Das HLT-Konzept von Einigkeit richtet sich primär auf drei doktrinäre Themen: die Natur der Gottheit, Beziehungen unter den Mitgliedern der Kirche und die Beziehung zwischen einer Person und Gott. Das Konzept weicht in einigen Punkten von dem Dogma tradionellen Christentums ab.
Die HLT-Schriften betonen üblicherweise die eigenständigen Identitäten der Mitglieder der Gottheit, manchmal beschreiben sie sie jedoch als eins. Diese Einheit muss als Einssein des Zweckes und des Zeugnisses verstanden werden, nicht als Einheit des Seins. In Bezug auf die Gottheit bedeutet dies, obwohl Gott Vater, sein Sohn Jesus Christus und der Heilige Geist drei verschiedene Wesen sind, dass sie in ihrem Zweck vereint sind. Dies ist einer der ersten Grundsätze, die Joseph Smith 1820 in seiner ersten Vision lernte, als er den Vater und den Sohn sah (JS-H 1:14-20). In dieser Vision erschien der Vater und gab Zeugnis vom Sohn. Die HLT-Schriften betonen, dass das Einssein der Gottheit sich unter anderem von der Tatsache ableitet, dass jedes Mitglied der Gottheit Zeugnis von den anderen gibt (3 Ne 11:35-36; 28:10-11; LuB 20:27-28). Christus lehrte die Gläubigen in der Neuen Welt dasselbe, was er seinen Jüngern in der Alten Welt gelehrt hatte – nämlich dass die Mitglieder der Gottheit eins sind im Zweck, in der Herrlichkeit, Freude und im Zeugnis und dass dieses Einssein seinen gläubigen Anhängern mitgeteilt werden könne (3 Ne 19:20; 28:10; vgl. Joh 17:20-22). Dieses HLT-Verständnis ist eine Abweichung von dem traditionellen Konzept einer mystischen Einheit der Mitglieder der Gottheit.
Für Mitglieder der Kirche bezieht sich „Einigkeit“ auf gewöhnliche Ziele, Glaubensansichten und Zwecke, nicht auf eine mystische oder körperliche Einheit. Im Buch Mormon zum Beispiel erklärte der Erretter, dass die Mitglieder aufhören müssen, sich auseinanderzusetzen und zu streiten, damit sie „eins“ sein können (3 Ne 11:22-28, 36). Heilige der Letzten Tage sind unterwiesen, dass sie alle Umstände, die die Einigkeit unter den Mitgliedern schwächen, unterbinden sollen. Dazu gehören auch schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Abgrenzungen (3 Ne 6:10-16; 4 Ne 1:24-35). Einigkeit unter den Mitgliedern beginnt in der Familie (LuB 38:26-27). Die abschließenden Worte des Alten Testaments (Mal 4:5-6) beschreiben, wie die Erde sich auf das zweite Kommen des Erretters vorbereiten muss, nämlich indem sich die Herzen der Kinder den Vätern zuwenden und die Herzen der Väter den Kindern. Heilige der Letzten Tage führen Tempelverordnungen in Erfüllung dieser Prophezeiung und unter göttlicher Leitung durch, die Eltern und Kindern aneinandersiegeln, nicht nur für die Lebenden, sondern auch für alle, die je auf der Erde gelebt haben. Dieses Ziel beschränkt sich nicht auf die Familieneinheit, sondern beinhaltet die Einigkeit aller gläubigen und würdigen menschlichen Wesen.
Jesus lehrte, dass Einigkeit unter seinen Nachfolgern der Welt bezeugt, dass er der Christus ist (Joh 17:20-26). Paulus ermahnt alle, „Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ zu werden (Eph. 2:19) und „zur Einheit im Glauben“ zu gelangen (Eph. 4:13). Zion bezieht sich auf die Gemeinschaft der Gläubigen, die durch ihre Einigkeit in Christus „eines Herzens und eines Sinnes“ geworden sind (Mose 7:18). Solche Einigkeit erreicht man durch individuellen Gehorsam gegen Gottes Gebote und durch gemeinsame Widmung für das Voranbringen der Gläubigkeit unter allen Menschen.
Die Einigkeit von Gott und Menschen bezieht sich auf die letztendliche persönliche Wiedervereinigung würdiger Männer und Frauen mit Gott. Das Eintreten in das sterbliche Leben bringt eine Trennung von Gott mit sich, während ein mit dem Evangelium Jesu Christi übereinstimmendes Leben Personen dazu befähigt, diese Trennung zu überwinden und zu einer Einheit mit Gott durch den Mittler Jesus Christus zurückzukehren. Heilige der Letzten Tage glauben, dass Menschen ihr Leben durch Fortschritt im Glauben und in Rechtschaffenheit in Harmonie mit Christi Leben bringen können und dass bei der Auferstehung der Körper und die Seele untrennbar wiedervereint wird und die erhöhte Person auf ewig bei Gott wohnen wird. [Siehe auch Gemeinsame Zustimmung; Gleichheit]
BIBLIOGRAPHIE
Talmage, James E. AF, pp. 40-41. Salt Lake City, 1949.
F. NEIL BRADY