Frauen in der Kirche werden regelmäßig von Besuchslehrerinnen besucht und empfangen von ihnen Unterweisung oder anteilnehmende Hilfe. Dies geschieht gewöhnlich zu Hause durch persönlichen Kontakt. Zweck ist es, die Schwesternschaft zu fördern, inspirierende Botschaften mitzuteilen und Bedürfnisse herauszufinden, bei denen die zeitlichen und geistigen Ressourcen der Kirche hilfreich eingesetzt werden könnten.
Konkret bedeutet dies, dass die Leiterin der Frauenhilfsvereinigung (FHV) oder ihre Ratgeberinnen auf Gemeindeebene Besuchslehrpaare zuteilen, um mit bestimmten Familien über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder sogar Jahren in Kontakt zu bleiben. Frauen oder Familien mit besonderen Bedürfnissen, wie Neubekehrte, weniger Aktive, alleinstehende Mütter, Geschiedene, Witwen, Senioren sowie Kranke, Sterbenskranke oder unter anderen Schwierigkeiten Leidende stehen in häufigerem Kontakt.
Bereits kurz nach der Gründung der Frauenhilfsvereinigung im Jahre 1842 wurde der Bedarf für solche Besucherinnen erkannt. Bei dem zweiten Treffen der Vereinigung am 24. März schlug Emma Smith, die Frau des Propheten Joseph Smith, vor, Personen zu ernennen, die sich um die Armen kümmern sollten. Am 28. Juli 1843 wurde ein Bedürfnis-Kommitee mit 16 Mitgliedern ernannt, welches „die Armen und Leidenden herausfinden, die Reichen um Hilfe bitten und dementsprechend so weit wie möglich die Bedürfnisse aller befriedigen“ sollte. Die ursprüngliche Funktion dieses Kommitees war zweierlei: „Die Umstände der besuchten Familie zu ermitteln und Spenden für wohltätige Zwecke anzunehmen“ (General Board, 1942, S. 43-44; 1966, S. 68).
In den frühen Jahren der Kirche in Nauvoo, Illinois, berichteten die Besuchslehrerinnen in Gegenwart aller Mitglieder ihre Besuche bei dem regulären Treffen der Frauenhilfsvereinigung und nannten spezifische Beispiele für Bedürfnisse. Während dieser Zeit war es außerdem Brauch, dass die Bersuchslehrerinnen die gespendeten Waren für bedürftige Familien portionierten und verteilten.
1921 wurden die Besuchslehrerinnen von der persönlichen Verantwortung, die materiellen Bedürfnisse der Familie festzustellen und zu befriedigen, freigestellt. Stattdessen berichten sie von diesem Zeitpunkt an vertraulich (an die Leiterin der Frauenhilfsvereinigung in der Gemeinde) alle Fälle von Krankheit oder Bedürfnis, die der Aufmerksamkeit bedürfen.Wenn die FHV-Leiterin einen solchen Bericht hört, besucht sie die Familie entweder selbst oder beauftragt die Besuchslehrerinnen oder jemand anders, als Repräsentant der Vereinigung Hilfe zu leisten. Im Falle eines wirtschaftlichen Bedürfnisses untersuchen die FHV-Leiterin und der Bischof der Gemeinde die Umstände der Familie vertraulich, um Hilfe durch Kirchenressourcen und Hilfsmittel zu arrangieren, die der Situation, die das Bedürfnis verursacht, entgegenzuwirken. Diese Aufgabenänderung versetzte Besuchslehrerinnen in die angenehmere Rolle freundlicher Besucherinnen, die eine Botschaft der Vereinigung in das Zuhause bringen und dabei immer noch die ursprüngliche Aufgabe des Propheten Joseph Smith erfüllen, „die Brüder zu guten Werken anzustacheln, indem sie sich um die Bedürfnisse der Armen sorgen - nach Objekten der Nächstenliebe suchen und ihnen ihren Bedürfnissen entsprechend dienen“ (General Board, 1966, S. 18).
Eine Beobachtung Eliza R. Snows, einer frühen Leiterin der Organisation der FHV, bringt den Geist des Besuchslehrens auf den Punkt: „Oftmals bewirkt eine freundliche Bekundundung – ein paar Worte des Rates oder sogar ein warmes und liebevolles Händeschütteln – mehr Gutes und wird mehr geschätzt als ein Portomonnaie mit Gold“ (General Board, 1966, S. 40).
Die Präsidenten betonen immer wieder die Wichtigkeit vom Besuchslehren. Spencer W. Kimball ermahnte die Besuchslehrerinnen, das zu tun, was auch die Priestertumsführer machen und „immer über die Kirche zu wachen“ – nicht nur 20 Minuten im Monat, sondern immer – „und bei ihnen zu sein und sie zu stärken“ – nicht ein Klopfen an der Tür, sondern bei ihnen zu sein, sie hochzuheben, sie zu stärken, sie zu befähigen und zu bestärken – „und zu sehen, daß es....kein Übeltun gibt, auch keine Härte gegeneinander,...weder Verleumden noch üble Nachrede“ (LuB 20:53-54)....Wie glorreich ist das Privileg zweier Schwestern, in ein Zuhause zu gehen, alles, was schädlich ist, herunterzuschrauben und stattdessen all die Vollmächte der Kirche, die Kirche selbst, ihre Lehren, ihre Richtlinien und ihre Praktiken aufzubauen – „und zu sehen, daß [sie] sich oft versammel[n]....und ihre Pflicht erfüllen“ (LuB 20:55) [Ensign, Juni 1978, S. 24].
Das Besuchslehren ermöglicht jeder Schwester, in der Kirche zu dienen.Ob man inaktiv, single oder verheiratet, neu getauft oder langjähriges Mitglied ist – jeder kann effektiv als Besuchslehrerin dienen.
Aufgrund ihrer Feinfühligkeit gegenüber dem Zuhause und der Familie und der daraus resultierenden Fähigkeit, Bedürfnisse zu identifizieren, die andernfalls verborgen blieben, geben Besuchslehrerinnen dem Bischof und der FHV-Leiterin ergänzende Unterstützung. Sie können außerdem ein schnell organisiertes Korps in Zeiten des Notfalls, der Krise oder des Todes werden. Unzählige Geschichten stellen die Effektivität des Besuchslehrprogramms dar – seines sich ausdehnenden wesentlichen Dienstes, seiner Liebe und seines Mitgefühl für Mitglieder, besonders für die Schwestern der Kirche. (Siehe auch Dienst am Nächsten)
BIBLIOGRAPHIE
General Board of the Relief Society. A Centenary of Relief Society. Salt Lake City, 1942.
General Board of the Relief Society. History of Relief Society-1842 -1966. Salt Lake City, 1966.
Relief Society Handbook, pp. 3-4. Salt Lake City, 1988.
MARIAN R. BOYER