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FEMINISMUS

Der Feminismus ist die philosophische Überzeugung, welche die Gleichheit zwischen Mann und Frau befürwortet und danach trachtet, Unterschiede aufzuheben und Ungerechtigkeiten gegen Frauen zu beseitigen. Die feministische Theorie ist alles andere als eine starre Ideologie. Sie greift eine Vielfalt von Ansichten in Bezug auf das Wesen der Frau auf und unterstützt eine  pluralistische Vision der Welt, die die Erfahrungen von Frauen aller Rassen und Klassen als gleich wichtig ansieht.

In den Vereinigten Staaten ist „Feminismus“ ein Sammelbegriff für eine Koalition jener Frauen und Männer, die ihre Hingabe an die Frauenfrage teilen, aber die sich oft in spezifischen Zielen und Taktiken unterscheiden. Persönliche, religiöse und politische Werte beeinflussen, welche Reformen und Mittel ein bestimmter Feminist unterstützen wird.

Die Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nähert sich den Idealen des Feminismus auf manchen Gebieten und weicht auf anderen von ihnen ab. Sie besteht auf der absoluten geistigen Gleichheit von Mann und Frau. Und verkündet, dass „alle eins sind in Christus Jesus“, „schwarz oder weiß, geknechtet oder frei, männlich oder weiblich“ (2 Ne. 26:33; Gal. 3:28). Gaben des Geistes werden Männern und Frauen gleichermaßen gegeben: „Sein Wort aber teilt er den Menschen durch Engel mit, ja, nicht nur den Männern, sondern auch den Frauen“ (Alma 32:23). HLT-Grundsätze sprechen sich klar für die Entwicklung des vollen Potenzials jeder Person, ungeachtet des Geschlechts, aus.

Die Gleichheit aller Menschen ist so zentral für die Botschaft Christi, dass Christus während seines irdischen Wirkens offen kulturelle Verbote zurückwies,  die Frauen in einen niedrigeren geistigen und politischen Stand abdrängten. Er erkannte den Geist und Intellekt von Frauen an. Er belehrte sie direkt (Lukas 10:38-42). Er gab sich einer Frau gegenüber als der Messias zu erkennen. Dies ist die erste Bekräftigung, die im Neuen Testament zu finden ist (Joh 4:26). Er heilte Frauen (Mt. 15:22-28) und erweckte eine Frau von den Toten (Lukas 8:49-56). Nach seiner Auferstehung erschien er zuerst einer Frau. Er bat sie, seinen Aposteln von diesem herrlichen Ereignis zu berichten (Joh 20:11-18), obwohl nach jüdischem Gesetz Frauen nicht als kompetente gerichtliche Zeugen angesehen wurden.

Solch eine Gleichheit zwischen Frau und Mann basiert auf dem celestialen Modell himmlischer Eltern. Dieser himmlische Vater und auch die himmlische Mutter teilen „alle Macht“ miteinander und „alles ist ihnen dienstbar“ (LuB 132:20). Sie laden ihre Kinder ein, ihrem Beispiel der vollkommenen Liebe und Einigkeit nachzueifern und so zu werden, wie sie sind. Mitglieder der Kirche jesu Christi  lernen, dass rechtschaffene Macht, die himmlische Eltern innehaben und mit ihren Kindern teilen, nie zwingt. Stattdessen zeichnet sie sich durch „überzeugende Rede, Langmut, Milde und Sanftmut und ungeheuchelte Liebe“ aus (LuB 121:41). Während die Auswirkungen dieser weitgehenden Ansichten immer der Anwendung im einzelnen unterliegen, haben Frauen und Männer bei den Mitgliedern der Kirche in diesen Lehren Quellen geistiger Stärke gefunden, einschließlich dem Wunsch mehr über die Mutter im Himmel zu wissen.

HLT-Lehren stimmen allerdings nicht mit mehreren Versionen des Feminismus überein, einschließlich derer, die die weibliche Zulänglichkeit getrennt vom Mann betonen. Weil die Kirchenlehre betont, dass es notwendig ist, Unterschiede zu überwinden und eine celestiale Einigkeit zwischen Ehemann und Frau zu schmieden, um die Erhöhung zu erlangen (siehe auch 1 Kor. 11:11), finden die radikale feministische Kritik der Familie als eine unterdrückende Einrichtung für Frauen und die Forderung nach ihrer Ersetzung wenig Unterstützung unter Heiligen der Letzten Tage. Zwar mögen einzelne Familien unterdrücken und funktionsgestört sein. Die meisten Heiligen der Letzten Tage glauben, dass der Mangel nicht an der Struktur liegt. Die Familie gilt sogar als Quelle der größten Aufgabe und Freude von sowohl Mann als auch Frau und zwar nicht nur auf der Erde, sondern auch in Ewigkeit.

BIBLIOGRAPHIE

Beecher, Maureen Ursenbach und Lavina Fielding Anderson, Hgg. Sisters in Spirit: Mormon Women in Historical and Cultural Perspective. Urbana, Ill., 1987.
Dialogue 6 (Sommer 1971) und 14 (Winter 1981). Beide Ausgaben haben eine Reihe von Artikeln über Frauen in der Kirche.
Donovan, Josephine. Feminist Theory: The Intellectual Traditions of American Feminism. New York, 1985.

MARY STOVALL RICHARDS