Alma 1 (174-93 v. Chr.) war der erste von zwei Männern mit dem Namen Alma im Buch Mormon. Er war ein Abkömmling Nephis 1, des Sohnes Lehis, und der junge Priester am Hofe König Noahs, der versuchte eine friedliche Befreiung des Propheten Abinadi zu bewirken. Für diese Handlung zog Alma die Rache des Königs, Verbannung und Morddrohungen auf sich. Abinadis Vorwürfe der Unsittlichkeit und des Missbrauchs innerhalb der Regierung und Gesellschaft, sowie sein Zeugnis vom Evangelium Jesu Christi (Mosia 17:2), beeindruckten Alma. Alma, in den Untergrund gezwungen, schrieb die Lehren Abinadis nieder und teilte diese anderen mit. Er zog genügend Anhänger an - 450 - , um eine Gesellschaft von Gläubigen oder eine Kirche zu organisieren. Die Gläubigen versammelten sich in einer abgelegenen, unerschlossenen Gegend, die sie Mormon nannten. Die Mitglieder der Kirche gelobten „einer des anderen Last zu tragen“, „mit den Trauernden zu trauern“, „diejenigen zu trösten, die des Trostes bedürfen“ und „allzeit und in allem als Zeugen Gottes aufzutreten“ (Mosia 18:8-9). Sie siegelten dieses Gelöbnis durch die Taufe, die betrachtet wurde als „Zeugnis dafür, dass du den Bund eingegangen bist, ihm [dem allmächtigen Gott] zu dienen, bis du, was den irdischen Leib betrifft, tot bist“ (Vers 13) . Die Gläubigen nannten sich selbst „von jener Zeit an die Kirche Gottes oder die Kirche Christi“ (Vers17).
Almas Führerschaft beinhaltete die Einsetzung von Laienpriestern, von denen je einer auf fünfzig Mitglieder kam. Alma wies diese an für ihren eigenen Unterhalt zu arbeiten und ihre Predigten auf seine Lehren und die Lehren, die „durch den Mund der heiligen Propheten gesprochen worden waren [zu beschränken], ... und nichts als nur Umkehr und Glauben an den Herrn [zu lehren]“ (Alma 18:19-20). Alma forderte außerdem die Einhaltung des Sabbats, tägliche Dankbarkeitsbekundungen gegenüber Gott und ein friedliches Miteinander. „Ihre Herzen [sollten] in Einigkeit und gegenseitiger Liebe verbunden [sein]“ (18:21-23). Die Priester hielten mindestens einmal wöchentlich einen Gottesdienst ab, während dessen sie das Volk belehrten (18:25). Durch großzügige Gaben kümmerten sie sich, „ein jeder gemäß dem, was er hatte“ (18:27-27), umeinander.
Letztendlich wurden die Gläubigen jedoch entdeckt. König Noa beschuldigte Alma der Volksverhetzung und befahl seinem Heer ihn und seine Anhänger zu vernichten. In die Verbannung gezwungen führte Alma sein Volk tiefer in die Wildnis, wo sie zwanzig Jahre lang in einem Gebiet namens Helam gedeihten (Mosia 18:32-35; 23:1-5, 20). Alma lehnte die gut gemeinten Versuche seines Volkes ihn zum König zu machen vehement ab. Er brachte es erfolgreich davon ab eine monarchische Regierungsform einzuführen und mahnte sie ihre neue „Freiheit, womit ihr frei gemacht worden seid“ zu genießen und „keinen Menschen damit [zu betrauen], König zu sein“ (Mosia 23:13). Alma lehnte Monarchien im Prinziep nicht ab, sondern betonte lediglich ihre grundlegenden Grenzen: „Doch wenn es möglich wäre, dass ihr immer gerechte Männer zu Königen haben könntet, dann wäre es gut für euch, einen König zu haben“ (23:8).
Später litten Alma und sein Volk unter Amulons Unterdrückung, der ebenfalls ein ehemahliger Priester und Flüchtig vom Hofe König Noas war. Amulon entdeckte, zusammen mit dem Überrest eines lamanitischen Heeres, Alma und sein Volk an ihrem Zufluchtsort in der Wildnis. Wegen ihres Bundes mit dem Herrn versprach dieser dem Volk Almas während seines Leidens Hilfe und Befreiung: „Ich, der Herr, Gott, nehme mich meines Volkes in seinen Bedrängnissen an“ (Mosia 24:14). Wie Mose führte Alma sein Volk abermals aus der Gefangenschaft und nach zwölftägiger Reise kamen sie im Land Zarahemla an. Dort schlossen sie sich dem Volk von Zarahemla und verbannten Nephiten an, um eine neue und stärkere nephitische Nation zu gründen (Mosia 24:24-25).
Der König von Zarahemla, Mosia 2, war auch ein Abkömmling umgesiedelter und gottesfürchtiger Nephiten. Er bewilligte die Ausdehnung der Kirche Almas in seinem Reich. Dennoch operierte die Kirche getrennt und unabhängig vom Staat. Der König übertrug Alma außerdem die Leitung der Kirche (Mosia 25:19; 26:8), der diese erfolgreich während der nächsten zwanzig Jahre führte. Diese Zeit war größtenteils durch Drangsale und viele Konfrontationen zwischen Ungläubigen und Mitgliedern der Kirche gekennzeichnet, was in Prüfungen für ihn und die Kirche endete (Mosia 26: 1-39). Am Ende machte ausgedehnter Zwiespalt eine königliche Verfügung notwendig, die die Spannungen abschwächte (27:1-6). Sogar einer der Söhne Almas war unter den Feinden der Kirche, dessen Aufwiegelungen und Beschuldigungen schlimmere Verfolgungen der Kirchenmitglieder verursachten (27:8-10).
Während seines Lebens sah Alma wie König Mosia die Monarchie in ein System von Richtern umwandelte, die vom Volk gewählt wurden (Mosia 29:2). Außerdem sah er wie sein Sohn Alma 2, der ihm und der Kirche zuvor Kummer bereitet hatte, der erste Hohepriester wurde (Mosia 29:1-44). Diese politische Veränderung erwies sich als ausschlaggebend für die Geschichte des Landes Zarahemla. Alma hatte einen direkten und indirekten Einfluss auf diese Entwicklung. Der Schmerz Almas und seines Volkes, der durch gewaltsame Herrscher verursacht wurde, war im Königreich weitgehend bekannt (25:5-6) und verblieb deutlich in König Mosiahs Erinnerung (29:18). Almas Einfluss reichte über die unmittelbaren Grenzen seiner Verantwortung über die Kirche hinaus. Wegen seines Einflusses erfuhr die gesamte nephitische Nation noch nie dagewesene Veränderungen in fast jeder Facette des täglichen Lebens – in politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und religiösen Bereichen. Diese Veränderungen und deren Auswirkungen auf die gesellschaftliche Ordnung und die Bevölkerung bereiteten den Hintergrund für den Besuch des auferstandenen Christus in Amerika vor. Alma wurde von seinen Anhängern für seine Hingabe und seinen Glauben geliebt und von Seinesgleichen für seine erfolgreiche Führerschaft respektiert. Er wird wohl für immer am besten als der Gründer der Kirche in Zarahemla bekannt sein. Für die nächsten 400 Jahre wurden seine Nachkommen zur führenden, nephitischen Familie bis zu Ammaron im Jahre 321 v. Chr. (4 Ne. 1:48). Alma starb im Alter von zweiundachtzig Jahren, weniger als hundert Jahre vor der Geburt Jesu Christi.
L. GARY LAMBERT