[Dieser Eintrag wird unter zwei Überschriften diskutiert:

1. Evangelium Jesu Christi: Das Evangelium in den Lehren der HLT,

2. Evangelium Jesu Christi: Etymologische Überlegungen über „Evangelium“.

Die erste Unterteilung stellt die Auffassung Heiliger der Letzten Tage vom Evangelium Jesu Christi und der grundlegenden Lehre der Kirche dar, wie sie in den Schriften und Lehren neuzeitlicher Propheten vorliegen. Die Lehren neuzeitlicher Propheten erforschen die komplexe Geschichte des Begriffs und seiner möglichen Bedeutungen, besonders während der Griechisch sprachigen Zeit des Neuen Testaments.]

Evangelium Jesu Christi: Das Evangelium in den Lehren der HLT

Jesus Christus und seine Apostel und Propheten haben wiederholt die „frohe Botschaft“ oder das „Evangelium“ angekündigt, nämlich dass eine Person errettet werden kann, wenn sie zu Christus kommt. Der Vater ist der Verfasser des Evangeliums, jedoch heißt es das Evangelium Jesu Christi, weil das Sühnopfer Christi ebenso wie der Plan des Vaters das Evangelium im Leben von Menschen wirksam macht. Das Evangelium Christi ist das einzig wahre Evangelium und „kein anderer Name noch irgendein anderer Weg oder ein anderes Mittel [wird] gegeben, wodurch den Menschenkindern Errettung zuteil werden kann, als nur im und durch den Namen Christi, des Herrn, des Allmächtigen“ (Mosia 3:17; vgl. Apostelgeschichte 4:12).

Obwohl Heilige der Letzten Tage zusätzlich zu den traditionellen, christlichen Verwendungen den Begriff „Evangelium“ auf verschiedene Weise gebrauchen, definieren das Buch Mormon und andere Schriften der letzten Tage Evangelium präzise als den Weg oder das Mittel, wodurch man zu Christus kommen kann. In all diesen Schriftstellen besagt das Evangelium oder die Lehre Christi, dass Erlösung durch seine bevollmächtigten Diener allen offensteht, die (1) an Christus glauben; (2) von ihren Sünden umkehren; (3) als Zeichen ihrer Willenskraft, seinen Namen auf sich nehmen und seine Gebote halten; (4) den Heiligen Geist durch Händeauflegen empfangen und (5) bis ans Ende ausharren. Alle, die diese Gebote befolgen und die Taufe mit Feuer und dem Heiligen Geist empfangen und in Glauben, Hoffnung und Nächstenliebe ausharren, werden am letzten Tag als schuldlos befunden werden und ins Himmelreich eingehen (Alma 7:14-16, 24-25; Hebräer 6:1-2).

DER PLAN DER ERLÖSUNG. Präsident Brigham Young lehrte, dass das „Evangelium des Sohnes Gottes, das offenbart wurde, ein Plan oder System von Gesetzen und Verordnungen ist, wodurch Menschen, die ihnen gegenüber streng gehorsam sind und diese Erde bewohnen, zugesichert wird, dass sie wieder in die Gegenwart des Vaters und des Sohnes zurückkehren können“ (JD, 13:233). Das Evangelium Jesu Christi ist ein Hauptbestandteil des Erlösungsplans (oder des Plans der Errettung), welcher allen Menschen ermöglicht ewiges Leben zu erlangen. Aufgrund des Falles Adams, welcher sich auf alle seine Nachkommen, nämlich alle Menschen, auswirkt, unterliegen alle Menschen einem physischen und einem geistigen Tod (2 Nephi 9:4-12; LuB 29:39-45; 1 Korinther 15:12-22) und können sich nicht selbst retten. Gott, der liebende Vater aller Geister, verkündete, dass es sein Werk und seine Herrlichkeit ist „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39). Zu diesem Zweck sorgte er für einen Erlöser, Jesus Christus, der aufgrund seiner vollkommenen Liebe, seiner vollkommenen Rechtschaffenheit und als der Einziggezeugte des Vaters im Fleische sowohl willens als auch fähig war, sich selbst als Opfer für die Sünden der Welt hinzugeben (Johannes 3:16). Durch sein Sühnopfer erlöste Christus bedingungslos alle Männer, Frauen und Kinder von den zwei Toden, welche die Übertretung von Adam und Eva hervorgerufen hatte, und wird sie außerdem von ihren eigenen Sünden erlösen, wenn sie sein Evangelium annehmen und befolgen (Mose 6:62; LuB 20:17-25; 76:40-53).

GRUNDELEMENTE. Neuzeitliche Offenbarungen besagen, dass das Buch Mormon „die Fülle des Evangeliums“ enthält (LuB 20:9; 27:5; 42:12). Von allen Standardwerken enthält das Buch Mormon die detailierteste Darstellung des Evangeliums. Entweder ein Prophet oder Jesus selbst erklären die drei Hauptelemente des Evangeliums in drei separaten Schriftstellen (2 Nephi 31:2-32:6; 3 Nephi 11:31-41; 27:13-21). Jede dieser Stellen wird von der Bestätigung umrahmt, dass „dies meine Lehre [ist]“ oder „dies mein Evangelium [ist]“. Die Offenbarungen an den Propheten Joseph Smith bestätigen in jedem Detail diese Aussagen des Evangeliums im Buch Mormon (LuB 18:17-23; 19:29-31; 20:25-29).

Diese Kerntexte wiederholen die Grundelemente des Evangeliums mehrmals auf ähnliche Weise. Joseph Smith bezog sich auf diese kurz als „die ersten Grundsätze und Verordnungen des Evangeliums“ (Glaubensartikel 4).

1. Glaube. Die Lehren der HLT betonen Glauben an Jesus Christus als den ersten Grundsatz des Evangeliums. Der Glaube hat zweifachen Vorrang. Ein Einzelner, der das Evangelium annimmt, muss mit Glauben an Jesus Christus beginnen. Er muss an ihn und seine Macht zur Errettung der Menschen von ihren Sünden glauben. Ohne Glauben wäre niemand stark genug motiviert, umzukehren und nach den übrigen Grundsätzen des Evangeliums zu leben. Zudem liegt Glaube den anderen Elementen des Evangeliums zugrunde, da sie alle auf wichtige Weise von Taten des Glaubens abhängen. In diesem Sinne vergleicht Nephi1 eine Lebensweise nach dem Evangelium mit dem Betreten eines geraden und schmalen Pfades, der zum ewigen Leben führt. Das Tor, wodurch man auf diesen Pfad gelangt, ist die Umkehr und die Taufe. Mit der Führung des Heiligen Geistes kann man dem Pfad folgen, Glauben ausüben und bis ans Ende ausharren. Somit ist Glaube an Jesus Christus die Verbindung zwischen dem, was man tut, um durch das Tor einzutreten und dem, was man danach tun muss. Man kann nicht einfach durch das Tor eintreten, indem man umkehrt und die Taufbündnisse eingeht, sondern „nur durch das Wort von Christus, mit unerschütterlichem Glauben an ihn [und indem man sich] ganz auf die Verdienste dessen [verlässt], der mächtig ist zu erretten“ (2 Nephi 31:19). Nachdem man auf diesen geraden und schmalen Weg gelangt ist, muss man „mit Beständigkeit in Christus vorwärtsstreben [und sich] am Wort von Christus weide[n]“ (2 Nephi 31:20). Dazu gehören die Taten, wozu der Heilige Geist uns bewegt (2 Nephi 32:3, 5).

2. Umkehr. Die zentrale Bedeutung des Glaubens wird durch die Art und Weise betont, wie das Buch Mormon das Evangelium präsentiert. Dabei steht gewöhnlich Glaube im Mittelpunkt und der Aufruf zur Umkehr an erster Stelle. Der Einzelne muss von seinen Sünden ablassen und „als Opfer ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist darbringen“. Dies erfordert, dass der Sünder sich tief demütigt und „wie ein kleines Kind“ wird (3 Nephi 9:20-22).

3. Taufe. Das Evangelium hebt die absolute Notwendigkeit der Taufe fü all diejenigen Menschen hervor, die sündigen können und für ihre Sünden verantwortlich sind. Ähnlich wie die Umkehr ist auch die Taufe ein Gebot und wer erlöst werden will, muss getauft werden und damit das Gebot Gottes befolgen. (Siehe 2 Nephi 31:6-7).

Diese wesentliche Verordnung ist ein Zeugnis für den Vater, dass die umkehrende Person mit Gott einen Bund geschlossen hat, seine Gebote zu halten und dass sie den Namen Christi auf sich genommen hat. Glaube an Jesus Christus, Umkehr und Taufe sind das Tor, wodurch man auf den Weg eintritt, der zum ewigen Leben führt (2 Nephi 31:13-15). Da Säuglinge unfähig sind zu sündigen oder solche Bündnisse einzugehen, werden Eltern angehalten sie auf die Taufe vorzubereiten bis sie mit acht Jahren das Alter der Verantwotlichkeit erreicht haben, wie es offenbart wurde (LuB 68:25-28; Siehe Taufe von Säuglingen).

4. Der Heilige Geist. Während die Taufe mit Wasser eine Reinigung und die Auferstehung vom Tod symbolisiert, kommt die eigentliche Reinigung oder Vergebung von Sünden durch Gehorsam und als eine Gabe von Gott „durch Feuer und durch den Heiligen Geist“ (2 Nephi 31:17; Matthäus 3:11). Dadurch wird der Einzelne aus Gott geboren und wird ein „neues Geschöpf“ (Mosia 27:24-26; 1 Petrus 1:23). Diese geistige Erfahrung ist ein Zeugnis vom Vater und Sohn, dass sie das Opfer des Bußfertigen angenommen haben. Nachdem Jesus die Nephiten gelehrt hatte und sie getauft waren, „fiel der Heilige Geist auf sie, und sie wurden vom Heiligen Geist und von Feuer erfüllt“ (3 Nephi 19:13; vgl. Apostelgeschichte 2:4).

Die Gabe des Heiligen Geistes, die durch das Händeauflegen eines Bevollmächtigten übertragen wird, enthält die Verheißung: „Wenn ihr auf dem Weg eintretet und den Heiligen Geist empfangt, wird er euch alles zeigen, was ihr tun sollt“ (2 Nephi 32:5). Diese Gabe ist ein ständiger Begleiter, durch den der Einzelne zusätzlich zu inspirierter Belehrung von Kirchenführern „die Worte von Christus“ als Führung in seinem Leben empfängt (2 Nephi 32:3; Siehe auch Johannes 14:26; 16:13).

5. Bis ans Ende ausharren. „Bis ans Ende ausharren“ ist der Ausdruck in den Schriften, der das spätere Leben eines Mitglieds der Kirche Christi beschreibt, welches die ersten Grundsätze des Evangeliums lebt und durch das Tor eingetreten ist, das zu ewigem Leben führt. Wenn sich das Mitglied einmal auf dem geraden und schmalen Pfad befindet, muss es im Glauben vorwärts streben und weiterhin die Gebote Gottes befolgen. Glaube ist mit Hoffnung und Nächstenliebe verbunden. Vergebung für seine Sünden zu empfangen ruft eine Hoffnung auf Erlösung hervor. Es ist mehr als ein Verlangen und erzeugt ein Gefühl der Zuversicht. Solch eine Hoffnung nimmt durch das Wirken des Heiligen Geistes beständig zu, wenn man weiterhin gehorsam ist (Ether 12:4). Nächstenliebe, die „reine Christusliebe“, ist eine charakteristische Eigenschaft von denen, die den Geboten gehorchen (Moroni 7:3-4, 47). Solche Menschen bringen andern dieselbe Art der reinen Liebe entgegen, die sie von Gott erfahren.

6. Erlösung. Zusätzlich zum Erhalt täglicher Segnungen verheißt Jesus Christus, dass diejenigen, die nach allen Grundsätzen und Verordnungen leben, ewiges Leben empfangen werden. Dem Propheten Joseph Smith wurde offenbart, dass man als Teil der Erlösung ein Erbe der Fülle des Celestialen Reiches werden muss (LuB 76:50-70).

Alle Standardwerke der HLT enthalten deutliche Aussagen des Evangeliums Jesu Christi (Siehe LuB 10:63-70; 11:9-24; 19:29-32; 20:37; 33:10-13; 39:6; 68:25; Mose 5:14-15, 58; 6:50-53). Heilige der Letzten Tage finden dasselbe Konzept an vielen Stellen im Neuen Testament (Matthäus 3:11; 24:13-14; Apostelgeschichte 2:38; 19:4-6; Römer 1:16), obwohl meistens nur wenige der sechs Schlüsselelemente speziell in einer der Stellen erwähnt werden. Das trifft auch auf das Buch Mormon zu. Beispielsweise kann man die Verheißung, „wer an ihn glaubt, der wird errettet werden“ (2 Nephi 2:9) als Merismus (als eine Abkürzung für eine Formel, wobei nur das erste oder die letzten Elemente übrig bleiben) verstehen, welcher sich implizit auf alle sechs Komponenten bezieht, obwohl sie nicht einzeln erwähnt werden. Ein anderer Merismus besagt, dass Glaube an Jesus und bis zum Ende auszuharren ewiges Leben ist (2 Nephi 33:4; vgl. Vers 9).

ANDERE BEDEUTUNGEN. Obgleich die für die Erlösung notwendigen Wahrheiten betont werden, beschränkt sich der Gebrauch des Begriffs „Evangelium“ nicht auf seine Definition in den Schriften. Heilige der Letzten Tage beziehen sich mit dem Begiff „Evangelium“ allgemein auf alle ihre religiösen Überzeugungen. Im weitesten Sinne bedeutet dies, dass alle Wahrheit von Gott im Evangelium mitinbegriffen ist. Präsident Joseph F. Smith sagte: Im theologischen Sinne bedeutet das Evangelium mehr als nur die frohen Botschaften und die damit einhergehende Freude für die Menschenseelen, denn es umfasst jeden Grundsatz ewiger Wahrheit. Nirgendwo im Universum gibt es einen grundsätzlichen Grundsatz oder eine grundsätzliche Wahrheit, die das Evangelium Jesu Christi nicht umfasst. Es begrenzt sich auch nicht auf die einfachen, ersten Grundsätze wie Glaube an Gott, Umkehr von Sünden, Taufe zur Vergebung der Sünden und das Auflegen der Hände zum Empfang der Gabe des Heiligen Geistes, obwohl diese für die Erlösung und Erhöhung im Reich Gottes absolut wesentlich sind [S. 85-85].

Ungeachtet dieser vielzähligen Bedeutungen im Zusammenhang mit dem Evangelium, sind die rettenden, von den ersten Grundsätzen umgebenen Wahrheiten gemäß Präsident Smith unbedingt notwendig und müssen befolgt werden, um Erlösung zu erlangen. Sie sind der zentrale Fokus der Lehren und Praktiken der Kirche. Heilige der Letzten Tage sind streng dazu verpflichtet die fundamentalen, ersten Grundsätze des Evangeliums mit anderen zu teilen, so dass alle eine gleiche Chance haben Erlösung zu erlangen. Die Bemühungen von einzelnen Mitgliedern und Vollzeitmissionaren andere zu bekehren sollen andere dazu einladen durch Gehorsam gegenüber den Grundsätzen und Verordnungen des Evangeliums zu Christus zu kommen.

Präsident Ezra Taft Benson erklärte gleichermaßen, dass „man das Evangelium aus zwei Perspektiven betrachten kann. Im weitesten Sinne umfasst das Evangelium alle Wahrheit, alles Licht und alle offenbarte Kenntnis für die Menschen. Im engeren Sinne bedeutet das Evangelium die Lehre vom Fall...[und] Sühnopfer“. Er verdeutlichte den engeren Sinne, indem er sagte: Als der Erretter sich auf sein Evangelium bezog, meinte er damit die...Gesetze, Bündnisse und Verordnungen, wonach die Menschen leben müssen, um ihre Erlösung zu ermöglichen. Er meinte Glauben an den Herrn Jesus Christus, Umkehr von allen Sünden, Taufe durch Untertauchen und durch einen rechtlichen Verwalter zur Vergebung unserer Sünden und den Empfang der Gabe des Heiligen Geistes. Schließlich sagte er, dass man in seinem Zeugnis von Christus bis zum Ende seiner Tage tapfer sein soll. Dies ist das Evangelium, welches Jesus predigte [S. 30].

Diejenigen, die ohne Kenntnis vom Evangelium in diesem Leben sterben, werden diese Möglichkeit in der Geisterwelt bekommen. Die notwendigen Verordnungen der Taufe und des Händeauflegens zur Gabe des Heiligen Geistes werden für die Verstorbenen von lebenden Mitgliedern in den Tempeln der Heiligen der Letzten Tage vollzogen. Die Verstorbenen werden für sich selbst entscheiden, ob sie die Verordnungen annehmen oder ablehnen, die für sie vollzogen wurden (Siehe Erlösung der Toten).

DIE EWIGE WESENSART DES EVANGELIUMS. Heilige der Letzten Tage glauben, dass das Evangelium schon immer existierte und weiterhin in alle Ewigkeit bestehen wird. Der Prophet Joseph Smith sagte: „Der große Jehova zog alle Ereignisse im Zusammenhang mit der Erde und bezüglich des Planes der Erlösung in Betracht, ehe es zu existieren begann, oder bevor jemals „die Morgensterne zusammen zur Freude sangen“ (LPJS, S. 220). Die ewige Wesensart des Evangeliums betonte auch Präsident John Taylor, der verkündete, „das Evangelium ist ein lebendiges, verweilendes, ewiges und unveränderliches Prinzip, das gleichermaßen wie Gott existiert und immer existieren wird, während Zeit und Ewigkeit verweilen, wo auch immer es sich entwickelt und kundgetan wird“ (S. 88).

Die Schriften der HLT erklären, dass Adam „vom Geist des Herrn hinweggeführt“ (Mose 6:64) und im Wasser getauft wurde, nachdem der Herr Adam und Eva den Plan der Erlösung und das Evangelium gelehrt hatte (Mose 5:4-11). Nach dieser Taufe „[kam] der Geist Gottes auf ihn herab, und so wurde er aus dem Geist geboren“ (Mose 6:48-68). Henoch beschrieb diese Erfahrung später und erklärte, dass Gott mit seiner eigenen Stimme zu Adam sprach und ihm dasselbe Evagelium lehrte, das in anderen Schriften dargelegt wird: Wenn du dich mir zuwenden und auf meine Stimme hören willst und glauben und von all deinen Übertretungen umkehren und dich taufen lassen willst, nämlich im Wasser, im Namen meines Einziggezeugten Sohnes, der voller Gnade und Wahrheit ist, nämlich Jesus Christus, der einzige Name, der unter dem Himmel gegeben wird, wodurch den Menschenkindern Errettung zuteil wird, dann wirst du die Gabe des Heiligen Geistes empfangen [Mose 6:52].

In den Schriften der Heiligen der letzten Tage steht, dass Adam und Eva ihren Kindern das Evangelium lehrten, jedoch dass der Satan zu ihnen kam und einige dazu überredete ihn mehr als Gott zu lieben (Mose 5:13; Siehe Teufel). So war es mit den Nachkommen von Adam und Eva. In diesem Fall rief der Herr die Menschen überall dazu auf, an den Sohn zu glauben und von ihren Sünden umzukehren, damit sie Errettung finden. Diese Evangeliumsbotschaft war ein „fester Beschluß“, welcher „in der Welt sein solle bis an ihr Ende“ und von Anfang an von Engeln und durch die Stimme Gottes und des Heiligen Geistes gepredigt wurde (Mose 5:12-15, 58-59).

Heilige der Letzten Tage sehen die Geschichte der Welt als Zeiten des Glaubens und des Abfalls an. Obwohl die Erde das Evangelium Jesu Christi zu verschiedenen Zeiten verloren hatte, wurde es wiederholt durch Propheten wiederhergestellt, die gesandt wurden, um neue Evangeliumszeiten einzuleiten. Das Evangelium wurde aufeinanderfolgenden Generationen gegeben und wird seine Wirkungskraft für immer bewahren. Die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums durch Joseph Smith leutete die „letzte Evangeliumszeit“ ein, oder die Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten. Joseph Smith wurde verheißen, dass das Evangelium nie wieder von der Erde genommen werden würde. Das Evangelium Jesu Christi verbleibt weiterhin das einzige Mittel unter dem Himmel, wordurch Männer und Frauen zu ihrem Erretter kommen und errettet werden. Es ist das Maß, woran alle Menschen gemessen und gerichtet werden (Siehe Gericht, Letztes).

Evangelium Jesu Christi: Etymologische Bedeutungen für „Evangelium“

Der englische Begriff „gospel“ (Evangelium) leitet sich von dem Altenglischen godspel (god story) her. Englische Übersetzer wählten diesen Begriff als Übersetzung für den Griechischen Begriff euaggelion (evangelium im Lateinischen) für „frohe Botschaft“. Im Neuen Testament bezieht sich der Begriff hauptsächlich auf die Erlösungsbotschaft Jesu Christi , welche auch als „Evangelium Jesu Christi“ (Markus 1:1) oder „das Evangelium des Reiches Gottes“ (Markus 1:14; Lukas 8:1) bezeichnet wird. Das Evangelium oder die „frohe Botschaft“ im Neuen Testament ist die „frohe Nachricht“ an alle, dass sie errettet werden, wenn die zu Christus kommen und seine Gebote befolgen (Matthäus 7:21; Markus 16:15-16). Paulus gebraucht euaggelion häufiger als andere Schreiber im Neuen Testament und übernimmt den griechischen Begriff sowohl als Nomen als auch als Verb. Unter den Christen im ersten Jahrhundert entstand der Gebrauch des Begriffs „Evangelien“ in Bezug auf schriftliche Aufzeichnungen über das Leben und das geistige Wirken Jesu. Im zweiten Jahrhundert war diese Verwendnung üblich.

Die Schriften der Heiligen der Letzten Tage ergeben eine genauere und formelhaftere Auffassung des Evangeliums. Die Lehre der Heiligen der Letzten Tage über das Evangelium entspricht wissenschaftlichen Betrachtungen über die möglichen Etymologien des Begriffs aus dem Neuen Testament und wird durch diese verstärkt. Sowohl hebräische als auch griechische Bezugswörter treten in der Form von Verben und abgeleiteten Nomen auf. Zunächst beziehen sie sich auf die Überlieferung von Botschaften, besonders guter Siegesnachrichten, wie beispielsweise der Sieg in einer Schlacht als allgemeines Beispiel. Jesaja erweitert das und wendet es auf den Boten an, der die Rückkehr von Verbannten nach Jerusalem ankündet, indem die gute Nachricht von Wohlstand und Erlösung sowie der Herrschaft Jehovas kundtut (Jesaja 52:7; Siehe Friedrich, S. 708).

Der altgriechische Gebrauch von euaggelion beinhaltete Gedanken der Befreiung von Feinden und der Errettung von dämonischen Kräften. Es kann sich auf orakelhafte Sprüche und noch genauer auf ihre Erfüllung beziehen. Diese Ansammlung von Bedeutungen machte aus euaggelion einen angemessenen Begriff für Schreiber des Neuen Testaments, die das Evangelium als ein Mittel verstanden, wodurch die Meschen den bösen Mächten dieser Welt entkommen können. Sie verstanden es auch als die Erfüllung alter Prophezeiungen von einem kommenden Messias.

Die religiöse Verwendung von euaggelion vor den Zeiten der Christen war für die berühmten, kaiserlichen Kulte üblich. Dabei glaubte man, dass die Anbetung griechischer und römischer Herrscher Reichtum und Macht in verschiedenen Formen bringen würde. Diese Sprache musste voller Ironie gewesen sein, als Christen sie zum ersten Mal gebrauchten. Sie zwingt ihre Zuhörer und Leser dazu, Caesar auf seinem Thron mit Christus am Kreuz zu vergleichen und die damit einhergehende Wahl zwischen dem universellen Streben nach Macht und Reichtum (materielle Vorteile) in dieser Welt und dem einzigartigen Weg des Glaubens, der Umkehr und des Geistes, wovon Jesus lehrte, zu treffen. Dieser implizite Vergleich wird durch drei Evangelien im Neuen Testament explizit, die davon berichten, dass Jesus die Anweisung gab, „dem Kaiser [zu geben], was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ (Markus 12:17; vgl. Matthäus 22:21 und Lukas 20:25). Paulus verwendet die gleiche Ironie, wenn er das Evangelium ein Geheimnis nennt (Siehe Friedrich, S. 712, 723-25; Epheser 6:19). Für manche war Jesus als Messias genau aus dem Grund eine Enttäuschung, weil er nicht der Erretter war, den man in den Kulten der Herrscher anbeten würde.

Das Buch Mormon gebraucht die Begriffe „Evangelium“ und „Lehre“ als Synonyme, was zumeist mit dem Gebrauch im Neuen Testament übereinstimmt, zumindest in dem Ausmaß, dass beide Kommunikation andeuten, die auf verbale Aussagen reduziert werden kann (Siehe Lehre). Der neutestamentliche Begriff „Lehre“ (didaskalia) bedeutet „lehren“ und bezieht sich entweder auf die Lehre Christi, oder auf die nutzlosen Lehren von Menschen oder Teufeln. Gleichermaßen gebrauchen die Verfasser des Buches Mormon sowohl „Evangelium“ als auch „Lehre“, um sich auf eine Lehre zu beziehen, die auf eine Reihe von Aussagen oder von „Punkten seiner Lehre“ reduziert werden können (1 Nephi 15:14; Helaman 11:22).

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NOEL B. REYNOLDS


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