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BILDUNG

Dieser Eintrag behandelt:
Ansichten über Bildung
Bildungsstand
Siehe auch Akademien; Brigham Young Universität; Bildungswesen der Kirche; Intellektuelle Geschichte; Schulen; Sozial- und Kulturgeschichte.]

ANSICHTEN ÜBER BILDUNG

Die Glaubensartikel unterstreichen die weitreichende und fundamentale Rolle, die die Erkenntnis in den Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage spielt: „Wenn es etwas Tugendhaftes oder Liebenswertes gibt, wenn etwas guten Klang hat oder lobenswert is, so trachten wir danach” (GA 13). M. Lynn Bennion schrieb in Bezug auf die Verpflichtung der Heiligen der Letzten Tage dem Lernen und der Bildung gegenüber: „Es ist zweifelhaft, dass es eine Organisation gibt, die die Bildungsentwicklung ihrer Angehörigen vollständiger bestimmt als die Kirche Jesu Christi. Das Bildungswesen der Kirche heutzutage ist eine logische Erweiterung der von ihren Gründern verbreiteten Theorien” (Bennion, S. 2).

Die Bildungsideen und Praktiken der Kirche ergaben sich direkt aus bestimmten von Joseph Smith empfangenen Offenbarungen. Diese Offenbarungen betonen die ewige Natur der Erkenntnis und die entscheidende Rolle, die das Lernen in der geistigen, moralischen und intellektuellen Entwicklung der Menschheit spielt. Zum Beispiel: „Es ist unmöglich, dass man als Unwissender errettet werden kann” (LuB 131:6) – unwissend bleibt über seine ewige Natur und Rolle. „Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz – oder, mit anderen Worten, Licht und Wahrheit” (LuB 93:36). „Jeglicher Grundzug der Intelligenz, den wir uns in diesem Leben zu eigen machen, wird mit uns in der Auferstehung hervorkommen. Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein” (LuB 130:18-19). “Erkenntnis errettet einen Menschen, und in der Welt der Geister bedarf es ihrer” (LPJS, S. 360 . Eine oft zitierte Schriftstelle aus dem Buch Mormon lautet: „Und doch ist es gut, gelehrt zu sein, wenn man auf Gottes Ratschläge hört” (2 Ne. 9:29). Im Juni 1831 empfing Joseph Smith eine Offenbarung in Bezug auf die „Auswahl und das Schreiben von Büchern für die Schulen in dieser Kirche” (LuB 55:4) und eine weitere am 27. Dezember 1832, die die weitreichenden Aufgaben einer Bildung in der Kirche festsetzte:
Und ich gebe euch das Gebot, einander in der Lehre des Reiches zu belehren. Lehrt eifrig – und meine Gnade wird mit euch sein--, damit ihr noch vollkommener unterwiesen seiet in Theorie, in Grundsätzlichem, in der Lehre, im Gesetz des Evangeliums, in allem, was das Reich Gottes betrifft und was ratsam ist, dass ihr es versteht: das, was im Himmel und auf der Erde und ebenso unter der Erde ist; das, was gewesen ist, das, was ist, und das, was sich in Kürze begeben muss; das, was daheim ist, und das, was in der Fremde ist; Kriege und die Verwirrungen der Nationen und die Gottesstrafen, die auf dem Lande lasten; und auch Kenntnis von Lämdern und Reichen – damit ihr in allem bereit seiet [LuB 88:77-80].

Die Kirche wurde aufgrund der Überzeugung errichtet, dass ewiger Fortschritt von einem rechtschaffenem Leben und einer Zunahme an Erkenntnis, sowohl religiös als auch weltlich, abhängt. „Tatsächlich ist die Notwendigkeit des Lernens wahrscheinlich das am häufigsten angeführte Thema moderner Offenbarungen” (L. Arrington, „The Founding of the L.D.S. Institutes of Religion,” Dialog 2 [Sommer 1967]:137).

Joseph Smith und viele der frühen Pioniere der Kirche hatten eine puritanische Vergangenheit in Neu-England und Ehrfurcht vor Erkenntnis und Lernen (Salisbury, S. 258). Die HLT-Auffassung geht von dem Standpunkt aus, dass der Mensch vervollkommnet werden kann und dass er zu immer höheren moralischen, geistigen und intellektuellen Ebenen fortschreiten kann. In dieser Philosophie ist darüber hinaus die Erkenntnis jeglicher Art beim Bemühen des Menschen von Nutzen, sich in dieser und der nächsten Welt zu verwirklichen. „Es ist die Anwendung der Erkenntnis auf das geistige Wohlergehen des Menschen, welche das kirchliche Ideal der Bildung ausmacht” (Bennion, S. 125). Die frühen Führer der Kirche sahen daher letztendlich eine sehr geringe Trennung zwischen weltlichem und religiösem Lernen. Die HLT-Philosophie der Bildung ist sehr umfassend und geistig ausgerichtet. Diese Philosophie neigt dazu, das Weltliche mit dem Geistigen zu vereinigen, weil die zwei im HLT-Zusammenhang Teile desselben saumlosen Netzes sind (Bennion, S. 120-23).

1833 gründete Joseph Smith den ersten Bildungsversuch der Kirche, die Schule der Propheten in Kirtland, Ohio. Diese Schule widmete sich dem Studium von Geschichte, Politwissenschaften, Sprachen (einschließlich Hebräisch), Literatur und Theologie. Ihr Hauptzweck war es, Kirchenführer darauf vorzubereiten, ihre Berufungen als Missionare wirksam auszuführen, alle Menschen zu warnen und Zeugnis vom Evangelium abzulegen (LuB 88:80-81). Es setzte auch ein Beispiel für Erwachsenenbildung, das „in Missouri, Illinois und Utah, wo Eltern zusammen mit ihren Kindern nach Erkenntnis strebten”, nachgeahmt wurde (Bennion, S. 10).

1840 wollte Joseph Smith die Eingemeindung der Stadt Nauvoo, Illinois erreichen, und damit einhergehend die Vollmacht eine Universität zu errichten. Die Nauvoosatzung beinhaltete die Vollmacht „eine Lerninstitution innerhalb der Stadtgrenzen für das Lehren der Künste, Wissenschaften und gelehrter Berufe einzurichten und zu organisieren. Sie sollte „Universität der Stadt Nauvoo“ genannt werden“ (zitiert in Salisbury, S. 269).

Das erste akademische Jahr in Nauvoo war 1841-42. Die Universität befand sich wahrscheinlich unter den ersten städtischen Universitäten in den Vereinigten Staaten (Rich, S. 10). Bestimmt war es ein optimistisches und ehrgeiziges Unterfangen. Der Lehrplan umfasste Sprachen  (Deutsch, Französisch, Latein, Griechisch und Hebräisch), Mathematik, Chemie und Geologie, Literatur und Geschichte. Aber „die Daten sind zu spärlich, als dass sie den akademischen Wert des erteilten Unterrichts offenlegen. Wahrscheinlich war er überdurchschnittlich für höhere Schulen jener Zeit. Die Fakultät repräsentierte eine beachtliche Bildung und war wirklich eine recht bemerkenswerte Gruppe in einer Stadt an der Grenze des Wilden Westens” (Bennion, S. 25).

Der Mord Joseph Smiths im Jahre 1844 beendete abrupt den Traum der Universität der Stadt Nauvoo und brachte die schwierige Reise zum Great Basin in Gang. Trotz der Mühsal wurde die Bildung nicht vergessen. Brigham Young wies die ausziehenden Heiligen an, mindestens eine Abschrift jeder wertvollen Abhandlung über Bildung mit sich zu bringen – jedes Buch, jede Landkarte, Darstellung oder jedes Diagramm, das interessantes, nützliches und fesselndes Material enthalten könnte, um die Aufmerksamkeit von Kindern auf sich zu ziehen. Es sollte sie auch dazu bringen, gern lesen zu lernen. Außerdem sollten die Heiligen auch alle historischen, mathematischen, philosophischen, geographischen, geologischen, astronomischen, wissenschaftlichen, praktischen und alle anderen Arten von nützlichen und interessanten Schriften, Landkarten usw. bei ihrer Zielankunft dem allgemeinen Kirchenberichtführer vorlegen. Aus ihnen könnte wichtiges und interessantes Material gesammelt werden. Und die wertvollsten Werke könnten für jede Wissenschaft und jedes Fach zusammengetragen werden, um der heranwachsenden Generation zu nützen [MS 10 (1848): 85].

Die Satzung der Universität der Stadt Nauvoo diente als Grundlange für die Universität Deseret (jetzt die Universität Utah), die Brigham Young 1850 in Salt Lake City gründete. „Bildung”, sagte er einmal zum Aufsichtskommittees dieser Schule, „ist die Macht klar zu denken, die Kraft in der weltlichen Arbeit gut zu handeln und das Vermögen das Leben zu schätzen” (Bennion, S. 115). Er riet: „Ein guter Schullehrer ist ein höchstwichtiges Mitglied der Gesellschaft” (JD 10:225).

1851 gewährte die territoriale Legislative eine Satzung für „die Einrichtung und Regulierung von Schulen” (Bennion, S. 40). Aber einige Jahre lang überragte der Überlebenskampf die Anstrengungen, ein formales Bildungswesen einzurichten. Utahs erste Schulen waren privat. Eltern oder erwachsene Studenten bezahlten dafür. Und Klassen fanden je nach örtlichen Bedürfnissen, Interessen und Ressourcen entweder während des Tages oder am Abend statt (Rich, S. 13, 17-18). Die Anwesenheit stieg und fiel mit den Jahreszeiten und den Ansprüchen einer Agrargesellschaft, in der Arbeitskräfte knapp und wertvoll waren. Auch waren die Lehrpläne verschieden. Sie hingen oft von den akademischen Stärken oder Interessen des Lehrers ab. Einige Schulen boten traditionelle Fächer an, andere praktischere Studien wie das Zimmerhandwerk oder Maurerhandwerk. Die Existenz dieser Grenzlandschulen stand immer in Gefahr und ihr Betrieb wurde zeitweilig unterbrochen (Rich, S. 18). Aber sie stellten ein überzeugendes und oft rührendes Zeugnis der Bildungshingabe früher Mormonenpioniere dar, weil es für sie ein beträchtliches Opfer an knapper Zeit und Ressourcen bedeutete.

Brigham Youngs Lehrphilosophie war praktisch und pragmatisch. Aber er lehnte eine liberale Erziehung nicht ab, wie manchmal angenommen wurde. Er hatte einfach das Gefühl, dass sie im Bildungsumfeld seiner Zeit überbetont war (Bennion, S. 107). „Wird die Bildung mich ernähren und kleiden? Mich an einem kalten Tag warm halten oder mir helfen ein Haus zu bauen? Ganz und gar nicht. Sollten wir deshalb die Bildung herabsetzen? Nein. Wozu ist sie gut? Zur Verbesserung des Verstandes. Um uns in allen Künsten und Wissenschaften, in der Weltgeschichte und in den Landesgesetzen zu unterrweisen. Um uns zu befähigen, die Gesetze und Grundsätze des Lebens zu verstehen—und wie wir während unseres Lebens nützlich sein können” (JD 14:83). Er glaubte, dass „jede von den Menschenkindern gekannte und gelernte Kunst und Wissenschaft im Evangelium enthalten ist” (JD 12:257).

Präsident Youngs Lehrphilosophie wurde von Karl G. Maeser weiter verfeinert. Karl Maeser war ein deutscher Erzieher, der sich der Kirche angeschlossen hatte und 1860 nach Salt Lake City eingewandert war. 1876 ernannte Brigham Young Maeser zum Direktor der Brigham Young Akademie in Provo (siehe Akademien). „Die Entwicklung der Akademiebewegung und die Richtung der Kirchenrichtlinien in Bezug auf Bildung wurden zum Großteil durch diesen deutschen Erzieher bestimmt” (Bennion, S. 117). Seine Lehrauffassung umschloss den Glauben, dass „Wissen durch entsprechende moralische Eigenschaften begleitet werden sollte. Die Charakterformung hängt von der Art der Moralschulung ab, die das intellektuelle Wachstum begleitet” (Maeser, S. 43). Er behauptete, dass Religion „der wesentliche Erziehungsgrundsatz” und ihre „effektivste Motivierungskraft” war (Maeser, S. 56). Sein Unterrichtsplan, School and Fireside (1898), war einflussreich und weit verbreitet. Er zeigte klar die kritischen Aufgaben der Bildung auf: Sie bereitet Personen auf das praktische Leben in der Familie und in der Nation vor und schärft wesentliche Grundsätze der geistigen Entwicklung ein.

In den frühen Pioniertagen waren die meisten Schulen im Utah Territorium HLT-Schulen. Religion war also ein unerlässlicher Bestandteil des Lehrplans. Aufgrund der zunehmend verschiedenartigen Bevölkerung Utahs und der Verabschiedung des Edmunds-Tucker-Gesetzes im Jahre 1887, welches das Lehren von Religion in öffentlichen Schulen verbot, suchte die Kirche nach anderen Mitteln, um die geistige Anweisung für ihre jungen Leute sicherzustellen. Zwischen 1890 und 1929 sponserte die Kirche besondere Religionsklassen. Die Klassen wurden für Kinder in der ersten bis neunten Klasse in Gemeindeversammlungsgebäuden in einem Bestreben abgehalten, das „die erste Anstrengung der Mormonen war, weltliche Bildung zu ergänzen (aber nicht zu ersetzen)”. Es war „Amerikas erstes Experiment, während der Woche getrennte Religionsschulung für Kinder im öffentlischen Schulsystem zur Verfügung zu stellen” (Quinn, S. 379).

Diese Anstrengung entwickelte sich zum Bildungswesen der Kirche, das aus mehreren Ebenen besteht. Zuerst kommt das Seminar. Dies ist ein tägliches Religionserziehungsprogramm, das in einem Seminargebäude in der Nähe der Schule für Neunt- bis Zwölftklässler untergebracht ist. Hier werden das Buch Mormon, das Alte und Neue Testament und Lehre und Bündnisse behandelt. Zweitens: Religionsinstitute bestehen in der Nähe von Universitäten. Sie dienen Studenten mit Religionsklassen, die gewöhnlich zweimal pro Woche stattfinden, um in den Tagesplan einer Uni zu passen. Drittens: Die Kirche sponsert vier Anstalten der höheren Bildung: die Brigham Young Universität in Provo, Utah; die Brigham Young Universität-Hawaii in Laie, Hawaii; die Brigham Young Universität Idaho in Rexburg, Idaho und das LDS Business College in Salt Lake City. Zusätzlich sponsert die Kirche 7 Grundschulen, 13 Mittelschulen und neun Oberschulen in Mexiko und im Pazifik, die sowohl weltiche als auch religiöse Schulung bieten.

1988-1989 dehnte sich das Bildungswesen der Kirche auf 90 Länder und Territorien aus und diente etwa 250.000 Seminarschülern, 124.500 Institutteilnehmern, 37.600 Studenten an kircheneigenen Colleges und Universitäten und 9.300 Schülern an anderen Kirchenschulen. Das Bildungswesen der Kirche hat über 4.100 Vollzeit- und Teilzeitangestellte; darüber hinaus auch 15.000 Mitglieder, die berufen sind, in den Seminar- und Institutprogrammen zu unterrichten.

Insgesamt gesehen ist die Einstellung der Kirche der Bildung gegenüber in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich. Erstens: Die Kirche unterscheidet sich durch das Maß, in dem ihre Mitglieder, sowohl Kinder als auch Erwachsene, an den vielen Lernaktivitäten der Kirche teilnehmen: „Als Gruppe glauben wir an Bildung—das Sammeln an Erkenntnissen und die Schulung des Verstandes. Die Kirche selber ist eigentlich eine Bildungseinrichtung. Traditionell gesehen sind wir ein Volk, das die Bildung liebt” (Widtsoe, 1944, S. 666). Zweitens: Die Bildungsorientierung der Kirche ist für die Bildung wie ein wesentlicher Teil des religiösen Lebens: „Jedes Leben steht in Zusammenhang mit bestimmten grundlegenden Kernideen …. Die Tatsache, dass [Gott] weitere Offernbarung verheißen hat, ist für mich eine Herausforderung, aufgeschlossen zu bleiben und bereit zu sein, den Weg zu gehen, den mir meine Suche nach Wahrheit zeigt, wo immer er auch hinführen mag” (Brown, 1969, S. 11). Drittens: Die Kirche ist davon überzeugt, dass die Erkenntnis eine ewige Dimension hat, weil sie die Entscheidungsfreiheit und Entwicklung des Menschen hier und in der kommenden Welt fördert: „Sowohl kreative Wissenschaft als auch offenbarte Religion finden ihren vollsten und wahrsten Ausdruck im Klima der Freiheit…. Habt keine Angst vor neuen Ideen, denn sie sind Stufen des Fortschreitens. Ihr werdet natürlich die Meinungen anderer respektieren. Aber fürchtet euch nicht eine abweichende Meinung zu äußern—wenn ihr sachkundig seid ” (Brown, 1958, S. 2-3). Viertens: Es ist dringend notwendig, dass weltliches und geistiges Lernen nicht wettstreiten, sondern harmonieren: Heilige der Letzten Tage betonen nicht „die geistige Bildung des Menschen bis zur Vernachlässigung seiner intellektuellen und physischen Bildung….Auch sollte die intellektuelle und physische Bildung nicht als minderwertig, sondern die geistige Bildung als mehr wert angesehen werden” (Roberts, S. 122-23). „Weltliches Wissen soll erwünscht sein” als ein Werkzeug in den Händen der Rechtschaffenen, aber „geistiges Wissen ist eine Notwendigkeit” (S. Kimball, Faith Precedes the Miracle, S. 280).

BIBLIOGRAPHIE

Bennion, Milton Lynn. Mormonism and Education. Salt Lake City, 1939.
Brown, Hugh B. „An Eternal Quest-Freedom of the Mind.” BYU Speeches of the Year, 13. Mai, 1969.
Brown, Hugh B. „What Is Man and What He may Become.” BYU Speeches of the Year, 25. März, 1958.
Clark, J. Reuben, Jr. „The Charted Course of the Church in Education.” Provo, Utah, 1936.
Clark, Marden J. „On the Mormon Commitment to Education.” Dialogue 7 (Winter 1972): 11-19.
Gardner, David P., und Jeffrey R. Holland. „Education in Zion: Intellectual Inquiry and Revealed Truth.” Sunstone 6 (Jan.-Febr. 1981): 59-61.
Kimball, Spencer W. „Second Century Address.” BYU Studies 16 (Sommer 1976): 445-57.
Maeser, Karl G. School and Fireside. Utah, 1898.
Nibley, Hugh W. „Educating the Saints,” und “Zeal without Knowledge.” In Nibley on the Timely and the Timeless, Hg. T. Madsen, S. 229-77. Provo, Utah, 1978.
Quinn, D. Michael. „Utah’s Educational Innovation: LDS Religion Classes, 1890-1929.” Utah Historical Quarterly 43 (1975): 379-89.
Rich, Wendell O. Distinctive Teachings of the Restoration, S. 7-34, 161-88. Salt Lake City, 1962.
Roberts, B. H. „The Mormon Point of View in Education.” IE 2 (Dez. 1898): 119-26.
Salisbury, H. S. „History of Education in the Church of Jesus Christ of Latter Day Saints.” Journal of History 15 (Juli 1922): 257-81.
Widtsoe, John A. „The Returning Soldier.” IE 47 (Nov. 1944): 666, 701-702.
Young, Brigham. Discourses of Brigham Young, comp. John A. Widtsoe, S. 245-63. Salt Lake City, 1978.

DAVID P. GARDNER

BILDUNGSSTAND

Heilige der Letzten Tage haben einen bedeutend höheren Bildungsstand als die Bevölkerung der Vereinigten Staaten insgesamt. Im Gegensatz zur Norm für andere religiöse Gemeinschaften engagieren sich Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die höhere akademische Grade erlangt haben, eher in religiösen Praktiken und Aktivitäten in der Kirche, sowohl von einem persönlichen Standpunkt aus, als auch beim Dienen in ihrer Kirche.

Diese Erscheinungen sind vielleicht das Ergebnis der Betonung auf das Lernen und auf die Bildung, die in der Kirche so verbreitet ist. Heilige der Letzten Tage werden von Kindesbeinen an belehrt, dass sie die Schriften lesen und überdenken müssen (siehe Schriftenstudium). Die hohe Priorität, die Bildung im Leben der meisten Heiligen der Letzten Tage genießt, wurzelt in spezifischen Schriftstellen in der Bibel, dem Buch Mormon, der Lehre und Bündnisse und der Köstlichen Perle. Hier werden Heilige versichert, dass “es gut ist, gelehrt zu sein, wenn man auf Gottes Ratschläge hört“ (2 Ne. 9:29).

Heilige der Letzten Tage werden gelehrt, dass das, was sie in diesem Leben lernen, mit ihnen in die Ewigkeit gehen wird (LuB 130:18-19), dass der Erwerb aller Wahrheit und Erkenntnis jedem einzelnen zur Verfügung steht. Sie sind Gaben Gottes. Aber jeder einzelne muss durch eifrige Anstrengungen zu lernen würdig dazu sein. Von der Wiege bis zur Bahre hören Kirchenmitglieder von der Kanzel, lernen sie in Kirchenversammlungen und lesen sie in den Schriften, dass jeder einzelne lernen und an Talenten und Fähigkeiten zunehmen muss. Eine schnelle Erwiderung an ein jugendlichen Mitglied der Kirche , das sich vielleicht beschwert, dass er nichts Interessantes oder Herausforderndes zu tun findet, ist, die Schriften zu lesen, in guten Büchern zu suchen und die Gebote zu befolgen, um sich zu verbessern. Dies sollte nicht nur heute und morgen getan werden, sondern in Ewigkeit, weil das, was man lernt, ein Besitz ist, der nie verschwindet. Heilige der Letzten Tage werden belehrt, dass sie zwar ihren Wohlstand oder irdischen Besitz nicht ins nächste Leben mitnehmen können, dass aber alles, was sie lernen, ein ewiger Besitz sein wird.

Die Einrichtung von Schulen und Colleges ist seit der Gründung der Kirche eine Priorität. Nur drei Jahre nach der Organisation der Kirche im Jahre 1830 errichtete der Prophet Joseph Smith die Schule der Propheten in Kirtland, Ohio. Nur sieben Monate nach der Ankunft der Pioniere im Großen Salzseetal wurde eine Universität gegründet (siehe Universität Deseret). Die ganze Geschichte der Kirche hindurch wurden Schulen in Ohio, Missouri, Illinois und Utah und an buchstäblich jedem anderen Ort, wo sich die Heiligen angesiedelt haben, eingerichtet.

In Utah, wo ein Großteil der Bevölkerung Mitglieder der Kirche sind, reagieren Jugendliche auf Grundsätze der Schriften, die die Wichtigkeit des Lernens betonen, indem sie sich in großen Scharen in fortgeschrittenen Kursen an der Oberschule eintragen, die College-Punkte anrechnen. Gemäß dem vom US-Bildungsministerium 1989 herausgegebenen Jahresbericht steht Utah mit dem Prozentsatz an Schülern in der obersten Klasse, die fortgeschrittene Kurse belegten, unter allen fünfzig Staaten an erster Stelle (US-Bildungsministerium Staatliche Bildungsleistungs-Tabelle, 1989). Dies trotz der Tatsache, dass Utah in Bezug auf durchschnittliche Ausgaben pro Schüler unter den niedrigsten Staaten rangiert.

Ein anderer Faktor motiviert HLT-Jugendliche, sich für Collegestunden zu qualifizieren, während sie noch an der Oberschule sind: die starke Erwartung in den meisten ihrer Familien, dass sie als Missionare für die Kirche dienen werden. Da das College für eine Mission unterbrochen wird, kann ein Teil der verlorenen Zeit durch eifrige Teilnahme an fortgeschrittenen Kursen, die an Oberschulen angeboten werden, aufgeholt werden.

Die Motivierung eine höhere Bildung zu erreichen, erstreckt sich über die Familie und die Schriften hinaus noch weiter. Hervorragende Leistungen und Meilensteine im Bildungserwerb werden in Kirchenversammlungen von der Kanzel aus anerkannt, wo örtliche Führer bemerkenswerte akademische Leistungen hervorheben. Die Deseret News, die von der Kirche herausgegebene Tageszeitung, bringt es noch mehr in Schwung, indem sie ein jährliches “Sterling-Schüler” Programm sponsert, das hervorragende Schüler an öffentlichen Oberschulen hervorhebt. Dieses Programm bringt die besten Schüler in verschiedenen Lernbereichen auf dem Oberschulniveau groß heraus. Das ganze hat seinen Höhepunkt in Fotos und Kurzbiographien von den Vorschlussrunden- und Schlussrundenteilnehmern.

Wegen ihrer Bildungsorientierung bekommen Heilige der Letzten Tage eine höhere Ausbildung als die US-Bevölkerung insgesamt (Albrecht und Heaton, S. 49). Während 53,5 Prozent der männlichen Mitglieder und 44,3 Prozent der weiblichen  wenigstens etwas Bildung über die Oberschule hinaus aufweisen, haben nur 36,5 Prozent der Männer und 27,7 Prozent der Frauen in der US-Bevölkerung insgesamt irgendeine Art von Bildung auf College-Niveau nach der Highschool.

Albrecht und Heaton fanden auch, dass dieser traditionell hohe Bildungsstand unter Heiligen der Letzten Tage nicht auf eine verminderte religiöse Hingabe hinausgelaufen ist. Vom Religiösen Forschungszentrum Princeton (1982) veröffentlichte nationale Umfragedaten zeigen das Gegenteil für den Einfluss höherer Bildung auf die Nation als Ganzes: je höher der Bildungsstand, desto niedriger der Grad an religiösem Eifer. Die Daten des Princeton Centers lassen darauf schließen, dass es im Allgemeinen für akademisch voreingenommene Personen recht schwierig ist eine Weltansicht zu vertreten, die gleichzeitig religiös und auch gelehrt ist. Aber laut Forschung von Albrecht und Heaton (1984, S. 43-57) finden sich intellektuelle HLTs seltener in diesem Dilemma. In diesen Studien wurde Religiösität anhand von finanziellen Spenden, Erweisen von Dienst und dem Beiwohnen von Kirchenversammlungen gemessen.

BIBLIOGRAPHIE

Albrecht, Stan L., und Tim B. Heaton. „Secularization, Higher Education, and Religiosity.” Review of Religious Research 26 (Sept. 1984): 43-58.
Princeton Religious Research Center. Religion in America. Princeton, N.J., 1982.
United States Department of Education. State Education Statistics: Student Performance Chart. Washington, D.C., 1989.


TERRELL H. BELL