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ALMA 2

Nur wenige Menschen übten größeren Einfluss aus auf die Entwicklung einer Zivilisation als Alma 2, der Sohn Almas 1. Er spielte eine zentrale Rolle beim Aufstieg der nephitischen Kirche und Republik. Er diente als der erste oberste Richter von Zarahemla, Oberbefehlshaber der nephitischen Heere und Hoherpriester (90-73 v. Chr.). Seine Bemühungen sein Volk vor Krieg, Uneinigkeit und Schlechtigkeit zu bewahren, wurden einzig durch seine Hingabe an den Erlöser übertroffen, den er durch Offenbarungen kennenlernte.

Im Buch Mormon erscheint dieser Kämpfer für Gerechtigkeit zum ersten Mal als ein rebellischer, junger Mann. Er und vier Söhne des Königs Mosia 2, die als „die allerschändlichsten Sünder“ (Mosia 28:4) beschrieben wurden, rebellierten gegen die Lehren ihrer Eltern und strebten danach die Kirche zu stürzen. Als sie sich daran machten die Kirche zu zerstören (100-92 v.Chr.), erschien ihnen der Engel des Herrn, der diese eigensinnigen, jungen Männer mit donnernder Stimme zur Umkehr rief und ihnen erklärte, dass die Gebete des Volkes und des Vaters Almas sein Erscheinen bewirkt hatten. Alma befand sich für drei Tage und drei Nächte in einem komatösen Zustand, während dem er sich geistig allen seinen Sünden stellte. Er sagte später: „Ja, ich dachte an alle meine Sünden und Übeltaten, für die ich mit den Qualen der Hölle gepeinigt wurde“ (Alma 36:12-14).

Während Alma Seelenqualen durchlitt, erinnerte er sich an die Worte seines Vaters bezüglich des Kommens Jesu Christi, der für die Sünden der Welt sühnen würde. Als Alma in seinem Herzen nach Christus ausrief und um Gnade und Befreiung von „der Galle der Bitternis“ und „ den immerwährenden Ketten des Todes“ flehte, erklärte er: „Ich konnte nicht mehr an meine Qualen denken; ja, ich wurde durch die Erinnerung an meine Sünden nicht mehr gemartert“ (Alma 36:17-19). Nach ihrer Bekehrung widmeten Alma und die Söhne Mosias ihre Leben dem Predigen des Evangeliums und der Umkehr (Alma 36:24).

Alma diente neun Jahre lang als Hoherpriester der Kirche und als oberster Richter oder Gouverneur eines neuen politischen Richtersystems der Nephiten. Er war sehr gebildet, der Bewahrer heiliger und staatlicher Berichte, ein inspirierender Redner und ein geschickter Schreiber. Als junger Staats- und Glaubensführer sah er sich vielen Herausforderungen gegenüber gestellt. Mehrere religiös-politische Splittergruppen traten in der nephitischen Gesellschaft auf, zu denen die Zoramiten, die Mulekiten, Mitglieder der Kirche und eine Antikirchengruppe, die Nachfolger Nehors, gehörten (siehe Buch Mormon Völker). Es stellte sich als unmöglich heraus die nephitische Führung über all diese Gruppen zu behaupten. In seinem ersten Jahr als oberster Richter sprach Alma den beliebten Nehor in einem grundlegenden Fall wegen dem Erzwingen von Priesterlist mit dem Schwert schuldig. Das Urteil resultierte in seiner Hinrichtung (Alma 1:2-15) und führte bald zum Bürgerkrieg. Alma selbst erschlug den neuen Rebellenanführer, einen von Nehors Protegés, im Kampf (Alma 2-3). Es folgte eine ernsthafte Epidemie von Stolz und Ungleichheit unter vielen Mitgliedern der Kirche (Alma 4) und die Abspaltung der hochmütigen Zoramiten: „Denn er sah keinen Weg, um sie zurückzugewinnen, als dass er sie mit reinem Zeugnis gegen sie bedrängte“ (Alma 4:19). Alma legte sein Amt als oberster Richter nieder und widmete sich vollständig dem Predigen (Alma 4:19; 31:5). Seine religiöse Arbeit, vor allem in den nephitischen Städten Zarahemla (Alma 5, 30) und Gideon (Alma 7), der nehoritischen Festung Ammoniha (Alma 8-16) und dem zoramitischen Zentrum in Antionum (Alma 31-35) belebte die Kirche und lieferte die Verwaltungsstruktur für das nächste Jahrhundert bis zum Kommen Christi.

Almas Predigten und der Segen an seine Kinder stellen seine nachhaltigsten Beiträge dar. Ohne Zweifel als ein Resultat seiner eigenen Bekehrung (Mosia 27) konzentrieren sich Almas Worte häufig auf das sühnende Opfer des Erlösers und auf die Notwendigkeit für Männer und Frauen aus Gott neugeboren und durch Christus verändert und erneuert zu werden. Alma überbrachte dem Volk von Gideon eine tiefsinnige Prophezeiung über die Geburt Jesu und das Sühnopfer, welches er vollbringen würde indem er „Schmerzen und Bedrängnisse und Versuchungen jeder Art leiden wird … dass er die Bande des Todes löse, die sein Volk binden; und er wird ihre Schwächen auf sich nehmen, auf dass sein Inneres von Barmherzigkeit erfüllt sei .. damit er gemäß dem Fleische wisse, wie er seinem Volk beistehen könne gemäß dessen Schwächen“ (Alma 7:11-12). In Zarahemla betonte Alma die Notwendigkeit von neuem geboren zu werden und das Abbild und die Eigenschaften des Herrn anzunehmen. Auf diese Weise erstellte er eine Reihe von über vierzig Fragen, die die Tiefe der Bekehrung und die Bereitschaft dem Herrn zu begegnen bemessen (siehe Alma 5).

In Ammoniha wurden Alma und der bekehrte Amulek eines Verbrechens beschuldigt, verspottet und für mehrere Wochen ohne Kleidung oder ausreichende Nahrung eingekerkert. Nachdem sie gezwungen worden waren die Verbrennung mehrerer glaubenstreuer Frauen und Kinder mitzuerleben, wurden Alma und Amulek auf wundersame Weise befreit und ihre Verfolger vernichtet. Almas und Amuleks Predigten über die Schöpfung, den Fall und das Sühnopfer gehören zu den deutlichsten und grundlegendsten, theologischen Aussagen in den Schriften (siehe Alma 11-12, 34, 42). Alma und Amulek belehrten die Armen in Antionum über Demut, Glauben und Gebet (Alma 32-34). Sie bereiteten damit ein Muster, durch welches diejenigen ohne Glauben an Christus (oder diejenigen innerhalb der Gemeinde, die ihren Glauben stärken wollen) den Samen des Wortes Christi in ihrem Herzen pflanzen und letztendlich ein Zeugnis durch die Macht des Heiligen Geistes empfangen könnten.

Einige der eindringlichsten Lehren im Buch Mormon finden sich in den Worten Almas an seine Söhne. Alma erzählte seinem ältesten Sohn und Nachfolger Helaman noch einmal seine eigene Bekehrungsgeschichte, gab ihm väterlichen Rat und vertraute ihm die Messingtafeln, die Tafeln Nephis, die Tafeln Ethers und den Liahona (Alma 36-37) an. Shiblon gab er weisen praktischen Rat (Alma 38). Seinem sündigen, jüngsten Sohn Korianton, der letztendlich standhaft in der Kirche diente, erklärte Alma die Ernsthaftigkeit sexueller Sünde, dass Schlechtigkeit noch nie Freude gebracht hat (Alma 39, 41:10) und dass alle Geister nach dem Tod gerichtet und letztendlich nach einer Auferstehung vor Gott stehen werden (Alma 40). Außerdem erklärte er, dass das Wort „Auferstehung „ nicht bedeutet, dass Gott einen Sünder zu einem früheren Zustand der Freude wiederherstellen wird (Alma 41). Wenn das Gesetz Gottes übertreten wird, kann göttliche Gnade die Gerechtigkeit nicht berauben (Alma 42).

Zum Zeitpunkt seiner Bekehrung war Alma ein relativ junger Mann gewesen und lebte danach weniger als zwanzig Jahre. Dennoch begründete und stärkte er während dieser zwei Jahrzehnte fast ganz allein die Sache der Wahrheit und Freiheit in der nephitischen Kirche und Gesellschaft. Alma vergaß niemals die donnernde Stimme des Engels, die er während seiner Bekehrung gehört hatte, und trug in sich folgendes unveränderliche Verlangen: „O dass ich ein Engel wäre und mein Herzenswunsch wahr würde, daß ich hinausgehen und mit der Posaune Gottes sprechen könnte, mit einer Stimme, die die Erde erschüttert, und jedes Volk zur Umkehr rufen könnte! ... damit es auf dem Antlitz der ganzen Erde kein Leid mehr gebe“ (Alma 29:1-2). Als er eines Tages fortging und niemals wieder gesehen wurde, vermuteten seine Söhne und die Kirche, dass „ [der Herr] Alma [wie Mose] im Geist zu sich aufgenommen hat“ (Alma 45:19). Damit zogen sie einen passenden Vergleich zwischen diesen beiden großen Gesetzesgebern, Richtern, geistigen Führern und Propheten.

Für die Heiligen der Letzten Tage sind Almas Lehren reich und zeitlos. Er dient als Hoffnung für Eltern, die vom Weg abweichende Kinder haben und als Leitstrahl für diejenigen, die sich selbst verirrt haben. Außerdem stellt er einen vorbildlichen Diener des Volkes, eine Darstellung des neuen Lebens in Christus und einen furchtlosen Prediger, Missionar und talentierten Theologen dar. Alma war ein Prophet, der eine prophetische Belohnung erhielt.

BIBLIOGRAPHIE

Holland, Jeffrey R. “Alma, Son of Alma.” Ensign 7 (March 1977):79-84.
Perry, L. Tom. “Alma the Younger.” CR (April 1979):16-17.

ROBERT L. MILLET