Bevor professionelle Ärzte und Krankenpfleger die Hauptverantwortung für die Gesundheitsfürsorge übernahmen, spielten HLT-Frauen bei der Entbindungs- und Kindergesundheitsfürsorge in ihren Gemeinschaften eine große Rolle. Ihre Bemühungen setzten sich mit Unterstützung der Frauenhilfsvereinigung und Primarvereinigung bis ins 20. Jahrhundert mit der Einrichtung von Entbindungs- und Kinderkrankenhäusern und Kliniken fort, und einige Frauen dienten auf dem Lande immer noch als Hebammen. Die Frauenhilfsvereinigung sponserte auch Erziehungsprogramme, um Mütter auf die Entbindung und die Pflege von Säuglingen und Kindern vorzubereiten. Die Sorge um die Gesundheit der Mütter und Kinder findet auch heute noch in den Lektionen der Frauenhilfsvereinigung Ausdruck, und Mitgliedern wird geraten, sich die bestmögliche medizinische Versorgung angedeihen zu lassen. Besonders geschulte Kirchenmissionare helfen auch bei Programmen, um die Gesundheitsfürsorge in Entwicklungsländern zu verbessern.
Als die Kirche gegründet wurde (1830), befanden sich die Methoden vieler Ärzte im Experimentierstadium und waren oft hart. Frauen wandten sich gewöhnlich nicht an Männer, wenn es um die Schwangerschaftsfürsorge ging, weil es als unangebracht betrachtet wurde. Wenn vorhanden, halfen oft Hebammen bei der Entbindung. Als die Kirche wuchs, beriefen die Führer Frauen als Hebammen und setzten sie zu diesem Dienst ein. In den 1840er Jahren setzte der Prophet Joseph Smith drei Hebammen in Nauvoo ein. Nachdem der Großteil der Kirche ins Salzseetal gezogen war, wurden andere Frauen berufen, um als Hebammen in Salt Lake City und in den umliegenden Siedlungen zu dienen. Da Hebammen durch die Priestertumsvollmacht berufen wurden, schenkte man ihnen ähnlich wie den Kirchenführern Vertrauen und Respekt. Sie verabreichten oft Kräutermittel, was durch Experimentieren und Mundpropagande weitergegeben wurde, und gaben manchmal Segen zur Heilung.
Gemeinde-Frauenhilfsvereinigungen begannen koordinierte Gesundheitsprogramme Ende der 1860er Jahre, nachdem Präsident Brigham Young zwei seiner Frauen in Mehrehe, Eliza R. Snow und Zina D. H. Young, die Aufgabe gegeben hatte, die Gesundsheitsfürsorge-Erziehung unter den Heiligen zu fördern und Hebammen auszubilden. 1873 bat er jede Gemeinde-Frauenhilfsvereinigung, drei Frauen dazu zu bestimmen, sich in der Krankenpflege und als Hebammen ausbilden zu lassen, und zu dem Zweck wurde eine Krankenpflegeschule eröffnet.
Im selben Jahr sagte Präsident Young, dass es an der Zeit war, dass Frauen an medizinischen Schulen im Osten studierten. Mindestens sechs Frauen reagierten und machten in den 1870er Jahren im medizinischen Bereich ihren Abschluss. Am einflussreichsten unter diesen frühen Ärztinnen waren Romania Pratt, Ellis Shipp und Ellen Ferguson, die Utahs früheste professionelle Schulungsprogramme einrichteten. Dr. Pratt schrieb viele Artikel über die Gesundheit. Dr. Shipp eröffnete 1878 die Schule für Geburtshilfe und Krankenpflege in Salt Lake City und gab jedes Jahr sechsmonatige Kurse, mit denen letztendlich mehr als 500 Teilnehmer ihren Abschluss machten. 1888 half sie Utahs erstes medizinisches Journal, den Salt Lake Sanitarian, zu gründen. Dr. Ferguson half Pläne für das von der Kirche gesponserte Deseret Hospital in die Wege zu leiten, das 1882 eröffnet und kurz darauf das Zentrum für die Schule für Geburtshilfe und Krankenpflege wurde.
1899 organisierte der Pfahl Salt Lake die Frauenhilfsvereinigungs-Krankenpflegeschule, um eine Krankenpflegeausbildung besonders für Frauen anzubieten, die auf dem Land lebten und zum Unterricht nach Salt Lake City kamen. Die Schule wurde bis 1920 erfolgreich fortgesetzt.
Im Jahre 1900 gab es mindestens 34 Ärztinnen und 236 Ärzte, die in Utah praktizierten (Waters, S. 108-111). Die Rolle der Hebammen begann weniger wichtig zu werden, aber der Kirche war weiterhin sehr an der Entbindungspflege und Kindergesundheitsfürsorge gelegen.
1911 unternahmen die allgemeine Präsidentschaft und der allgemeine Ausschuss der Primarvereinigung die Einrichtung eines Krankenhausfonds und die Stiftung von zwei Räumen für Kinder im LDS Hospital. Die Krankenhauspflege für Kinder wurde weiterhin von der Primarvereinigung gesponsert. Den Höhepunkt bildete 1952 die Einrichtung des Primary Children's Hospital, das die Kirche bis 1975 betrieb. Dann ging es in Privathand über (Siehe Krankenhäuser).
1912 begann die Frauenhilfsvereinigung nach der Veröffentlichung eines Berichts der Gesundheitskommission des Staates Utah, der viele Säuglingssterbefälle mit unzureichender Schwangerschaftsfürsorge und Pflege nach der Entbindung in Verbindung brachte (Morrell, S. 197), ein intensives Programm zur Erziehung von Müttern über Gesundheitsfürsorge von Säuglingen und Kindern. Lokale Frauenhilfsvereinigungen sponserten eintägige Kliniken. Pfahl-Frauenhilfsvereinigungen in Cottonwood, Utah und Snowflake, Arizona richteten ihre eigenen Entbindungskrankenhäuser ein. Kliniken und Gesundheitsfürsorge für Kinder blieb für Frauenhilfsvereinigungen bis Mitte der 1930er Jahre hinein eine Priorität, als das Bundesgesetz über Sozialhilfe verabschiedet wurde, das Erziehungsprogramme, Schwangerschaftkliniken und Impfprogramme subventionierte.
Heutzutage werden Frauen in der Frauenhilfsvereinigung ermutigt, sich um eine angemessene professionelle medizinische Versorgung zu kümmern und an Krankenpflege- und Erstehilfekursen teilzunehmen. Frauenhilfsvereinigungs-Leitfäden enthalten Kapitel über Gesundheitsfürsorge und Krankenpflege. Unter den Vollzeitmissionaren der Kirche befinden sich sehr viele junge Frauen (etwa 270 im Jahr 1990) mit Erfahrungen in medizinischer Betreuung und Erziehung, die zusätzlich zu ihren normalen Verantwortungen als Missionare die Aufgabe haben, Kirchenmitglieder in Entwicklungsländern in Krankheitsvorbeugung, Ernährung und Gesundheitsfürsorge daheim zu unterrichten. Wie die Hebammen der frühen Kirche stellen sie ihre Zeit und Talente zur Verfügung, um die Gesundheitsfürsorge in den verschiedenen Gemeinschaften zu verbessern, wohin sie berufen wurden.
CHRISTINE CROFT WATERS
