Die Heiligen der Letzten Tage glauben, dass Gott diese Erde erschaffen hat, um seinen Kindern, den Menschen, die Möglichkeit zu geben, einen sterblichen Körper zu bekommen und sein Evangelium zu vernehmen und anzunehmen, damit sie sich auf ein Leben mit ihm auf der celestialen Erde vorbereiten können. Sie glauben, dass diese Erde einmal eine celestiale, verherrlichte Welt wird. Jesus Christus hat unter der Anleitung Gottes des Vaters diese Welt und alles auf ihr erschaffen (Joh. 1:1-3). Die Schöpfung war zuerst eine geistige Schöpfung, der eine physische Schöpfung des Planeten und des Lebens darauf folgte. Ein Gelehrter der Kirche Jesu Christi bemerkte: „Die Heiligen der Letzten Tage sind die einzigen Menschen, die an die Bibel glauben und gleichzeitig schon von jeher wissen, dass Dinge schon lange, bevor Adam auf der Bildfläche erschien, geschahen“ (Cwhn 1:49). Weil Gott die Erde zu diesem ewigen Zweck erschaffen hat, sehen die Heiligen der Letzten Tage die natürlichen Ressourcen und Lebensformen als eine heilige Treuhandschaft an, die so genutzt werden soll, dass sie für alle kommenden Generationen vorhanden bleibt. In der heiligen Schrift der Kirche Jesu Christi ist außerdem von weiteren Welten die Rede. Das ist für sich genommen keine einzigartige Idee bei den Religionen der Welt, doch die Lehre der Kirche Jesu Christi ist einzigartig (Crowe, S. 241-46).
DAS ALTER DER ERDE. In der heiligen Schrift wird nicht erwähnt, wie alt die Erde ist, und die Kirche hat keine offizielle Aussage zu dieser Frage gemacht (Old Testament, S. 28-29). Die Kirche sieht dies auch nicht als maßgeblich für die Erlösung an.
Erörterungen der Frage, wie alt die Erde ist, weisen unterschiedliche Interpretationen des Wortes „Tag“ auf, das in den Schöpfungsberichten erwähnt wird. Nur sehr wenige Mitglieder der Kirche glauben an die Theorie, dass die Tage der Schöpfung vierundzwanzig Stunden lang waren. Manche Mitglieder haben versucht, wissenschaftliche Theorien mit dem biblischen Schöpfungsbericht in Einklang zu bringen, indem sie die Länge eines Schöpfungstags auf tausend Jahre berechnen. Ein faszienierender möglicher Rückhalt für diese Sichtweise findet sich in der Heiligen Schrift, in der es heißt, „dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre“ ist (2 Pet. 3:8; vgl. Abr. 3:2-4;5:13; Faksimile Nr. 2).
Da jedoch sogar siebentausend Jahre dem Zeitraum von Billionen von Jahren, der in aktuellen wissenschaftlichen Berichten vorgeschlagen wird, nicht auch nur annähernd entsprechen, haben viele Heilige der Letzten Tage betont, dass die in der Schrift beschriebenen Schöpfungstage möglicherweise weitaus längere Zeitspannen umfasst haben. Sie weisen darauf hin, dass „das hebräische Wort für Tag …auch gebraucht werden kann, um einen unbestimmten Zeitraum zu beschreiben“ und dass in dem Schöpfungsbericht Abrahams steht, dass „die Götter die einzelnen Schöpfungsabschnitte Tage nannten“ (Old Testament, S. 28-29; siehe Eyring; Abr. 4:5, 8).
DER URPSRUNG UND DIE BESTIMMUNG DER ERDE. Joseph Smith schrieb: „Wir glauben …daß die Erde erneuert werden und ihre paradiesische Herrlichkeit empfangen wird“ (10. Glaubensartikel). Der Kirche Jesu Christi ist offenbart worden, dass die Erde letztendlich ein celestialer Planet werden wird, der den erhöhten oder celestialen Wesen als Wohnsitz dient (LuB 88:18-20, 25-26). Diese Lehre unterscheidet sich von der traditionellen christlichen Vorstellung, dass der Himmel der Wohnort aller Menschen ist, die erlöst worden sind, und dass die Erde unbewohnt sein oder zerstört werden wird, nachdem sie ihre zweckdienliche Rolle erfüllt hat. In Lehre und Bündnisse 130:9 heißt es, dass die Erde geheiligt, unsterblich und kristallgleich gemacht werden wird. Das „gläserne Meer“, von dem in Offenbarung 4:6 die Rede ist, „ist die Erde in ihrem geheiligten, unsterblichen und ewigen Zustand“ (LuB 77:1). Elder James E. Talmage schrieb in Bezug auf diese Erneuerung der Erde: „Die Wissenschaft hat in Bezug auf die Offenbarung hinsichtlich der Erneuerung der Erde und der celestialen Verherrlichung unseres Planeten nichts zu bieten, was zum Beleg oder zur Widerlegung dieser Lehre gereichen könnte“ (AF, S. 381).
Die Heiligen der Letzten Tage sehen die gesamte Geschichte der Erde in direktem Zusammenhang mit der Rolle, die die Erde in Gottes Plan der Erlösung für seine Kinder spielt. Es ist Gottes Werk und Herrlichkeit, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39). Die Erde wurde als Paradies erschaffen. Aufgrund des Falls Adams und Evas wurde die Erde in einen telestialen Zustand, nämlich die heutige sterbliche Erde, versetzt. Nach der Rückkehr des Erlösers wird die Erde in einen terrestrialen Zustand versetzt werden. Während des Millenniums wird die Erde auf ihre letzte Umwandlung in eine celestiale Sphäre, die nach Ablauf des Millenniums stattfinden wird, vorbereitet werden (LuB 88:18-19). Die Nephiten in alter Zeit entnahmen den Lehren, die sie von Christus erhalten hatten, dass „die Erde [vor dem jüngsten Gericht] zusammengerollt werden wird wie eine Schriftrolle und die Elemente vor glühender Hitze vergehen werden“ (Morm. 9:2) „und [dass] die Himmel und die Erde vergehen werden“ (3 Ne. 26:3). Dieser historische Bericht verläuft gradlinig und ist von einzigartigen und wichtigen Ereignissen gekennzeichnet, die die theologische und physische Geschichte der Erde, nämlich die Schöpfung, den Fall, die Erneuerung beim Zweiten Kommen Christi und die letztendliche Verherrlichung, verbindet.
Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Geschichte der Erde stehen die unveränderlichen geistigen und physischen Gesetze, die jede Generation der Kinder Gottes auf dieser Erde immanent betreffen. In diesem Zusammenhang sagte Präsident John Taylor: „Bei den Angelegenheiten der Menschen folgt eine Veränderung auf die andere, doch die alles umfassenden Gesetze Gottes sind wahr und richtig. Alles auf dieser Erde, im Wasser und in der Luft wird in jeder Entwicklungsphase der Natur von unveränderlichen, ewigen Gesetzen gelenkt“ (Gospel Kingdom, S. 70, Salt Lake City, 1987; siehe Law).
DIE SINTFLUT. Im Alten Testament befindet sich ein Bericht über eine Flut, die knapp über fünfzehn Ellen (entspricht ca. acht Metern) tief war und die gesamte Erdoberfläche bedeckte: „Das Wasser […] bedeckte alle hohen Berge, die es unter dem ganzen Himmel gibt“ (Gen. 7:19). Wissenschaftlich gesehen lässt dieser Bericht viele Fragen ohne Antwort, besonders wie Berge vom Wasser, dessen Tiefe gemessen wurde, bedeckt werden konnten. Elder John A. Widtsoe vertrat 1943 in einer Niederschrift folgende Sichtweise: „Es ist eine Tatsache, dass die genaue Beschaffenheit der Flut unbekannt ist. Wir stellen Hypothesen auf, so gut wir es mit unserem Wissenstand können, doch können wir nicht über Vermutungen hinaus gehen. Wir sollten an Folgendes denken: Wenn sich inspirierte Autoren mit historischen Ereignissen befassen, schreiben sie das auf, was sie gesehen haben oder was ihnen erzählt worden ist; es sei denn, sie können durch Offenbarung tatsächlich in die Vergangenheit sehen.
Die Einzelheiten in dem Bericht über die Sintflut sind zweifellos den eigenen Erfahrungen des Autors entnommen worden. Während eines starken Regens, der mit der Öffnung der Schleusen des Himmels verglichen worden ist, hätte leicht eine mindestens acht Meter tiefe zerstörende Sturzflut entstehen können. Der Verfasser des Buches Genesis fertigte gewissenhaft einen Bericht über die Tatsachen an, die ihm hinsichtlich der Flut bekannt waren. In anderen Gegenden der Welt kann die Wassertiefe höher oder niedriger gewesen sein. Die Einzelheiten der Sintflut sind uns tatsächlich unbekannt [Widtsoe, S. 127].
BESONDERE ANLIEGEN DER HEILIGEN DER LETZTEN TAGE. Präsident Brigham Young schrieb: „Diese Welt ist einzig und allein für die Erhöhung der Intelligenzen, die auf ihr leben, erschaffen worden, so dass sie auf ewig dort leben, bleiben und sich vermehren können. Wir sind nicht hier, um uns um die Dinge auf dieser Welt zu streiten, sondern um sie zu kultivieren und zu verschönern“ (JD 7:290). Weil sich die Heiligen der Letzten Tage als Lehnsmänner dieser Erde sehen, betrachten sie die natürlichen Ressourcen als eine heilige Treuhandschaft, die sie von Gott empfangen haben und die zum Nutzen aller Lebewesen auf dieser Erde vorhanden bleiben sollen: „Denn es ist ratsam, daß ich, der Herr, einen jeden rechenschaftspflichtig mache, als Treuhänder über irdische Segnungen, die ich für meine Geschöpfe gemacht und bereitet habe“ (LuB 104:13). Die Erde wurde von Christus zu einem bestimmten Zweck erschaffen: „Wir […] wollen von diesen Stoffen nehmen, und wir wollen eine Erde machen, worauf diese wohnen können; und wir wollen sie hierdurch prüfen und sehen, ob sie alles tun werden, was auch immer der Herr, ihr Gott, ihnen gebietet“ (Abr. 3:24-25). Präsident Brigham Young sagte, dass Gott den Menschen Macht über die Erde gegeben hat, um sie zu prüfen. Dadurch seien die Menschen in der Lage, sich selbst, ihren Mitmenschen und Gott zu zeigen, wie sie handeln würden, wenn ihnen Gottes Macht anvertraut würde (Nibley, 1978, S. 90; Siehe Zweck des Lebens auf der Erde, der: Eine LDS Perspektive) Brigham Young leitete die Umsiedelung der Kirche in den Westen Amerikas, der Ende 1840 nur dünn besiedelt war. Er beeinflusste die ersten Kolonialisierungsversuche der Kirche, indem er sich nachdrücklich für die Bewahrung der Umwelt und die sinnvolle Nutzung aller natürlichen Ressourcen einsetzte. Die umsichtige und weise Nutzung von Land, Wasser, Luft und Tieren wird noch heute von der ganzen Kirche unterstützt. Im Licht der heute weitverbreiteten Sorge um die Erhaltung der zerbrechlichen Beziehung zwischen Erde und Biosphäre erscheint Brigham Youngs Rat unerlässlich: „Die Heiligen haben eine große Aufgabe vor sich. Entwickelt, verbessert und verschönert alles um euch herum. Bewirtschaftet die Erde und bildet euren Geist. Baut Städte, schmückt euer Heim, legt Gärten, Obst- und Weingärten an und verschönert die Erde, damit ihr euch freut, wenn ihr die Früchte eurer Arbeit anschaut, und damit die Engel gerne eure schönen Wohnstätten besuchen“ [JD 8:83].
BIBLIOGRAPHIE
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MORRIS S. PETERSEN