Heilige der Letzten Tage glauben, dass bestimmte Arten der Erkenntnis notwending sind für die Erlösung und das ewige Leben (Joh. 17:3). Der Prophet Joseph Smith sagte: „Man wird nur so schnell errettet, wie man Erkenntnis erlangt, denn wenn jemand keine Erkenntnis erlangt, wird er im Jenseits von einer bösen Macht gefangengenommen werden“ und so haben die Menschen Offenbarung nötig, die ihnen hilft und sie erkennen lässt, was von Gott ist“ (LPJS, S. 222). Ein Zweck des Priestertums, welches die Vollmacht darstellt das Evangelium zu verkünden, ist es diese erlösende „Gotteskenntnis“ allen zur Verfügung zu stellen (LuB 84:19). Diejenigen, die sterben, ohne Erkenntnis des Evangeliums Jesu Christi zu erlangen, werden das Evangelium empfangen und annehmen können, im Leben nach dem Tod, um „Erben des celestialen Reiches“ zu werden (LuB 128:5,137:7-9,138:28-34, Siehe Erlösung der Toten).
Erkenntnis ermöglicht sittliches Handeln und Entscheidungsfreiheit (Joh. 8:32, 2 Ne. 2:26-27, Hel. 14:30-31, Moro. 7:15-17). Wer die Erkenntnis empfängt, muss in Einklang damit leben. Wer sündigt nachdem er durch Offenbarung Kenntnis von der Wahrheit erhalten hat, empfängt eine größere Verurteilung als derjenige, der in Unwissenheit sündigt (Hebr. 10:26-27, 2 Petr. 2:20-21, Mosia 2:36-39, Alma 24:30), während sich Gnade auf jene erstreckt, die in Unwissenheit oder ohne die Kenntnis der Wahrheit sündigen (Mosia 3:11, Alma 9:14-17, Hel. 7:23-24).
Die Erkenntnis ist eine der Gaben des Geistes, nach der alle Menschen streben sollen (1 Kor. 12:8, Moro. 10:9-10, LuB 46:17-18). Die Erkenntnis der Wahrheit des Evangeliums Christi wird durch die Macht des Heiligen Geistes sowohl übertragen als auch empfangen (Moro. 10:5, 1 Kor. 2:9-16, LuB 50:19-21). Ähnlich erlangt man die Kenntnis von den Geheimnissen Gottes ebenfalls durch persönliche Offenbarung. Die mitgeteile Erkenntis von den Angelegenheiten Gottes steht in den Schriften und anderen Lehren seiner Propheten zur Verfügung.
Erkenntnis wird in den Schriften eng mit anderen Tugenden wie Demut, Langmut, Mäßigung, Geduld, Göttlichkeit, Güte und Nächstenliebe in Verbindung gebracht (2 Petr. 1:5-7, LuB 4:6, 107:30-31, 121:41-42). Sie steht in engem Zusammenhang mit der Wahrheit, echte Erkenntnis ist Wahrheit (LuB 93:24). Erkenntnis wird eher als aktive, motivierende Kraft verstanden als einfach ein passives Bewusstsein oder Sammeln von Tatsachen. Diese Kraft sieht man zum Beispiel in Taten des Glaubens (Alma 32:21-43) und im Gehorsam (1 Joh. 2:4). Das Wort „Erkenntnis“ wird auch gebraucht, um über eitle oder falsche Erkenntnis und den Stolz zu sprechen, der oft mit auf menschlichem Lernen basierender Erkenntnis ohne Rechtschaffenheit oder den Geist und die Erkenntnis Gottes einhergeht (1 Kor. 8:1-2, 2 Tim. 3:7, 2 Ne. 9:28-29).
Alle Menschen werden ermutigt, eifrig und weitläufig nach Kenntnis von Dingen im Himmel und auf der Erde zu trachten (LuB 88:77-80). Solch ein Wissen kommt durch Lernen und auch durch Glauben (LuB 88:118). Die HLT-Kirche hat traditionellerweise ihre Mitglieder im Streben nach Erkenntnis und Bildung ermutigt und unterstützt. Kenntnis, die man durch Lernen und auch durch Glauben erlangt, erhält man „Zeile auf Zeile, Weisung auf Weisung“ (LuB 98:11-12, 128:21). Alles so erlangte Wissen verbleibt mit jenen, die es haben, und kommt mit ihnen in der Auferstehung hervor, was im künftigen Leben einige Vorteile mit sich bringt (LuB 130:18-19). Das nächste Leben verspricht „vollkommene Erkenntnis“ oder Verständnis (2 Ne. 9:13-14).
BIBLIOGRAPHIE
Reynolds, Noel B. „Reason and Revelation“. In A Thoughtful Faith: Essays on Belief by Mormon Scholars, Hg. P. Barlow, S 205-224. Centerville, Utah, 1986.
RICHARD N. WILLIAMS