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BETEILIGUNG UND FÜHRERSCHAFT VON LAIEN

Eine der wichtigen und bezeichnenden Eigenschaften der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist die Beteiligung und Leitung von Laien an kirchlichen Asufgaben und Ämtern. Ehrenamtlicher Dienst in der Kirche ist sehr umfangreich, sowohl in der Anzahl der Beteiligten als auch im Ausmaß ihres Dienstes.

Das Errichten des Reich Gottes auf Erden wird praktisch dadurch erreicht, dass viele Menschen als Laien in zahlreichen Aufgabenbereichen oder Berufungen dienen. Sie sprechen in Kirchenversammlungen und dienen als Sportleiter, Lehrer, Spezialisten für Familienforschung, Finanzsekretäre und Präsidenten der Frauen- und Männerorganisationen. Das Ziel vieler Führungspersonen ist jedem Mitglied eine Berufung zu geben. Dieses Bestreben spiegelt den Glauben daran wider, dass man durch Dienen persönlich wächst. Millionen von Menschen dienen in der Kirche. Dieser Dienst erfordert einen erheblichen Zeitaufwand. In einer Studie haben Forscher herausgefunden, dass ein Bischof, der Leiter einer örtlichen Kirchengemeinde, durchschnittlich etwa 27 Stunden pro Woche seinen kirchlichen Pflichten nachgeht. Dementsprechend investiert die Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung oder Organisation für Frauen 13 Stunden, der Gemeindesekretär 8 Stunden usw. Im Jahr 1990 dienten fast 50 000 Männer und Frauen als 1 1/2 bis 2 Jahre lang.. Als Vollzeitmissioanare Mitglieder und Leiter in der Kirche werden durch eine weitreichende Kirchenorganisation organisiert und unterstützt, die mit einem umfangreichen Personal von Mitarbeitern hauptsächlich  in Salt Lake City, Utah, ihren Haupsitz hat.

Die Schriften weisen darauf hin, dass ein Mann von Gott berufen sein muss, um in einem Amt des Priestertums zu dienen (Hebräer 5:4; A von F 5). Ebenso werden Männer und Frauen durch Prophezeiung und durch Händeauflegen berufen, um einander in unterschiedlichen Situationen zu dienen. Keine Kirchenberufung erfordert eine umfassende, offizielle Schulung. Der Herr fasste die Vorraussetzungen zum Dienen zusammen, als er über die Missionsarbeit sprach: „Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe, das Auge nur auf die Herrlichkeit Gottes gerichtet, befähigen ihn [das Mitglied] für das Werk“ (LuB 4:5).

Obgleich es nicht auf formale Weise geschieht, werden Führerschaftsschulungen verschiedener Art angeboten. Erstens und am allerwichtigsten ist, dass Mitglieder früh und wiederholt die Gelegenheit bekommen zu dienen, wodurch sie aus Erfahrung lernen können. Ab dem Alter von 12 Jahren können junge Männer und Frauen als Lehrer für Kinder dienen, oder als Teil der Klassenpräsidentschaften sowie des Kommitees für Aktivitäten der Jugendlichen. Zusätzlich helfen den Lehrern Kurse zur Lehrerausbildung sowie Lektionen, die sie unterstützen während sie in ihrer Berufung dienen. Ebenso geben Führerschaftsschulungen den Leitern verschiedener Organisationen Anleitung. Leitfäden und Handbücher beschreiben die Verantwortungen derer, die in verschiedenen Organisationen dienen, sowohl auf Gemeinde- als auch auf Pfahlebene.

Die Beteiligung und Führerschaft von Laien hat einige Auswirkungen auf die Kirche und ihre Mitglieder. Ein Teil der Mission der Kirche ist die Heiligen zu vervollkommnen (Epheser 4:12), und das Wachstum einzelner Mitglieder zu fördern. Die Beschäftigung freiwilliger Mitglieder auf allen Organisationsebenen mag für keine Spitzenleistung garantieren, aber Mitglieder können durch hilfreiche Erfahrungen und gegenseitigen Umgang Fortschritt machen. Ehrenamtliches Personal bedeutet, dass Mitglieder in den meisten Berufungen dihre kirchlichen Aufgaben zusätzlich zu ihrer regulären Arbeit und anderen Verantwortungen verrichten. Dies bietet ihnen die Möglichkeit Opfer zu bringen und ihre Verpflichtungen im Gleichgewicht zu halten. Im Allgemeinen zeigen dienende Mitglieder stets ein hohes Maß an Verpflichtung gegenüber der Kirche. Teilweise liegt es daran, dass ihnen ihre Verantwortung einen Beitrag zu leisten bewusst ist und diese zu erfüllen ihnen Genugtuung verschafft. Da keine professionelle Schulung verlangt wird, verringert die Leitung von Laien das Gefühl einer Hierarchie und lässt Einigkeitsgefühle zunehmen. Der Musikbeauftragte für Kinder mag der Form halber eine bessere Ausbildung haben als der Bischof. Nachdem der Bischof vielleicht nach ein paar Jahren von seiner Berufung entbunden wird, könnte er nun zum Beispiel  als Musikbeauftragter für Kinder dienen. Gelegenheiten verschiedenartige Berufungen anzunehmen  und zugleich von anderen Mitgliedern mit unterschiedlichen Fähigkeiten unterrichtet oder geführt zu werden kann das Gefühl von Bruder- und Schwesternschaft aller Mitglieder verstärken.

Viele Berufungen erfordern, dass Männer und Frauen als Verwalter dienen, indem sie praxisbezogene Aufgaben erfüllen, damit alles in der Organisation glatt läuft. Der Verwalter spielt zwar eine wichtige Rolle, doch handelt es sich dabei nicht um den entscheidensten Aspekt der Führerschaft, nämlich die Missionsarbeit. Die Ermahnung Christi „Weide meine Schafe“ (Johannes 21:15-17) bezieht sich auf die Jüngerschaft in den letzten Tagen. Merkmale, die eine effektive und geistige Führung ausmachen, sind solche, die jeden einzelnen dazu befähigen, seinen Brüdern und Schwestern das Evangelium zu predigen. Darin inbegriffen ist der Wille nach dem Rat des Herrn zu trachten und diesen zu befolgen, wenn der Heilige Geist diesen kundtut. Dies kann für jemanden allein, als auch zum Vorteil anderer geschehen, die Führung bedürfen. Hinzu kommt, dass Leiter in der Kirche die Bedeutung und Pflichten ihrer Führungspositionen verstehen müssen. Sie sollten danach trachten ihre Verantwortung in Demut und Sanftmut zu erfüllen. Gute Leiter verstehen die Bedeutung ihrer Aufgabe anderen zu dienen (Matthäus 20:27). Auf diese Weise sind jene doppelt gesegnet, indem sie durch ihre Führungspositionen Erfahrungen sammeln und durch selbstloses, Christus ähnliches Dienen den Herrn besser kennenlernen (Mosia 5:13).

Das Evangelium lehrt, dass dieses Leben eine Zeit der Vorbereitung auf das kommende Leben ist , wobei sich alle Menschen sich auf einem Weg ewigen Fortschritts befinden. Die Beteiligung von Laien spielt eine wichtige Rolle für diesen Fortschritt, indem sie Möglichkeiten zum Dienen und Lernen bereitet. Berufungen in der Kirche bieten viele solche Möglichkeiten praktische Fähigkeiten und geistige Eigenschaften zu entwickeln, die zum fortwährenden Dienen und zu einem erfüllten Leben beitragen. Jeder einzelne mag über einen längeren Zeitraum viele verschiedene Berufungen haben, wobei manche Berufungen gelegentlich komplexer und einflussreicher werden. Heilige der Letzten Tage werden jedoch dazu angehalten solche Veränderungen nicht als eine Art von Beförderung zu betrachten. Berufungen, die sichtbarer oder einflussreicher sind, sind nicht von größerer Wichtigkeit als demütiges und privates Dienen. Der entscheidende Fortschritt zeigt sich weder für den einzelnen noch für den Herrn darin, in welchen verschiedenen Berufungen man gedient hat. Er zeigt sich in der zunehmenden Aneignung Christus ähnlicher Eigenschaften, die man über die Jahre durch gebetserfülltes und fürsorgliches Dienen entwickelt hat. Das Potential persönlich zu wachsen und rechtschaffenen Einfluss auszuüben ist ebenso groß für Kindergartenbeauftragte wie für Pfahlpräsidenten.

Schriften der Heiligen der Letzten Tage ermutigen eine ausgedehnte Teilnahme. Männer und Frauen „sollen sich voller Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun“ (LuB 58:27). Im Buch Mormon lehrt König Benjamin, dass „wenn ihr im Dienste eurer Mitmenschen seid, ihr nur im Dienste eures Gottes seid“ (Mosia 2:17). Obwohl er in allem ein Meister war, betonte Christus seine Rolle als Diener. Dadurch gab er ein Beispiel, dem wir folgen sollen (Johannes 13:15). Das Dienen ist eine Vorraussetzung dafür Christus ähnlicher zu werden. Es ist ein Mittel, um Einigkeit zu erreichen. Diese Einigkeit ist es, was die Menschen Gottes von anderen unterscheidet.. Da das Dienen als eine Form der Gottesverehrung betrachtet wird, sind die Kirche und ihre Mitglieder dazu verpflichtet sich als Laien zu beteiligen und Führungspositionen zu übernehmen.

PAUL H. THOMPSON