ANTICHRISTEN
Antichristen sind jene, die die Göttlichkeit Jesu Christi oder wesentlicher Teile seines Evangeliums verleugnen und aktiv gegen die Nachfolger Christi kämpfen oder danach trachten, ihren Glauben zu zerstören.
Die Johannesbriefe verdammen ausdrücklich solche als Antichristen, die mit einem lügnerischen Geist verneinen, dass Jesus der Christus ist, und auch die körperliche Auferstehung verleugnen. Antichristen sollen angeblich in den Letzten Tagen sehr rege sein (1 Joh. 2:18, 22; 4:3; 2 Joh. 1:7).
Das Buch Mormon profiliert viele feine und raffinierte Aspekte der Anti-Christus-Charakteristiken, obwohl sich der Text nur auf einen von ihnen als ausdrücklich anti-christlich bezieht.
Scherem (ca. 540 vor Christus) lehnte die prophetischen christlichen Lehren der nephitischen Propheten ab. Er argumentierte, dass der Glaube an den kommenden Christus das Gesetz des Mose verdrehe. Er benuzte mehrere urbildliche Argumente und Methoden und behauptete, dass niemand von Künftigem, einschließlich dem Kommen Christi, wissen könne. Als er konfrontiert wurde, erklärte Scherem, dass er, falls es einen Christus gäbe, ihn nicht verleugnen würde. Aber er wisse, „dass es einen Christus weder gibt noch gegeben hat, noch jemals geben wird“. So widersprach er seinem eigenen Argument, dass niemand „von Künftigem sprechen“ könne. Scherem verlangte ein Zeichen der göttlichen Macht und wurde von Gott geschlagen. Danach gab er zu, dass er vom Teufel getäuscht worden war und deshalb Christus verleugnet hatte (Jak 7:1-23).
Nehor (ca. 91 vor Christus) praktizierte böse Priestermacht, predigte und gründete eine Kirche, um zu Reichtum und weltlicher Ehre zu gelangen und seinen Stolz zu befriedigen. Er lehrte, dass Gott jeden geschaffen hatte, jeden errettet hatte und dass das Volk „sich nicht zu fürchten und zittern“ brauchte, weil jeder errettet werden würde. Weiterhin sagte er, Priester sollten vom Volk unterstützt werden. Nehor griff einen Vertreter der wahren Lehre Christi an und tötete ihn. Er wurde vor Alma II vor Gericht gestellt und hingerichtet (Alma 1:2-16). Er wurde nicht hingerichtet, weil er ein Antichrist war, sondern weil er seinen Glauben „durch das Schwert“ vollstreckte.
Korihor (ca. 74 vor Christus) war ein Extremist. Er wies alle religiösen Lehren zurück. Er ging sogar so weit, dass er auch nicht als Verteidiger der Traditionen oder als Reformator korrupter religiöser Praktiken auftrat. Er wurde „Anti-Christ“ genannt, weil er lehrte, dass ein Christus nicht nötig sei und dass keiner kommen werde. Er beschrieb die religiösen Lehren der Kirche als törichte Traditionen, die dazu bestimmt waren, das Volk korrupten und faulen Priestern zu unterwerfen. In einer dramatischen Konfrontation mit dem höchsten Richter der Nephiten und mit dem Propheten Alma II behauptete Korihor, dass man nichts wissen kann, was man nicht sehen kann. Dies mache eine Erkenntnis oder Prophezeiung künftiger Ereignisse unmöglich. Er machte sich über alles lustig, was von Visionen, Träumen und den Geheimnissen Gottes sprach. Er nannte den Glauben an Christus Sünde, das Sühnopfer Christi und die Sündenvergebung eine durch törichte religiöse Traditionen verursachte Verirrung des Verstandes. Er verleugnete die Existenz Gottes und wurde mit Stummheit geschlagen, nachdem er als Beweis seiner Existenz ein Zeichen gefordert hatte. Nachdem ihn Alma eines lügnerischen Geistes beschuldigt hatte, bekannte Korihor, dass er durch den Satan getäuscht worden war, Worte und Lehren gepredigt hatte, die dem fleischlichen Sinn angenehm waren, und sogar begonnen hatte, sie zu glauben (Alma 30:6-60).
BIBLIOGRAPHIE
Riddle, Chauncey C. „Korihor: The Arguments of Apostasy“. Ensign 7 (Sept. 1977):18-21.
RUSSELL M. FRANDSEN