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ALTAR

In allen Zeiten und in den meisten Kulturen stellte der Altar einen Schwerpunkt der religiösen Gottesverehrung dar. Der Altar war eine natürliche oder künstlich geschaffene Erhöhung, die für Gebete, Opfer und ähnliche Zwecke gebraucht wurde. Das Opfern auf dem Altar war ein grundlegender Brauch und gehörte zu den charakteristischen Verehrungspraktiken des Alten Testaments. Demzufolge wurde der Altar eines der wichtigsten rituellen Objekte, die im Alten Testament zu finden sind.

Dem Altar wird eine heilige und symbolische Bedeutung zugeschrieben. Die Bedingungen des „Altargesetzes“ (Ex. 20:24-26) deuten darauf hin, dass seine Erbauung mit der Erschaffung der Erde und Gottes Bündnissen mit der Menschheit verbunden sind. Als die Wasser der Schöpfung zurückgingen, wurde trockenes Land sichtbar, welches als ursprünglicher Hügel (erster Hügel) bezeichnet wurde. Der Legende nach vollendeten die Götter hier die Schöpfung und aufgrund ihrer göttlichen Anwesenheit wurde dieser Ort zu heiligem Boden, zu einer Stelle des Kontakts zwischen dieser und der himmlischen Welt. Der Altar wurde erbaut, damit die Menschen bei diesem niederknien und mit ihrem Gott kommunizieren und Bündnisse schließen konnten. In Esekiel 43:15 wird der Altar als „der Berg Gottes“ (hebräischer Begriff, hahar’el) bezeichnet und zur symbolischen Darstellung der Schöpfung, des ursprünglichen Hügels und der Gegenwart Gottes.

Adam lernte über die Bedeutung des Opferns an einem Altar (Mose 5:5-8). Nach der Sintflut erbaute der Patriarch Noach sofort einen Altar und brachte dem Allerhöchsten Opfer dar. Als Abraham die Verheißung und den Bund einer Erbschaft für seine Nachkommen empfing, markierte er dieses heilige Ereignis mit einem Altar (Gen. 12:6-7). Der junge Isaak war auf dem Berg Moriah auf einem Opfertisch- oder altar niedergebunden. Dies geschah, um den Gehorsam seines Vaters zu bekunden (Gen. 22:9-14). Der Tradition zufolge wurde die Stätte dieses geweihten Altars der geographische Ort des Tempels in Jerusalem.

Der Tempelkomplex in Jerusalem hatte vier verschiedene Altäre. In aufsteigender Reihenfolge nach Heiligkeit waren dies folgende: Erstens, der Opferaltar, der oftmals als Brandopferaltar oder Tisch des Herrn bezeichnet wird (Mal. 1:7; 1 Cor. 10:21). Dieser war außerhalb des Tempels im Hof Israels plaziert und für die Öffentlichkeit zugänglicher als die anderen Altäre. Auf diesem Altar wurden, in Erwartung auf das Opfer Jesu Christi, Opfer für die Sünden Israels dargebracht (Heb. 9:25-26; Alma 34:9-10, 14-16). Zweitens, der Räucheraltar befand sich innerhalb des Tempels im „Heiligtum“ vor dem Schleier. Johannes beschreibt den Rauch dieses Altares als die „Gebete aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Thron“ (Off. 8:3-4). Drittens, innerhalb des gleichen Bereichs stand der Tisch der Schaubrote, auf dem zwölf Brotlaibe, Weihrauch und ein Opfertrank lagen. Und viertens, die Bundeslade, die sich im Allerheiligsten, dem innersten und heiligsten Bereich des Tempels, befand. Die Lade stellte für Israel einen tragbaren Thron oder einen Gnadensitz dar, der die Anwesenheit Gottes symbolisierte. An diesem Altar schloss der Hohe Priester einmal im Jahr am Versöhnungstag (Heb. 9:7; Lev. 16:1-17) für ganz Israel Bündnisse mit dem Herrn.

In den Tempeln der Heiligen der Letzten Tage spielen Altäre einer anderen Art eine wichtige Rolle. Die Heiligen der Letzten Tage nehmen am Altar kniend an Zeremonien teil, bei denen sie Bündnisse schließen. Sie schließen diese Bündnisse, wie in alten Zeiten, in der symbolischen Gegenwart Gottes am Altar (Ps. 43:4; Ps. 118:27). Somit schließen ein Mann und eine Frau in einer Ehezeremonie im Tempel Bündnisse mit Gott und einander. Diese binden die beiden sowohl für die Sterblichkeit als auch die Ewigkeit. Falls Eltern nicht im Tempel geheiratet haben, können sie zusammen mit ihren Kindern durch die Vollmacht und Autorität des Priestertums für Zeit und Ewigkeit aneinander gesiegelt werden. Gleichermaßen können Stellvertreter diese Verordnungen für verstorbene Menschen, die in genealogischen Aufzeichnungen identifiziert wurden und ohne diese Privilegien gestorben sind, vollziehen.

So wie die Menschen im Altertum zum Altar kamen, um mit Gott zu kommunizieren, so umschließen die Mitglieder der Kirche den Altar im Tempel in einem Gebetskreis. Mit einigem Herzen und Verstand ersuchen die Heiligen den Herrn darum die Menschheit, seine Kirche und diejenigen mit besonderen Bedürfnissen zu segnen.

In einer öffentlicheren Abendmahlsversammlung symbolisiert der „Abendmahlstisch“ den Opferaltar. Auf diesem Tisch stehen die Zeichen des Opfers Jesu Christi. Das Brot und das Wasser stellen jeweils den Körper und das Blut des Erretters dar (Lukas 22:19-20). Jede Woche können die Mitglieder am Abendmahl teilnehmen und ihre Bündnisse erneuern.

Heutzutage schließen die Mitglieder der Kirche heilige Bündnisse mit Gott. Sie weihen ihr Leben und ihren ganzen Besitz indem sie „zu Christus kommen“ und legen alle Dinge als Opfer symbolisch auf den Altar. Für sie stellt der Altar ein greifbares Symbol der Gegenwart Gottes dar vor dem sie mit „gebrochenem Herzen und zerknirschtem Geist“ niederknien (2 Ne. 2:7; 3 Ne. 11:20).

BIBLIOGRAPHIE

Eliade, Mircea. Patterns in Comparatiue Religion. New York, 1974.
Talrnage, James E. The House of the Lord. Salt Lake City, 1971.
Packer, Boyd K. The Holy Tanple. Salt Lake City, 1980.

BRUCE H. PORTER