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AKADEMISCHE INSTITUTE

Zwischen 1875 und 1910 sponsorte die HLT-Kirche 33 Akademien für höhere Schulbildung in sieben Staaten im Westen der USA, in Kanada und in Mexiko. Faktoren, die zur Entwicklung des Akademiesystems beitrugen waren: (1) der Mangel an öffentlichen Erziehungseinrichtungen in Utah vor 1900, (2) der Zustrom einer nicht-Mormonischen Bevölkerung mit der gleichzeitigen Einrichtung von Akademien anderer Glaubensrichtungen, Schulen, die viele HLT-Jugendliche anzogen, und (3) die Notwendigkeit Schulen in Gebieten anzubieten, die durch das Kolonisierungsprogramm neu besiedelt wurden, das die Kirche in den westlichen Vereinigten Staaten, Mexiko und Kanada durchführte.

Eine typische Akademie durchlief drei Phasen der Lehrplanentwicklung. Bis etwa 1900 dominierten Grundschulfächer, daneben einige unsystematische Zusatzangebote an Sekundär- und normalen (Lehrerschulung) Kursen. Der Lehrplan bot grundlegende akademische Fächer mit Betonung auf beruflichen und kulturellen Gebieten, einschließlich Mechanik und Landwirtschaft, Gymnastik, Heimgestaltung, Gesang und Kunst.

Von 1900 bis 1910 boten die Akademien mehr abwechslungsreichere höhere Studiengänge an, die zu Abschlusszeugnissen in Vorbereitung auf Berufe und Missionsdienst führten. Sie wiesen erweiterte akademische Abteilungen und ein breiteres Angebot auf. Dazu gehörten  Drama, Chorgesang, Bands, Orchester, Musikclubs, Debatiervereinigungen, Leichtathletik und Sport. Normale Studiengänge wurden auf drei und vier Jahre erweitert. College-Kurse wurden allmählich an mehreren Schulen angeboten.

Nach 1910 wurden spezializierte Kurse in vierjährige Standard-Highschool-Lehrpläne integriert. Dazu gehörten viel breitere Musik- und andere kulturelle Angebote, als sie in den öffentlichen Schulen jener Zeit vorhanden waren. Alle diese Schulen dienten als kulturelle Zentren in ihren Kommunen. Sie unterstützten Aufführungen und Sportveranstaltungen. Sie beteiligten somit einen Großteil der erwachsenen Bevölkerung und brachten Gastkünstler, -redner und –theatertruppen in den Ort.

Einige dieser Schulen unterlagen der weitverbreiteten Wirtschaftskrise nach der Panik im Jahre 1893 und dem Aufstieg öffentlicher Schulen im Utah Territorium nach dem freien Schulgesetz von 1890. 22 Akademien gediehen allerdings weiterhin während des frühen zwanzigsten Jahrhunderts und waren bis nach 1911 in vielen HLT-Kommunen die einzigen höheren Schulen.

Bis zum Jahr 1927 hatte die Kirche alle außer acht der Akademien geschlossen oder an den Staat übergeben. Sechs verblieben als akkreditierte normale Schulen oder zweijährige Colleges, eine als Universität und eine als Sekundärschule. Im Jahr 1934 standen nur noch drei – Brigham Young Universität, Ricks College und Juarez Akademie – unter Kirchenschirmherrschaft. Alle drei sind derzeit (1991) noch in Betrieb.

Faktoren, die dazu führten, dass die Akademien geschlossen oder an staatliche Erziehungssysteme übergeben wurden, umfassen die Last, zwei im Wettbewerb stehende Syseme zu finanzieren, als öffentliche Highschools entstanden, und der Erfolg der Kirchenseminare und –institute beim Ergänzen der weltlichen Erziehung mit religiöser Schulung.

Während der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Schulen, die in Zweck und Umfang den früheren Akademien glichen, im Südpazifik und in anderen Regionen eingerichtet. Die Verwaltung übernahm das Bildungswesen der Kirche.

1953 wurden in Utah als Teil einer kostenreduzierenden Anstrengung Gesetze verabschiedet, Weber, Snow und Dixie Colleges wieder an die Kirche zurückzugeben. Aber in einem staatsweiten Referendum lehnten Wahlberechtige in Utah den Vorschlag ab und die Colleges verblieben beim Staat.

Es folgt eine Liste einiger der führenden Akademien samt Gründungsdaten, Standort, Namensänderungen und Status im Jahre 1991:
• Brigham Young Akademie, 1875, Provo, Utah; wurde 1903 Brigham Young Universität; besteht bis heute.

• Brigham Young College, 1877, Logan, Utah; für kurze Zeit im Jahre 1903 ein vierjähriges College, aber 1926 als Junior College geschlossen.

• Salt Lake Pfahl-Akademie, 1886, Salt Lake City, Utah; eine Highschool, zu verschiedenen Zeitpunkten bekannt als LDS High School, LDS Universität und LDS College; 1931 geschlossen und ins LDS Business College umgeändert, das bis heute besteht.

• St. George Pfahl-Akademie, 1888, St. George, Utah; Dixie Normal College, 1917; Dixie Junior College, 1923; vom Staat betriebenes Dixie College, 1933 bis heute.

• Bannock Pfahl-Akademie, 1888, Rexburg, Idaho; Fremont Stake Akademie, 1898; Ricks Akademie, 1902; Ricks Normal College, 1917; Ricks College, 1918; 1948 in ein vierjähriges College umgewandelt; ein Junior College, 1956;  heute. BYU-Idaho.

• Sanpete Pfahl-Akademie, 1888, Ephraim, Utah; Snow Akademie, 1900; Snow Normal College, 1917; Snow Junior College, 1923; Snow College, ein staatliches Junior College, 1932 bis heute.

• Weber Pfahl-Akademie, 1888, Ogden, Utah; Weber Akademie, 1908; Weber Normal College, 1918; Weber College, 1922; ein staatliches Junior College, 1922; ein vierjähriges College, 1962; Weber State College, 1963; Weber State Universität, 1991.

• St. Joseph Pfahl-Akademie, 1891, Thatcher, Arizona; HLT-Akademie, 1898; Gila Akademie, 1911; Gila Normal College, 1920; Gila Junior College, 1923; Eastern Arizona Junior College, 1932 bis heute.

• Juarez Pfahl-Akademie, 1897, Colonia Juarez, Mexiko; Academia Juarez, 1963 bis heute.

BIBLIOGRAPHIE

Bennion, Milton Lynn. Mormonism and Education. Salt Lake City, 1939.
Jenson, Andrew. Encyclopedic History of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints. Salt Lake City, 1941. (Akademien unter den neuesten Titeln gelistet.)
Laycock, Harold R. „A History of Music in the Academies of the Latter-day Saints Church, 1876-1926“. D.M.A. diss., University of Southern California, 1961.

HAROLD R. LAYCOCK