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Der Bischof

Ein Bischof ist der kirchliche Leiter einer Versammlung oder Gemeinde der Heiligen der Letzten Tage. In dieser Position trägt er eine umfangreiche pastorale und verwaltende Verantwortung. Hierin unterscheidet sich die Kirche von anderen christlichen Kirchen, wo Bischöfe große geographische Gebiete verwalten, wozu etliche Gemeinden gehören.

Der Begriff „Bischof“ kommt vom griechischen episkopos, was „Aufseher“ bedeutet. Er ist der Pastor oder Schäfer und hat die Aufgabe, für seine Herde zu sorgen. Im apostolischen Zeitalter schrieb Paulus an die Bischöfe in Philippi (Phil. 1:1). Andere Briefe erwähnen die Pflichten eines Bischofs und seine heilige Rolle darin, sich um die Kirche Gottes zu kümmern (1 Tim. 3:1-7; Titus 1:7-9).

Das Amt des Bischofs ist eine komplexe Berufung im Priestertum. Der Bischof präsidiert über die Träger des Aaronischen Priestertums der Gemeinde und ist für alle ihre Aktivitäten verantwortlich. Außerdem ist er ein ordinierter Hohepriester im Melchisedekischen Priestertum und der präsidierende Hohepriester der Gemeinde, der für alle Aktivitäten und Abläufe in der Gemeinde die Verantwortung trägt (LuB 107:15-17). Als allgemeiner Richter und als präsidierender Hohepriester beurteilt er die Würdigkeit aller Mitglieder seiner Gemeinde und beaufsichtigt die Ausübung heiliger Verordnungen (LuB 107:68-76). Zwei Ratgeber unterstützen ihn, üblicherweise Hohepriester, die gemeinsam mit dem Bischof die Bischofschaft bilden und die Verantwortung für alle Gemeindeorganisationen teilen. Der Bischof und seine Ratgeber berufen nach Bedarf Gemeindemitglieder, um die zahlreichen Aufgaben in den vielen Programmen der Gemeinde zu erfüllen. Diese umfassen Aktivitäten von Gemeindemitgliedern aller Altersgruppen.

Ein Bischof hat sein Amt für eine unbestimmte Zeitspanne inne. Ein neuer Bischof wird berufen, um einen bereits vorhandenen Bischof zu ersetzen, oder wenn eine neue Gemeinde gegründet wird. Nach gebetserfüllter Überlegung schlägt die Pfahlpräsidentschaft der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf Apostel einen neuen Bischof vor. Der zu diesem Amt Nominierte muss ein Mitglied der Priestertumsträger der Gemeinde sein. Ein Bischof ist ein Laienpfarrer, der unentgeldlich seinen Dienst verrichtet. Wie andere örtliche Kirchenbeamte muss er sich selbst und seine Familie durch seinen normalen Beruf unterstützen. Ein Pfahlpresident berücksichtigt bei seiner Wahl eines Bischofs gewöhnlich dessen Zeugnis, Urteilsfähigkeit, Pflichtgefühl und Nächstenliebe gegenüber den Gemeindemitgliedern. Außerdem achtet er auf Tugenden wie Ernsthaftigkeit und Integrität sowie die Verwaltungs- und Lehrfähigkeiten, die bei der Beschreibung von Bischöfen im Neuen Testament aufgezeigt werden:

„Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet, nüchtern, besonnen,von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren; er sei kein Trinker und kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll;  er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig. Er soll ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen. (Wer seinem eigenen Hauswesen nicht vorstehen kann, wie soll der für die Kirche Gottes sorgen?) Er darf kein Neubekehrter sein, sonst könnte er hochmütig werden und dem Gericht des Teufels verfallen.“  [1 Tim. 3:2-6].

Die Berufung zum Bischof ist für einen Mann oft eine mächtige, geistige Erfahrung, wenn ihm die große Verantwortung bewusst wird und der Geist ihm die Wichtigkeit dieser Berufung bestätigt.

Die Versammlung stimmt für den Bischof und bestätigt ihn so zu seinem Amt. Danach wird er ordiniert und üblicherweise vom Pfahlpräsidenten im Auftrag der Ersten Präsidentschaft durch Händeauflegen in dieses heilige Amt eingesetzt. Nachdem ein Bischof aus seiner pflichterfüllten Tätigkeit entlassen wird, wird er oft sein Leben lang als „Bischof“ angesprochen. Dies geschieht aufgrund der Liebe und des Respekts, welche die Gemeindemitglieder für ihn empfinden.

Der Bischof trägt die Hauptverantwortung für alle Aufgabenbereiche in der Gemeinde, welche dazu vorgesehen sind, jedes einzelne Mitglied zu Christus und zum ewigen Leben zu führen. Er soll „über die Kirche wachen“ (LuB 46:27). Mit anderen Gemeindeleitern kümmert er sich um die täglichen materiellen Bedürfnisse aller Gemeindemitglieder, besonders der Kranken, Älteren und Behinderten. Er ist für die Gemeinde wie ein Vater.

Als präsidierender Hohepriester der Gemeinde präsidiert der Bischof bei Abendmahls-, Priestertums- und Gemeinderatsversammlungen sowie bei allen anderen Dienstprojekten oder Aktivitäten der Gemeinde. Jedenfalls beaufsichtigt er sowohl die geistigen als auch die zeitlichen Angelegenheiten der Gemeinde und der individuellen Mitglieder. Er organisiert Aktivitäten, um das Evangelium zu predigen, im Tempel zu dienen und Gemeindemitgliedern dabei zu helfen, Christus ähnlicher zu werden.

Der Bischof ist der allgemeine Richter seiner Gemeinde. Er verbringt viel Zeit damit, Gemeindemitglieder zu besuchen oder zu interviewen. Er bestimmt ob sie würdig sind, an heiligen Verordnungen teilzunehmen, das Priestertum zu empfangen, Berufungen zum Dienst in der Gemeinde oder auf Mission entgegenzunehmen und Tempelarbeit zu verrichten. Er verbringt viele Stunden damit, Jugendliche zu interviewen und zu beraten während sie das Alter angehender Missionare erreichen.  

Zusätzlich zur Bestimmung der Würdigkeit muss der Bischof darauf achten, dass alle Verordnungen in der Kirche ordnungsgemäß durchgeführt und aufgezeichnet werden. Seine Führung oder Genehmigung ist für die Taufe, Konfirmierung, Dienst am Abendmahl, Segnung und Namensgebung von Babies, Priestertumsverordnungen und allen Tempelverordnungen in Bezug auf die Mitglieder seiner Gemeinde notwendig.

Bei Bedarf kann der Bischof regelmäßige Beratungsgespräche führen. Er kann Gemeindemitgliedern dabei helfen, sich vorzunehmen sich zu bessern, oder er kann angemessene Disziplin anordnen. In Fällen ernster Übertretung kann er offizielle Disziplinarsverfahren veranlassen, welche Auswirkungen auf die Mitgliedschaft haben können. Sie können notwenig sein, um einige zu voller Mitgliedschaft zurückzuführen.

Als Präsident des Aaronischen Priestertums trägt ein Bischof eine besondere Verantwortung für die jungen Männer und jungen Frauen der Gemeinde im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren. Er soll dafür sorgen, dass alle Jugendlichen nicht nur in den Schriften und Lehren unterwiesen werden, sondern auch in den Grundsätzen der Keuschheit und Ehrlichkeit. Dabei sollen die Jungen Männer besonders in den Pflichten des Priestertums ausgebildet werden, einschließlich des Dienstes am Abendmahl, des Heimlehrens, des Taufens und der Missionsarbeit. Der Bischof ist in seiner Gemeinde zugleich Präsident des Priesterkollegiums, welches im Allgemeinen aus jungen Männern im Alter von sechszehn bis achtzehn Jahren besteht. Bischöfe tragen eine ähnliche Verantwortung gegenüber den Jungen Damen der Gemeinde. Er trifft sich monatlich mit einem Jugendkomitee für Bischöfe, welches sich aus Leitern für die Erwachsenen und für die Jugend, nämlich für die Jungen Männer und Jungen Damen, zusammensetzt.

Andere Pflichten des Bischofs schließen das Entgegennehmen von und die Verantwortung für finanzielle Beiträge der Gemeindemitglieder mit ein sowie das Sorgen für die Bedürftigen durch das Vorratshaus des Bischofs und den Fastopfer Fond. Er achtet darauf, dass alle notwendigen Vorräte für Gemeindezwecke verfügbar sind. Er organisiert und führt Beerdigungen durch. Er kann Trauungen vollziehen, wenn es angemessen und nach bürgerlichem Recht erlaubt ist.

Sonntags ist der Terminplan des Bischofs  gewöhnlich zwölf oder mehr Stunden lang. Dazu gehören die Teilnahme an und Durchführung von organisatorischen Versammlungen, Gottesdiensten, Schulungen, Beratungen und Interviews der Gemeindemitglieder, Einladungen oder Aufrufe zur Teilnahme am Kirchendienst der Gemeinde, Krankenbesuche im Krankenhaus und, wenn nötig, Besuche der Gemeindemitglieder in ihrem Heim. Der Bischof investiert viele zusätzliche Stunden unter der Woche, um die Bedürfnisse der Gemeinde zu decken. Seine Ratgeber, Priestertums- und Hilfsvereinigungsleiter verbringen ebenfalls viele Stunden damit, ihm bei diesen Verantwortungen für die Gemeinde zu helfen. Die allgemeine Verantwortung für Gemeindemitglieder und gewisse besondere Pflichten, wie das jährliche Interview jedes Einzelnen für Tempelempfehlungsscheine und zur Zehntenerklärung, werden im Normalfall nicht delegiert.

Gemeindemitglieder glauben, dass einem Mann, der von Gott als Bischof berufen wird, Weisheit, Verständnis, und geistige Unterscheidungskraft gegeben wird (LuB 46:27). Daher trachten und schätzen sie seinen Rat und seine Unterstützung sehr.

BIBLIOGRAPHIE

Beecher, Dale. “The Office of Bishop.” Dialogue 15 (Winter 1982): 103-115.

Brandt, Edward J. “The Office of Bishop in The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints-A Sesquicentennial Review.” In A Sesquicentennial Look at Church History, pp. 57-70. Provo, Utah, 1980.

DON M. PEARSON