Die Kirche Jesu Christi der
Heiligen der Letzten Tage besteht schon seit 1853 in Afrika. Sie war in den
ersten 125 Jahren zunächst aber nur in Südafrika etabliert. Anträge der Kirche
auf Zulassung in Zentralafrika wurden in den sechziger Jahren abgelehnt, dann
aber 1978 genehmigt. Seitdem ist die Kirche dort stark gewachsen.
Von 1853 bis 1978 arbeitete die
Kirche in Afrika hauptsächlich mit den europäischen Einwanderern und ihren
Nachkommen in Südafrika, in Nord- und Südrhodesien (jetzt Sambia bzw.
Simbabwe). Im Juni 1978 verkündete die Erste Präsidentschaft die Offenbarung, nach der alle würdigen Männer der Kirche das Priestertum
empfangen können. Dadurch war es der Kirche möglich, ihr gesamtes Programm
unter alle Nationen Afrikas zu verbreiten (siehe: LuB,
Amtliche Erklärung Nr. 2). Auf Bitte vieler Menschen in Nigeria und Ghana, die
bereits die heiligen Schriften der Kirche sowie Kirchenliteratur gelesen und
inoffiziell Gemeinden unter dem Namen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der
Letzten Tage gegründet hatten, schickte die Kirche Vollzeitmissionare in diese
Länder. Bald darauf gab es Missionen in Zaire, Sierra Leone, Liberia, der
Elfenbeinküste und auf Mauritius
und Réunion.
In Afrika etablierte sich die
Kirche im August 1852 im Anschluss an eine besondere Konferenz, die in Salt
Lake City stattfand, als Präsident Brigham Young 106
Männer berief, ihren Frauen die Verantwortung für Familie, Haus, Hof und
Geschäft zu übertragen, um auf Mission zu gehen und in verschiedenen Ländern
der Welt das wiederhergestellte Evangelium zu verkündigen. Drei von ihnen
wurden nach Südafrika berufen: Jesse Haven, William H. Walker und Leonard I.
Smith. Jesse Haven war der präsidierende Älteste. Sie vertrauten ihre Familien
der gütigen Obhut Gottes an, kamen am 18. April 1853 am Kap der Guten Hoffnung
an, fingen an, die Kirche in Südafrika zu etablieren und ermutigten dabei die
Bekehrten, sich in “Zion” in Utah zu sammeln. Die Missionare erfuhren großen
Widerstand durch die örtlichen Geistlichen und die Einwohner standen ihrer
Botschaft gleichgültig gegenüber. In den zweieinhalb Jahren ihrer Mission
ließen sich weniger als 200 Menschen taufen.
Einer der ersten Bekehrten in
Südafrika im Jahre 1853 war Nicholas Paul <Paul, Nicholas>, ein dreißig
Jahre alter Bauunternehmer, der den Missionaren half, sie beschützte und ihnen
erlaubte, in seinem Haus Versammlungen abzuhalten. Er wurde Präsident des
ersten Zweiges der Kirche in Afrika, der in seinem Haus in Mowbray (in der Nähe von Kapstadt) organisiert wurde. 1853gründeten die Missionare
ebenfalls einen Zweig in Port Elisabeth. Als sie 1855 zu ihren Familien in
Amerika zurückkehrten, wurden andere Missionare aus Amerika und Südafrika
berufen, um sie zu ersetzen Von 1855 bis 1865 wanderten 278 neue Mitglieder der
Kirche von Südafrika nach Utah aus.
Von 1866 bis 1903 gab es keine HLT-Missionare in Südafrika und die Kirche wuchs nur
langsam. Die Missionare kamen 1903 wieder und blieben bis 1940, als man sie
wegen des Zweiten Weltkrieges zurückholte. In diesen Zeit hatte es 230
Missionare in Südafrika gegeben. 1944 kehrten die Missionare nach Südafrika
zurück, und seitdem ist die Kirche stetig gewachsen und hat sich auch in andere
Gebiete Afrikas ausgebreitet.
Zusätzlich zu den Bemühungen
ausländischer Missionare ist das Wachstum der Kirche in Afrika auch ein Ergebnis
der Arbeit der einheimischen Mitglieder. 1932 führte Johanna Fourie <Fourie, Johanna>
die Primarvereinigung ein, um die Kinder zu belehren. Sie leitete und
verbreitete dieses Programm in Südafrika bis zu ihrem Lebensende (38 Jahre
lang).
Als erste Generalautorität der
Kirche besuchte Präsident David O. MCKAY im Jahre 1954 Südafrika. Der erste
Pfahl der HLT-Kirche wurde 1970 in Johannesburg
gegründet und Louis P. Hefer wurde als Pfahlpräsident
berufen. Dieser Pfahl wurde 1978 in zwei Pfähle geteilt. 1972 führte die Kirche
das Seminar- und Religionsinstitutsprogramm in Südafrika ein und seitdem
besteht es in allen afrikanischen Ländern, in denen die Kirche vertreten ist. Aufgrund
dieser zusätzlichen religiösen Schulung der Jugendlichen während der Woche ist
die Zahl der einheimischen Missionare stetig gestiegen. 1973 weihte Präsident
Spencer W. KIMBALL das Land Südafrika, und verhieß, dass Gemeinden und Pfähle
überall im Land errichtet und ein Tempel gebaut werden würde. Neue Pfähle
wurden 1981 in Durban und 1984 in Kapstadt gegründet und der erste
schwarzafrikanische Pfahl wurde 1988 in Aba, Nigeria mit David W. Eka als Pfahlpräsidenten organisiert.
Seit 1978 wächst die Kirche in
Afrika prozentual deutlich schneller als sonst wo in der Welt. Die
Hauptschwierigkeit besteht nicht darin, immer mehr Afrikaner zu bekehren,
sondern die örtlichen Priestertumsführer zu schulen. Sobald sich die Kirche
südlich der Sahara ausbreitet, muss sie mit Armut und Analphabetentum rechnen. Die
Kirche hilft die Hungersnot zu bekämpfen und bereitet die Mitglieder in Afrika
darauf vor, die Grundsätze der Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu lernen und
anzuwenden.
Die Kirche hat sich von Anfang
an bemüht, das Evangelium in der jeweiligen Landessprache zu verkündigen. Da
Afrikaans eine offizielle Sprache in Südafrika ist, haben viele Missionare diese
Sprache gelernt. Das Buch Mormon wurde 1973, Lehre
und Bündnisse und die Köstliche Perle 1981 in Afrikaans veröffentlicht. Das Buch Mormon ist ebenfalls in mehrere afrikanische Sprachen
übersetzt worden: In Efik (Nigeria, 1983), Kissi (Kenya, 1983), Malagasy (Madagaskar, 1986), Akan (Ghana,
1987), Zulu (Südafrika, 1978) und Shona (Simbabwe, 1988). Einheimische haben
die Übersetzungen ermöglicht. Zum Beispiel hat Pricilla Sampson-Davis, eine pensionierte Lehrerin aus Cape Coast in Ghana, das Buch Mormon, HLT-Kirchenlieder und andere Veröffentlichungen der Kirche
in Akan übertragen. Weitere Übersetzungen befinden sich in Vorbereitung.
Eines der bedeutendsten
Ereignisse in der Geschichte der Kirche Afrikas war die Weihung des Tempels in
Johannesburg im Jahre 1985. Seitdem können die Mitglieder dort die heiligen
Verordnungen empfangen und stellvertretend Tempelarbeit für ihre verstorbenen
Vorfahren verrichten. Der erste Tempelpräsident war Harlan W. Clark, und seine Frau Geraldine Merkley Clark die
erste Tempeloberin. Obgleich die Arbeit in Afrika von
1853 bis in die achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts nur langsam
voranging, erklärte Elder Alexander B. Morrison von
den Siebzigern 1987: “Die Sammlung der Kinder Gottes in Afrika hat gerade erst
begonnen. Der Prophet Joseph Smith hat verheißen, dass sie ‘mutig, edel und
unabhängig voranschreiten wird, bis [die Wahrheit Gottes] jedes Land erfasst
hat, jedem Ohr verkündet worden ist, bis das Werk Gottes getan ist und der
große Jehovah sagen wird, es ist vollendet’”.
(Morrison, S. 26).
BIBLIOGRAPHIE
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E. DALE LEBARON