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EVANGELIUMSZEITEN

Der Begriff „Evangeliumszeit“ wurde im Neuen Testament aus dem Griechischen oikonomia übersetzt, was eine Art Treuhandschaft und das in Ordnungbringen eines Haushalts bezeichnet. „Evangeliumszeiten“ sind auch Zeitperioden, in denen der Herr die notwendige Kenntnis, das Priestertum und die Schlüsselvollmacht auf Erden bringt, um seinen Plan der Erlösung für seine Kinder auszuführen. Mit dem Priestertum empfing zuerst Adam diesen Plan (Mose 5:4-12; 6:62-68; LuB 84:16-18; LPJS, S. 157, 167), doch infolge des späteren Abfalls vom Glauben und der Zerteilung seiner Nachkommen, blieben der Plan und das Priestertum nicht beständig auf der Erde. Daher berief der Herr von Zeit zu Zeit neue Propheten, offenbarte den Plan erneut und übertrug die notwendige Priestertumsvollmacht. Dadurch schuf er eine neue Evangeliumszeit.

Jede neue Evangeliumszeit oder Zeit wiederhergestellter Wahrheit zeigt Männer und Frauen mit einer göttlichen Treuhandschaft bei der Ausführung des Werkes des Herrn auf Erden. Die Empfänger werden Treuhänder und Mitarbeiter Gottes, um seine Zwecke zu erfüllen. Sie arbeiten gemäß seiner ordentlichen und offenbarten Planung. Sein Plan berücksichtigt menschliche Schwächen und ermöglicht Zeiten der Erneuerung nach dem Abfall vom Glauben. Er stellt ebenso eine Erlösung von individuellen Vergehen durch Umkehr und Gehorsam bereit (LuB 121:31-32). Die Begriffe Treuhandschaft und Ordnung sind wichtige Leitthemen in der Theologie der HLT.

Propheten sind Verwalter, die das Werk der Erlösung in jeder Evangeliumszeit predigen und organisieren. In einigen inoffiziellen Äußerungen von HLT ist es Tradition geworden sich auf sieben hauptsächliche Evangeliumszeiten zu beziehen. Sie sind nach dem jeweils wichtigsten Propheten benannt: Adam, Enoch, Noach, Abraham, Mose, Jesus Christus (der die Evangeliumszeit in der Mitte der Zeit anführte) und Joseph Smith (der die Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten einleitete; (Siehe Apostelgeschichte 3:21). Diese Liste berücksichtigt jedoch keine anderen Evangeliumszeiten wie die unter den Jarediten, Nephiten und den zehn verlorenen Stämmen Israels.

Selten waren Evangeliumszeiten universal und erreichten alle Nationen, obwohl dies ideal wäre (z.B. Abraham 2:11). Häufiger empfing ein Volk das Evangelium, während andere Nationen in Unwissenheit und Unglauben verblieben. Allerdings hätte zunächst Adams gesamte Familie zu seiner Zeit seine Evangeliumszeit empfangen (Siehe Mose 5:12). In der letzten Evangeliumszeit, der Fülle der Zeiten, soll das Evangelium „jeder Nation, jedem Geschlecht, jeder Sprache und jedem Volk gepredigt werden“ (Siehe LuB 133:37; vgl. 90:9-11). Die Mitte der Zeit empfing denselben Auftrag (Matthäus 28:19-20), aber wir haben keine Aufzeichnungen darüber, ob das Evangelium in dieser Zeit jede Nation erreichte.

Einige Grundlagen haben alle Evangeliumszeiten gemeinsam: Priestertumsvollmacht, Taufe durch Untertauchen, das Händeauflegen zur Gabe des Heiligen Geistes, die Siegelungsvollmacht (LuB 128:9-11) und Gottesverehrung im Tempel. In jedem Zeitalter seit dem Tag Adams und wann immer es vom Herrn erwählte, lebende Propheten gab, wurden grundlegende Evangeliumslehren gelehrt (Mose 5:4-12; LuB 112:29-32). Dazu zählen der Fall Adams, Glauben an Jesus Christus, Umkehr und die Notwendigkeit eines unbegrenzten Sühnopfers.

Einige Propheten erhielten Schlüssel und Verantwortung über spezifische Aspekte des Plans, den  Gott für diese Erde hat. Im Sinne von der Evangeliumszeit oder Treuhandschaft könnte man jeden dieser Aufträge ordnungsgemäß als besondere Evangeliumszeit bezeichnen. Joseph Smith lehrte, dass Adam „als Vater alles Lebens“ an der Spitze der Patiarchalischen Ordnung des Priestertums für diese Erde unter Christus steht (LPJS, S. 158; LuB 78:16) und die Schlüssel von Generation zu Generation innehat. Immer wenn das Evangelium von neuem offenbart wird, geschieht es unter der Leitung Adams. Noach, der „Vater alles Lebens“ nach Adam, ist auch als Gabriel bekannt. Noach und Adam tragen die gleiche Priestertumsvollmacht (LPJS, S. 157, 167). Mose hat die Schlüssel zur Sammlung Israels inne (LuB 110:11) und Elijah die Schlüssel zur Siegelung von Generationen (LuB 2; 110:13-16; JS-H 1:38-39). Johannes der Täufer spielte eine besondere Rolle als messianischer Vorbereiter (JST Matthäus 11:13-15; 17:10-14). Petrus, Jakobus und Johannes empfingen die Schlüssel des Melchisedekischen Priestertums (LPJS, S. 158) von Jesus, Mose und Elias (Elija). Moroni ist für das Buch Mormon verantwortlich (LuB 27:5). Jeder dieser Propheten empfing eine Evangeliumszeit mit Schlüsseln, für welche er Treuhandschaft trägt und dem Herrn einen Bericht erstatten wird (LuB 27:5-13). In einer zukünftigen Sammlung werden alle, die Schlüssel innehaben, Adam einen Treuhandschaftsbericht erstatten und Adam wird dann Christus berichten (LPJS, S. 157; vgl. JSÜ Lukas 3:8-9).

Als der Herr die letzte Evangeliumszeit einrichtete, sandte er Propheten aus vorherigen Evangeliumszeiten zu Joseph Smith, damit sie ihre Schlüssel auf ihn übertragen (Siehe LuB 110; 112:32; 128:20-21). Auf diese Weise wird der Herr in der Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten „alles in eins zusammenbringen“ (Epheser 1:10; LuB 27:13). Da die letzte Evangeliumszeit eine Ansammlung all dessen ist, was zuvor kam, wird Joseph Smith als eine herausragende Figur unter Jesus Christus verehrt (LuB 128:18; 135:3).

Jede Evangeliumszeit seit der Adams war eine Evangeliumszeit der Erlösung durch Jesus Christus. Somit offenbarte Gott in jeder Evangeliumszeit auf ähnliche und beständige Weise denselben Plan der Erlösung durch den Erretter und das notwendige heilige Priestertum.

Die allgemeine Beständigkeit des Plans schließt nicht Unterschiede zwischen offenbartem Rat und offenbarter Führung aus, die gemäß der vielfältigen Zeiten und Kulturen verschiedener Evangeliumszeiten angemessen sind. Die Beschneidung war beispielsweise in früheren Evangeliumszeiten ein wichtiges Zeichen eines Bundes, aber in späteren Evangeliumszeiten war sie nicht notwendig. Die zu Zeiten des Alten Testaments erforderten Blutopfer wurden im Sühnopfer Christi erfüllt. Jesus führte neue erlösende Symbole für Brot und Wein ein. Heilige der Letzten Tage erkennen Veränderung und Fortschritt in heiliger Geschichte besonders deutlich. Persönliches Wachstum und dessen Auswirkungen auf die Entwicklung einer vervollkommneten Gesellschaft Zions sind ein wesentlicher Bestandteil der Eschatologie der HLT (Siehe Ewiger Fortschritt). Diese Betrachtungsweise des Fortschritts beweist sich darin, dass die letzte Evangeliumszeit auf alle Vorherigen aufbaut und somit die Ziele aller durch die Celestialisierung der Erde erreicht. Die Erde wird dann ein herrlicher Aufenthaltsort für diejenigen aller Evangeliumszeiten werden, die auferstanden und in Christus vollkommen gemacht wurden (LuB 88:17-26).

Eine bestimmte Priestertumslinie der Vollmacht ist ein notwendiger Bestandteil dessen wie HLT Evangeliumszeiten verstehen. Mose und Elija erschienen Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg der Verklärung, um gewisse Schlüsselvollmachten wiederherzustellen. Wie schon erwähnt, besuchten diese und viele andere alte Propheten Joseph Smith, um ihm dieselbe Vollmacht zu geben (Siehe Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi).

Obwohl die Kirche des Herrn aufgrund des Abfalls vom Glauben in aufeinanderfolgenden Evangeliumszeiten aufhörte zu funktionieren, ist das Werk des Herrn in jeder Evangeliumszeit unbefristet und führt zur letzten Evangeliumszeit. Das Werk des Herrn, das in keiner früheren Evangeliumszeit vollendet wurde, wird bis in die letzte Evangeliumszeit fortdauern, die man dementsprechend „die Fülle der Zeiten“ nennt. In dieser letzten Evangeliumszeit werden einige Ideale erreicht, die niemals zuvor auf Erden erreicht wurden (z.B. Sammlung Israels, das Zweite Kommen Jesu Christi und das Millenium).

BIBLIOGRAPHIE

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Hunter, Milton R. The Gospel Through the Ages. Salt Lake City, 1945.

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Roberts, B. H., ed. A Comprehensive History of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, Introduction. Salt Lake City, 1930.

COURTNEY J. LASSETTER