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Anton

Die Anthon Transkription war ein Bogen Papier, von dem man annahm er sei verloren gegangen, auf den Joseph Smith Muster „reformiert ägyptischer“ Schriftzeichens von den Tafeln des Buches Mormon kopiert hatte. Im Winter des Jahres 1828 zeigte Martin Harris diese Schriftzeichen Dr. Charles Anthon vom Columbia College (jetzt Columbia Universität), daher der Name.

Im Februar 1828 besuchte Martin Harris, ein Landwirt aus Palmyra im Budesstaat New York, den Propheten Joseph Smith, der damals in Harmony in Pennsylvanien wohnte, wo er gerade angefangen hatte, das Buch Mormon zu übersetzen (siehe Buch Mormon Übersetzung durch Joseph Smith). Smith hatte sich vorher an Harris gewandt, um Geldmittel für die Übersetzung zu erhalten. Nun kam Harris nach Harmony, um Muster der reformiert ägyptischen Schriftzeichen von den Goldtafeln zu nehmen (siehe weiter Morm. 9:32). Danach wollte er ein Expertengutachten bezüglich ihrer Echtheit einholen. Smith gab Harris eine Kopie einiger der Schriftzeichen, zusammen mit einer Übersetzung, die Harris dann wenigstens drei Experten im Osten der Vereinigten Staaten vorlegte. Der wichtigste unter ihnen war aufgrund der Natur der Anfrage Charles Anthon, ein gefeierter Klassizist am Columbia College.

Die Schilderungen des Treffens beider Männer unterscheiden sich voneinander. Harris sagte, dass Professor Anthon ihm ein Zertifikat gab, das die Echtheit der Schriftzeichen bestätigte. Aber als Anthon herausfand, dass Joseph Smith behauptete, die Tafeln von einem Engel empfangen zu haben, habe er das Zertifikate zurückgenommen und es zerrissen. Anthon seinerseits hinterließ Aufzeichnungen aus den Jahren 1834 und 1841, in denen er sich selbst in Bezug darauf widersprach, ob er Harris ein schriftliches Gutachten über das Dokument gegeben hatte. In beiden Berichten hielt er daran fest, dass er Harris gesagt habe, dass er (Harris) das Opfer eines Schwindels sei. Anthon wollte wahrscheinlich den Anschein vermeiden, dass er für das Buch Werbung machte. Heutige Forschungen deuten darauf hin, dass in Anbetracht des Wissensstandes in Bezug auf Ägyptisch im Jahre 1828 Anthons Ansichten wahrscheinlich nur wenig mehr als eine Meinung gewesen sind. Wie auch immer es um ein Gutachten Anthons stehen mag –  Harris kehrte nach Harmony zurück und war bereit Joseph Smith bei der Übersetzung zu helfen.

Die Reorganisierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage besitzt einen  handschriftlichen Text, der als die Anthon Transkription bekannt ist. Sie enthält sieben horizontale Zeilen mit Schriftzeichen, die anscheinend von den Tafeln abgeschrieben worden waren. David Whitmer, der einmal das Dokument bessessen hatte, sagte, es sei dieser Text gewesen, den Martin Harris Charles Anthon zeigte. Dieser Anspruch bleibt jedoch ohne Gewissheit, weil die Transkription nicht mit Anthons Versicherung übereinstimmt, dass das Manuskript, das er sah, in vertikale Spalten untergliedert war. Selbst wenn das Dokument nicht das Original ist, repräsentiert es ziemlich sicher Schriftzeichen, die entweder von den Tafeln in Joseph Smiths Besitz oder von dem Dokument, das Harris trug, kopiert worden waren. Zweimal gegen Ende 1844, nach dem Märtyrertod des Propheten, wurden Teile dieser Symbole als Schriftzeichen veröffentlicht, die Joseph Smith von den Goldtafeln kopiert hatte-einmal als eine Schimpfkanonade und einmal in der Ausgabe der HLT-Zeitung The Prophet (siehe Magazine) vom 21. Dezember. 1980 kam ein Dokument zum Vorschein, das zu Anthons Beschreibung zu passen schien und anscheinend die originale Anthon Transkription war. Aber 1987 gab Mark W. Hofmann zu, dass er es gefälscht hatte (siehe Fälschungen).

Harris' Besuch bei Experten stellt mehr als nur ein interessantes Streiflicht in der Geschichte der Kirche dar. Nach eigenen Berichten kehrte Harris mit der Überzeugung nach Harmony zurück, dass die Schriftzeichen echt waren. Von dem Zeitpunkt an investierte er willig seine Zeit und Ressourcen, um das Buch Mormon zur Veröffentlichung zu bringen. Zudem haben der Prophet, Harris selber und spätere Generationen von Heiligen der Letzten Tage diesen Besuch als Erfüllung von Jesaja 29:11-12 angesehen. Er spricht von einem „Buch, das versiegelt ist“ und das an einen, „der gelehrt ist“, gegeben wird, der es nicht lesen kann (PJS 1:9; siehe weiter 2 Ne. 27:6-24; siehe auch Buch Mormon, Biblische Prophezeiungen über das). Seine Anstrengungen ermutigten Joseph Smith offensichtlich im Anfangsstadium der Übersetzung. Die Anthon Transkription ist auch für spätere Generationen wichtig als authentisches Muster an Schriftzeichen, die in die Goldtafeln eingeritzt waren. Sie stellen somit eines der wenigen Beweisstücke ihrer Existenz dar.
[Siehe auch Buch Mormon Sprache.]

BIBLIOGRAPHIE

Kimball, Stanley B. „I Cannot Read a Sealed Book“. IE 60 (Febr. 1957):80-82, 104, 106.
Kimball, Stanley B. „The Anthon Transcript: People, Primary Sources, and Problems“. BYU Studies 10 (Frühjahr 1970):325-52.
„Martin Harris' Visit to Charles Anthon: Collected Documents on Short-hand Egyptian“. F.A.R.M.S. Vorläufiger Bericht. Provo, Utah, 1985.

DANEL W. BACHMAN