Jesus Christus, der Sohn Gottes, vollbrachte das Sühnopfer durch das Vergießen seines Blutes. Die Lehren der Kirche bekräftigen, dass das Sühnopfer für die Sünden all derer wirksam ist, die Glauben haben, umkehren, sich taufen lassen und den Heiligen Geist durch Händeauflegen empfangen. Wenn jemand danach jedoch eine schwerwiegende Sünde begeht, wie das Vergießen unschuldigen Blutes, kann das Opfer des Erretters allein sojemanden nicht von den Folgen der Sünde freisprechen. So ein Mensch kann nur vom Sühnopfer Christi profitieren, wenn er sich freiwillig jeglicher Strafe unterwirft, die der Herr von ihm fordert.
Mehrere frühe Kirchenführer, und vor allem Brigham Young, lehrten, dass der Herr in einem volkommenen Gottesstaat das freiwillige Blutvergießen eines Mörders, durch die Todesstrafe, fordern könnte. Dies wurde als „Blutsühne“ bezeichnet. In der Neuzeit, in der solch ein Gottesstaat niemals in Kraft war, benutzte man den Begriff „Blutsühne“ als rhetorisches Mittel, um die Ernsthaftigkeit von Mord und anderen schweren Sünden unter den Heiligen der Letzten Tage zu betonen. Diese Ansicht ist keine Lehre der Kirche und wurde zu keiner Zeit praktiziert.
Frühe antimormonische Schriftsteller beschuldigten die Kirche, unter der Führung von Brigham Young, die „Blutsühne“ praktiziert zu haben. Sie meinten damit von der Kirche angezettelte Gewalt gegen Andersdenkende, Feinde und Fremde. Diese Behauptung verfälschte die ganze Idee der Blutsühne, die auf die freiwillige Unterwerfung des Schuldigen gegründet war. Sie unterstellte die Rechtfertigung unfreiwilliger Bestrafung. Einzelne gelegentlich aufgetretene Gewaltakte in Gebieten, in denen Heilige der Letzten Tage lebten, waren für diese Zeit in der Geschichte des amerikanischen Westens typisch. Sie stellten allerdings keine Fälle von, seitens der Kirche genehmigter, Blutsühne dar.
BIBLIOGRAPHIE
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LOWELL M. SNOW