Präsidentschaft oder eine andere ausgewählte Generalautorität den Vorsitz.

Den Vorsitz über den Investitionspolitikausschuss hat die Erste Präsidentschaft, welchem außer dem Präsidenten des Kollegiums der Zwölf Apostel, andere ausgewählte Mitglieder der Zwölf und die Präsidierende Bischofschaft angehören. Seine Aufgabe besteht darin, Investitionspolitik sowie -strategie zu erstellen und Hauptinvestitionsbeschlüsse nachzuprüfen.

Die Deseret Management Corporation (DMC) ist ein Unternehmen mit eigenem

Aufsichtsrat. DMC fungiert als Holdinggesellschaft für die meisten kommerziellen Unternehmen, die die Kirche besitzt. Diese Unternehmen bezahlen die gleichen Steuern wie kommerzielle Unternehmen. Einige Eigentümer werden außerdem nicht nur für Investitionszwecke unterhalten. Zusätzlich zum Schutz der Umgebung heiliger Eigentümer werden solche Investitionen zur Unterstützung der kirchlichen Bemühungen der Kirche unterhalten.

Die Kirche besitzt noch immer einige Eigentümer, die ursprünglich dazu eingerichtet wurden, um den Kommerz in HLT- Gemeinden zu unterstützen (Siehe Wirtschaftliche Geschichte der Kirche). Als Resultat der Evaluierung dieser Besitze und ihrer Beiträge zur Mission der Kirche, hat diese jedoch viele ihrer Besitze abgestoßen. 

BIBLIOGRAPHIE

Cowan, Richard O. The Church in the Twentieth Century. Salt Lake City, 1985.
Doxey, Roy W. Tithing: The Lord's Law. Salt Lake City, 1976.

RICHARD EDGLEY
WILFORD G. EDLING