Home

ELIJA

Mit Elija sind aufgrund der für ihn vorhergesagten Rolle (Mal. 4:5-6) Traditionen und Legenden verbunden, wie im Artikel Elija: Geschichtliche Quellen erklärt wird. Darüberhinaus wird in dem begleitenden Aufsatz Elija: Quellen der Kirche Jesu Christi aus der Sicht der Kirche aufgezeigt, welche Rolle Elija in den letzten Tagen spielt und welche prophetischen Erwartungen durch ihn erfüllt worden sind bzw. werden sollen.

ELIJA: QUELLEN DER KIRCHE JESU CHRISTI

Während einer göttlichen Kundgebung, die der junge Joseph Smith am Abend des 21. September 1823 erhielt, zitierte der Engel Moroni Maleachi 3:23-24, eine Prophezeiung, in der die Tätigkeit Elijas in den letzten Tagen beschrieben wird. Moronis Wiedergabe der Schriftstelle, die von dem aktuellen biblischen Text abweicht, gibt einen verdeutlichenden Überblick über die vorhergesagte Rolle Elijas: „Siehe, ich werde euch das Priestertum durch die Hand des Propheten Elija offenbaren, ehe der große und schreckliche Tag des Herrn kommt. ... Und er wird die Verheißungen, die den Vätern gemacht worden sind, den Kindern ins Herz pflanzen, und das Herz der Kinder wird sich ihren Vätern zuwenden. Wenn es nicht so wäre, würde die ganze Erde bei seinem Kommen völlig verwüstet werden“ [JS-Lg 1:38-39; LUB 2].

Maleachis Prophezeiung sieht voraus, dass Elija eine wichtige Rolle zu erfüllen hat, „[bevor] aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag“ (Mal. 3:23). Elija erhielt die Macht des Priestertums Gottes. Mit dieser Macht verkündete er König Ahab, dass es im ganzen Land nicht regnen werde (1 Kön. 17:1). Demgemäß wurden die Schleusen des Himmels verschlossen, und Israel litt dreieinhalb Jahre lang unter einer katastrophalen Dürre. Als Elija in einem feurigen Wagen in den Himmel aufgenommen wurde, schien seine irdische Mission ein Ende genommen zu haben. Doch die Siegelungsvollmacht, die er innehatte, stellte nur den Anfang seiner Aufgaben im Zusammenhang mit dieser ewigen Macht des Priestertums dar.

Am Ende seines irdischen Lebens wurde Elija entrückt; d.h., er wurde auf irgendeine Weise in einen Zustand der Unsterblichkeit versetzt, ohne vorher sterben zu müssen (Siehe Entrückte Wesen). Die Heiligen der Letzten Tage schließen daraus, dass ein hauptsächlicher Grund für die Entrückung Elijas darin lag, dass er in diesem Zustand auf die Erde zurückkehren konnte, um die Schlüssel der Vollmacht vor der Kreuzigung und Auferstehung Jesu auf die drei leitenden Apostel zu übertragen (Siehe Berg der Verklärung). Da Geister von sterblichen Menschen nicht die Hände auflegen können (LuB 129) und da Mose und Elija nicht als auferstandene Wesen zurückkehren konnten, da Jesus als Erster auferstehen sollte (Packer, S. 109; vgl. TPJS, S. 191), ist es offensichtlich, weshalb Elija und Mose entrückt werden mussten. Auf dem Berg der Verklärung (Matt. 17:1-9) stellte Elija eigens die Priestertumsschlüssel für die Siegelungsvollmacht wieder her, mit der alle Verordnungen, die auf der Erde durchgeführt werden, im Himmel gebunden und gültig gemacht werden (vgl. TPJS, S. 338).

Am 3. April 1836 erschien Elija dem Propheten Joseph Smith und Oliver Cowdery in einer Vision in dem gerade fertiggestellten Kirtland-Tempel. Elija verkündete ihnen, dass die Zeit gekommen sei, dass die Prophezeiung Maleachis erfüllt werden solle. Er übertrug Joseph Smith und Oliver Cowdery die Siegelungsschlüssel des Priestertums  (LuB 110:13-16). Diese Wiederherstellung war notwendig, um Gottes Verordnungen und Bündnisse der Siegelung in Rechtschaffenheit auf der Erde durchzuführen (DS 2:117). Joseph Smith erklärte: „Durch Elijas Geist, Macht und Berufung habt ihr die Vollmacht, die Schlüssel der Offenbarungen, Verordnungen, Weissagungen, Macht und Endowments der Fülle des Melchisedekischen Priestertums und des Gottesreichs auf Erden innezuhaben und alle Verordnungen des Gottesreichs zu empfangen, zu erhalten und durchzuführen …. Was ihr auf Erden mit den Schlüsseln Elijas siegelt, ist auch im Himmel gesiegelt; und dies ist die Macht des Elija [TPJS, S. 337-38].

Durch die Siegelungsvollmacht des Priestertums können ein Mann und eine Frau bei der Eheschließung in einem Tempel Gottes auf ewig aneinander gesiegelt werden. Darüberhinaus können die Kinder auf ewig an ihre Eltern gesiegelt werden. Somit kann die Familie in alle Ewigkeit bestehen (Sperry, S. 139).

Da viele Menschen gestorben sind, ohne von den erlösenden Lehren des Evangeliums gehört oder die Verordnungen des Priestertums erhalten zu haben, ist es durch die Mission Elijas in den letzten Tagen ermöglicht worden, auf der Erde stellvertretende Siegelungen für die Verstorbenen durchzuführen, wodurch alle Menschen die Möglichkeit erhalten können, errettet zu werden (vgl. DS 2:118-19). Der Prophet Joseph Smith bot hierfür folgende Erklärung: „Der Geist des Elija muss kommen, das Evangelium muss hergestellt werden,…und die Heiligen müssen als Erretter auf den Berg Zion kommen. Doch wie können sie Erretter auf dem Berg Zion werden? Indem sie Tempel mit Taufbecken bauen und hingehen, um für alle ihre verstorbenen Vorfahren alle Verordnungen, Taufen, Konfirmationen, Waschungen, Salbungen, Ordinationen und Siegelungen zu empfangen und sie zu erlösen; …und darin besteht die Kette, die das Herz der Väter an ihre Kinder und das Herz der Kinder an ihre Väter bindet, wodurch die Mission Elijas erfüllt wird [TPJS, S. 330].

Wenn die Heiligen der Letzten Tage von dem Geist Elijas sprechen (Siehe Elija, Geist des), beziehen sie sich auf mindestens zwei Dinge. Erstens ist damit das Versprechen der Erlösung gemeint, das den Vorvätern gemacht und in der heutigen Kirche erneuert worden ist (JS-Lg 1:38-39; LuB 27:9-10). Zweitens hat sich das Herz unwahrscheinlich vieler Männer und Frauen ihren Vätern zugewandt, wie aus der drastischen Zunahme an genealogischen Gesellschaften, Bibliotheken und individuellen genealogischen oder familiengeschichtlichen Forschungsstellen in großen Teilen der Welt ersichtlich wird. Der Geist Elijas hat Tausende dazu motiviert, einen bedeutenden Aufwand an Zeit und Geld aufzubringen, um nach Berichten ihrer Vorfahren zu suchen und diese dann in einer Familiengeschichte zusammenzufügen (DS 2:123-27; Siehe Genealogie, Familiengeschichte). Die Kirche hat nicht nur zahlreiche Genealogie-Forschungsstellen eröffnet, sondern auch viele Tempel errichtet, in denen heilige Priestertumsverordnungen zur Erlösung sowohl der Lebenden als auch der Verstorbenen durchgeführt werden (siehe Erlösung für die Verstorbenen).

BIBLIOGRAPHIE

Packer, Boyd K. The Holy Temple. Salt Lake City, 1980.

Smith, Joseph Fielding. DS 2:100-128. Salt Lake City, 1955.

Sperry, Sidney B. The Spirit of the Old Testament. Salt Lake City, 1970.

Widtsoe, John A. "Elija, The Tishbite." Utah Genealogical and Historical Magazine 27 (Apr. 1936):53-60.

FRANKLIN D. DAY 


ELIJA: GESCHICHTLICHE QUELLEN

Nach der jüdischen Überlieferung war Elija ein israelitischer Prophet, der unter König Ahab (und seiner Frau Isebel) und König Ahasja (9. Jh. v. Chr.) im nördlichen Königreich wirkte. Sein Name könnte ein Zuname sein: Eli-yahu (Yhwh, oder Jehovah, ist Gott) als Ausdruck der wichtigsten Absicht seines prophetischen Wirkens, nämlich der ausschließlichen und reinen Verehrung von Yhwh und des kompromisslosen Widerstands gegen den kanaanitischen Baalskult. Durch sein Schaffen, das in 1. Könige 17- 2. Könige 2 beschrieben wird, wurde Elija in der jüdischen Tradition zum Symbol kompromisslosen religiösen Eifers. Der dramatische Höhepunkt seines Wirkens stellte Elijas Konfrontation mit den Priestern des Baal auf dem Berg Karmel nach einer langen Dürre dar, die er als Strafe für den Götzendienst an Baal hervorgesagt hatte. (Die katholischen Karmelitermönche, die sich Elijas asketische Lebensführung in der Wüste zum Vorbild nehmen, sehen Elija als geistigen Vater ihres Ordens an.) Elija wird im Gegensatz zu den späteren „literarischen“ Propheten auch als Wundertäter beschrieben, doch er hat mit letzteren einen starken Einsatz für soziale Gerechtigkeit gemein, wie aus seinem anderen großen Streit mit dem König und der Königin in der Angelegenheit des Weingartens Nabots, den das Königspaar begehrte, ersichtlich wird (1 Kön. 21).

Dem biblischen Bericht zufolge starb Elija nicht, sondern wurde stattdessen in einem feurigen Wagen, der von feurigen Pferden gezogen wurde, von einem Wirbelsturm in den Himmel aufgenommen. Aus diesem Grund entstanden zahlreiche Legenden und Vorstellungen um Elija, wie es bei keinem anderen Propheten der Fall ist. Es wird behauptet, dass er regelmäßig in Gestalt eines armen Bauern, Bettlers oder sogar eines Nichtjuden auf die Erde zurückkehrt, um anderen, die ein Problem haben oder sich in Gefahr befinden, unerkannt zu helfen, woraufhin er so plötzlich wieder verschwindet, wie er erschienen ist. Bei jeder Passahfeier werden ein Stuhl und ein Glas Wein für Elija hingestellt. Er soll auch bei jeder Beschneidung zugegen sein, und ein besonderer Stuhl („Elijas Stuhl“) wird für den Unsichtbaren neben den Stuhl des Paten, der den männlichen Säugling hält, gestellt. Der Anlass für diese Tradition kann auf zwei Gründe zurückgeführt werden: Elijas Dasein als Engel (da er in den Himmel aufgenommen wurde) und eine Aussage des Propheten Maleachi, in der er als „Bote des Bundes“ bezeichnet wird (Mal. 3:1). Im jüdischen Gebrauch bezieht sich der Begriff berith („Bund“) im engeren Sinne auf den „Bund der Beschneidung“ (vgl. Gen. 17:9-10). Elija spielt außerdem eine wichtige Rolle in der jüdischen Mystik, wo er als himmlischer Bote, der Gottes Geheimnisse offenbart, erscheint.

Am wichtigsten erscheint jedoch Elijas eschatologische Rolle in der jüdischen Tradition. Auf welche Weise und weshalb sich diese Vorstellung entwickelt hat, lässt sich im Nachhinein schwer nachvollziehen, doch zur Zeit Maleachis, eines der letzten Propheten des Alten Testaments, scheinen solche Vorstellungen schon existiert zu haben: „Bevor aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija“ (Mal. 3:23). Elija erhielt nach und nach die Rolle des Vorboten des Messiahs und des Boten, der seine Ankunft ankündigt. Manche Zeitgenossen Christi (vgl. Matt. 16:13-14) schienen zu glauben, dass Jesus Elija sei (Matt. 11:14;17:10-13), woraus sich die Annahme ergibt, dass Johannes der Täufer als Wegbereiter und Vorbote des Messiahs Elija war (d.h., er erfüllte dessen eschatologische Rolle). In späteren apokryphischen Schriften (z.B. der Apokalypse des Elija) werden die „Offenbarungen“ über die letzten Dinge, die sie bezuglich Elija berichten, in Zusammenhang gebracht. Manche Aspekte der jüdischen Traditionen und Legenden über Elija wurden im Islam auf verschiedene Weise übernommen und erweitert.


BIBLIOGRAPHIE

"Elija." Encyclopaedia Judaica, Vol. 6. Jerusalem, 1972.

Nachbiblische jüdische Quellen hat Louis Ginzberg gesammelt und veröffentlicht in , Legends of the Jews, Vol. 6, 3rd reprint. Philadelphia, Pennsylvania, 1967, pp. 133-35 (unter "Elija"). Eine sehr gute Zusammenfassung findet sich in  M. J. Stiassny, "Le Prophète Elie dans le Judaïsme," in Elie le Prophète, Etudes Carmélitaines, Vol. 2 (1956):199-255.

Islamische Traditionen in "Ilyas" and "al-Khadir" in Encyclopaedia of Islam.

R. J. ZVI WERBLOWSKY