Die örtlichen und allgemeinen Führer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind Laienmitglieder. Sie erhalten keine professionelle Schulung für den geistlichen Dienst (Siehe Laienteilnahme und Führerschaft). Stattdessen bereiten sich Kirchenmitglieder auf das Erfüllen ihrer Berufungen vor durch persönliches Schriftenstudium, Gebet, Inspiration und ein rechtschaffenes Leben, Beobachten anderer Führer, informelle Praktiken, Studium von Handbüchern und Leitfäden der Kirche, Teilnahme an Führerschaftschulungen (Fortbildungsunterricht) und die Annahme von Rat und Führung von ihren präsidierenden Beamten und von den Generalautoritäten.
Es wird erwartet, dass alle glaubenstreuen Heiligen der Letzten Tage Anspruch auf die Inspiration durch den Heiligen Geistes und persönliche Offenbarung haben, um ihnen dabei zu helfen, die Bedürfnisse jener zu befriedigen, die sie belehren, beraten und denen sie dienen. Das Verlassen auf göttliche Führung machen persönliche Würdigkeit und christusähnliche Eigenschaften zu den wichtigsten Qualifikationen für alle Berufungen in der Kirche. Die folgenden Eigenschaften befähigen einen für das Werk: „Glauben, Hoffnung, Nächstenliebe und Liebe – das Auge nur auf die Herrlichkeit Gottes gerichtet – …Tugend, Erkenntnis, Mäßigung, Geduld, brüderliches Wohlwollen, Frömmigkeit, Nächstenliebe, Demut, Eifer“ (LuB 4:5-6).
Kirchenhandbücher beschreiben die Pflichten und Aktivitäten für jede Führerschaftsposition und listen die allgemeinen Prinzipien, die Anwendung finden sollten. Diese Handbücher werden von bestimmten Komittees vorbereitet und in regelmäßigen Abständen überarbeitet und vom Korrelationskomitee besprochen.
Alle Kirchenbeamten sind für die Schulung jener verantwortlich, die unter ihnen dienen. Führerschafts- oder Forbildungsversammlungen finden regelmäßig für jede Gruppe von Führern statt. Zum Beispiel treffen Mitglieder der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf wöchentlich im Salt Lake Tempel zusammen, um sich zu beraten und Anweisungen zu empfangen. Diese Führer halten Schulungssessionen für andere Generalautoritäten ab, die wiederum die Pfahlpräsidenten und andere ihnen unterstehende Pfahlführer anleiten. Pfahlbeamte führen regelmäßig Schulungssessionen für Gemeindeführer durch, die wiederum andere Gemeindebeamte unter ihrer Aufsicht anleiten.
Führer erhalten praktisch Autonomie in der Ausführung ihrer Pflichten und Aufgaben. Gleichzeitig sollen sie den Grundsätzen des Evangeliums und den Kirchenrichtlinien folgen, und sie werden eindringlich zum Dienen,zur Sanftheit und Demut ermahnt: „Und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein“ (Mt. 20:27). Sie werden auch ermahnt, unrechtschaffene Herrschaft zu vermeiden: „Keine Macht und kein Einfluss kann und soll anders geltend gemacht werden als nur mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe“ (LuB 121:39-42).
Betont wird, dass die Führer ihre Pflichten erlernen müssen: „Darum lasst einen jeden lernen, was ihm obliegt, und lasst ihn mit allem Eifer das Amt ausüben, zu dem er bestimmt worden ist. ...Wer nicht lernt, was ihm obliegt, und nicht zeigt, dass er sich bewährt, wird nicht für würdig erachtet werden zu stehen“ (LuB 107:99-100).
Die Führerschaftsschulung von HLT-Jungen und Mädchen beginnt schon früh. Als Kinder achten sie auf ihre Eltern und andere Erwachsene, die verschiedene Berufungen erfüllen. Als Jugendliche werden sie berufen, in Präsidentschaften in ihrem Aaronischen Priestertum, Jungen Männern, Jungen Damen und Seminarorganisationen zu dienen. Man versucht, dass alle Jungen und Mädchen als Teenager irgendeine Führerschaftsposition innehaben. Das Erfüllen einer Mission verschaffen vielen jungen Männern und Frauen eine Vielzahl an Führerschaftspositionen (z.B. als Seniormitarbeiter, Distrikt- oder Zonenleiter und Assistenten zum Missionspräsidenten). So gut wie alle Heiligen der Letzten Tage werden aufgefordert, auf die eine oder andere Art in der Kirche zu dienen. Im Allgemeinen sind die Führerschaftsrichtlinien für Männer und Frauen gleich.
Für viele Berufungen folgt man einem inoffiziellen Lehrausbildungssystem. Oft wird ein Ratgeber in einer Präsidentschaft oder ein anderer Beamter in der jeweiligen Organisation als ihr nächster Präsident berufen. In ähnlicher Weise wird vielleicht ein Mann, der als Zweitsekretär geschult wird, als der nächste Sekretär berufen. Manchmal jedoch wird jemand zu einer Position ernannt, für die er keine Vorbildung hat. In dem Fall folgt der Bischof oder Pfahlpräsident beim Aussprechen von Berufungen den Eingebungen des Geistes.
Bischöfe, FHV-Leiterinnen und andere Führer, denen die Wohlfahrt einzelner am Herzen liegt, wenden viele Führerschafts- und Organisationsfertigkeiten wie Auswerten von Alternativen, Zeitplanung, Delegieren und andere Motivationen an. Jedoch werden alle Kirchenführer ermutigt, sich hauptsächlich auf die Menschen zu konzentrieren, die Schafe in des Herrn Herde zu weiden , die Mitglieder zu kennen und zu lieben, zuzuhören, zu lieben und mit persönlichen Bedürfnissen zu helfen. „Die Pflicht eines Führers ist es…die Mitglieder zu lehren zu lieben, und zwar nicht den Führer oder Lehrer, sondern die Wahrheit des Evangeliums“ (D. McKay, IE 71 [Dez. 1968]:108). Zu diesem Zweck werden Führer häufig aufgefordert, nach den geistigen Gaben der Unterscheidung und der Weisheit zu trachten (Siehe weiter Lukas 12:12, LuB 84:85).
Neben Inspiration können sich Führer auch an andere wenden, um Schulung oder Hilfe zu empfangen. Ein Führer oder eine Führerin kann sich mit seinem oder ihrem eigenen Priestertumsführer über ein Problem oder ein Bedürfnis beraten, besonders beim Gespräch unter vier Augen über die eigene „Treuhandschaft“. Diese persönlichen Interviews werden gewöhnlich viermal pro Jahr abgehalten, „denn der Herr verlangt von jedem Treuhänder, dass er Rechenschaft über seine Treuhandschaft ablege, sowohl in der Zeit als auch in der Ewigkeit“ (LuB 72:3).
BIBLIOGRAPHIE
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WILLIAM G. DYER