Heilige der Letzten Tage glauben, dass man Gottes Umgang mit den Menschen dokumentieren sollte. Ohne heilige Aufzeichnungen muss ein Volk unwillkürlich „in Unglauben verfallen und zugrunde gehen“ (1 Ne. 4:13). In einer der zuerst empfangenen Offenbarungen, nachdem die Kirche formell organisiert worden war, erfuhr der Prophet Joseph Smith, dass „ein Bericht von euch geführt werden soll“ (LuB 21:1). Diese Anweisung, einige Jahre später gefolgt von der Anweisung „die verleumderischen Veröffentlichungen zu sammeln, die im Umlauf sind“ (LuB 123:4), führte zur Ernennung einer Reihe von Kirchenhistorikern, die alle einen Bericht der Aktivitäten Joseph Smiths, seiner Nachfolger und der Kirche im Allgemeinen führen sollten (Siehe Berichtführung). Viele dieser fortlaufenden Chroniken, zusammen mit der Anhäufung von tagtäglichen Berichten von Kirchenunternehmen und der Dokumente von Kirchenmitgliedern, bilden die Grundlage des modernen Kirchenarchivs in Salt Lake City. Die Einrichtung solcher Archive fand statt, als es wenige historische Gesellschaften und keine nationalen oder staatlichen Archive in den Vereinigten Staaten gab.
Andrew Jenson, der 50 Jahre lang (1891-1941) als Hilfskirchenhistoriker diente, suchte unermüdlich HLT-Gemeinschaften und Missionen im Ausland nach Berichten ab. Er schrieb Geschichten von Hunderten lokaler Gemeinden, Zweigen, Missionen und Siedlungen und richtete ein System ein, so dass örtliche Führer Manuskriptgeschichten (vierteljährliche Berichte von Kirchenereignissen und Aktivitäten) produzieren konnten. Seine Anstrengungen bereicherten die Kirchenarchive erheblich, und die Berichte nehmen mit den Spenden von Dokumenten und Tagebüchern vieler Kirchenmitglieder über die Jahre weiterhin an Zahl zu. Wegen des Wachstums der Kirche werden Versammlungsprotokolle lokaler Gemeinden nicht mehr an das Archiv geschickt, und die Manuskript-Geschichten wurden durch kurze historische Jahresberichte ersetzt.
In den Anfangstagen der Kirche suchten Führer nach Texten, die eine gute Allgemeinbildung und kulturelles Verständnis zeigten. Eine Bibliothek wurde in Nauvoo in der Siebziger Halle eingerichtet, die viele Bücher enthielt, einschließlich solcher, die Missionare mitbrachten, die außer Landes gedient hatten. Obwohl die Aufteilung der Bibliothek in Nauvoo unbekannt ist, fuhren die Heiligen der Letzten Tage fort, Bibliotheken einzurichten, nachdem sie westwärts gezogen waren.
Heutzutage wird die historische Hauptbibliothek der Kirche von der Historischen Abteilung der Kirche in Salt Lake City aufrecht erhalten und überwacht. Sie strebt danach, eine so komplette Sammlung wie möglich über die HLT-Erfahrung in der ganzen Welt zu bewahren. Sie bewahrt eine Kopie jeder Ausgabe aller offiziellen Kirchenveröffentlichungen in jeder Sprache. Sie versucht alle Veröffentlichungen zu sammeln, in denen die Kirche oder die Heiligen der Letzten Tage erwähnt werden. Sie enthält auch eine bedeutende Sammlung von Werken, die durch und über schismatische Gruppen, die Lehren Joseph Smiths oder im Buch Mormon folgen, veröffentlicht wurden.
Vielleicht die bekannteste aller HLT-Bibliotheken ist das Genealogie-Archiv. Mit annähernd 1,6 Millionen Mikrofilmspulen enthält es genealogische Rohdaten und Kopien veröffentlichter Bücher, sowohl als auch eine Sammlung von gut 200.000 Hartkopie-Bänden. Das Genealogie-Archiv wird von Genealogen aus der ganzen Welt benutzt. Seine Ressourcen stehen durch ein Netz von mehr als 1.500 lokalen HLT-Genealogie-Forschungsstellen zur Verfügung. Jede Forschungsstelle wird von Freiwilligen besetzt. Jede Forschungsstelle hat einen Katalog des Hauptarchivs und kann Mikrofilmkopien vom Großteil der Sammlung anfordern. Ferner betreibt die Kirche Bibliotheken/Medienzentren in jedem Versammlungsgebäude, um den Lehrplan der Lehrorganisationen der Kirche zu unterstützen.
Viele College- und Universitätsbibliotheken sowohl als auch andere Forschungseinrichtungen unterhalten bedeutende Sammlungen über die Mormonen und die Kirche. Die Brigham Young Universität, Utah State Universität und die Universität Utah besitzen alle bedeutende HLT-Sammlungen. Die anderen Colleges und Universitäten in Utah habe ebenfalls bemerkenswerte Materialien, wie auch die Historische Gesellschaft des Staates Utah, das Museum der Töchter von Utah-Pionieren und das Utah-Staatsarchiv. Außerhalb von Utah hat die Library of Congress in Washington, D.C. viele Veröffentlichungen über die Heiligen der Letzten Tage gesammelt. Das National-Archiv enthält viele Berichte, die die Beziehung der amerikanischen Bundesregierung mit den Mormonen und dem Utah Territorium beschreiben. Forschungssammlungen an der Yale Universität, der öffentlichen Bibliothek New York, Princeton Universität, der Universität Michigan, der Historischen Abteilung der Reorganisierten Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, der Universität Kalifornien in Berkeley und der Huntington Bibliothek (San Marino, Kalifornien), sowohl als auch vieler anderer Bibliotheken überall im Westen, sind Ressourcen für Gelehrte, die nach HLT-Materialien suchen. Tatsächlich kann man Aufzeichnungen über Mormonen in jedem beliebigen der zahlreichen Archive und Manuskript-Bibliotheken überall in den Vereinigten Staaten finden.
BIBLIOGRAPHIE
Evans, Max J. „A History of the Public Library Movement in Utah“. Master-These, Utah Staats-Universität, 1971.
Evans, Max J. und Ronald G. Watt. „Sources for Western History at the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints“. Western Historical Quarterly 8 (July 1977):303-312.
MAX J. EVANS
