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EHE

[Dieser Eintrag besteht aus zwei Artikeln: Der erste Artikel, Perspektiven zum sozialen Verhalten, bietet eine Übersicht darüber, was für Heilige der Letzten Tage ein Musterbeipiel für die Ehe ist; der zweite Artikel, Ewige Ehe, konzentriert sich auf den unverkennbaren Glauben an die Ehe, wie er von Mitgliedern der Kirche Jesu Christi im Tempel praktiziert wird. Eines der höchsten religiösen Ziele der Heiligen der Letzten Tage, sowohl für Männer als auch für Frauen, ist es für die Ewigkeit in einem Tempel der Kirche getraut zu werden und beständig danach zu trachten, die Bande der Liebe und Rechtschaffenheit in der Ehe zu stärken. Bürgerliche Ehen werden als rechtmäßig und vorteilhaft anerkannt, haben aber nicht über den Tod hinaus Bestand.]

PERSPEKTIVEN ZUM SOZIALVERHALTEN

In der Gesellschaft und der Lebensführung Heiliger der Letzten Tage ist die Ehe mehr als eine soziale Abmachung oder Erfüllung individueller Bedürfnisse. Sie ist von zentraler Bedeutung für die Erhöhung jedes einzelnen: „Wenn ein Mann eine Frau heiratet, durch mein Wort, nämlich mein Gesetz, und durch den neuen und immerwährenden Bund, und dieser wird vom Heiligen Geist der Verheißung auf sie gesiegelt, durch den, der gesalbt ist und den ich zu dieser Macht und zu den Schlüsseln dieses Priestertums bestimmt habe...und wenn sie in meinem Bund verbleiben...wird [diese Ehe] in voller Kraft sein, wenn sie außerhalb der Welt sind...Dann werden sie Götter sein. Weil sie kein Ende haben; darum werden sie vom Immerwährenden zum Immerwährenden sein“ (LuB 132:19-20). Auf diese Weise ist es für Heilige der Letzten Tage von äußerster Wichtigkeit, dass sie „1. die richtige Person , am richtigen Ort und durch die richtige Vollmacht heiraten und 2. die Gebote halten, die im Zusammenhang mit diesem heiligen und perfekten Ehebündnis geschlossen wurden“ (MD, p. 118).

Der Glaube, dass Männer und Frauen als Geistkinder himmlischer Eltern im Vorirdischen Leben existiert haben steht im Mittelpunkt der Glaubenslehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Mitglieder der Kirche betrachten das Leben auf der Erde als eine Zeit, sich darauf vorzubereiten Gott zu begegnen (Alma 12:24) und danach zu trachten ihm ähnlicher zu werden (Matthäus 5:48, 3. Nephi 12:48). Wie Gott zu werden hängt stark davon ab, dass man eine „celestiale Ehe für Zeit und alle Ewigkeit“ eingeht, denn schließlich sollten alle erhöhten Lebewesen in diese höchste Patriarchalische Ordnung des Priestertums eingetreten sein. Heilige der Letzten Tage glauben, dass der eheliche Bund von Familien im Jenseits weiter bestehen bleibt. Es ist in der Tat unerlässlich für das ewige Leben, oder das Leben mit Vater und Mutter im Himmel, Jesus Christus und anderen verherrlichten Lebewesen in der Celestialen Herrlichkeit.

Gemäß diesen Lehren unterscheiden sich Ehen von Heiligen der Letzten Tage in verschiedenen Aspekten deutlich von Ehen in anderen Konfessionen. Dabei unterscheiden sich Ehen glaubenstreuer Mitglieder nochmals von weniger treuen Mitgliedern der Kirche. Studien von Ehen der Heiligen der Letzten Tage fanden Unterschiede in vier Bereichen: Sexuelle Einstellungen und Verhaltensweisen, Eheschließungen, Scheidung und Rollen der Geschlechter innerhalb der Ehe.

SEXUELLE GESINNUNG UND VERHALTEN. Aufgrund der großen Bedeutung des ehelichen Bundes und der Familienverhältnisse sowohl in diesem Leben als auch im kommenden Leben gelten voreheliche oder außereheliche sexuelle Beziehung als absolut unakzeptabel. Die Zeugungskraft ist im gesamten Plan der Erlösung von zentraler Bedeutung. Sie wird als heilig erachtet und sollte „nur gemäß den Anweisungen des Herrn“ gebraucht werden, wobei sie als „der Schlüssel“ zum Glücklichsein betrachtet wird (Packer, Why Stay Morally Clean,” Ensign [July 1972]:113).

Studien, die während der 70er und 80er Jahre durchgeführt wurden, haben beständig gezeigt, dass Heilige der Letzten Tage eine eingeschränktere Einstellung über vorehelichen sexuellen Verkehr haben und weniger dazu neigen dies zu tun als Mitglieder anderer religiöser Konfessionen. Aktive Heilige der Letzten Tage haben dabei eine konservativere Haltung. Die Wahrscheinlichkeit vorehelichen Sex zu haben ist bei ihnen geringer als bei weniger aktiven Mitgliedern der Kirche (siehe Sexualität).

Eine kürzliche Stichprobe amerikanischer Haushälte bewies, dass Mormonen wesentlich weniger Zustimmung gegenüber Sex im Alter von Jugendlichen, oder vorehelichem Zusammenwohnen zeigen als Nichtmormonen (Heaton et al., 1989). Eine andere Studie von über 2000 Jugendlichen in öffentlichen High Schools in den westlichen Staaten der USA ergab, dass 17% der Heiligen der Letzten Tage vorehelichen Verkehr gehabt hatten. Im Vergleich dazu hatten 48% Katholiken, 51% ohne religiöse Zugehörigkeit und 67% Protestanten vorehelichen Sex (Heaton, 1988). Weitere Unterschiede lassen sich finden, wenn man die Standhaftigkeit von Mitgliedern mit in Betracht zieht und aktive mit weniger aktiveren Mitgliedern vergleicht. In Haltung und Verhalten ähneln inaktive Mormonen eher  Mitgliedern anderen Glaubens (religiös aktiv oder inaktiv) als aktiven Heiligen der Letzten Tage (Heaton, 1988).

Die Einstellung gegenüber Sex und der Häufigkeit von sexuellem Verkehr innerhalb der Ehe bei Heiligen der Letzten Tage ähnelt denen anderer Glaubensrichtungen. Obwohl keine Werte zur Häufigkeit außerehelicher Sexualität vorliegen, befürworten Heilige der Letzten Tage generell seltener außerehelichen Sex als andere amerikanische Völkergruppen (Heaton et al., 1989).

EHESCHLIESSUNG.  Mitglieder der Kirche in den Vereinigten Staaten und in Kanada heiraten und lassen sich wieder verheiraten mit einer größeren Wahrscheinlichkeit als Katholiken, konservative Protestanten, oder solche ohne religiöse Zugehörigkeit (Heaton and Goodman, 1985). Eine Studie von Kanadiern wies darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit vor dem Alter von 30 Jahren noch nicht geheiratet zu haben bei kanadischen Katholiken dreimal so hoch, bei Protestanten zweimal so hoch und bei denen ohne religiöse Zugehörigkeit viermal so hoch ist wie bei Heiligen der Letzten Tage (Heaton, 1988). Das aktuellste nationale Datenmaterial in den USA zeigt, dass HLT mit größerer Wahrscheinlichkeit gegenwärtig verheiratet sind und weniger wahrscheinlich nie heiraten werden als andere ähnlich situierte Amerikaner (Heaton et al., 1989). Darüber hinaus zeigt dasselbe Datenmaterial, dass Männer bei den HLT etwa ein bis eineinhalb Jahre früher heiraten als ihr nichtmormonisches Gegenüber. Frauen bei den HLT hingegen heiraten etwa im gleichen Alter wie andere Frauen.

Obwohl die Befunde nicht beweiskräftig sind, scheinen weniger aktive Mormonen (solche, die nicht im Tempel heiraten) in einem jüngeren Alter zu heiraten als diejenigen, die im Tempel heiraten (Thomas, 1983). Zum Teil mag dieser Unterschied daher kommen, dass aktive männliche Mitglieder während dieser frühen Jahre eine Mission erfüllen. Die meisten unverheirateten jungen Männer der HLT, die auf Mission gehen, dienen im Alter von etwa 19 bis 21 Jahren.

Um das größte Glück in diesem Leben und nach diesem Leben die höchste Erhöhung im Celestialen Reich zu erlangen, ist es notwendig eine andere HLT-Person im Tempel zu heiraten. Daher würde man erwarten, dass Mormonen generell, insbesondere aktive HLT,  seltener eine konfessionsverschiedene Ehe eingehen als Mitglieder anderer Glaubensrichtungen oder solche, die keiner Religion angehören. Die wenigen Nachforschungen über konfessionsverschiedene Ehen bei HLT basieren zumeist auf kleinen, lokalisierten Stichproben. Jedenfalls scheint es, dass generell (1) Frauen bei den Mormonen eher außerhalb der Kirche heiraten als Männer, (2) dass aktive Mormonen im Unterschied zu weniger aktiven Mormonen mit geringere Wahrscheinlichkeit Nichtmormonen heiraten und (3) dass Nichtmormonen Ehepartner (besonders Ehemänner) sich eher der Kirche anschließen als dass Mormonen sich zur Glaubensrichtung des Nichtmormonen Ehepartners bekehren (Barlow, 1977).

SCHEIDUNG. Basierend auf einer Studie, die in den 70er und 80er Jahren durchgeführt wurde, ist man zu dem Schluss gekommen, dass Heilige der Letzten Tage sich seltener scheiden lassen als Katholiken und Protestanten und weitaus seltener als solche ohne religiöse Zugehörigkeit. Eine Studie, die Mormonen in den Vereinigten Staaten und Kanada mit Protestanten, Katholiken und Konfessionslosen verglich, kam zu dem Ergebnis, dass 14% der Männer bei den Mormonen und 19% der Frauen sich hatten scheiden lassen. Vergleichbare Ergebnisse bei den anderen Gruppen ergaben 20% und 23% für katholische Männer und Frauen, 24% und 31% für liberale Protestanten, 28% und 31% für konservative Protestanten und 39% für Männer und 45% für Frauen ohne religiöse Zugehörigkeit (Heaton und Goodman, 1985).

Heilige der Letzten Tage, die eine Tempelehe eingegangen sind, lassen sich beträchtlich seltener scheiden als diejenigen, die außerhalb des Temples heiraten (Thomasm 1983). Von den Männern und Frauen, die im Tempel geheiratet haben, ließen sich 6% der Männer und 7% der Frauen scheiden. Die entsprechenden Werte bei Männern und Frauen, die nicht im Tempel geheiratet haben, lagen bei 28% und 33% (Heaton, 1988).

ROLLEN DER GESCHLECHTER. „Gott legte fest, dass Väter über das Zuhause präsidieren. Väter sollen versorgen, lieben, lehren und führen. Die Rolle der Mutter ist jedoch auch von Gott bestimmt. Mütter sollen Kinder gebären, nähren, lieben und erziehen. So erklären es die Offenbarungen“ (Benson, S.2). Diese Aussage, die Präsident Ezra Taft Benson gemacht hat, veranschaulicht die Lehre der HLT, dass Männer und Frauen verschiedene, aber eng miteinander verknüpfte und gegenseitig unterstützende Rollen in der Ehe und der Familie haben. Die Forschung bekräftigt diese unterschiedliche Gewichtung. Männer und Frauen bei den Mormonen tendieren dazu in ihrer Einstellung und ihrem Verhalten, was die Rollen der Geschlechter betrifft, konservativer und traditioneller zu sein als Mitglieder anderer Glaubensrichtungen (Brinkerhoff und MacKie, 1988; Heaton et al., 1989). Männer bei den HLT verbringen etwa genauso viel Zeit damit Arbeit im Haushalt zu verrichten wie männliche Nichtmormonen. Allerdings investieren Frauen bei den HLT mehr Zeit nicht nur in traditionelle Aufgabenbereiche der Frauen, sondern auch in traditionelle Männeraufgaben (z.B. Arbeit im Freien, Rechnungen bezahlen und Autoreparatur) als weibliche Nichtmormonen. Diese Unterschiede in sowohl Einstellung und Verhalten werden weder von Männern noch Frauen bei den HLT negativ gesehen. Sie sind ebenso wahrscheinlich mit ihren Ehen und ihren Rollen in der Ehe zufrieden zu sein wie ihr nichtmormonisches Gegenüber (Heaton et al., 1989).

BIBLIOGRAPHIE

Bahr, Howard M., and Renata Tonks Forste. “Toward a Social Science of Contemporary Mormondom.” BYU Studies 26 (1986):73-121.

Barlow, Brent A. “Notes on Mormon Interfaith Marriages.” Family Coordinator 26 (1977):143-50.

Benson, Ezra Taft. To the Mothers in Zion. Salt Lake City, 1987.

Brinkerhoff, Merlin B., and Marlene MacKie. “Religious Sources of Gender Traditionalism.” In The Religion and Family Connection, ed. D. Thomas. Provo, Utah, 1988.

Heaton, Tim B. “Four C’s of the Mormon Family: Chastity, Conjugality, Children, and Chauvinism.” In The Religion and Family Connection, ed. D. Thomas. Provo, Utah, 1988.

Heaton, Tim B., and Kristin L. Goodman. “Religion and Family Formation.” Review of Religious Research 26 (1985):343-59.

Heaton, Tim B.; Darwin L. Thomas; and Kristin L. Goodman. “In Search of a Peculiar People: Are Mormon Families Really Different?” Society for the Scientific Study of Religion, Oct. 1989.

Thomas, Darwin L. “Family in the Mormon Experience.” In Families and Religion, ed. W. D’Antonio and J. Aldous. Beverly Hills, Calif., 1983.

THOMAS B. HOLMAN

 

EWIGE EHE

Das Prinzip ewiger Ehe und die Verordnungen, die diese in Kraft setzten, machen einen sehr unterschiedlichen und wertvollen Teil der Kirche aus. Dazu gehört eine Zeremonie in einem heiligen Tempel, die von einem amtierenden Priestertumsträger durchgeführt wird, durch dessen Vollmacht Bündnisse geschlossen werden können, die für Zeit und Ewigkeit wirksam sein sollen.  Es ist eine heilige und einfache Zeremonie, wodurch Ehemann und Ehefrau im Bund ewiger Liebe und in der Hoffnung auf Ewigkeit vereint werden. Präsident Joseph Fielding Smith lehrte, dass solch eine Ehe „ein ewiges Prinzip, dass vor Grundlegung der Welt bestimmt und auf dieser Erde eingerichtet wurde, ehe es den Tod gab“ beinhaltet (Smith, S. 251), denn Adam und Eva waren von Gott einander im Ehebund von Gott im Garten von Eden vor dem Fall gegeben worden (Genesis 2:22-25; Mose 3:22-25). Diese heilige Handlung der Eheschließung war das krönende Werk der gesamten Schöpfung: „An dem Tag, da Gott den Menschen erschuf, machte er ihn Gott ähnlich. Als Mann und Frau erschuf er sie [und] er segnete sie“ (Genesis 5:1-2). Mit seinem Segen konnten sie wahrhaftig ein Muster für ihre Nachkommen danach sein, die jeweils zu zweit, ein Mann und eine Frau, Vater und Mutter verlassen könnten, sich aneinander binden und „ein Fleisch“ werden (Genesis 2:24). So begann der große Plan Gottes für die Glückseligkeit all seiner Kinder.

Heilige der Letzten Tage glauben, dass das Leben sicherer und freudevoller ist, wenn es mit heiligen Beziehungen einer ewigen Familie erfahren wird. Diejenigen, die solch wertvolle Beziehungen auf Erden aufrechterhalten, werden im Anschluss an die Auferstehung als Familien im Celestialen Reich leben. Auf diese Weise mag jemand, der ein rechtschaffenes Leben in der Sterblichkeit lebt und der eine ewige Ehe eingegangen ist, sich auf ein Beisammensein in der nachirdischen Welt mit einem würdigen Ehepartner und mit denen, die irdische Kinder, Väter, Mütter, Brüder und Schwestern waren, freuen. Der Apostel Bruce R. McConkie erklärte, dass eine ewige Familie mit „einem Ehemann und einer Ehefrau, in einer Familieneinheit vereint, beginnt. Dann erweitert sie sich durch unsere Kinder – die Geister, die Gott uns als Familienmitglieder gibt – und weiter mit unseren Enkelkindern usw., bis zur letzten Generation. Sie reicht auch zurück bis zu unseren Eltern und unseren Großeltern bis zu der frühesten Generation“ (S. 82). Präsident Brigham Young sagte, dass die ewige Ehe „der Faden ist, der sich von Anfang bis zum Ende des heiligen Evangeliums der Erlösung zieht – des Evangeliums des Sohnes Gottes; von Ewigkeit zu Ewigkeit bestehend“ (Discourses of Brigham Young, John A. Widtsoe, ed., Salt Lake City, 1971, p. 195).

Ebenso wie die Ehe den Gipfel der schöpferischen Wirkung Gottes darstellt, so ist es auch für jeden der heilige Höhepunkt der Bündnisse und Verordnungen des Priestertums Gottes und ist tatsächliche ein neues und immerährendes Bündnis (LuB 131:2). Ewige Ehe ist ein Bund, ein heiliges Versprechen, das eine Ehefrau und ein Ehemann miteinander und mit Gott eingehen, beglaubigt von sowohl sterblichen Zeugen als auch Engeln des Himmels. Unter angemessenen Umständen werden solche Ehen vom Heiligen Geist der Verheissung gesiegelt und das Paar kann durch ihre Glaubenstreue schließlich die Erhöhung erben und Herrlichkeit im Celestialen Reich Gottes (LuB 132:19). Die Schriften bestätigen, dass die ewige Ehe, durch die Vollmacht des Priestertums geschlossen, vom heiligen Geist gesiegelt und bestätigt und von einer rechtschaffenen Lebensführung getragen, wird nach dem Tod „in voller Kraft sein“ wird (LuB 132:19; vgl. 1 Korinther 11:11). Der Ausdruck „bis der Tod euch scheide“ sagt auf  tragische Weise bereits die endgültige Auflösung der Ehe vorraus. Dieser Ausdruck findet in der Zeremonie der Eheschließung im Tempel keine Verwendung.

Die heilige Zeremonie der Eheschließung im Tempel wird in Andacht und Schlichtheit durchgeführt. Für Heilige der Letzten Tage ist dies ein wunderschöner und freudevoller Anlass. Die Braut und der Bräutigam versammeln sich mit Familie und Freunden in einem dafür vorgesehenen Siegelungsraum des Tempels. Der amtierende Siegler heißt üblicherweise das Paar wilkommen, gibt Ratschläge und väterliche Empfehlungen. Er mag das Paar ermahnen sich im Leben weiterhin mit ebenso viel Liebe und Güte zu behandeln wie sie diese in diesem Moment empfinden. Dabei mag er auch andere ermutigende Worte und seinen Segen für ihr rechtschaffenes Versprechen hinzufügen. Das Paar wird gebeten vorzukommen und sich gegenüber vor einen Altar in der Mitte des Raumes hinzuknien. Der Siegler richtet manchmal die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf die Spiegel an den voneinander gegenüberliegenden Wänden, die das Bild des Paars am Altar unendlich oft reflektieren. Dabei mag er ein paar Worte über dessen Symbolik sagen. Dann spricht der Siegler die einfachen, feierlichen Worte, die unter der Bedingung des Gehorsams dauerhafte Bande verheißen und das Potential ewiger Freude zwischen diesen beiden, die für die Ewigkeit aneinander gesiegelt werden. Präsident Ezra Taft Benson sagte: „Treue gegenüber dem Ehebund bringt die vollkommenste Freude hier und herrliche Belohnungen hiernach“ (S. 533-34). Zum Abschluss der Zeremonie küsst sich das Paar über dem Altar, erheben sich und verlassen den Altar, um Ringe auszutauschen.

Durch diese Verordnung der ewigen Ehe verpflichten sich Männer und Frauen in reiner Liebe einander und Gott gegenüber für alle Ewigkeit treu zu bleiben. Von Scheidung wird abgeraten und das Paar wird dazu angehalten ihre intime Zuneigung und Sexualität ausschließlich auf sich zu begrenzen. Um die Bündnisse der Tempelehe zu ehren und sich diesen gegenüber zu verpflichten, bedarf es einer Lebensführung, die zu einem glücklichen und erfolgreichen Familienleben beiträgt. Die Zukunft eines Paares mag zu Konflikten und sogar zur Scheidung führen. Dies geschieht oftmals infolge einer Verletzung der Tempelbündnisse, jedoch ist die Scheidungsrate bei Paaren, die im Tempel gesiegelt wurden, sehr gering (siehe Scheidung; vital statistics).

Natürlich bringt die ewige Ehe nicht nur Segnung, Glücklichsein und Vorteile für die Partner. Es ist eine Dienstleistung, eine Verpflichtung und Liebe, die der nächsten Generation zum Segen gereichen. Gott gebot Adam und Eva: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde“ (Genesis 1:28). Ein grundlegender Zweck der Tempelehe in diesem Leben ist es zu wachsen und an Gottes schöpferischem Werk teilzuhaben und mitzuwirken, indem man eine Familie in Rechtschaffenheit erzieht. Eltern gehen eine Parnerschaft mit Gott ein, indem sie sterbliche Körper zeugen, worin der Geist der Kinder Gottes weilt. Irgendwann in der Zukunft werden alle würdigen Söhne und Töchter Gottes wieder mit ihren himmlischen Eltern als eine große Familie in einem Zustand auferstandener Herrlichkeit vereint.

Diejenigen, die ein würdiges Leben führen, aber dennoch nicht im Tempel heiraten, können dies meist aus verschiedenen Gründen, worauf sie keinen Einfluss haben, nicht verwirklichen. Manche kommen nicht dazu zu heiraten, haben nie vom Evangelium gehört, oder haben keinen Tempel in der Nähe, um für die Ewigkeit gesiegelt zu werden. Diese werden jedoch zu einer bestimmten Zeit diese Gelegenheit bekommen (siehe Taufe für die Verstorbenen, Erlösung der Toten, Siegelung). Heilige der Letzten Tage glauben, dass es ihr Privileg und ihre Pflicht ist, diese heiligen Verordnungen stellvertretend für verstorbene Vorfahren und soweit möglich für andere zu machen. Die meisten Verordnungen der Siegelung (Zeremonie der Tempelehe), die für Verstorbene durchgeführt werden, sind für Paare, die in der Sterblichkeit eine Zivilehe eingegangen sind, dann aber ohne von der Fülle des Evangeliums gehört haben. Zu dieser stellvertretenden Arbeit treffen sich Männer und Frauen zu einer bestimmten Zeit im Tempel, wo sie als Stellvertreter für Eltern, Großeltern, oder andere, die in die nächste Welt hinübergegangen sind und wichtige, feierliche Bündnisse eingehen. Diese Bündnisse kommen für alle diejenigen, die sie in der Gesiterwelt annehmen, in Erfüllung und finden am Tag der Auferstehung ihren Höhepunkt.

Alle Kirchenführer ermutigen Paare dazu, ihr Eheversprechen in einem heiligen Tempel zu geben. Für  Neubekehrte, HLT Paare, die sich der Kirche später im Leben zuwenden, oder junge HLT Paare, die außerhalb des Tempels geheiratet haben und dann den Wunsch entwickelten ewige Bündnisse einzugehen, ist die Tempelehe eine Erneuerung der Gelübde, die zuerst in der Zeremonie einer Zivilehe ausgesprochen wurden. Um diese Verpflichtungen für die Ewigkeit zu ehren, müssen Paare von jemandem getraut werden, der die Macht hat im Himmel und auf Erden zu binden (Matthäus 16:19; LuB 124:93). Auf diese Weise müssen sie in einen Tempel gehen, wo es diejenigen gibt, die zu der Vollmacht berufen und ordiniert sind, Bündnisse für Zeit und Ewigkeit zu siegeln.

Für Heilige der Letzten Tage ist die ewige Ehe der Weg zu ewig fortwährender Freude. Der Apostel Matthew Cowley äußerte seine Überzeugung, dass es „eine wunderbare Sache ist an einem Altar im Tempel Gottes zu knien, die Hände derjenigen Person zu umfassen, die nicht nur für Zeit, sondern auch für alle Ewigkeit dein Partner sein wird und dann für die Ewigkeit Kinder zu haben, die in diesem heiligen und ewigen Bund geboren werden. Gott ist Liebe. Liebe ist ewig. Die Ehe ist der entzückenste und heiligste Ausdruck von Liebe, daher ist die Ehe ewig“ (Cowley, p. 444).

Ein Ehepaar im Jahre 1986 draußen vor dem Manila Tempel (im September 1984 geweiht) auf den Philippinen. Die Verordnung ewiger Ehe wird nur in Tempeln durchgeführt und soll einen Ehebund schließen, der für die Ewigkeit Bestand hat. Mit freundlicher Genehmigung von Flozd Holdman.

BIBLIOGRAPHIE

Benson, Ezra Taft. The Teachings of Ezra Taft Benson. Salt Lake City, 1988.

Brown, Hugh B. You and Your Marriage. Salt Lake City, 1960.

Burton, Theodore M. God’s Greatest Gift. Salt Lake City, 1976.

Cowley, Matthew. Matthew Cowley Speaks. Salt Lake City, 1954.

McConkie, Bruce R. “The Eternal Family Concept.” In Genealogical Devotional Addresses, pp. 81-93. Second Annual Priesthood Genealogical Research Seminar, Brigham Young University. Provo, Utah, 1967.

Smith, Joseph Fielding. The Way to Perfection. Salt Lake City, 1931.

JAMES T. DUKE