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ALTES TESTAMENT

Das Alte Testament ist eines der Standardwerke oder Schriften, welches von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage anerkannt wird. Sie schätzt es aufgrund seiner prophetischen, historischen, dogmatischen und moralischen Lehren. Das Alte Testament erzählt eine epochale Abfolge alter Dispensationen. Während dieser Dispensationen empfingen Menschen regelmäβig Führung durch göttliche Bündnisse und Gebote, von denen viele nach wie vor grundlegend und zeitlos sind. In Bezug auf das Alte Testament ist es für Heilige der Letzten Tage bezeichnend, dass der Engel Moroni im September 1823 eine Reihe von Prophezeiungen aus dem Alten Testament zitierte, als er dem Propheten Joseph Smith den Ort zeigte, an dem ein alter Bericht verborgen war, der auf Goldtafeln geschrieben war. Die Übersetzung desselben brachte das Buch Mormon hervor (JS-Lg 1:36-41). Auβerdem unterstreichen die umfangreichen Arbeiten Joseph Smiths am Alten Testament und die dazugehörenden Offenbarungen (Juni 1830-Juli 1833), die zu der Joseph Smith Übersetzung der Bibel führten (JSÜ) sowie bestimmte informative Abschnitte in Lehre und Bündnisse die Wichtigkeit dieser biblischen Texte. Darüber hinaus geht aus dem Buch Mormon hervor, dass der Prophet Lehi und seine Kolonie vor 600 v.C. einen Bericht auf Messingtafeln, der viele Texte des Alten Testaments enthielt, von Jerusalem in die westliche Hemisphäre trug (1 Ne 5:10-15). Dieser Bericht veranlasste Lehi und seine Nachkommen dazu, sich auf einen Erlöser zu freuen (1. Ne 19:22-23) und gab ihnen einen Leitfaden für ihre moralische und geistige Entwicklung (Mosia 1:3,5).

Somit sehen Heilige der Letzten Tage das Alte Testament, oder auch den Alten Bund, nicht als veraltet an. Es enthält Erzählung, Weisheit und prophetische Schriften altertümlicher Epochen; und obwohl einige „klare und kostbare“ Dinge verloren gegangen sind, wurden viele von ihnen in den Schriften der Heiligen der Letzten Tage wiederhergestellt (1 Ne 13:40). Wie durch die höheren Gebote im Neuen Testament kenntlich gemacht (z.B. Matt 26:28; Luk 22:20; 1 Kor 11:25; 2  Kor 3:6: Heb 7:22) umrahmt es eine Reihe alter Bündnisse mit Jehovah (Jesus Christus). Heilige der Letzten Tage Betrachten sie alle als Elemente im selben göttlichen Plan der Erlösung.

EWIGE BÜNDNISSE UND GEBOTE. Heilige der Letzten Tage haben das Bedürfnis, die ewig gültigen Grundsätze, die in allen göttlichen Bündnissen und Geboten vorgeschrieben sind, zu lernen und zu praktizieren. Um Gottes ewige Absichten zu erkennen und zu verstehen, muss man die vergangenen Epochen, die im alten Testament dokumentiert sind, zusammen mit denen aus anderen alten und modernen Schriften studieren. Zum Beispiel helfen die Offenbarungen der Letzten Tage den Heilgen der Letzten Tage beim Lesen des Alten Testaments, mehr Wertschätzung für die Kontinuität für die ewig wichtigen Konzepte, die von den Propheten in den Schriften gelehrt werden, zu empfinden. 

Von Anfang an wurden die göttlichen Bündnisse, die mit Errettung einhergehen, von Propheten gelehrt und einige von ihnen wurden durch heilige Verordnungen versinnbildlicht. In einer Offenbarung an Mose, die durch Joseph Smith wiederhergestellt wurde, heiβt es, dass Tieropfer von den Tagen Adams und Evas an gefordert (Mose 5:5) und solche Opfer „ein Sinnbild für das Opfer des Einziggezeugten des Vaters“ waren (Mose 5:7).

Ein weiteres in neuzeitlichen Offenbarungen verifiziertes alttestamentarisches Bündnis ist der Abrahamische Bund. Er bezieht sich nicht allein auf buchstäbliche Nachkommen Abrahams, sondern auch auf diejenigen, die aufgrund ihres Glaubens an den wahren Gott und ihrer Taufe in das Evangelium Christi und in die Familie Abrahams adoptiert wurden (Gen 12:1: Gal 3:26-29). Diese „Abkömmlinge“ Abrahams sollen die Segnungen dieses Bundes allen Nationen bringen, indem sie den wahren und lebendigen Gott lehren und seinen Plan der Erlösung verbreiten (Abr 2:9-11). Durch Offenbarung ist den Erben der Heiligen der Letzten Tage die Verantwortung übertragen worden, den Bund Abrahams zu kennen und ihm entsprechend zu handeln (LuB 110:12). Darüber hinaus ist im Buch Mormon eine Verheiβung des auferstanden Jesus aufgezeichnet, dass die Nachkommen seines alten Bundesvolkes Israel, die zerstreut worden sind, „vom Osten und vom Westen und vom Süden und vom Norden eingesammelt werden; und sie werden zur Erkenntnis des Herrn, ihres Gottes gebracht werden, der sie erlöst hat“ (3 Ne 20:13). Sie werden sich im Land ihres Erbteils ansiedeln und werden ihre alte und gipfelnde Verantwortung erfüllen, das Reich des Herrn zu errichten (3 Ne 20:21-46; Vgl. Jes 52:1-15). Für Heilige der Letzten Tage beinhaltet die Wiederherstellung „aller Dinge“ (Apostelgeschichte 3:21) viele Grundsätze, Lehren und Ideale des Alten Testaments.

VORÜBERGEHENDE UND EWIGE GESETZE. Heilige der Letzten Tage glauben nicht, dass Jesus mit der Erfüllung des mosaischen Gesetzes das Gesetz, die Propheten und die Schriften des Alten Testaments auβer Kraft setzte (3 Ne 15:5-8). In der Tat erfüllte er zwar das Gesetz des Opferns, indem er erlaubte, sein eigenes Blut zu vergieβen (Alma 34:13) und indem er bestimmte alte Bräuche der Verehrung ersetze (3 Ne 12:18-20; 15:2-10). So wurde das Paschafest zum Abendmahl, das an das Letzte Abendmahl erinnert (Luk 22:1-20): Das Paschalamm gipfelte im Lamm Gottes (Ex 12:5, 21; 1 Kor 5:7; 1 Pet 1:19; Offb 5:6). Das Opfern von Tieren gipfelte im ultimativen Opfer Jesu, für das die alten Opfer nur ein bloβes Vorbild waren, aber das Opfer eines „reuigen Herzens und einens zerknirschten Geistes“ bleibt erhalten (3 Ne 9:19-20; Vgl. Röm 12:1).

Jesus bekräftigte viele der von Mose und den Propheten gelehrten moralischen und geistigen Gesetze. Dazu zählen die Gesetze über Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor den Eltern, Keuschheit im moralischen Verhalten, das Vermeiden von Gewalt und Mord und Ehrlichkeit gegenüber seinen Mitmenschen (z.B. Matt 5:17-48; Vgl. 3 Ne 17-48, Luk 16:19-31; 24:13-47). Der Buch Mormon Prophet Abinadi wiederholte die Zehn Gebote und war bezüglich der Notwendigkeit, diese zu lehren und und gemäβ ihren Standards zu leben, unnachgiebig (Mosia 12:33-37; 13:12-26). Und Offenbarung der Letzten Tage bestätigt dieselbe Notwendigkeit für jeden, der dem Herrn gefallen will (z.B. LuB 20:17-19; 42:18-29; 52:39).

Für Heilige der Letzten Tage bleiben alle von alttestamentarischen Propheten gelehrten Grundsätze der Moral und der Rechtschaffenheit weiterhin gültig. Micha zum Beispiel sagt: „Es ist dir gesagt worden, Mensch,... was der Herr von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott“ (Micha 6:8). Der Herr lehrte durch Habakuk, dass göttlich inspirierte Visionen sich sicher erfüllen würden, wenn es auch einige Zeit dauert; „der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben“ (Hab 2:3-4). Mose ermahnte die Israeliten, nach den Geboten Gottes zu leben, um ein gutes Beispiel für andere zu sein: „Ihr sollt auf sie achten und sollt sie halten [die Gesetze und Verordnungen]. Denn darin besteht eure Weisheit und eure Bildung in den Augen der Völker. Wenn sie dieses Gesetzeswerk kennenlernen, müβen sie sagen: In der Tat, diese groβe Nation ist ein weises und gebildetes Volk“ (Deut 4:6). Jesus berief sich auf Deuteronomium und Levitikus, als er das erste und zweite Gebot lehrte, Gott und seine Mitmenschen zu lieben (Deut 6:4-5; Lev 19:18, 33-34: Mark 12:28-34).

Dies bedeutet jedoch nicht, dass alle Bräuche der Verehrung wie durch „das Gesetz und die Propheten“ ermahnt, ewig aufrechterhalten werden sollten. Um 150 v.C. erklärte der Buch Mormon Prophet Abinadi: „Ich sage euch, es ist ratsam, daβ ihr das Gesetz des Mose noch immer befolgt; aber ich sage euch, die Zeit wird kommen, da es nicht mehr ratsam sein wird, das Gesetz des Mose zu befolgen“ (Mosia 13:27). Der auferstandene Jesus zitierte den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus und den in Jerusalem versammelten Elf, die Lehren des Gesetzes und der Propheten, die Psalmen und „alle Schriften“, die er erfüllt hatte (Luk 24:13, 27, 33, 44). Nur bestimmte Dinge hatten in ihm ein Ende (3 Ne 15:8; Gal 3:24).

Daher schätzen Heilige der Letzten Tage die ewigen alttestamentarischen Gesetze und Lehren. Sie glauben, dass sie „von Gott eingegeben“ und „nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Beβerung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ sind (2 Tim 3:16).

PROPHETISCHE MESSIASERWARTUNG. Mehr als 500 Jahre v.C. sagte Jakob, ein Prophet im Buch Mormon, sein Volk wisse aufgrund der Lehren von Mose und der Propheten von Christus und hofften auf sein Kommen (Jak 4:4-5). Und Nephi fügte hinzu: „Denn zu diesem Zweck ist das Gesetz des Mose gegeben worden; und alles, was dem Menschen von Anfang der Welt an von Gott gegeben worden ist, weist sinnbildlich auf ihn [Christus] hin“ (2 Ne 11:4). An anderer Stelle sagte Jakob: „Alle die Heiligen Propheten...haben an Christus geglaubt.“ Und weiter legte er dar, sein Volk halte gläubig das Gesetz des Mose, „denn es weist unsere Seele auf ihn [Christus] hin.“ In der Tat sahen sie in Abrahams Opfer von Isaak „ein Sinnbild für Gott und seinen Einziggezeugten Sohn“ (Jakob 4:4-5). Amulek, ein späterer Lehrer im Buch Mormon (ca. 75 v.C.), sprach von dem „groβen und letzten Opfer“ des Sohnes Gottes und erklärte: „Dies ist die ganze Bedeutung des Gesetzes – jedes kleinste Teil deutet auf das groβe und letzte Opfer [des Sohnes Gottes] hin“ (Alma 34:13-14).

Die Bedeutung, die prophetische Lehren und Verordnungen dabei spielen, Menschen zu Christus zu bringen, wird in den Hinweisen Jesu auf solchen Rituale und Lehren sichtbar. Als er vom Berg der Verklärung kam, sprach er mit Petrus, Jakobus und Johannes über die Schriften: „Vom Menschensohn, [heiβt es] in der Schrift, er werde viel leiden müβen und verachtet werden“ (Mark 9:12; Vgl. Jes 53:3-7). In seiner Heimatstadt Nazareth  kündigte er die Erfüllung von Jesajas Prophezeiungen über den Messias an, er werde heilen und die Gefangenen befreien (Luk 4:21; Jes 61:1-2). Nachdem er einen Mann am Sabbat geheilt hatte, sagte Jesus zu denen, die ihn verurteilten, die Stunde sei nah, in der die Toten seine Stimme hören würden (Joh 5:25; Vgl. Jes 24:22). Ohne Zweifel spielte er auf die Prophezeiungen über die nachfolgenden Ereignisse an. Seine Abschiedsworte zu derselben Zuhörerschaft waren: „Wenn ihr Mose glauben würdet, müβtet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben“ (Joh 5:25; Vgl. Deut 18:15-19 und Apos 3:22-23; 1 Ne 22:21; 3 Ne 20:23). Sogar in seiner letzten sterblichen Stunde, als er litt und die Verheiβungen der Erlösung erfüllte, zitierte Jesus den ersten Satz aus Psalm 22 – „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – als würde er auf die bevorstehende Erfüllung der übrigen Verse hinweisen (Matt 27:46; Vgl. Psalm 22:7-8, 12-19).

Frühzeitliche christliche Missionare bekehrten unter denen, die „Tag für Tag in den Schriften forschten“, viele zu Christus (Apos 17:10-12). Dies waren die Schriften, die uns heute als Altes Testament bekannt sind. Christliche Lehrer hatten Erfolg darin, „aus der Schrift [nachzuweisen], daβ Jesus der Messias“ ist (Apos 18:24-28). Paulus erklärte, dass „alles, was einst geschrieben worden ist,...zu unserer Belehrung geschrieben [ist], damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schrift Hoffnung haben“ (Röm 15:4).

Bezüglich des zukünftigen Kommens Christi sehen viele „königliche“ und „messianische“ Psalmen die Herrschaft des Herrn im letzten Zeitalter vorher. Psalme 72 und 100 sind dafür typisch (Siehe Psalmen, messianische Prophezeiungen in den). Darüber hinaus deuten mehr Kapitel in den prophetischen Büchern des Alten Testaments auf seine triumphierende letzte Herrschaft hin als auf sein erstes Kommen und sein Opfer (z.B. Jes 40, 43, 45, 52, 60, 63, 65: Ezek 37-48; Dan 12; Zech 12-14).

PROPHEZEIUNGEN FÜR DIE GEGENWART UND ZUKUNFT. Für Heilige der Letzten Tage begann die Ära des Evangeliums Jesu Christi nicht nur mit Joseph Smiths erster Vision, sondern auch mit den Besuchen anderer göttlicher Boten. Diese zitierten alttestamentarische Prophezeiungen mit der Verheiβung, sie seien kurz davor, sich zu erfüllen. Der Engel Moroni zitierte Joseph Smith einige der endzeitlichen Prophezeiungen Maleachis, Jesajas, Joels – und laut Wilford Woodruff – Daniels und verhieβ ihre Erfüllung (JS-Lg 1:29, 33, 36-41; JD 24:241).
 
Heilige der Letzten Tage nutzen sowohl alte als auch neue Prophezeiungen, um das Licht des Evangeliums den Andern zu bringen, damit alle gemeinsam gesegnet werden können (Jes 49:5-22): LuB 86:11; 110:12; 124:9). In den letzten Tagen wird der Gott des Himmels sein Reich errichten, um alle Völker zu erfassen und es wird vorwärtsrollen, bis es die ganze Erde erfüllt (Dan 2:31-45): LuB 65). Der Herr wird „nach Zion“ zurückkehren und Frieden und Rettung bekanntgeben und verkünden „Dein Gott ist König!“ Alle Nationen werden die Erlösung Gottes sehen (jes 52:7-10). Alle könne Teil von Zion sein, „die im Herzen reinen“  (LuB 97:19-21). Und Oabdja sagte: „Befreier ziehen auf den Berg Zion...und der Herr wird herrschen als König“ (Obad 1:21: LuB 103:7-10).

BIBLIOGRAPHIE

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ELLIS T. RASMUSSEN