Die Besiedlung Arizonas durch Mormonenpioniere begann Mitte des 19. Jahrhunderts und dauerte bis nach 1900 an. Die meisten Siedler kamen zwischen 1873 und 1890 nach Arizona, die ersten 1846 mit dem Mormonenbataillon, als es von Santa Fe nach Südkalifornien marschierte. Später, in den fünfziger und sechziger Jahren, erkundeten Missionare - wie Alfred Billings, Jacob Hamblin, Ira Hatch und Thales Haskell - das Gebiet. Bis 1870, als das Interesse am Transport auf dem Colorado River, an Weideland, Grenzüberwachung und an der Wüste als Zufluchtsort zunahm, wurden Callsville und Lees Ferry am Colorado River und Pipe Spring am Arizona Strip gegründet.
1873 begann die Besiedlung Arizonas (siehe KOLONISATION) große Ausmaße anzunehmen. Brigham YOUNG plante zusammen mit Thomas L. Kane, einen Kolonisationsvorstoß, der sich schließlich von Salt Lake City bis zu dem Mormonenhafen Guaymas in Mexiko ausdehnte. Eine Gruppe von Kundschaftern unter Lorenzo Roundy suchte Gelände für zwei Städte im San-Francisco-Gebirge und im Einzugsgebiet des Little Colorado River. Brigham Young berief 200 Pionier- und Indianermissionare, die im Winter 1872 und im Frühjahr 1873 ohne gründliche Vorbereitung nach Süden eilten. Der Trupp blieb in der Wüste nördlich des Colorado River stecken, und die Missionare zogen nach Utah zurück. Nur John D. Lee und einige andere hielten in Lees Ferry und Moenkopi aus.
Zwei Jahre lang ruhte die Bewegung nach Süden, aber als man sie wieder aufnahm, konzentrierte man sich auf Siedlungen auf der Grundlage der VEREINIGTEN ORDNUNG und Missionen bei den Indianern. Die Missionare James S. Brown und Daniel W. Jones führten Expeditionen nach Süden, und vier Kolonistengruppen unter Führung von Lot Smith wurden entsandt. Lot Smith war ein zäher Veteran des Mormonenbataillons und hatte sich durch mutige Taten gegen die Utah Expedition einen Namen gemacht. Auf der Grundlage der Vereinigten Ordnung gründeten diese Kolonisten 1876 die Ortschaften Sunset, Brigham City, Obed und Joseph City am unteren Little Colorado. Bis 1878 hatten Heilige der Letzten Tage weiter flussaufwärts Snowflake, Taylor, St. Johns, Concho und Eager sowie andere Siedlungen im westlichen Teil New Mexikos besiedelt. Kolonisten zogen auch weiter nach Süden ins Salt-River-Tal und gründeten mehrere Städte, unter anderem Mesa und Lehi. Andere siedelten sich in Pima, Thatcher und Safford im Gebiet des Gila River und in St. David am San Pedro River an.
Die starke Motivation der ersten Gruppen, die Vereinigte Ordnung einzuführen, schwächte bald ab, und nach 1877 wurden die Ortschaften auf einer weniger kommunalen Grundlage organisiert. Selbst die stärksten Verfechter der Vereinigten Ordnung in Sunset und Joseph City hatten bis 1886 die kommunale Organisation aufgegeben. Auch die Missionsarbeit bei den Indianern erlosch allmählich, als der wirtschaftliche Wettbewerb zwischen Indianern und Weißen Spannungen erzeugte. Obgleich die Bewässerung ein dauerndes Problem war, blühten bald wohlhabende Landwirtschaftsdörfer in allen Siedlungsgebieten der Mormonen auf. Unter Führung von John W. Young beteiligten sich Heilige der Letzten Tage in Arizona maßgeblich sowohl am Bau der Santa-Fe-Eisenbahnlinie als auch an der Viehzucht im Arizona Strip und in der Nähe von Flagstaff. Sie errichteten eine Filiale der Zion's Cooperative Mercantile Institution ZCMI und betrieben Handel, Güterverkehr und Bankwesen.
Das politische Leben in Arizona war für die Heiligen der Letzten Tage zunächst problematisch. Bis 1880 arteten Reibereien zwischen Mexikanern, Ranchern und Händlern im Kreis Apache in ernsthafte Auseinandersetzungen aus. 1884 wurden David K. Udall und ein paar andere ins Gefängnis geworfen, weil sie die Mehrehe praktizierten. Viele andere flohen nach Mexiko. Nachdem die Kirche aber 1890 das Manifest veröffentlicht hatte, wurde das Zweiparteiensystem angenommen, und Mitglieder der Kirche fanden in den politischen Institutionen Arizonas einen Platz.
Die föderale Volkszählung von 1890 verzeichnete 6500 Heilige der Letzten Tage in Arizona. Obgleich die Besiedelung durch Mitglieder der Kirche bis ins 20. Jahrhundert fortgesetzt wurde, endete die Pionierphase bis 1900. Bis dann sahen sich Mitglieder der Kirche als alteingesessene Bürger Arizonas und wurden von anderen auch so angesehen. Sie stellten ein unverkennbares kulturelles Element in Arizona dar.
Der Bau des Tempels in Mesa, der 1927 geweiht wurde, war Ausdruck der Bedeutung Arizonas für die Kirche, und gewährte geborenen Amerikanern und anderen Mitgliedern der Kirche in Mexiko näheren Zugang zu den Tempelverordnungen. Unter den Kirchenführern im zwanzigsten Jahrhundert, die aus Arizona stammen, war Spencer W. Kimball, der von 1973 bis 1985 Präsident der Kirche war. Im Jahre 1990 wohnten 236,000 Heilige der Letzen Tage in Arizona, die meisten in städtischen Gebieten.
BIBLIOGRAPHIE
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CHARLES S. PETERSON