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ABTRÜNNIGE

Mitglieder der Kirche unterscheiden sich darin, wie sehr sie an der kirchlichen Aktivitäten teilnehmen und wie stark sie glauben (siehe Aktivität in der Kirche). Heilige der Letzten Tage, die ernsthaft gegen grundsätzliche Kirchenlehren verstoßen oder sie ignoriert haben (öffentlich oder privat), werden als abtrünnig angesehen, egal ob sie die Kirche offiziell verlassen oder sich einer anderen Religion angeschlossen haben oder nicht. Man ist nicht abtrünnig, wenn man nicht an Kirchenversammlungen teilnimmt. Wenn allerdings Personen darum bitten, dass ihr Name von den Kircheneintragungen entfernt wird, erfordern die Richtlinien, dass solchen Anträgen stattgegeben wird. Ein Kirchendisziplinarverfahren kann für jedes Mitglied abgehalten werden, das wichtige Gebote übertritt und „nicht umkehren will“ (Mosia 26:32; LuB 42:28). Offene Zurückweisung der Kirche, seiner Führer und Lehren ist ein Grund für Exkommunikation.

Die Schritte zur Abtrünnigkeit sind gewöhnlich klein. Allen Mitgliedern wird nahegelegt, sich gegen alle Manifestationen persönlicher Abtrünnigkeit zu schützen (DS 3:293-312; Asay, S. 67-68). Die häufigsten Gründe der Abtrünnigkeit sind Nichteinhalten strenger Moralstandards, sich persönlich angegriffen fühlen (wirklich oder empfunden), jemanden heiraten, der einer anderen Religion angehört oder nicht religiös ist, Vernachlässigen des Betens und Aufrechterhaltens der Geistigkeit oder Missverstehen der Lehren der Kirche.

Abtrünnigkeit kann durch die falsche Annahme beschleunigt werden, dass die Schriften oder Kirchenführer unfehlbar sind. Joseph Smith lehrte, dass „ein Prophet nur ein Prophet war, wenn er als solcher handelte“ (HC 5:265). Er erklärte auch, er  selbst sei „nur ein Mann, und die Menschen dürfen von mir nicht erwarten, dass ich vollkommen bin“ (HC 5:181). Weder die Kirche noch ihre Führer und Mitglieder beanspruchen Unfehlbarkeit.

Vor allem bestätigt die Kirche, dass ihre Mitglieder nach persönlicher Offenbarung streben sollten, um die Wahrheit zu erkennen und im Einklang mit dem Geist Gottes zu leben. Jene, die dies nicht getan haben, können auf der Strecke bleiben, wenn ihr Glaube herausgefordert wird oder wenn sie auf Schwierigkeiten stoßen.

Abtrünnige werden manchmal Feinde der Kirche. Das Verlassen der Kirche, die behauptete, Gottes offizielle Kirche zu sein und die Fülle des Evangeliums zu enthalten, führt oft zu Schuldgefühlen. Während viele zurückkehren, entwickeln andere das Bedürfnis ihre Taten zu verteidigen, die Kirche zu „widerlegen“ oder bittere Feinde zu werden. Die Früchte der Abtrünnigkeit sind gewöhnlich bitter. Das Buch Mormon warnt vor ungünstigen Bedingungen, die sich aus Übertretungen ergeben, die gegen „das Licht und die Erkenntnis“ verstoßen (Alma 9:23).

HLT-Schriften etablieren eine liebevolle und hoffnungsvolle Haltung Abtrünnigen gegenüber. Heiligen der Letzten Tage wird wärmstens empfohlen, jene zu lieben, die die Glaubensgemeinschaft verlassen haben, und jene zu ermutigen und sich bei denen einzusetzen, die vom Wege abgekommen sind. Auch sollten sie sich mit ihnen befassen und „die verlorenen Schafe“ einladen zurück zur Herde zu kommen (Lk 15:3-7). Der auferstandene Heiland lehrte in Bezug auf den vom Wege Abgekommenen: „Doch sollt ihr ihn nicht aus euren ...Anbetungsstätten ausstoßen, denn so jemandem sollt ihr auch weiterhin dienen; denn ihr wisst nicht, ob sie nicht zurückkommen und Umkehr üben und mit voller Herzensabsicht zu mir kommen und ich sie heilen werde; und ihr werdet das Mittel sein, um ihnen die Errettung zu bringen“ (3 Ne. 18:32). Der Wunsch zurückzukehren wird durch die Wirklichkeit der Umkehr motiviert, die durch das Sühnopfer Jesu Christi ermöglicht wurde. „Wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem wird vergeben, und ich, der Herr, behalte sie nicht mehr im Gedächtnis. Ob jemand von seinen Sünden umgekehrt [ist], könnt ihr daran erkennen: Siehe, er bekennt sie und lässt davon“ (LuB 58:42-43).
[Siehe auch Anti-Mormonen Veröffentlichungen; Abtrünnige Gruppen.]

BIBLIOGRAPHIE

Asay, Carlos E. „Opposition to the Work of God“. Ensign 11 (Nov. 1981):67-68.
Foster, Lawrence. „Career Apostates: Reflections on the Works of Jerald and Sandra Tanner“. Dialogue 17 (Sommer 1984):35-60.
Howard, F. Burton. „Come Back to the Lord“. Ensign 16 (Nov. 1986):76-78.

GILBERT W. SCHARFFS