Home

BILDUNGSWESEN DER KIRCHE (CES)

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat überall in den Vereinigten Staaten und in einigen neunzig anderen Ländern Bildungsprogramme aufgestellt, um den Mitgliedern eine effektive Kombination religiöser und weltlicher Bildung zu bieten. Das primäre gemeinsame Ziel dieser Programme ist es, Studenten darin zu unterstützen, ein Verständnis und persönliches Zeugnis des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi zu erlangen und gleichzeitig ihre weltlichen Studien weiterzuführen. Die Führer der Kirche und die Schriften lehren die Heiligen der Letzten Tage, in jedem Lebensbereich nach Wahrheit zu trachten.

Das Bildungswesen der Kirche (CES) umfasst diverse Bildungsprogramme der Kirche. Brigham Young Universität, Brigham Young Universität-Hawaii Campus, Ricks College (Brigham Young Universität Idaho) und das LDS Business College bieten allen Studenten, die diese Institutionen im Besitz der Kirche besuchen, eine durch Religionsunterricht ausgewogene Hochschulausbildung. Das Seminar bietet High School Schülern Religionsunterricht unter der Woche. Ähnliches bietet der Institutsunterricht College Studenten, die Colleges und Universitäten besuchen, welche nicht der Kirche gehören. Ausgiebige Bildungsprogramme für Erwachsene und weiterführende Ausbildungsprogramme, die ihren Haupsitz an der BYU haben, bieten Ausbildungsmöglichkeiten für diejenigen, die bei den Institutionen selbst nicht offiziell eingeschrieben sind. Außerdem unterhält die Kirche einige Grund- und Mittelschulen in weniger entwickelten Nationen.

BILDUNGSPHILOSOPHIE. Seit den frühen Tagen der Kirche haben Kirchenführer einen starken Schwerpunkt auf die Bildung gelegt. In Diskussionen über den Zweck des Lebens betonte der Prophet Joseph Smith beständig das Lernen. Er sagte, dass „Wahrheit zu empfangen, woimmer sie auch herkommt“ (WJS, p. 229) eines der grundlegenden Prinzipien der Kirche Jesu Christi sei. Offenbarungen, die Joseph Smith gegeben wurden, erklären, dass „die Herrlichkeit Gottes  Intelligenz [ist]“ (LuB 93:36) und „jeglicher Grundzug der Intelligenz, den wir uns in diesem Leben zu eigen machen, mit uns in der Auferstehung hervorkommen [wird]“ (LuB 130:80). Andere Offenbarungen betonen weiter die Wichtigkeit des sowohl religiösen als auch weltlichen Lernens: Lehrt eifrig und meine Gnade wird mit euch sein, damit ihr noch vollkommener unterwiesen seiet...in allem, was das Reich Gottes betrifft und was ratsam ist, daß ihr es versteht; in dem, was sowohl im Himmel als auch auf der Erde ist; dem, was gewesen ist, dem, was ist, dem, was sich in Kürze begeben muß; dem, was daheim ist, dem, was in der Fremde ist; den Kriegen und den Verwirrungen der Nationen und den Strafgerichten, die auf dem Lande lasten; und auch einer Kenntnis von Ländern und von Reichen [LuB 88:78-79].

Brigham Young, der zweite Präsident der Kirche, vertrat dasselbe Konzept, indem er lehrte, dass „alle Weisheit und alle Künste und Wissenschaften in der Welt von Gott sind und für das Gute seines Volkes vorgesehen sind“ (JD 12:147). Diese Ideen und Schriftstellen bildeten die Grundlage für die Bildungsphilosophie der Kirche (siehe Bildung: Haltungen zur Bildung).

GESCHICHTE FRÜHZEITLICHER BILDUNGSINSTITUTIONEN. Als die Heiligen nach Ohio, Missouri, und Illinois zogen, errichteten sie in jeder Siedlung Grund- und Mittelschulen. Schulen der Propheten wurden für erwachsene Mitglieder zuerst in Kirtland, Ohio, im Jahre 1833 organisiert. 1840 wurde in Nauvoo eine Universität aufgebaut. Während ihres Zugs zu den Rocky Mountains hielten die Heiligen in den vorrübergehenden Lagern Grundschulklassen ab. Im Herbst 1847, nur drei Monate nachdem die erste Gruppe von Pionieren im Salzseetal angekommen war, organisierten sie Schulen. Drei Jahre darauf wurde im Jahr 1850 die Universität zu Deseret gegründet. (1892 änderte die gesetzgebende Gewalt des Gebiets den Namen und nannte sie Universität von Utah).

Im Jahre 1875 begann die Kirche, in den Vereinigten Staaten in den gesamten Gebieten zwischen den Bergen Akademien zu etablieren. Auch in Kanada und Mexiko boten nun einige Grund- und Mittelschulen sowohl eine weltliche als auch eine religiöse Ausbildung an. Ein Allgemeiner  Bildungsausschuss der Kirche, der aus gewählten Kirchenführern bestand, wurde 1888 organisiert, um die Programme und das Wachstum der Akademien zu koordinieren. Karl G. Maeser wurde als erster Superintendent (Leiter) der Kirchenschulen ernannt, eine Position, die später die des Aufsichtsbeamten der Bildung der Kirche wurde. Bis 1907 war der Bildungsausschuss der Kirche für die Verwaltung einiger 35 Akademien verantwortlich.

Etwa im Jahre 1890 nahm die Teilnahme an Kirchenakademien mit der zunehmenden Verfügbarkeit kostenloser, öffentlicher High Schools ab. Einige schlossen und andere wurden als Junior Colleges umorganisiert. Bis 1931 wurde nur die Juarez Akademie in Mexiko als Akademie neu benannt. Zu dieser Zeit begann die Kirche, ihre Junior Colleges in Landesregierungen zu überführen. Allerdings behielt die Kirche das Ricks College in Rexburg, Idaho, und die Brigham Young Akademie in Provo, Utah, welche sich zur Brigham Young Universität entwickelte.

Als immer mehr HLT Jugendliche öffentliche Mittelschulen besuchten, erkannten Kirchenführer den Bedarf für ein religiöses Kursprogramm, um die regulären weltlichen Studien zu ergänzen. 1912 bgann die Kirche Seminargebäude auf Grundstücken zu bauen, die der Kirche gehörten und die sich direkt neben öffentlichen Schulen befanden. Dort konnten Schüler täglich eine Religionsklasse belegen. Einige öffentliche Distrikte entließen aus diesem Grund ihre Schüler für eine Stunde; andere Schüler nahmen früh am Morgen an Klassen teil, bevor die Schule begann. Um die religiöse Bildung der Schüler zu erleichtern, die Colleges und Universitäten nicht im Besitz der Kirche besuchen, errichtete die Kirche ab 1926 Religionsinstitute direkt neben den Universitätsgeländen. Der Erfolg der Seminare und Institute resultierte in der Ausbreitung dieser Programme in viele Teile der Welt.

ORGANISATION. Im Jahre 1989 entschied der Bildungsausschuss der Kirche, die Verwaltung aller CES Programme zu dezentralisieren und die Position des Aufsichtsbeamten abzuschaffen. Die direkte Verwaltung der Brigham Young Universität, der Brigham Young Universität-Hawaii Campus, des Ricks Colleges und des LDS Business Colleges übernahmen Hochschulräte, welche für jede Institution legal etabliert wurden. Diese Räte haben alle dieselbe Mitgliedschaft wie der Bildungsausschuss der Kirche. Sie bestehen aus der Ersten Präsidentschaft und anderen Generalautoritäten und Beamten der Kirche entsprechend ihrer Aufträge. Dazu gehören ebenfalls die Präsidentinnen der zwei Hilfsvereinigungen der Frauen. Aufgrund ihrer Aufträge von den jeweiligen Ausschüssen dienen diese Beamten jeder Institution gleichzeitig. Außerdem leitet der Allgemeine Bildungsausschuss der Kirche die Durchführung von Seminaren, Religionsinstituten, Religionsausbildung in weiterführenden Bildungsprogrammen und Bildungsprogrammen für Erwachsene sowie die Verfahrensweise von Grundschulen und Mittelschulen der Kirche.

SCHULE, SEMINARE UND INSTITUTE DER KIRCHE. Mitglieder der Kirche werden ermutigt, öffentliche Ausbildungsmöglichkeiten zu nutzen, wo auch immer sie verfügbar sind. Allerdings hat der Bildungsausschuss der Kirche in einigen Gebieten, wo es eine hohe Anzahl von Mitgliedern und wenige öffentliche Ausbildungsmöglichkeiten gibt, Grund- und Mittelschulen etabliert. Dort wird sowohl weltlicher als auch religiöser Unterricht angeboten. Einige 9300 Schüler besuchen Schulen der Kirche, die sich in Kiribati, Fiji, Tonga, Westsamoa, und Neuseeland befinden. Während Neal A. Maxwell als Aufsichtsbeamter des Bildungswesens der Kirche diente, erklärte er die Ziele dieser Schulen: „Gemäß dem Evangelium braucht man Bildung und Allgemeinwissen. Ohne Bildung sind Individuen benachteiligt – geistig, intellektuell, physisch, sozial und wirtschaftlich. Oftmals ist Bildung nicht nur der Schlüssel zur wirtschaftlichen Zukunft eines individuellen Mitglieds, sondern auch zu seinen Gelegenheiten zur Selbstverwirklichung, zum vollkommenen Dienst in der Kirche und zu einem geistigen, politischen, kulturellen und sozialen Beitrag zur Welt um ihn oder sie herum“ (Annual Report, 1971).

Wo eine öffentliche Ausbildung ohne Weiteres verfügbar ist, bietet das CES Seminar- und Institutprogramme an, um die weltliche Ausbildung mit religiösen Lehren zu ergänzen. Während des Schuljahres 1988/89 nahmen 155 361 High School Schüler am Seminar teil, was einen Prozentanteil von 55% aller teilnahmeberechtigten HLT Jugendlichen ausmacht. Am Institut nahmen 125 534 teil – 54% aller Teilnahmeberechtigten. Die Kurse im Seminar und Institut drehen sich um das Lesen und Studieren des Alten Testaments, Neuen Testaments, Buches Mormon, von Lehre und Bündnisse und der Kirchengeschichte sowie der Köstlichen Perle. Der Unterricht dieser Kurse betont die Wahrhaftigkeit eines lebendigen Gottes, des auferstandenen Christus, der Erscheinung himmlischer Wesen bei der Wiederherstellung des Evangeliums und der Kirche Jesu Christi durch Joseph Smith, fortfahrender Offenbarung, der Lehren lebender Propheten und der Gaben des Geistes. Seminarschüler und Institutsstudenten lernen, dass persönliches religiöses Wissen durch das Trachten nach individueller Offenbarung erlangt werden kann, indem man die Prinzipien, welche Christus gelehrt hat, lebt und die Folgen erlebt, wenn man den Willen Gottes tut.

Der CES Amtssitz in Salt Lake ist dafür verantwortlich, die Qualität des Kursprogramms und Lehrerpersonals des Seminars und Instituts aufrechtzuerhalten. Vollzeitlehrer in den Vereinigten Staaten und in Kanada müssen einen Bachelor Abschluss haben und an einem intensiven Trainingsprogramm an der BYU oder einem der anerkannten Institutionen teilnehmen. Die Ausbildung variiert etwas in Gebieten außerhalb der Vereinigten Staaten und Kanadas, wo es weniger Kirchenmitglieder gibt.

BIBLIOGRAPHIE

Arrington, Leonard J. “The Founding of the L.D.S. Institutes of Religion.” Dialogue 2 (Summer 1967): 137-47.
Backman, Milton V., Jr.
The Heavens Resound, pp. 264-75. Salt Lake City, 1983.
Bennion, M. Lynn.
Mormonism and Education. Salt Lake City, 1939.
Berrett, William E.
A Miracle in Weekday Religious Education. Salt Lake City, 1988.
Buchanan, Frederick S. “Education Among the Mormons: Brigham Young and the Schools of Utah.”
History of Education Quarterly 22 (Winter 1982): 435-59.
Chamberlin, Ralph V.
The University of Utah, A History of Its First Hundred Years 1850 to 1950. Salt Lake City, 1960.
French, Calvin V. “Organization and Administration of the Latter-day Saint School System of Free Education, Common School Through University at Nauvoo, Illinois, 1840-1845.” Master’s thesis, Temple University, 1965.
Monnett, John Daniel. “The Mormon Church and Its Private School System in Utah: The Emergence of the Academies, 1880-1892.” Ph.D. diss., University of Utah, 1984.
Quinn, D. Michael. “Utah’s Educational Innovation: LDS Religion Classes, 1890-1929.”
Utah Historical Quarterly 43 (Fall 1975): 379-89.
Tuttle, A. Theodore. “Released Time Religious Education Program of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints.” Master’s Thesis, Stanford University, 1949.

WILLIAM E. BERRETT